In Wien wird demnächst ein neues großes deutsches Blatt in's Leben trete». Das Blatt wird „Deutsche Zeitung" heißen, das Organ der deutschen Verfassungspartci sein und den Abg. Pickert als Eigenthümer nennen. Eine Summe von 300,000 fl. ist gezeichnet.
Unter dem passenden Titel: „Geistliche Armuth" bringen die österreichischen Blätter folgendes Histörchen: Der Fürst-Erz- bischos in Olmütz, Landgraf v. Fürstenberg, hat das Gut Moritz bei Wischau um den Preis von 500,000 fl. an sich gebracht. Vor kaum einem Jahre hat derselbe das Gut Kunewald um 600,000 fl. gekauft. Dadurch berichtigt sich die Noliz, welche unlängst das jährliche Einkommen des Olmützer Erzbischofs bloß auf 300,000 fl. geschätzt hat. (Frkf. I.)
Der Kaiser von Oesterreich hat der Stadt Nancy 100,000 Fr. gesandt, die für den Wiederaufbau ihres vor einiger Zeit niedergebrannten lothringischen Museums verwandt werden sollen.
Der Congreß der Friedens- und Freiheilslegion zu Lausanne ist nicht sehr zahlreich besucht und cs herrscht großer Unfriede in der Versammlung. Einer der Redner, Sccreton, wurde gewaltsam aus dem Sitzungssaale entfernt.
Die Subskription auf das Anlehen der Stadt Paris hat eine zehnfache Deckung des aufgelegten Betrags ergeben. Das Syndikat der Wechselmakler allein hat eine Milliarde gezeichnet.
(Französische KriegskontribiUion.) Der Vertrag zwischen dem Finanzminister und dem Konsortium, welches die Zahlung der vierten halben Milliarde vermittelt, ist nun perfekt geworden. Das Finanzministerium stellt 650 Millionen Wechsel auf 5, 6 und 7 Monate auf die französische Finanzagentur in London aus, wovon 250 Millionen von Rothschild, der Rest von der Banque de Paris und den Häusern Stern, Schnapper und Hahn garantirt werden. Aus dem Betrag wird die vierte Quote der Kontribution und die jährliche Verzinsung der noch rückständigen 3 Milliarden bestritten.
Der „Etoile belge" zufolge hat in der verflossenen Nacht in der Kohlengrube Hornu eine Explosion durch schlagende Wetter stattgesunden, wobei ungefähr 30 Personen getödtet wurden.
Rom, 18. Sept. Der „Germania" wird von hier geschrieben, daß auch der brasilianische Episcopat gegen die Annexion Roms Furch die italienische Regierung einen energischen Protest eingelegt habe. Der Protest sei vom Metropolitan-Erzbischof und sieben Bischöfen unterzeichnet; die Ausdrücke in demselben sind jedoch so scharf, daß selbst ultramontane Journale Roms Anstand nehmen, den Protest zu veröffentlichen, um nicht mit der Polizei zusammenzugerathen. s
Auf den 10. Oktober ist das italienische Parlament zum ersten Male nach Rom berufen.
Friedenszeichen. Mit Dänemark steht nun auch eine Uebereinkunft bevor, indem man sich dort endlich in maßgebenden Kreisen entschlossen hat, sich mit Deutschland zu vergleichen und nicht mehr den seitherigen Ansprüchen auf die Rückgabe nordschleswigscher Bezirke zu beharren. Der König von Dänemark war deshalb selbst beim Deutschen Kaiser zum Besuch in Baden-Baden und ist mit den besten Versicherungen von da geschieden und nach Dänemark znrnckgekehrt. Mit Oesterreich ist man bekanntlich in Gastein und Salzburg übereingekommen. Italien hat sich auge- schlosscn und Rußland hat sich durch diese Frcundschaflsbeziehungen zu anderen Staaten in seiner Sympathie für Deutschland durch die französischen Insinuationen nicht irre machen lassen, sondern darin im Gegentheil nur die Bemühungen für ungetrübte Erhaltung ' des Friedens erblickt. Dieser ist denn auch — und zwar nicht > blos als Ollivicrsche Redensart — gesicherter als je, da Frank- ^ reich auf Jahre hinaus außer Stand sich befindet, denselben zu ^ zerstören, Andere aber weder ein Interesse noch den Willen haben es zu thun; denn auch ein orientalischer Krieg ist nicht zu be- ! fürchten, weil Deutschland die Macht und den Willen hat, ihn ^ zu verhindern. So dürfen wir uns denn beruhigt und hoffnungsvoll wieder den Arbeiten des Friedens hingeben, wenn wir auch ! noch für einige Zeit gerade im Interesse des Friedens nicht auf- ^ hören dürfen, der Welt zu zeigen, daß wir für den Krieg gerüstet sind, denselben also zu verhindern jeder Zeit in der Lage sind, i so Jemand Gelüste zeigen sollte, ihn zu stören. Uebrigens werden jetzt auch in Frankreich gemäßigtere und ruhigere Stimmen laut, welche das ewige, unsinnige Rachegeheul nach und nach zum Schweigen bringen und eine nüchternere Beurtheilung der wahren Sachlage und des gegenseitigen Rechts der Nationen durchdringen lassen werden. (B.-ZI
Dem Vernehmen nach ist cs jetzt zwischen England, der Schweiz, Italien und Belgien, also den Staaten, welche noch Handelsverträge mit Frankreich besitzen, zu einer Verständigung dahin gekommen, daß sich diese Mächte anheischig gemacht, in der Angelegenheit der Handelsverträge nur gemeinschaftlich vorzugehen. Und so finden sich die französischen Schutzzöllner gleichsam umgeben vom Gürtel einer staatlichen Freihandelsliga, die zu durchbrechen ihnen nach der jetzt erzielten Verständigung gemeinsamen Handelns der Mächte schwerlich möglich sein wird.
Petersburg, 17. Sept. Wie hiesige officiöse Blätter melden, hat der russische Gesandte beim italienischen Hofe, Graf
Uexküll, von seiner Regierung die Weisung erhalten, seinen Wohnsitz dauernd von Florenz nach Rom zu verlegen. Dieser Schritt des Petersburger Cabinets, der Seitens der übrigen Ca- binette bald Nachahmung finden wird, ist insofern von weitreichender politischer Bedeutung, als er die rechtliche Anerkennung Roms als Haupt- und Residenzstadt Italiens voraussetzt.
Eine Prise Schnupftabak.
(Fortsetzung.)
Von einem Geschäftsmann unterstützt, welcher in Folge eines Scheinkaufes die Herrschaft Roullac vor der Confiskation zu bewahren gewußt hatte, befand sich der Vicomte im Exil im Genüsse des ganzen Vermögens, das sein Vater ihm hinterlassen hatte. Uebrigens besaß er dabei eine Freigebigkeit, die selbst dem Neide den Mund schloß. Seine beständig offene Hand glich jenen Quellen, welche ihr Wasser für alle Reisenden sprudeln lasten. Nie regte eine freiwillig gegebene abschlägige Antwort in Jemand den Wunsch an, sein Vermögen möchte im Besitze eines Andern sein; nur standen seine Gewohnheiten oft seinen guten Absichten im Wege. Als Verschwender und Spieler besaß Herr von Roullac zuweilen keinen Thaler. Es war daher wichtig, den guten Augenblick zn treffen und zu kommen bevor, sich seine kostspielige Neigungen wie ein Schwarm Vögel über die goldene Ernte hergestürzt hatten, die er jeden Monat von Frankreich erhielt.
Noquincourt wußte das; er beschleunigte daher auch seinen Schritt, in der Hoffnung, etwa einem andern Bittenden, der wie er unterwegs sein möchte, zuvorzukommen; man thcilte ihn jedoch in dem Hotel mit, daß der Vicomte seit seinem Weggehen am Morgen nicht nach Hause gekommen sei und sich bei dem Roul- lette befinden müsse. Obwohl der Ritter einen besonderen Abscheu vor den Spielhäuseru und deren Schwelle noch nie überschritten hatte, schienen ihm doch die Umstände zu dringend, um durch die Abneigung abgehalten zu werden. Herr von Roullac konnte im Glück sein, was oft zu geschehen pflegte, und in diesem Falle lieh er seinem Gesuche ohne Zweifel geneigtes Gehör. Der elsäßische Edelmann entschloß sich daher, in den Saal zu treten, in welchem ein Theil des ausgewanderten Adels sich um den grünen Tisch drängte. Er gewahrte bald, daß der Vicomte bei einer sehr lebhaften Partie bctheiligt sei. Die Friedrichsd'or bildeten bald kleine, bewegliche und klingende Berge vor ihm, die man nach und nach wachsen oder abnehmen sah.
Als Herr von Roullac den Ritter erblickte, machte er eine Geberde des Erstaunens und rief:
„Gott verzeih mir's! es ist Noquincourt. Welch ein Wunder kann unfern Cato in diese Höhle fahren?"
„Ich suchte Sie," antwortete der Ritter.
„Ich stehe sogleich zu Diensten," erwiderte Herr von Roullac; „ich habe nur noch zwei bis dreitausend Friedrichsd'or zu verlieren."
„Behalten sie einige davon zurück," sagte der Edelmann
leiser.
„Brauchen Sie solche?" versetzte der Vicomte; „beim Himmel, mein Lieber, nehmen Sie, was Sie bedürfen!"
„Sachte," unterbrach ihn ein dicker Deutscher, der hinter Herrn von Roullac stand, „wir müssen vorerst unser Glück verfolgen."
„Ah, zum Teufel! ich vergaß, daß der Baron von Aremberg mit mir astocirt ist," bemerkte der Franzose lachend; „ich bin Ihnen jedoch gut für das, was weggenommcn wird, Baron."
„Nein, nein!" rief der Deutsche beharrlich; „man muß nie Geld vom Spiele wegnehmen, das bringt Unglück. Der Ritter mag einen Augenblick warten."
Noquincourt verneigte sich zum Zeichen der Einwilligung und das Spiel ward fortgesetzt.
Es war jedoch, als hätte die Ankunft des Ritters dem Glücke schnell eine andere Wendung gegeben; Herr von Roullac, welcher zuvor gewann, begann Schlag für schlag zu verlieren und in weniger als einer Viertelstunde waren alle Friedrichsd'or unter dem Rechen des Banquiers verschwunden.
Solchergestalt ausgezogen, stand der Vicomte auf, ohne die geringste Gemüthsbewegung zu verrathen, entschuldigte sich flüchtig bei dem Ritter, befahl seinem Kutscher vorznfahren, und entfernte sich.
Noquincourt war traurig und enttäuscht stehen geblieben, indem er die Augen auf den unseligen grünen Tisch heftete, welcher Aloysens Rettung und Trost verschlungen hatte.
Der Baron von Aremberg hatte indeß nicht die Klugheit des Vicomte beobachtet, sich zurückzuziehen, sondern spielte mit jener, den nordischen Stämmen eigenthümlichen Hartnäckigkeit fort. Der Zufall schien seine Ausdauer durch eine unerwartete Rückkehr des" Glücks belohnen zn wollen. Die Goldberge begannen sich wieder vor ihm aufzuthürmen und je größer sie wurden, desto gesprächiger wurde der sonst verschlossene Deutsche wieder.
(Fortsetzung folgt.)
Redaktion, Truck und Verlag der G. W. Zaiser'schen Buchhandlung.