sollte, lügen wollte er nicht und die Wahrheit zu sagen fürchtete er sich, denn er wußte wohl, daß Friedrich der Große den Sotdaten- staüd höher als alles andere hielt. Er suchte deßhalb vergeblich nach Worten, und seine Angst und Verrwirrung wurde immer größer.
Der König, der wohl merkte, wo ihn der Schuh drückte, fing an laut zu lachen, und indem er sich in einen Lehnstuhl niederlicß, sagte er launig und wohlwollend:
,,Na komm Er- ein paar Schritte näher, und erzähl' Er mir, was ihn bewogen hat, die Theologie an den Nagel zu hängen, und dafür das Schwer! zu ergreifen. Er braucht sich vor mir nicht zu geniren, wir kennen uns ja nicht erst seit heute und Er weiß wohl, daß ich immer sein wohlaffektionirter König war. Darum heraus mit der Sprache, und frisch von der Leber weg."
Durch diese huldvolle Ansprache ermuthigt, wagte es Olearius seinen Thürposten anfzugebeii, und etwas weiter in das Zimmer zu treten. Aber noch immer wollte ihm nicht die rechte Courage kommen und noch viel weniger gelang es ihm, in zusammenhängender Rede sein trauriges Schicksal dem Könige vor Augen zu führe».
Als der Monarch sah, wie der arme Kandidat vergeblich nach Alhem haschte, und wie ihm jedes Wort in der Kehle stecken zu bleiben drohte, klopfte er plötzlich mit seinem Krückstöcke auf den Boden und sagte dann mit gulmüihigem Spotte:
„Hör' Er, mir will es scheinen, daß es ihm unmöglich ist, vor lauter Zittern und Zagen etwas Ordentliches heraus zu bringen. Er quatscht da ein Zeug zusammen, woraus der Teufel klug werden mag. Fang Er die Sache einmal anders an.
Auf dieses hin ging es besser. Olearius erzählte mit einfachen Worten alles was ihm seit der ersten Audienz, die er bei dem Könige gehabt widerfahren. Ruhig und mit Aufmerksamkeit hatte der König ihn angehört. Als er geendet trat der Monarch auf ihn zu und sagte freundlich:
„Er ist ein braver Kerl. Er hat alle Schicksale, die Gott über Ihn verhängt, ruhig und in Demuth getragen, das gefällt mir. Ich habe mich nach Ihm erkundigt und nur Gutes von ihm gehört, feine Leidensschule soll ein Ende haben. — „Hier," bei diesen Worten nahm der König ein znsntmneugelegtes Papier von seinem Schreibtische, „hier ist Sein Dekret als zweiter Hofprediger. Und dann noch eins: Schass Er sich bald eine brave Frau in's Haus, damit Er das leichtsinnige Weibsbild, die Lics- beth, vergißt, und wenn Er Kinder kriegt, so denk Er an mich, bei Seinem ersten Bub will ich Pathe stehen. Und nun Gott besohlen, Herr .Hofprediger; doch halt, da hat Er noch etwas zu seiner Einrichtung —" dabei drückte er dem lautlos und versteinert dastehenden Kandidaten eine Geldrolle in die Hand, zog dann die Glocke und befahl dem eintretendeu Kammcrherrn, dem neuen Hosprcdiger seine Wohnung anweisen zu lassen.
Wie Olearius aus des Königs Gemach, durch die Vorsäle, die Treppen hinunter und nach feiner neuen Wohnung, die sich im linken Schloßflügel befand, kam, wußte er nicht. Ihm war's, als wäre alles nur ein böser Traum und als müßte er jeden Augenblick zu einer furchtbaren Wirklichkeit wieder erwachen. Aber dießmal war es doch kein Traum gewesen. Olearius war und blieb Hosprediger des Königs und erhielt noch am nämliche» Tage seine Entlassung aus dem Regimente. O wie jauchzte jetzt sein Herz auf. Aller Schmerz alle Leiden waren vergessen.
Acht Tage darauf trat er sein neues Amt an, und der König mit dem gesummten Hofstaate hörte die Predigt mit an, die der neue Pastor, erfüllt von der Weihe des Augenblicks, und voll der Erinnerung an die Vergangenheit mit einem solchen Feuer, mit solch' innigster lleberzeuguug sprach, daß viele Herzen erschüttert und manches Auge naß wurde.
Zu Mittag wurde er dann zur Tafel in's Schloß geladen, wo sein einfaches bescheidenes Wesen ihm bald aller Herzen gewann. Als die Tafel aufgehoben wurde und der König die Gesellschaft verabschiedete, wandte er sich plötzlich auch zu Olearius und sagte scherzend mit dem Finger drohend:
„Herr Hofprediger vergeh Er nicht, ich möchte bald Pathe werden" — und verschwand dann, den von allen Seiten von lachenden Gesichtern umringten Prediger, dem die Helle Glut in's Antlitz stieg, in größter Verlegenheit stehen lassend.
(Fortsetzung folgt.)
Allerlei.
— Einfluß der Bienen auf die Befruchtung im Pflanzenreiche. Darwin erzielte von 100 Pflanzen weißen Klee, die von den Bienen besucht waren, 2290 keimfähige Körner, während andere 20 Pflanzen, von denen man die Bienen abgehalten hatte, auch nicht ein einziges gutes Samenkorn lieferten. Beim Roth- klee stellte sich ein gleiches Resultat heraus, 100 von den Bienen besuchte Pflanzen lieferten 2700 Samenkörner; nicht von den Bienen besuchten Pflanzen in gleicher Zahl ergaben auch nicht ein Korn. Es bestätigt sich da auch die große Rolle, welche die Bienen und eine große Anzahl ähnlicher Geschöpfe bei der Ucber- tragung des Samenstaubes und bei Befruchtung der Pflanzen von der Natur erhalten haben.
— (Berthold Schwarz.) Das alte und seltene Buch „Beschreibung der Eidgenössischen Stadt St. Gallen Gelegenheit, Geschichten und Regiment. Wie auch des Lebens Herrn D. von Watt, gewesenen Bürgermeisters daselbst. S. Gallen, Gedruckt und verlegt von Jakob Redinger. N. VO. TXXXIII" enthält folgende auf das Schicksal des FranciscanermönchS Berthold Schwarz, dem bekanntlich die Erfindung des Schießpulvers zugcschrieben wird, bezügliche Stelle: „Im Jahre 1380 ist das Schießpulver ans Schwebe!, Salpeter und Kohlen gemacht, von einem Franciscaner-Mönchen Namens Berchthold Schwartz erfunden worden. Nicht lange Zeit hernach solle man zu Augspurg zum ersten die großen Stuck gegossen und selbige beschossen haben. Folgends hat man in S. Gallen auch einen Anfang gemacht, dergleichen sich zu versehen, zwaren nicht ans Liebe diser Gottlosen Erfindung; sonder zu seiner nothwendigen Beschützung. Neun Jahr hernach hat gemelter lose Erfinder seinen wohlverdienten Lohn empfangen, in dem er von Keiser Wenceslao hingerichtet worden."
— (Wasserglaskomposition.) In der Stuttgarter Waschanstalt wurde kürzlich von einer Commission von Sachverständigen ein Probewaschen mit dem Waschpräparat vorgenommen, welches die vereinigten rheinischen Wasserglasfabriken unter dem Namen „Wasserglas Komposition" in den Handel bringen. Es wurde dabei nach dem Würlt. Gwblatt. die Wirksamkeit dieses Präparates bei Anwendung auf das Waschen von Wolle, Seide, gefärbten Stoffen, Herren- und Damenkleidern, insbesondere auch der Leibwäsche durch sehr gelungene Proben nachgewiesen. Es zeigie sich vornemlich, daß die Wäsche in weit kürzerer Zeit als bei seitheriger Methode hergestellt wurde, ohne daß Stoffe und Farbe in sichtbarer Weise Noth gelitten hätten. Das Entfernen von Fettflecken aus Holzgegenständen wurde ebenso rasch als gründlich bewerkstelligt; sogar hie znm Reinigen der Lokomotiven und anderen Maschinen verbrauchte Putzbaumwolle wurde innerhalb einer Viertelstunde so vollständig rein hergestellt, daß sie aufs Nene znm gleichen Zwecke verwendbar ist.
— (Justin ct oder Verstand?) Gestern — so erzählt der „Rheinische Kurier" vom 31. v M. — wurde der Besitzer eines Hotels in Wiesbaden durch wiederholtes Schelle» ans einem seiner Zimmer aufmerksam gemacht, was ihn um so mehr erstaunte, als sämmtliche Zimmer verschlossen waren. Bei wiederholtem Nachsehen fand man endlich das Zimmer, in welchem die Glocke mit großer Lebhaftigkeit gezogen wurde. Man öffnete mittelst des Hanptschlüssels und erblickte zur allgemeinen Ueber- raschnng den klugen Hund, welcher, den Schellenzng noch in der Schnauze, sich auf obige Weise von einer unfreiwilligen Einschließung erlöste.
— (Große Lcbenszähigkeit.) lieber drei Wochen vermißte man in einem schweizerischen Handlungshause, dessen Besitzerin neben anderen nützlichen Hausthieren auch eine Anzahl Hühner hält, eine der besten Hennen. Vor einigen Tagen nun wurde dieselbe nun unter einer leeren Kiste vorgefunden. Wahrscheinlich war das Thier heim Auskehren des Raumes, worin sich die leeren Kisten befanden, unter eine solche gesteckt morden. Die Henne war so leicht, als ob sie nur aus Federn bestände; konnte zwar nicht mehr stehen, aber noch selbst fressen. Einige Tage sorgsamer Pflege brachten das Thier so weit, daß es in Gemeinschaft mit seinen Gefährtinnen wieder fleißig scharrt und pickt. Ein merkwürdiger Beweis, wie lange solches Geflügel ohne Nahrung leben kann.
Amtliche Bekanntmachungen.
Schönbro n n.
Gläubiger-Aufruf.
In der Nachlaßsache des am 2l. vor. Monats verstorbenen Bernhard Roller. Schusters von Schbn- bronn,
werden die Gläubiger aufgefordert, ihre Forderungen bei der Unterzeichneten Stelle geltend zu machen, widrigenfalls dieselben es sich selbst zuzuschrciben Haben, wenn sie
mit ihren Ansprüchen bei der Nachlaß Bereinigung unberücksichtigt bleiben würden. Wildberg, den 2. Dezember 1872.
K. Amtsnotariat. Drescher.
R o h r d o r f.
Verkauf von Forderungen.
Die zu der Gäntmasse der Handels-Gesellschaft
I. A. Calmbach in Rohrdorf gehörigen GeschLftsausftänd«, welche sich auf ungefähr —-'-800 fl. belaufen, werden
am Montag den 16. Dezember, Vormittags 10 Uhr,
auf dem Rohrdorfer Rathhause im öffentlichen Aufsirciche gegen bare Bezahlung verkauft.
Der Gläubigerausschuß hat das Ergebniß zum Voraus genehmigt.
Das Verzeichnis; der Ausstände kann bei dem Gülerpfleger Markus Lutz in Rohrdorf cingesehcn werden.
Den 3. Dezember 1872.
Gerichtsnotar von Nagold Fifchhaber.