der fürsll. Tafclgenoise» so i» Bewegung, daß der sonst so ernste Kaiser von Oesterreich davon angesteckt wurde, bald trieb er seine erlauchten Bettern, darunter besonders den Groftberzog von Weimar, durch scharfe Wortspiele in die Enge. In seiner eigenen Familie scheint iiaiser Ale­xander, bei aller Milde seines .iiarakters, ein sehr strenges Scepter zu führen, da seine söhne, der Großsürst Thronfolger und der Großfürst Wladimir, ihrem erlauchten Vater überall mit auffallender Devotion be­gegneten und mit einer unverkennbaren sorgsamkeil seinen Blicken und Bewegungen folgten. So batte denn auch das Auftreten der beiden Großfürsten, sobald der Vater zugegen mar, immer den Schein einer gewissen Befangenheit.

Die Kirche in Iserlohn muß wirklich abgetragen werden, weil sich in Folge des Kohlengrabens der Boden gesenkt hat.

Metz, 29. Sept. Wie zu erwarten war, hat die Zahl der Optir enden hier ganz enorme Dimensionen angenommen. Ueber ein Drittheil der Bevölkerung hat sich für die französische Nationalität erklärt (man spricht von )820,000), und wenn auch wohl die meisten derselben nicht daran denken, Metz für immer den Rücken zu kehren, so ist doch die wirkliche Auswande­rung immerhin eine ganz beträchtliche. Unsere Bahnen sind nicht im Stande, die Massen Abziehender zu befördern, vielweniger ihre Möbel und Güter sofort zu verladen.

Mülhausen, 25. Sept. Ein großer Theil der aus- wanderungslnstigen Oberclsässer wendet sich nach Basel, nm da nahe an ihrer Heimath und unter dem Schutze einer neutralen mit Deutschland wie mit Frankreich befreundeten Regierung die fernere Entwickelung der Dinge abznwarten. Bon da ans sehen sie mit einem Auge nach Frankreich und mit dem andern nach Deutschland, und können dann, sobald sich die Sache aufgeklärt, in einem Ruck entweder nach Frankreich oder zurück ins liebe Elsaß. Durch diesen Zufluß ist in Basel eine große Wohnungs- noth eingetreten, so daß die Micthzinse an manchen Orlen tun 75 bis 100o,o gestiegen sind, ohne daß die Einnahmen der Mielhs- leute entsprechend gewachsen wäre», was nicht blos dem Arbeiler- stand, sondern namentlich auch dem Mittelstände schwer ans dem Herzen liegt.

Aus Paris meldet man, daß seitens einer Reihe von Bank­häusern, darunter Erlanger, Belhmann, Königswarter, an den Reichskanzler Fürsten v. Bismarck eine Dankadresse für die ener­gische Unterstützung gerichtet worden ist, in Folge deren es ihnen gelungen sei, endlich zu einer Befriedigung ihrer Ansprüche an die Regierung von Tunis zu gelangen.

Dasl'ampira o'ost la paix' hat durch ein Wort des Herrn Thiers sein republikanisches Pendant erhalten Ein Redakteur der Paine, Engen d' Arnoult, war cs, zu welchem der Präsident der Republik bei einer Unterredung die Worte sprach:Die Regierung der Republik ist die Regierung des Friedens." Ueber- haupt spielt der Friede die Hauptrolle in der betreffenden Unter­redung.Ich wiederhole Ihnen nochmals" sagte Thiers -, ,,daß ich den Frieden will, nichts, als den Frieden. Zedermann in Europa denkt übrigens eben so. Das deutsche Reich ist die letzte Macht, die daran denkt, mit uns wieder Krieg anznfaugen." Wir haben überhaupt keinen Kriegangefangen." Nachdem Thiers ferner behauptet, daß unsere neugewonnenen Provinzen für uns nur eine Schwäche fein werden, tröstet er sich mit den Worten:Was geschehen ist, ist eben geschehen und kommt an dieVerbündeten" der neuen Republik. Oesterreich, so fährt er fort, hat die größte Sympathie für uns, wie wir die größte Sympathie für dieses gute und loyale Volk haben. Oesterreich kann »ich! vergessen, daß ich ohne Anfhören zwanzig Jahre lang die unglückliche Politik bekämpft habe, welche die Schwächung dieser Macht wollte, und daß es nicht meine schuld ist, wenn diese Politik, die ich beklage, dieser interessanten Nation so viel Unglück verursacht hat. Die freundschaftlichen Gesinnungen Ruß­lands sind uns bekannt; sie sind aufrichtig. Italien ist nicht, wird nicht und kann nicht unser Feind sein. Wenn außerhalb der Aktion eines Theiles der Regierung, wenn im Widerspruch mit den persönlichen Ideen seines edlen Königs falsche Ideen sich in gewissen Kreisen haben verbreiten können, so können die­selben keine bedauernswerlhe Folgen haben. Die Italiener können nicht vergessen, daß wir der nämlichen Race angehören. Ueber dieRevanche" läßt sich der greise Staatsmann folgendermaßen vernehmenSie haben, sagte er, von der Revanche sprechen hören! Wer spricht von Revanche? Ich bin es nicht, noch irgend Jemand in meiner Umgebung, noch irgend einer von denen, die darauf Hallen, daß Frankreich wieder groß und stark wird. Die Revanche, mir werden sie haben, nicht durch die Waffen, sondern durch die Arbeit, durch echtes industrielles und schöpferisches Genie und dadurch, das; wir uns und unser Genie auf der Linie des wahren Schönen, des wahren Großen erhalten." Und da­gegen haben wir Deutsche wahrlich nichts einznwenden.

Gambettn hat eine wahre Triumphreise im Südosten Frankreichs vollbracht. Zn Grenoble ist er wieder hoch gefeiert worden Ich glaube indeß nicht, daß der Präsident die sehr gro­ßen Erfolge und die wieder steigende Popularität des Ex Dicta- tors mit besonderem Vergnügen sieht. Möglich, daß gerade diese Vorfälle den schlauen Staatsmann wieder mehr auf die Seite des Conservatismus, der bis jetzt noch den NamenMonarchie" nicht offen und allseitig angenommen, Hinneigen machen.

Die internationale Me terkom Mission soll über eine gleichförmige Eichung berathe». Die Commission besteht aus einer bedeutenden Anzahl wissenschaftlicher Notabilitäten aller Länder.

Der Bazaine'sche Prozeß nimmt, wie es scheint, eine andere Wendung, welche die Vermnthung nahe legt, daß er nicht vor dem Schluffe dieses Jahres zu Ende geführt werden wird. Was den Gesundheitszustand des Marschalls angeht, so ist es schwer darüber in's Klare zu kommen. Jedenfalls ist er nicht ernsthaft krank.

London, 26. Sept. In Salford ist ein Mann an Wasser­scheu gestorben, die durch einen drei Monate vorher erfolgten Biß einer Katze verursacht wurde. Zur Zeit, als er gebissen wurde, befürchtete er keine weiteren Folgen, sondern wendete ein­fach Salz und Essig an und ließ darauf die Wunde äzen. Beinahe drei Monate verflossen, und erst drei Tage vor seinem Lode zeigte sich jene fürchterliche Krankheit, der er trotz des herbeige­rufenen ärztlichen Beistands erlag. (S. M )

Madrid, 27. Sept. Dem Kongreß sind folgende Gesetz­vorlagen gemacht worden : Abichaffung der Konskription, Einführung der allgemeinen Miliiärdienstpflicht, Aufgabe der Festungen Penon und Gomera in Afrika, Reform des Hypothekengesetzes und des Kriminalprozesses, Einführung der Geschworenengerichte, Ueber- weisnng der Gehaltszahlung für die Geistlichkeit vom Staate auf die Gemeinden, Abschaffung der Matrosenaushebung, Reform des die Beförderung in der Marine betreffenden Gesetzes

Nagnsa, 1. Oct. Hier eingegangene Nachrichten melden einen-Zusammenstoß zwischen Türken und Montenegrinern unweit Lipooa-Kolasching, wobei es auf beiden Seiten viele Todte und Verwundete gegeben hat.

Als größtes Kunststück rühmen die Amerikaner (seine Freunde oder Gegner?) ihrem Präsidenten Grant nach, daß er bei seiner jährlichen Besoldung von 25,000 Dollars in 3',r Jahren 760,000 Dollars gespart habe.

Ben. Wood, ein demokratischer Politiker in Newyork, hat seine Wette auf die Wahl Horace Greeley's zum Präsidenten der Ver. Staaten rückgängig gemacht und feinem Gegner statt des Einsatzes von Doll. 10,000 nur Doll. >000 Reugeld bezahlt.

Auf diesem nicht mehr ungewöhnlichen Wege.

(Fortsetzung )

Er stand plötzlich auf und trat vor den Spiegel, indem er einen prüfenden Blick in dessen Fläche warf und sein eigenes Selbst einer eingehenden Okularinspektion unterbreitete.

Wahrhaftig! ich dächte, mein Acnßeres iväre so übe! nicht," meinte er bei sich,um einem Mädchen mit bescheidenen Ansprü­chen noch zu gefallen; wie wär's, wenn ich es einmal versuchte und doch still! wie leicht könnte mich jemand belauschen!"

Erschrocken blickte er sich im Zimmer um: er fand sich jetzt glücklicher Weise allein.

Denn geschehen muß Etwas," fuhr er beruhigt fort,und das etwas Entscheidendes, und bald, möglichst bald. So lange ich mit Louisen beisammen lebe, wirthschaften wir uns Beide nur zum Aergerniß Sie aber will nicht heiraihe», also muß ich es thnn, wenn ivir in Gutem auseinanderkommen sollen."

Unter diesen Gedanken klingelte Herr Zählhuber, ließ sich seine Kleider kommen, zog sich an (und zwar wie Johann, der ihn dabei unterstützte, bemerken wollte, langsamer und sorgfälti­ger als gewöhnlich) und begab sich heute ziemlich eine ganze Stunde früher auf die Kanzlei.

Der Kanzleidiener war nicht wenig verwundert, den sonst so minutiös pünktlichen Herrn Kalkulator Zählhuber heute eine ganze Stunde früher sich einstellen zu sehen; er entschuldigte sich, daß der Herr Kalkulator ihn noch beim Reinfegen treffe, er habe den­selben so früh aber nicht erwartet. Zählhuber schien weder die Entschuldigung noch die Ursache zu Hören, er stellte Hut und Stock bei Seite, legte sich Papier zum Schreiben zurecht und setzte sich an den Schreibtisch, ohne vorher, wie er täglich gewohnt war, seinen Ausgeherock mit dem fadenscheinigen Arbeitsfrack zu ver­tauschen.

Da saß er und schrieb, strich ans, änderte wieder, fuhr sich zur Abwechslung einmal durch die schon etwas dünnen Haare, schrieb dann nm so emsiger, überlas endlich, verbesserte, fügte hin­zu und schrieb schließlich das Produkt seines Geistes mit gewohn­ter Sauberkeit in's Reine.

Der Kanzleidiener konnte nicht umhin, einige Male nahe am Schreibtisch des Herrn Kalkulators vorbeizuschlcichen und etliche verstohlene Blicke auf sein Papier zu werfen. Wie bedauerte er in diesem Augenblicke wieder, daß er ohne Hülfe der Brille in solcher Entfernung nichts lesen konnte! Aber Eines bemerkte er doch, und das gab ihm genug Stoff zum Nachdenken: der Herr Kalkulator schrieb alleweile nicht auf steife große Aktenbogen, son­dern auf feines niedliches Briefpapier, und als der Brief kurz vor Beginn der eigentlichen Expeditionszeit beendet war, übergab er denselben nicht, wie gewöhnlich, dem Kanzleidiener zur Bestellung nein, der Herr Kalkulator griff nach Hut und Stock, um die­sen Brief eigenhändig an seine Adresse zu befördern.