sich dic Deutschen NeichS-Jnliguieu besuchen, und denselben dem Kaiser als Geschenk angeboten. Der Kaiser hat das Geschenk freundlichst angenommen und den Ueberbringer desselben reichlich beschenkt. (B -Z.)
Bern, 4. Scptbr. General Herzog, der Oberbefehlshaber der schweizerischen Bnndesarmee, ist ans Einladung des Kaisers Wilhelm zu de» Manövern der Garde nach Berlin abgereist.
Der Berner „Bund" läßt sich ans Berlin schreiben: Wer eine Freude an Uniformen hat, muß jetzt »ach Berlin kommen. Wasfenröcke aller Formen und Farben und Kopfbedeckungen von antiken und modernen Formen, wie die Welt sie noch nie gesehen hat: Pickelhauben, Blech- und Kupferhelme, Dreispitze und Fe'oer- bnsche, Ulanen- nnd Hnsarentschakos und zahllose Käppis. Den Tag über laufen, marschiren, reiten und fahren die Krieger in Schaaren oder einzeln umher, theils um sich für dic bevorstehenden Paraden zu üben, theils um pflichtgemäße Visiten bei den gestrengen Wachtposten zu machen. An der strammen Haltung und den selbstgefälligen Bewegungen erkennt man noch immer das berechtigte Siegesgefühl, welches de» norddeutschen Kriegern inne- wohnt. Von fremden Uniformen erblickt man noch nicht viel; am meisten Russen und Rumänen.
In einem langen Schreibe» an den „Temps" macht der Er Pöee Hvacintde, «lia« Hr. Loyion, die Anzeige - daß er sich verheira- 1 b k t. Er nennt uns nicht den Namen seiner Catbarina von Bora, gibt aber zur Lacke selbst solaende Aniklärunaen: „Ich bin dem Cölibat einige der auserlesensten Freuden, der tiefsten und entscheidensten Erfab- rungen meines Daseins schuldig. Leitdem ich im Alter von t3 Jahren dieses aetstlicke Cölibat gewählt, habe ich cs mit einer Treue beobachtet, deren Rubin ich Gott überlasse. Wenn ich also jetzt im Alter von -iS Jahre», in der Ruhe und Reise meiner Bernnnst, meines Herzens und Gewissens, kurz, meines ganzen Jcks mich davon lossagen zu sollen glaube, so geschieht dies, weil die Ehe sich mir als eines jener Gesetze sittlicher Ordnung guferlcgt, denen man sich nicht widerseyt, ohne seinen ganzen Lebensgang tief zu stören und dem Willen Gottes zuwider zu bandeln. Ich sirge nicht, daß dieses Gesetz sich allen auferleat: ich glaube an das Cölibat als eine heilige nnd rühmliche Ausnahme: ich sage nur, daß dieses Gesetz sich gegenwärtig mir anserlegt. Wenn ein Mann als eine andere, ebenso seltene, ebenso heilige, ebenso rühmliche Ausnahme wie die erste, jene große und keusche Liebe im Busen getragen hat, an welche die Welt nicht glaubt, weil sie sie nicht verdient, so bat dieser Mann, sei er nun auch Priester oder Mönch, den absoluten Beweis, daß er nicht zu den freiwilligen Opfern gehört, von welchen das Evangelium spricht. Ich bin dieser Mann und preise wiederum Gott, baß er mich also geschaffen ba:. Seine Werke scheinen widerspruchsvoll, aber er kennt ihre Harmonie. In dem Augenblicke, da ich von meinen Freunden und Angehörigen vertane», ans meiner Kirche, meiner Heimatb <s), meiner Familie verbannt ward, sandte er aus meinen einsamen und trostlosen Psad eine edie nnd heilige Zuneigung, eine erhabene Hingebung, arm an den Gütern dieser Erde, reich an jenen des Geistes, nnd als Alles zusammenbrach, blieb mir allein oder säst allein diese Stütze! Nun denn, diese Stütze wäre nicht, was sie mir sein soll, ich würde das Geschenk, weiches mir Gott gemacht, nickt anerkenne», wenn ich noch länger zauderte, die
Weihe daiür in der heiligen Ehe zu suche».Mau gibt zu, daß das
Cölibat kein Dogma ist: aber man sollte auch anerkennen, daß es nicht eine katholische, sondern eine lateinische Disciplinar-Einrick'luiig ist. Noch heute ist im Orient der katholische Klerus mit voller Zustimmung des heiligen Stuhles verheiratket. Allerdings muß dort die Heirath der Ordination vorangehcn, nicht ihr folgen; aber diese übrigens mit vielen Uebelständen verbundene EiniwräiUung ist in den Augen der gesunden Vernunft ohne Werth und läßt deßhalb doch in seinem ganzen Umsange das Princip aufrecht, daß nach dem Urtheil der Kirche keine eigentliche Unvereinbarkeit zwischen den beiden Lacramenten, der Priesterweihe und der Ehe bestehe." Hr. Loyson erklärt, daß er die Segnung seines Bundes in fremden Landen suchen werde, da in Frankreich das Gesetz oder doch dessen Organe sie ihm versagen würden, daß er ein für Frankreich und die Kirche heilsames Beispiel ;n statuiren glaube und allen Angriffen der Verleumdung und des Borurtheits Trotz zu bieten den Muth habe. Der Brief ist von Paris, 52. August 1872, batirt. sFrkf. I.)
Ein Angestellter der Post i» Mailand, Ottilio Paganini, hat sich von dort mit einer Stimme von einer Halden Million Franken in Biüets geflüchtet und laut Polizeimelduttg am 20. August unter dem Namen Grand oder Grande den Eanton Tessin mir der Post passirl. Der Flüchtige ist 23 Jahre alt.
Die Ahnung,
(Fortsetzung.)
Ter Pastor stand mit seiner Frau nahe der Schlafkammerthür und noch im Schalten der Wand, in dem jetzt dunkeln Zimmer, während ein einzelner Mondenstrahl in das obere Fenster und ans die gegenüberliegende Treppenthür stelz aber auch durch eine dünne Gardine so weil gemäßigt wurde, die Gegenstände, die er beleuchtete, nur undeutlich und unbestimmt erkennen zu lassen. Nichtsdestoweniger sahen die Gatten ganz genau, wenn sie auch nicht das mindeste Geräusch der sonst gewöhnlich kreischenden Thnre hörten, wie sich dic blanke Klinke langsam bewegte und anscheinend von selber aufdrückle — gleich darauf öffnete sich ebenso feierlich die Thür und herein trat mit geränschloscin Tritt eine Gestalt, die das Blut in Beider Adern stocken machte — der grüne Lchlasrock, das schwarze Käppchen — die hohe, bleiche Figur — die Pastorin stand mit fast aus ihren Höhlen starrenden Augen, mit halbgeöffneten Lippen, mit noch immer zeigend nnd zugleich abwehrend ausgestrecktem Arme da, und selbst der Mann blieb überrascht, bestürzt vor dem, was seine eigenen Augen sahen und nicht ableugnen konnten, in der einmal eingenommenen Stellung. Im nächsten Moment glitt die Erscheinung,
sonst regungslos, langsam in den dunklen Theil des Zimmers und ein klimperndes Geräusch wurde laut, wie von Stahl an Stahl. Der Pastor fühlte, wie sich sein Weib an seinen Ar», klammerte und selbst von einem ihm unerklärlichen Entsetzen gefaßt, wußte er kaum, ob er stehen bleiben, ob er vorspringen sollte. Da ließ der Druck an seinem Arme nach nnd die Frau wäre zu Boden gestürzt, Hütte er sie nicht rasch umfaßt und gehalten. Als er sich wieder nach der Erscheinung umdrehte, war diese verschwunden, und der Mond schien freundlich in das stille, leere Gemach.
Der Pastor trug die ohnmächtig gewordene Frau aus ihr Bett, und sprang dann mit dem rasch entzündeten Lichte durch sein Zimmer, riß die Thür auf, eilte die Treppe hinunter, durch alle Gänge, faßte an alle Klinken, fand selbst das Hausthor verschlösse», und pochte vergebens an des Küsters Stube an; der alte Manu lag schon lange in tiefem Schlaf und hörte ihn nicht. Es war Alles so still, so unheimlich; ans d.n Gängen rauschte und flüsterte es; wie mit schleppenden Gewändern zog's Trepp auf nnd ab, den sonst unerschrockenen Mann faßte ein Echanver an, nnd mit Gewalt mußte er das Gefühl, das ihm die Brust zusammen zu schnüren drohte, von sich werfen.
„Der Wind, der Wind!" murmelte er, wie um sich selbst zu beruhige», dabei leise vor sich hin und floh mehr als er ging, die Treppe wieder hinauf. Dort aber raffte er sich gewaltsam zusammen, betrat zuerst das Zimmer seiner Frau, um dieser bci- zustehen, stieg dann hinaus, wo ihre Magd schlief, weckte sie und gab ihr die nölhigen Aufträge, was sie zu besorgen habe. Dann untersuchte er noch einmal alle Laden und Thüren, ging sogar über den Hof, um za sehen, ob das Hofthor verschlossen wäre und tha! überhaupt Alles, was er nur mir ruhigster, kältester Besonnenheit hätte lhun können; aber es geschah eben nicht mit kalter Besonnenheit, wie ein Nachtwandelnder, mit bleichem Gesicht und glanzlosem Auge schritt er von Ort zu Ort, und die Bewegungen seines Körvers glichen eher denen eines künstlichen Aulomalen, als denen eines wirklichen, selbstbewußten Menschen.
Sobald der Morgen dämmerte nnd seine Frau in einen ruhigen stärkeneen Schlaf verfallen war, schloß er sich in sein Zimmer ein, schrieb dort den ganzen Vormittag nnd siegelte mehrere Pakete und Schriften ein. Selbst zum Mittagessen blieb er nicht vorn und sah nur einmal nach der Kranken, ob sich diese von den Vorfällen der letzten Nacht in etwas erholt habe. Nachmittags klopfte cs an sein Zimmer, und als er den Riegel znrückschob, reichte ihm der draußen stehende Postbote einen Brief. Er riß ihn ans, sah nach der Unterschrift, er war von seiner Schwägerin Regine, und las mit flimmernden Augen, während das Schreiben in seiner Hand zitterte und er die Züge kaum erkennen konnte, folgende in flüchtiger Eile niedergeworsenen Zeilen:
„Lieber Schwager!
„Gott hat uns gestern Abend auf schwere entsetzliche Weise heimgesucht. Zwischen zehn und halb eilf Uhr starb, wahrscheinlich an einem Blutschlage, mein armer Valer. Theilen Sie Elisen die Schreckenskunde vorsichtig mit; ach, sein letzter, sehnsüchtiger Wunsch war ja, sie noch einmal vor seinem Ende zu sehen. Wenn es möglich ist, kommen Sie her; Elise wird aber Ihre Gegenwart jetzt wohl schwerlich entbehren können. Ich schreibe in der Nacht, und will den Brief noch vor dem Abgänge des Bahnznges an einen Conducteur zur Beförderung schicken, daß er Sie wo. möglich heute noch erreicht. Trösten Sie meine arme Schwester.
Ihre Regiiie."
(Fortsetzung folgt.)
Allerlei.
— (Auch noch nicht dagewesen.) Durch die Untersuchung der Leiche eines jungen Mannes, der sich dieser Tage aus dem Bahnhof zu Wittenberg erschoß, Ast constatirt worden, daß derselbe sich eines originellen Mittels bediente, um seine Seele ins Jenseits zu befördern. Abweichend von der bisherigen Methode, das Terzerot mit Blei oder Wasser zu laden, griff er zur Kümmelflasche und erschoß sich mit — Nordhäuser!
Eingesandt. Nagold. (Kunstnotiz.h Mit Vergnügen vernehmen wir, daß der Magier Hans Krumm Sonntag den 8. d. M. im Saal des Gasthauses z. Linde eine Vorstellung in der höhern Magie geben wird. Hans Krumm genießt den Ruf eines excellenten Künstlers, wie schon daraus hervorgeht, daß ihm die Ehre zu Theil wurde, am kgl. Hofe im Schloß zu Friedrichshafen, sowie vor seiner Erlaucht dem Grafen Albert von Rechberg- Rothenlöwen aufzutreten, wo seine Leistungen die vollste Anerkennung hervorriefen. In Oberndorf, Schramberg, Rottenbnrg und Ludwigsbnrg, wo der Künstler seine letzten Vorstellungen gab, hatte derselbe sich eines allgemeinen großen Besuches zu erfreuen nnd werden die verehelichen Kunstfreunde in Nagold nicht versäumen, die Vorstellung unseres schwäbischen Magiers zu besuchen.