am Samstag unter dem Vorsitze des Kaisers stattgehabten Minister- rathe dem Reichskriegsministerinm von zehn Millionen, die es in seinem Ordinarium mehr als im vorigen Jahre verlangte, neun Millionen gestrichen. In seinem Extra-Ordinarinm hatte es 14 Millionen mehr gefordert; davon wurden eis Millionen gestrichen. (!)
Prag, 5. Juli. Von sämmtlichen Consistorien ist an alle untergeordneten geistlichen Organe der Austrag geleitet worden, Angesichts der Verfolgung des Jesuitenordens im Deutschen Reiche diesen um die katholische Kirche hochverdienten Orden mit allen Mitteln zu vertheidigen und über seinen wahren Werth auszuklären. Eine gleiche Ordre erging an sämiuiliche katholischen Vereine in Deutsch-Böhmen, die zu diesem Ende Vorträge veranstalten und Brochüren hcrausgeben sollen.
Der Erzbischof von Prag, Fürst Schwarzenberg, hat an den Klerus seiner Diöcese einen Hirtenbrief gerichtet, der einmal vernünftigerweise von weltlichen Dingen handelt. Der Hohe Kirchensürst fordert seine Untergebenen aus, die Unterstützung des Staates nicht auszuschlagen.
Adolf l., genannt Thiers, sucht sich und seine Franzosen ernstlich auszusöhnen. Am wenigsten wollte das seither in Bezug auf Italien gelingen, Rücksichten gegen den Papst verhinderten es. Thiers wusste gerade in diesem Punkte bisher einen geschickten Eiertanz aufzufnhre». Endlich aber ist er aus seiner zweideutigen Rolle herausgetreten und hat der Nationalversammlung erklärt, man müsse auch in Italien die vollbrachten Thatsachen achten, wenn man sich nicht in einen neuen Krieg stürzen wolle. Er habe diese Großmacht nicht geschaffen, sie sei vorhanden und müsse respektirt werden. Diese Worte werden in Rom ihren Eindruck nicht verfehlen und die Ultramontanen belehren, daß sie aus Frankreich nur dann rechnen können, wenn Thiers nicht mehr am Ruder sitzt. Wieder eine Aussicht weniger für die Pnpstlinge.
Die Amtszeitung veröffentlicht ein Rundschreiben des Ministerpräsidenten Lau za, worin er die Präfekten auffordert. Angesichts des Wahltheilnahme-Entschlusses der klerikalen Partei, welche mit antinationalen, freiheitsmörderischen Ideen in den Kampf eintrete, aus rege Wahltheilnahme aller freien Bürger hinzuwirken, nicht etwa um den Feinden der Einheit und der Freiheit Italiens den Sieg streitig zu machen, den diese nie erringen werden, sondern zum Beweise, daß die ungeheure Mehrheit bereit sei, das Recht der Nation zu vertheidigen und die Bemühungen der Partei zu Schanden zu machen, welche unter dem Vorwände der Religion die weltliche Gewalt wieder erobern möchte, die sie zum allgemeinen Heile für immer verloren.
Man schreibt ans San Franziska: „Die Linie der Pacifiebahn zielst sich bekanntlich durch ein von Jndianersiämmen bewohntes Territorium, die dabei bleiben, die Lokomotiven für phantastische Ungeheuer anzusehen, welche der „große Geist" zur Vertilgung der Rothhäute fadri- zirt hat. Schon mehrmals batten die Indianer die Züge ans dem Geleise zu bringen versucht: sie waren dabei von einem ihrer wildesten Häuptlinge, einem Cherokee-Indianer, Maha, mit dem Beinamen „der Spottvvgel", angeführt. Alle ihre Versuche mißglückten: Maha wechselte deßbalb seine Angriffsweiss. Am 2 Juni legte er sich bei der Linie in Hinterhalt, und es gelang ihm durch außerordentliche Gewandtheit, sich einen Wagenlritt des von hier nach New-Pork fahrenden Zuges Nr. 76 zu schwingen. Er schob sich längs des ZugeS dis zur Lokomotive, tödtete den Heizer mit einem Hiebe seines Tomahawk, den Mechaniker mit einem Messerstich, skalpirte sie und sprang auf den Tender, indem er die Skalpe schwang und einen milden Kriegsgesang heulte. Die Bahnwärter staunten, als sie den Zug mit unsinniger Geschwindigkeit und dem sonderbaren Maschinisten vorübersansen sahen. Die Reisenden stießen Schreckensschreie aus : die Lage war in der That furchtbar: sie flogen ihrem gcwipen Tode entgegen. Endlich opferte sich ein Marine-Offizier, Namens Henrn Pierce, um die Anderen zu reiten. Er ergriff einen Dolch, ging aus dem Wagentritt den Zug entlang und sprang auf die Maschine. Der Häuptling stieb sein Kriegsgeschrei ans, indem er den Tomahawk schwang, und nun begann aus den Leiche» des Heizers und des Mechanikers ein Kampf Mann gegen Maun. Alle Reisenden lehnten sich aus den Fenstern und versuchte» mit einer leicht begreiflichen Angst den Vorgang mit anzusehen. Nach einer Minute siel Herr Pierce schwer verwundet zu Füßen des „Spottvogels", der iyn in einem Augenblicke skalpirte, Aber während er uun dis Kopshaut des Besiegten schwang und ein Triumphgeheul ausstieß, batte Pierce, der noch lebte, die Kraft, um sich zu erheben und ihm sein Messer in die Brust zu stoßen. Der Häuptling fiel todt auf das Geleise.
Herr Pierce schleppte sich bis zur Kurbel, stellte Leu Dampf ab, und nun fiel auch er wieder bin. Der Zug hielt. Man eilte sofort dem braven Offizier zu Hilfe, allein es war zu spät. Zwei Stunden nachher gab er seinen Geist aus."
Allerlei.
— Pflanzt Bäume auf die Gottesäcker! Die Ausdünstungen der Gottesäcker sind bekanntlich während des Sommers besonders schädlich und eckelerregend, zumal wo dieselben noch in nächster Nähe von menschlichen Wohnungen sich befinden. Höchst gefährlich und verderblich wirken sie aber durch ihr Miasma bei epidemischen Krankheiten und Seuchen, wie z. B. den Blattern. Grade, wo viel solche Kranke begrabe» werden, wird nicht immer die vorschriftsmäßige Tiefe der Gräber eingehalten und dieselben werden auch nicht fest genug zugeschüttet. Da gibt es nun kein besseres Schutzmittel als möglichst viel Bäume in der nächsten Nähe der Gräber. Diese sangen die faulen Dünste durch ihre Blätter und Wurzeln ein und geben dasürgSauerstoff, die Lebenslust des Menschen. Außerdem bilden schöne Bäume eine bessere Zierde eines Friedhofs als geschmacklose Grabsteine; sie sind selbst Symbole der Unsterblichkeit, da sie jedes Frühjahr zu neuem Leben erwachen. Schreckt man vor dem „Gottesackerobst" nicht zurück, so kann auch noch ein erklecklicher Nutzen für die Gemeinde oder den Ortslehrer erwachsen, wenn Obstbänme auf dem Friedhofe stehen, die bekanntlich — bei der guten Düngung und dem aufgelockerten Boden — besonders reichen Ertrag geben, deren Früchte auch ebenso gut schmecken wie solche, die an anderen Orten gewachsen sind.
— (Der Häuserschwind el,) welcher jetzt in vielen größeren Städten grassirt, beginnt bereits sich in seinem innersten Wesen zu offenbaren. Nach der „Nal.-Zig." sind in Berlin gegenwärtig nicht weniger als 195 Klagen anhängig, welche den Fall betreffen, daß Verkäufe über Häuser abgeschlossen, letztere aber wegen des inzwischen cingetretencn Preisrückganges nicht zum bestimmten Termin abgenommen wurden. Auch in Dresden, Leipzig und anderen Slüdten sollen gleiche Fälle vorgekommen sein, in denen Specnlationskänfe zu Differenzen wegen der Ausführung des Kaufes geführt haben.
— Das Fleisch im Sommer gut zu erhalten. — Mangelt es an einem guten Keller, so lege man Kalb- oder Schöpselflcisch in Milch, wovon die Sahne abgenommen, doch aber so, daß das Fleisch von der Milch bedeckt wird. Ist das Wetter heiß, so gießt man alle Tage frische Milch über, ist es aber kühl, so geschieht es nur alle 3 Tage. Das Fleisch erhält sich auf diese Art wohl 14 Tage frisch und bekommt auch einen besseren Geschmack. Wild- pret oder Rindfleisch in ein Tuch geschlagen und in einen Kasten mit Sand vergraben, erhält sich an 3 Wochen gut und wird beim Kochen schön mürbe. Man setzt den Sandkasten einstweilen in eine trockene, kühle und dabei luftige Kammer.
— Ein in seiner Art einziges Drama ereignete sich in der letzten Woche zu Brighton in England. Moses Spinemann, ein sehr reicher Kaufmann, hatte während seiner vielen Reisen auch Malabar besucht. Hier verliebte er sich in eine Eingeborene und heiratheie sie in Gegenwart des britischen Konsuls. Sechs Monate später reiste er mit ihr nach England ab- Die junge Frau hatte alle Gewohnheiten ihres Landes bei- dehalten und weigerte sich auf das Entschiedenste, zur anglikanischen Kirche überzutreten; sie hatte sich auf freiem Felde eine Art Tempel bauen lassen »nd ging alle Tage vahin, um ihre Gebete zu verrichten. Vor acht Tagen starb ihr Gatte. Die Wittwe überließ sich auf seiner Leiche dem ausschweifendsten 'schmerz, rauste sich die Haare aus und zerriß ihre Kleider. Am nächsten Abend war sie verschwunden. Nach drei Tagen verfiel die Dienerschaft, von einer düsteren Ahnung befallen, auf den Gedankeu, sich zum Tempet zu begeben. Man fand sie nicht mehr, sie hatte sich verbrannt. Mitten im Schutt fand man die Uederreste eines noch brennenden Scheiterhaufens, von dem sich ein widriger Geruch verbreitete — der Geruch von verbranntem Fleisch. Die Wittwe von Malabar hatte sich auf dem von ihr selbst errichteten Scheiterhaufen dem Flammentode geweiht.
— (In einem Omnibus) wurde, so erzählt die „Börs.-Ztg.", eine Dame bestohlen. Sie geht zum Pvlizeicommissär und erklärt, der Dieb müsse ein junger Mensch sein, der im Wagen neben ihr gesessen habe. „Haben Sie denn nichts gespürt?" fragte der Commissär. „O wohl", versetzte die Dame, „ich habe gespürt, daß er sich fest an mich drückte." — „Und Sie haben nichts gesagt?" - Die Dame die Augen niederschlagend: „Ich glaubte, er wolle mir den Hof machen!"
Amtliche Bekanntmachungen.
E b h a u s e n.
Holz-Verkanf.
Am Montag den 15. d. Mts., Nachmittags 1 Uhr, komme» aus den hiesigen Gemeindkwal- iVdnngen auf dem - Rathhaus zum Vcr-
Stück Langholz mit 63 Festmeter. 9. Juli 1872.
Schultheißenamt.
Riethinü! ler.
Calw.
Gläubiger-Ausruf.
In der Schnldsache des Joseph Pat- schneider von Münster, im Schweizer Canlon Graubünden, Unteraccordant bei dem Eisenbahnban dahier, werden die Gläubiger aufgesordert, ihre Forderungen am Montag den 29. ds., Vormittags 8 Uhr,
in der Gerichtsnotariatskanzlei auf hiesigem Rathhanse anzumelden und zu erweisen, widrigenfalls dieselben bei der Auseinandersetzung nicht würden berücksichtigt werden. Den 12. Juli 1872.
K. Gerichtsuotariat.
Maje r.
Revier S ch ö n b r o n n.
Nadelreifich-Verkauf.
Im Staatswald Buhler werden am Mittwoch den 17. Juli,
125 Fuder Nadelreis im Aufstreich verkauft.
Zusammenkunft Vormittags 8 Uhr am Buhlerstich.
Egenhausen.
Falirniß-Verkaus.
Aus der Verlassenschaftsmasse des-j-Lammwirths Krauß hier wird in dem Hause desselben am