der großen Kaiserin, vom Volke die „kleine Katharina" genannt, mit dem Oberhofmeistcr Graf Panin, ihrem Anbeter, in den übrigen die Hofdamen der Monarchin mit ihren Cavalieren.
Nicht lange, nachdem der Zug prächtiger Schlitten vorübergeflogen war, schlug die Stunde der ersten Ablösung und aus besonderen Befehl der Kaiserin wurde Javwiga als Schildwache vor der Thüre postirt, welche unmittelbar zu den innersten Gemächern ihrer allmächtigen Freundin führte.
Lange Zeit geschah nichts Außerordentliches, ja nicht einmal etwas Gewöhnliches. Jadwiga ging, der Instruction gemäß, welche ihr ihr geliebter Capitän sehr eingehend ertheilt hatte, die Muskete im Arme, vor der großen, weißen, reichvergoldeten Thüre ans und ab und gähnte wohl auch einmal ab oder zu.
Endlich ging der eine Flügel in den Angeln und wurde, ehe Jadwiga Zeit hatte, sich in Positur zu stellen, kräftig zugc- schlagen. Es war der Graf Orlosf, welcher jetzt mit einem eigen- thümlichen Lächeln vor der reizenden Schildwache stand.
„Ich küsse Ihnen die Hände, mein Fräulein," begann er mit einer galanten Verbeugung
Die weibliche Schildwache stand der empfangenen Instruktion gemäß regungslos und gab keine Antwort, ja zuckte mit keiner Wimper.
„Sie finden es gewiß unbescheiden, ja vielleicht sehr unartig," fuhr der einflußreiche Günstling fort, „daß ich es wage, das Wort an Sie zu richten, schönste der Amazonen, ohne Ihnen gebührender Maßen vorgestellt zu sein. Was? Nun so nehme ich mir denn die Freiheit, mich Ihnen selbst vorzuführen. Sie sehen in mir den armen Sterblichen, Graf Orloff genannt, General- lientenant und Adjutanten Ihrer kaiserlichen Majestät, arm, weil er so spät erst das Glück genießt, in ihr himmlisches Angesicht blicken zu dürfen."
Die schöne Schildwache rührte sich nicht.
„Aber habe ich Sie denn wirklich beleidigt, mein hochgeborenes Fräulein," rief Orloff, „daß Sie Ihren ergebensten Knecht, den elendesten Ihrer Sklaven keiner Antwort würdigen — oder —" — er brach in lautes Lachen ans — „nehmen Sie den Dienst so ernst —" — er lachte wieder — „so ernst, daß Sie mir nicht einmal zwei Sylben gönnen. Aber ich will mit einer einzigen zufrieden sein, mein schöner Nekrut —"
Der mächtige Mann blickte furchtsam um sich.
„Sie scheinen mir auch in der Liebe noch ein Rekrut, schöne Jadwiga, erlauben Sie mir, im Kriegshandwerke Amors Ihr Exerziermeister zu sein, ich will meiner reizenden Aufgabe mit allem Ernste, allem Eifer, allem Fleiße obliegen. Sagen Sie mir, nur, daß ich Ihnen als Lehrmeister nicht ganz unangenehm bin, daß Sie mir erlauben, Sie anzubeten, Sie vorläufig auf meinen Knien zu verehren. Sprechen Sie nur diese eine Sylbe, sagen Sie Ja."
Keine Antwort.
„Aber, angebetete Kriegerin, Sie nehmen Ihre Aufgabe wirklich viel zu ernst," sagte der Graf, nachdem er einige Minuten damit zngebracht hatte, in Jadwiga's ti^fe blaue Augen zu blicken, „muß ich Ihnen als Ihr Vorgesetzter, als General der Armee, in deren Reihen Sie als einfacher Soldat dienen, befehlen, mir Antwort zu geben? Gut. Ich befehle Ihnen also, Soldat Fräulein Jadwiga Alexandrowna Niewelinski, beantworten Sie ungesäumt meine Frage. Erlauben Sie mir gnädigst, Sie anzubeteu?"
Keine Antwort.
Die weibliche Schildwache steht regungslos, ohne nur mit einer Wimper zu zucke».
„Antworten Sie, Mademoiselle," rief Orloff ärgerlich, „wissen Sie nicht, was Subordination ist. Oder leben Sie vielleicht gar nicht und ich muß Ihnen erst wie jener glückliche Bildhauer seiner schönen Statue von der allmächtigen Venus Leben erflehen oder selbst im Kusse einhauchen?"
Mit diesen Worten wollte der kühne Eroberer schöner Frauen seine kräftigen Arme um Jadwiga schlingen, aber die weibliche Schildwache verstand keinen Spaß und hielt sich buchstäblich an ihre Instruktion. Sie wich zwei Schritte zurück und fällte das Bajonett.
Aber dies schreckte einen Orloff nicht zurück. Zuerst brach er in Lache» aus, dann ergriff er den Lauf der Muskete, welche ihn bedrohte, mit seinen eisernen Händen und drückte ihn bei Seite.
„Zurück oder ich schieße," rief die bedrohte Schildwache, aber schon hatte Orloff den einen Arm um sie geschlungen.
„Ich schieße —"
(Fortsetzung folgt.)
Amtliche und Privat-Bekanntmachungen
Revier Altenstaig.
Htilwkrlimis.
Am Dienstag den 12. d. M.. Nach- j mittags 5 Uhr, wer- zden im Ochsen in Spielberg aus rchonzert und Ver- 'lorenholz l2 Raummeter tannene Scheiter, 25 Raummeter Prügel, 30 Raummeter Anbruchholz, 3 Raummeter fichtene und 3 Raummeter tannene Rinde, sowie 260 ungebundene Wellen versteigert.
K. Forstamt.
__Her de gen. ^
Revier Thumlingen. '
Lang- und SaghM- Verkanl.
Aus dem Staatswald Döbele am Donnerstag den 14. d. M.:
159 Stämme Lang- und.Sägholz.
Zusammenkunft Morgens 9 Uhr in Altnuifra.
Nagold.
Floßs-erre
ist in Folge nothwendiger Wasserbauten an der Floßgasse in Comersheim auf der Eng vom 18. bis 31. d. M. angeordnet. Den 9. August 1873.
K. Oberamt.
Husuadel, Amtmann, g. St.-V.
Vkifuhr-Akkord.
Die Beifuhr von 800 Stück tannenen kyanisirten Stoß- schwellen von ihrem Lager- zie platz auf dem Bahnhof Pforz- — heim, ^gegenüber dem württ. Güterschuppen, nach der Station Gündrin-
grn (Schietingen) ist im Submissionswcg zu vergeben.
Lufttragende werden aufgefordert, ihre Offerte längstens bis
Mittwoch den 20. ds.,
Abeirds 4 Uhr,
schriftlich und versiegelt mit der Adresse „Offerte auf die Beifuhr von Schwellen" hieher cinzugeben; der unter;. Stelle unbekannte Bewerber aber haben sich durch Vermögens- und Tüchtigkeitszeugnisse auszuweisen. Nach 4 Uhr findet die Eröffnung der Offerte statt, welcher die Submittenten amvohnep können.
Die Akkordsbedingungen können auf dem Bauamte hier und in Pforzheim eingesehen werden.
" Nagold, den 9. August 1873.
K. Eisenbahnbauamt. Herrmann-
Nagold.
Brennl>olr-Verkauf.
Aus den Stadt- walddistriktenHorn, Sulzer-Oeschle, Galgenberg, Aend- resle.Mittlerbergle, Bühl, Bühlkopf. Wölfsberg, Ziegelberg und Winkerhalde werden am Dienstag den 19. August d. I., Vormittags 9 Uhr,
auf dem Rathhausc hier öffentlich versteigert:
403 Raummeter tannene Prügel.
5000 Stück gebundene tannene Wellen. Den 11. August 1873.
Gemeinderath.
W i l d b e r g.
Alle, welche Heuer 50 Jahre zählen, werden freundlich mit sonstigen Freunden eingeladen, ihren Geburtstag am 31. August
(Sonntag) bei Jakob Röhm zur Linde von Mittags 2 Uhr an zu feiern.
Nagold.
Es wird eine ältere solide Person gesucht, welche eine kleine und stille Haushaltung zu versehen vermag. Der Eintritt könnte sogleich geschehen. Das Nähere zu erfragen bei der
_ Redaktion.
S i m m e r s f e l d.
Pferd feil.
Einen älteren, aber noch sehr brauchbaren und sehr vertrauten Braunwallach setzt dem Ver-, kauf aus
Revierförster Fischer.
Vorzüglichen
Nagold.
Schweizerkäs,
guten MkKsteinkäs K Kräulerkäs
D. H. Keck.
empfiehlt
E b h a u s e n.
3 schöne, ächte, schwarze Spitzerhunde sind zu haben bei
Paul Martin Katz:
Nagold.
Hnnd-Gefuch ober verlaufener Hund.
Seit 2 Tagen vermisse ich meinen Haushund von mittlerer Größe und gelber Farbe, was ich zur Wiederbeischaffung gegen gebührende Entschädigung hiemit veröffentliche.
Lindenwirth Haußer.