Rcnans eine große Aufregung in den klerikale» Kreisen hcrvor- gebrachl Han Die Huldigungen, die man ihm in Circalo Cavour erwies, erklärt die klerikale Presse für Schmach und Schande, n. um den Himmel zu trösten für den Schmerz, den Verfasser des Lebens Jesu in der ewigen Stadt zu sehen, ist auf Sonntag den 27. Okt. eine besondere Andacht zu „Unserem Herrn Jesus Christus, wahrer Gon und wahrer Mensch" angeordnet worden, wobei das vom heil. Lukas gemalte Bild des Heilands, das in der Kapelle über Scala Santa neben dem Lateran anfbewahrt wird, öffentlich ausgestellt wird. Alle Gläubigen sind zu dieser Andacht eingeladen. Renan besucht inzwischen ruhig Tivoli, Subiaco u. s. w.
Vor den Gerichten spielte dieser Tage ein interessantes Sittenbild ans dem Ostende von London, wo bekanntlich eine Masse von Lenken wohnt, denen das Predigen des Christenlhums mindestens eben so »olh thut als den Hottentotten und Wilden Asiens und Amerikas. Cs fehlt auch nicht an Missionären, die in jenen Stadtiheil kommen, und da jene Bevölkerung eine Abneigung gegen Kirchen hat, halten sie ihre Predigten aus offener Straße. Nun liebte einer der dortigen Bewohner Namens Butler den religiösen Disput und pflegte stets dem Straßenprediger in seinem Revier Opposition zu machen. Eines Tages mochte er in seinem Eifer zu weit gegangen sein und der Prediger, uneingedenk der christlichen Rachsucht, ries : Du bist ein alter Narr. Der beleidigte Butler entgegnete: Sage das nochmals und ich ichlage dich nieder. Der Prediger kam der Aufforderung nach und sagte: Du bist ein aller Narr, der mit einem Fuße bereits im Grabe ist. Hierauf ergriff der so Hcrausgeforderie seinen Stock und verfehle dem Gegner einen Schlag über das Gesicht und begann ihn derb durchzuschütteln. Jetzt erhob auch der Prediger seinen Arm und schlug den Gegner — todt. Die Todtenschau ergab zwar, daß der Geschlagene auch ohnehin bedeutend krank war, aber es konnte nicht gelängnet werden, daß der Schlag den Tod herbeigeführt habe. Das Verdikt jedoch lautete, daß der Missionär in Nothwehr gehandelt habe, und sprach ihn frei.
Der deutsche Turner- und Schützenverein zuPorto Allegre (Brasilien) halte den Feldmarschall Graf Moltke zum Ehrenmitglied«: ernannt. Der Vorsitzende des Vereins veröffentlicht nun folgendes Schreiben des (»'rasen: „Euer Wohlgeboren bitte ich, dem deutschen Turner- u. Schützenverein in Porto Allegre nunnen verbindlichsten Dank dafür aussprechen zu wolle», daß derselbe mich zum Mitglied erwählt hat. Was die Tapferkeit
der Deutschen diesseits des Ozeans erfochten, kommt auch den Landsleuten jenseits zu Gute. Daß diese aber das lebhafte Gefühl der Angehörigkeit und den treuen deutschen Sinn auch unter dem fremden Himmelsstrich bewahren, davon gibt Ihr freundliches Schreiben mir den Beweis. Mit einem Hoch! auf das mächtige Deuischland diesseits und jenseits des Meeres Ihr ergebenster Graf Moltke, Feldmarschail. Wildbad Gafteiu den 27. Fall 1872.
Am 17. Okt. war es ein Jahr, daß die Stadt Chicago, die Hauptstadt von Illinois, abgebrannt ist. Sie steht jetzt schöner, großartiger und reicher da als je zuvor. Besondere Mühe har man sich gegeben, die Hauptgebäude der Stadt binnen Jahresfrist zum Gebrauche herzu,tellen. Die Einwohnerzahl der Stadt beträgt gegenwärtig 367,396 und der Handel der Stadt hat sich sehr vergrößert.
Die Presse Deutschlands hat vielfach zu interessanten Vergleichungen mit dem ZcituugSweseu in England, Frankreich und Nordamerika Veranlassung gegeben. Nicht minder interessant dürste eine Vergleichung der sechs größien illustrirleu Zeitschriften Deutschlands untereinander sein.
Len ersten Rang nimmt die „Gartenlaube" ein mit 310,000 Abonnenten bei zwanzigjährigem Bestehen, den zweiten die in elf sprachen erscheinende „Modenwett" mit I6.1.00Ü in Deutschland gedruckten Exemplaren bei nur achtjährigem Bestehen. Der dritte und vierte Platz gebühri „lieber Land und Meer" mit 150,000 Abonnenten bei vierzehnjährigem und orm „Bazar", der wie die„Moven- welt" gleichfalls in viele» Sprachen erscheint, mit >40,000 Abonnenten bei achtzehnjährigem Bestehen. «sodann folgen das „Daheim", welches soeben seinen achlen Jahrgang beendet, mit 80,000 Abonnenten und die seit 29 Jahren bestehende Leipziger „Jitnstrirte Zeitung", die, wenn auch weniger Abonnenten als die vorgenannten Blätter zählend, dennoch nach Jnhau und Ans,iatlnng einen hervorragenden Platz in der deutschen Journalistik behauptet.
Setzen wir die Dauer des Erscheinens zu der Höhe der Auslagen in Beziehung, so ergibt sich für jedes Jahr ein Zuwachs an Abon
nenten :
1) ans die „Modenwelt" 23,571
2) aus die „Gartenlaube" >5,500
3j ans „lieber Land und Meer" 19,714
4) ans das „Daheim" 10,000
5) ans den ..Bazar" 7,777
Im Ganzen betrachtet, hat die deutsche Journalistik, was die iiln-
Urirke Blätter betrifft, sich jedenfalls weil über die ähnlichen Unternehmungen des Anstandes erhoben. In Deutschland selbst aber nimmt die Modenwelt, welche an Abonnentenzah t den zweiten Rang erwarb, an Abonnentenz u w a ch s jetzt unter allen Zeitschriften den ersten ein.
(Börsenblatt sür den deutschen Buchhandel.)
Nach dem Voranschläge betragen:
Amtlicke Bekanntmachungen.
Nagold-Bahn.
B a u A k k o r d.
In Folge hohen Auftrages werden die Arbeiten zur Erstellung
der Stationsgebäude zu LL» 8»U, und des Bahnwarthauses Ztr. 1L
im Submissions-Wege hiemit ausgeschrieben.
Benennung
der
Gebäude.
S
Maurer- und Steinhauer- Arbeit.
Zimmer- « Arbeit.
Z §
V
'S A ! M !
S
Z
6O
Anstrich-
Arbeit.
Tapezier-
Arbeit.
A'agner-
Ardeit.
iS L
fl. kr.
fl-
kr.
fl. kr.
fl. kr.
fl. kr.
fl. kr
fl. kr.
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kr.
fl. kr.
fl. kr.
fl-
kr.
fl.
kr.
fl-
kr.
Stationsgebäude mit
>
Güterschuppen . .
4734
3850s
642
520
1920'
425
1300
360>
20
510
132
20
660
Nebengebäude . . .
100
1520
385
18
60
12 6
120
105
60!
75
179
40
Trottoir und Rampen
3^
1700
Dohlen.
140^
1660
-
8
j
Brunnen .
!
299
22 3
2
Beleuchtung ....
72
f
2
50 56
10
Bodeuwaage a) Grube
35j
540
3!
b) Haus-
chen .
51
133
5 35
33j
10 45
30
2 30
1736
22.55
Bahnwarthaus Nr. 15
00
1049
4
57812
64P0
6st
15531
70 30
12245
2,30
81j10
16
15020
Zusammen
362
11625
4
497115
706 30.614 35
2168 31
518 21
163141
465' j25
68046
,132
111
1012,55
Tüchtige Unternehmer werden eiugeladen, Plan, Ueberschlag und Bedinguißheft auf dem Hochbaubureau in Hirsau eiuzusehen und eben daselbst ihre Offerte, mit dem in Prozenten ausgedrückten Angebot, schriftlich und versiegelt, unter Anschluß von Vermögensund Fähigkeits-Zeugnissen bis
Samstag den 9. November 1872, Vormittags 10 Uhr,
portofrei eiuzureichen, zu welcher Zeit die urkundliche Eröffnung der Offerte stattfindet, welcher die Submittenten anwohnen können. Hirsau, den 28. Oktober 1872. K. Eisenbahnhochbauamt.
_ _ Naschold, Assistent. _
K. Oberamtsgericht Nagold.
Schntdeil-Pqmdatiollkn.
In nachbeuaunteu Gmttsachen werden die Schuldenliquidatioueu und die gesetzlich damit verbundenen Verhandlungen an den nachbenannten Tagen und Orten vorgenommen werden, wozu die Gläubiger hiedurch vorgeladen werden, um entweder in Person