»eideik. Eie PcrioL-e-'interessMiter Verwicklungen ist also jedenfalls in Oesterreich noch lange nicht abgethan.
Wien, 7. Nov. Die „Neue freie Presse" meldet in Uebercin- stimmung mit der „Presse", daß Graf Beust, seinen erschütterten Gesundheitszustand vorschützend, vom Kaiser seine Entlassung erbeten hat. — Die „Neue freie Presse" hört, daß Graf Andrassy zum Minister ausersehrn, und der gegenwärtige Finanzministcr Lonyay zum ungarischen Ministerpräsidenten bestimmt sei. Dasselbe Blatt will wissen, Beust habe seine Demission nicht spontan gegeben, sondern erst erbeten, nachdem ihm der Wunsch nahe gelegt worden sei.
Prag, 3. Nov. Die Narodni Listy schreiben: Wir können und wollen nicht glauben an die Namen der Herren K ekle r s p e r g und Koller. Die Ernennung solcher Leute, welche sich durch unendlichen Haß gegen das Tschechcnlhum solchermaßen auszeichneten, wie diese zwei Bach-Husaren, deren Namen mit Blulschrift in die Geschichte dieses unglücklichen Landes verzeichnet sind, würde für uns eine Beleidigung der heiligsten Gefühle sein, und den Kampf aus Leben und Tod bedeuten. An die Möglichkeit solcher Dinge sollen wir glauben, einen Monat, nachdem der König in feierlicher Weise unsere Rechte anerkannte? Was wäre dann ein Königswort? Kellersperg's Carrisre begann mit einer elenden Denunziation ehrlicher Bürger, mit Gewaltsamkeiten und Brutalitäten in der Lombardei und Venetien. Koller's Ernennung zum Statthalter bedeutet militärische Exekution, Kerker, Aufhebung der Preßfreiheit, Belagerungszustand. Sollte diese Aera sich verwirklichen, dann würden wir bald mir ihr fertig werden. Kennt ihr das Grab, in welches schon drei Eurer Ministerien stürzten? Narodni Listy richten dann die Aufforderung an den Adel und an die Landbevölkerung, sich bei den nächsten Wahlen tapfer zu halte». Schließlich zieht das Blatt gegen die Polen folgendermaßen los: „Geht in Gottes Namen wieder in den cisleithanischen Reichsralh, treibt dort ein verhängnißvolles Spiel mit eurer Ehre." Narodni schließen: Kellerspcrg brachte 1859 die Kriegserklärung nach Italien Wird dieser Mensch Minister — woran wir noch nicht glauben können — so bedeutet dieß eine Kriegserklärung an die czechische Nation. Wir verbürgen uns dafür, daß sich in Böhmen ein neues Solferino und Magenta finden wird. — Die Politik sagt: „Messias Kellerspcrg ist die Feuersäule, welche die gänzliche Verkommenheit und Abgcbraucht- hcit der Verfassungspartei gerade am besten beleuchtet."
Paris, 5. Nov. Der Siecle widerspricht heute sehr heftig den „heuchlerischen" Versicherungen der Provinzialkorrespondenz, wonach der Haß der Franzosen gegen Deutschland allmählich schwinde. Nach dem Si6cle wäre Frankreich „wahrhaft tief gesunken", wenn es aus einen späteren „gerechten" Rachekrieg verzichten sollte. Die Annahme, daß die Franzosen vernünftiger werden, gilt in Paris offenbar als eine Beleidigung.
Pouyer-Quertier, heißt cs, ist zum künftige» Botschafter in Berlin ausersehen, woselbst er persona grata ist. In seiner Ernennung wäre indessen vor allem die Absicht der französischen Regierung zu erkennen, mit Preußen keine weiteren als finanzielle Unterhandlungen pflegen zu wollen, zu deren glücklicher Erledigung der heutige Finanzminister besonders berufen ist. Hrn. Ernst Picard würde damit vielleicht wieder der Eintritt ins Cabinet ermöglicht. — In einigen Tagen sollen über 100,000 Flaschen feiner Weine der Ex-Eivilliste versteigert werden. Somit hatte die „Commune" nicht alles ausgetrunken!
Der Eisen-Schneider vom Creuzot hat am Sonntag mit Thiers gefrühstückt. Es scheint, daß unter den beiden viel von der Kanonenfabrikation die Rede war. Noch kurze Zeit, sagt La France, und das ungeheure Werk Schneidens wird mit dem ungeheuren Werke Krupp's wetteifern.
Allerlei.
— (Zu den Lächerlichkeite n,) berichtet die „Berl. Montagszeitung" , welche der Deutschenhaß in Frankreich hervorruft, gehören u. A. folgende: Unter den Pariser Lebemännern flori- ren nach wie vor die berühmten Champagner-Marken Clicquot, Röderer, Most, Bollinger, Pomery rc. Jetzt hat sich ein „Verein" gebildet, welcher zunächst die beiden Marken Röderer und Böllings in Verruf, erklärt, dieselben aus allen Kellern vertrieben, von allen Weinkarten gestrichen wissen will, weil Röderer und Bollinger von Geburt Deutche sind! — Man trinkt bekanntlich seit der Weltausstellung in Paris sehr gern bayerisch Biere aber — Bayern liegt, was jetzt in Frankreich ziemlich allgemein bekannt geworden ist, in Deutschland, mithin aber hat das Bier einen üblichen Geschmack bekommen. In Folge dessen ist in einem Pariser Restaurant die geniale Idee aufgeblitzt, das bayerische in „schwedisches Bier umzutaufen und als solches auzukündigeli. Und nun strömt die Pariser bierdurstige Welt dahin, wo das
ein unirennbarer Begriff in Frankreich geworden! — Die letzte Lächerlichkeit scheint uns auf einem Jrrthum zu beruhen, welchen unser schmachvoller Sieg über die große Nation veranlaßt haben mag.» Der deutsche Soldat ist nicht mit der Uhr, sondern mit der Zeit — fortgegangcn.
— (Wohl bekomm's!) Die Wiener „Presse" erzählt: In dem Bergstädtchcn Ncustadtl, unweit Ncichenberg, ereignete sich in den letzten Tagen folgender bemerkenswcrlhe Fall: Der Gastwirth Peschka wurde von seinem Hunde gebissen, in Folge dessen das Thier dem dortigen Todtengräber in Contumaz gegeben wurde. Bei Peschka kam nun wirklich die Wuthkrankheit zum Ausbruche, welcher der Unglückliche auch erlag. Als man aber von dem Todtengräber den wuthkranken Hund verlangte, sprach dieser lakonisch: „Den hoa ich gaffen!" (den habe ich gegessen.) „Ihr habt den tollen Hund gegessen?" entgegncte erschrocken der Betreffende. — „Besser als der Hund mich," meinte ruhig der Mann. Bis heute erfreut sich der Vollstrecker des letzten Liebesdienstes noch der besten Gesundheit, und man ist gespannt darauf, ob daS saubere Gericht sich für ihn ohne alle Folgen erweisen wird. — Wer weiß übrigens, was der Mann schon alles ohne Schaden gegessen hat!"
— Aus einem wiedergefundencn Aktenfascikel des höchstselig verstorbenen Abrahams a Sankta Clara (von Grähcstcitten bei Meßkirch) wir nachstehendes Gedicht entnehmen, welches uns der Jntestaterbe Abricham mitgetheil hat:
Seelenzustand eines katzenjämmerlichcn Poeten am Neujahrstage:
Daß es im Magen druckt,
Durch die Gedärme zuckt Und in der Kehle gluckt,
Verstand sich nicht mehr muckt,
Bange das Herz sich duckt,
Das Hirn ist ganz verrückt.
Ach! das ist das Produkt,
Hat man zuviel ins Glas geguckt.
— (Verfälschung des Bieres.) In einem Vorirag über Bierfabrikation in der Leipziger polytechnischen Gesellschaft bemerkte Herr Böcking, daß vielfach die Meinung verbreitet sei, als habe die neuere Chemie eine Menge Mittel zur Verfälschung des Bieres geliefert, und als seien reine, gesunde Biere deßhalb jetzt seltener als ehedem anzutreffen; seinen Erfahrungen »ach gehören aber Fälschungen des Bieres zu den großen Seltenheiten. Alkohol setze dem Biere kaum ein Brauer zu, welcher zu rechnen verstehe; nur beim Exportbier, insbesondere dem für den Export zur See bestimmten, finde ein solcher Zusatz statt, weil er noth- wcndig sei. Viel werde von Hopfensurrogaten gefabelt; aber der unangenehme bittere Geschmack, den manche Biere zeigen, rühre entweder von falscher Behandlung des Hopfens her oder sei der gerade angewendetcn Hopfensorte eigcnthümlich. Ein Jrrthum sei es weiter, die obergährigen Biere für geringer und weniger stark zu halten, als die untergährigen. Es stamme diese falsche Meinung zum großen Theil wohl von dem Umstände her, daß man bei uns gegenwärtig meist nur in der für die Bierbrauerei ungünstigen Jahreszeit obergährige Biere herstellte.
U. M.
12 ss Acht«.
4 5
Mrgs.
10 20 Vm- 11 - Mtgs.
11 45 Mtgs.
4 - Nm.
5 — Nm. 10 35 Nchts.
12 3 Nchts.
Calw (zum Anschluß an die ersten Posten nach Ditzingen, Pforzheim und Weilerstadt.)
Rotten bürg (zum sofortigen Anschluß an den ersten in der Richtung nach Stuttgart abgehenden Zug).
Calw (mit Influenz nach Weilerstadt, Pforzheim und Wildbad).
H a i t e r b a ch.
Tübingen u. Stuttgart.
Freudenstad t.
Horb (mit Influenz auf die letzten Züge nach Reutlingen und Rottweil).
Stuttgart (mit Jufluenz auf die ersten Züge nach Bruchsal, Nördlingen u.Ulm).
Freuden st adt (zum Anschluß an die Murgthalpost).
Ankunft der Post
wagen in Nagold
um:
von:
U. M- 9 15
Vm- 9 30 Vm. 10 10 Mtgs. 2 10 Nm.
3 45 Nm.
7 30 Abds. 9 30 Nchts. 10 25 Nchts. 12 10 Nchts.
Horb.
Haiterbach.
Freudenstadt.
Stuttgart u.
Tübingen.
Calw.
Rottenburg.
Calw.
Freudenstadt.
Tübingen u. Stuttgart.
nun
bayerische Bier unter dem Namen „schwedisches" wieder seinen trefflichen Geschmack gewonnen hat! — In ganz Frankreich gilt es als Thalsache, daß die deutschen Krieger, als „Barbaren",
überall wo sie hingckommen, zunächst „Pendulen" wegenommen__
haben : ein deutscher Soldat und eine gestohlene „Pendule" ist ^ Redaktion, Druck und Verlag der G.W. Z ais er'schen Buchhandlung.
Briefkasten. Sch. in N. Ein Inserat über die Verlegung des Harber Martinimarkts auf Montag den 13. Nov. kam uns nicht zu Gesicht. Es wäre Lache des Herber Gemeinderaths, eine solche Marktverlegung auch im Gesellschafter zu veröffentlichen, wenn es wahr ist, daß mehr als 40 Gewerbetreibende des Bezirks Nagold diesen Markt besuchen. Es kann diesen Marktbesuchcrn nicht zugemutdet werden, wegen einer Marktserlegung den Schwarzw. Boten oder Merkur zu lesen, daher ist die Nichtveröffentlichung des betr. Inserats im Gesellschafter eine Hintansetzung des Interesses der Nagolder Marktbesucher des Herber Gemeinderaths und nicht der Redaktion des Gesellschafters.