Augenblick aus Algier abberufen worden und traf am Vorabend von Sedan bei dem Heere Mac Mahons ein. Als Mac Mahon verwundet wurde, fiel ihm der Oberbefehl und die schwere Aufgabe zu, die Capitulation abzuschließcn. Seine Urtheile über die hervorragenden Persönlichkeiten der Franzosen z. B. Napoleons, und der Deutschen sind interessant. Heute theilen wir nur mit, was er von Kaiser Wilhelm sagt. „Er besitzt eine Eigenschaft, die große Fürsten macht, er weiß nämlich die Männer auszuwählen, die geeignet sind, ihn in seiner Aufgabe zu unterstützen. Er erhöht sie, er wacht darüber, daß kein Hinderniß ihre Thätigkeit hemme, er ermuthigt sie, gewährt ihnen das ihnen gebührende Lob und läßt ihnen ganz den ihnen gebührenden Ruhmesant heil; er ist in dieser Richtung wie in vielen andern Dingen nnserm Napoleon sehr überlegen." Zu diesen andern Dingen zählt Wimpffen „die Energie Kaiser Wilhelms, durch die er trotz seines hohen Alters alle Gefahren verachtet und die größten Mühseligkeiten überwindet."
Die Druckschrift: »Die Wahrheit an meine Verläumder vom Prinzen Napoleon" beweist, daß der Prinz der Kriegserklärung vollständig fremd war und die Armee den 19. August nur auf förmlichen Befehl des Kaisers verließ, welcher hoffte, Italien und später Oesterreich in den Krieg gegen Preußen hineinzuziehen. Der Kaiser von Oestereich schlug aus.
Dem Papste Pius IX. ist zu seinem 25jährigen Papstjubiläum aus der Diöcese Pafsau außer dem ordentlichen Quartals- Peterspsennig ein außerordentlicher Peterspfennig im Betrage von 10,129 fl. dargebracht worden. (Diese Blutgelder des armen bethörtcn Volkes, setzt das Frankfurter Journal bei, sind wahrscheinlich mit dazu verwendet worden, den apostolischen Vicar in Konstantinopel, Msgr. Pflügen, der sich daselbst in hohe Schulden — über eine Million Franken — gestürzt hatte, loszureisen.)
Brüssel, 7. Sept. Die „Etoile beige" meldet aus Versailles: Unmittelbar nach der Kammervertagung geht Thiers in das Seebad Trouville und unternimmt später in Begleitung von Genieoffizieren eine „strategische" Reise zum Studium der Grenzfestungen.
Brüssel, 7. Sept. Der „Etoile beige" zufolge stellen die Unterhandlungen zwischen den feiernden Maschinenbauern und den Fabrikbesitzern ein günstiges Resultat in Aussicht, so daß die Arbeitseinstellung baldigst beendigt sein dürfte.
Dobramyl, eine Stadt in Galizien, sechs Meilen von Przemysl, ist am 5. September gänzlich abgebrannt. 250 Häuser die katholische und die ruthenische Kirche, das Bezirksgericht und das Postamt wurden ein Raub der Flammen. 3000 Personen sind obdachlos.
Eure Geldhelrath.
(Fortsetzung.)
Löbach schaute ihr bei diesen Worten ernst in das Auge und Bertha legte stumm das Auge an seine Brust. Wie ein eisiger Luftzug aus Schneeklüften heraus wehte sie anfänglich seine Rede an, so daß es ihr tiefstes Herz durchfröstelte; aber allmählich ward es ihr wieder warm in der Seele und zuletzt wußte sie ihm innerlichst nicht Dank genug zu sagen für diese scharfen Worte und sie glaubte, nie an ihm und der heitern Zukunft zweifeln zu dürfen. Unter Thränen schied sie von Oberaydorf, gefaßt und in sich beruhigt ging sie zur Trauung. Was nur zuweilen bange Schauer über ihre Seele jagte, war die sonderbare Zurückhaltung ihres Bruders, der gleich mit dem Beginn der Ferien eine größere Reise unternommen, wie er denn auch bald nach ihrer Verlobung sich aus den Bergen in die Stadt geflüchtet, von wo er kurze, verdrossene Briefe schrieb.
Ein altes Kalenderwort prophezeit auf frostige Weihnachten warme Ostern und es fragt sich, ob dieser Spruch, an das Leben der Ehe gehalten, nicht auch aus stürmischen Flitterwochen spätere Sonnentage hervorleuchten heiße. Stimmte dies so sicher zusammen wie eine mathematische Berechnung, dürften wir Bertha getrost in ihre ferne Zukunft begleiten. Denn wahrlich über die ersten Tage nach ihrer Hochzeit legte sich ein recht falscher Gewitterhimmel und wenn er sich aufklärte und hell auslegte, so war's nur jenes glatte zugeschlisfene Winterblau, das unfern Augen beißende Thränen abzwingt. Schon zum ersten Mittagsmahle, da die Neuvermählten gegcnübersaßen, hatte Löbach eine verbissene trockene Stimmung mitgebracht. Er hatte im Geschäftszimmer seines Schwiegervaters darauf gedrungen, die wichtigsten Bücher flüchtig durchsetzen zu dürfen und nur unter verlegenem Zaudern von dessen Seite einen Blick in ihre Blätter zu werfen vermochte. Da erschien ihm der neuere und neueste Geschäftsverkehr ziemlich gestaut und verstockt, der Geldumsatz, um börsev- mäßig zu reden, „flau" und matt, hier und da mochte es ihm auch dünken, als sei Vieles mir Unordnug und besonders auf den letzten Blättern manches nur zum Scheine abgeschlossene Geschäft cingezeichnet. Seinen ernsten Fragen wußte der Banquier, der ihm die ersten Tage nicht verkümmern wollte, noch leichtsinnige Spötteleien oder hingeworfene Phrasen von schlechten Zeiten, Crcditmangel und Aehnlichem entgegenzusetzen. Der neue Sohn und Mitregent des Hauses aber verstummte und in ihm setzte sich neben bitterem Verdruß der Entschluß fest, binnen wenigen Tagen ganz im Reinen mit feiner neuen Lebenslage stehen zu
i wollen. Einstweilen kühlte sich sein Groll in kurzer gleichgültiger Abfertigung seiner Gattin. Sie mochte mit dem weichsten Ton ! an sein Herz anpochen und mit den rührendsten Worten Einlaß ! verlangen in sein Vertrauen — er konnte den Gedanken nicht aus sich jagen, daß er am Ende statt der Goldprinzessin nur eine werthlose Aschenbrödel heimgeführt, daß er an eine, durch ein edles Frauenherz geheiligte Ehe seine materiell gesicherte Existenz gesetzt habe, die ihm gewiß nicht entschlüpft wäre, hätte ihm ein weniger bedeutsames Mädchen seinen klaren Geschäftsverstand ! gelassen. So aber hatte er ihretwegen jede Vorsicht vergessen ! und das alles schnitt ihm wie ein rostig Messer in's Herz, was ! er gerade zu ihren Vorzügen zählen mußte. Als sie ihm Abends ! das Küken'sche „Mädchen von Juda" vorsang, schlümpfte er mitten in der ersten Strophe aus dem Zimmer, und ihr blieb nichts, da sie zu Ende war und sich verlassen sah, als bitter in das Sophakissen zu weinen.
Den zweiten Tag brachte er ganz und gar unter Berechnungen, Zusammenstellungen und Vergleichen hin, und mehr und mehr that sich die entsetzliche Wahrheit vor ihm auf, daß ihn der Banquier betrogen habe. Wüst im Kopfe warf er sich zu Hause auf das Ruhebett und bat Bertha, ihn allein zn lassen. Der Schlaf kam aber nicht über ihn; unruhig wälzte er sich hin und her und sah den goldenen Sonnenfäden zu, die sich noch dünn und heiß durch sein Fenster zogen. Es lag etwas so Lockendes, Verführerisches in dem Spiel der Abendgluth, daß ihn endlich doch wärmere Gedanken überkamen und er aufsprang und Bertha zum Abcndgang auffordcrte. Und wie glücklich hing sie an seinem Arme, wie harmlos und liebenswürdig suchte sie seinen Verdruß hiuwegzuscherzen und stand dabei so fern all dem Wetterfahnenspiel der Frauen, die in bitterem Schmollen und süßer Versöhnung so gewandt sich bewegen. Löbach ward allmählich beruhigter und setzte sich traulich mit Bertha auf eine Ruhebank der Promenade.
Da führte ein böser Kobold gerade jeneu „Rosen" vorüber, der ihn vor kurzem noch zuerst an Bertha und deren Vater gewiesen hatte, und zu spät bereut, entfuhr ihm das bitterböse Wort: „Daß ich doch diesem Eheschmied nicht in die Esse gelaufen wäre! Wie schnell sitzt so ein Goldreif am Finger und zuletzt ist's vergoldetes Blei!"
Bertha, die jenen Unterhändler durch ihre Mutter kannte, brach weinend in sich zusammen und nur mühsam konnte er sie aufrichten. Bleich uud geknickt ließ sie sich von dem unseligen Manne nach Hause geleiten nnd schloß sich dort in ihr Schlafgemach. Mit der verzweifelten Stimmung rang nun die Reue in Lobach's Herzen und er wäre sicher noch in ihr Zimmer gedrungen und hätte sich um Sühne bittend an ihr Bett geworfen, wäre nicht im selben Augenblick Bertha's Mutter eingetreten, um nach ihrem Kinde zu fragen. Diese Erscheinung jagte den noch glühenden Zorn in ihm wieder zur Hellen Lohe auf. Er begegnete der bestürzten Frau mit kaltem Gruß und zog sich eilig in sein Gemach zurück. Da ging er mit großen Schritten auf und nieder, als wollte er über die Gedanken, die in ihm saßen und stachen, hinauseilen, und doch mußte er wieder umkehren und sich schleudern lassen in den wilden Sturm von Sorgen und Entwürfen.
Und all sein Sorgen und Grübeln brachte ihn nur tiefer in die Fallgrube, in die man ihn gelockt hatte. Er fand alltäglich mehr, wie unsicher und schläfrig der Geschäftsgang sich fortschob, wie da ein höfliches Mißtrauen, dort eine rauhe Kündigung des Vertrauens, gleich den Möven, den ängstlichen Vorboten des Sturms, in's Haus hereinflogen; wie heute ein neuer Verlust hohnlächelnd an der Thür pochte und morgen ein wiederholter Beweis von Leichtsinn und Vernachlässigung seine hohen Strafsteuern einforderte. Ja, auf der Straße rückte man nicht mehr ehrerbietig den Hut vor dem reichen Banquier oder suchte mit ihm im heimlichen Stolze ein vertrauliches Gespräch anzuspinnen; jetzt blieb man, bedeutsam sich anblickend, hinter ihm stehen, wenn er, die Hände aus dem Rücken, über die Straße schlich, man flüsterte ernsthaft zusammen und warf mit weisen Sprüchwörtern umher. Das bemerkte Löbach oft von dem hohen Fenster der Schreibstube, wenn er, um auszuruhen, das Leben an der Straße sich anschaute. Ihm selbst drückte mancher Freund bedauernd die Hand, manchLr wich ihm verlegen aus und in sein Haus fielen wie die Schloßen eines Hagelwetters scharfe, anonyme Warnbriefe nieder. (Forts, folgt.)
Allerlei.
— (Europäis che Fürstinne n.) Eine englische Zeitung , erzählt, daß unter den europäischen Fürstinnen die Kaiserin von Rußland und die Prinzessin Friedrich Karl von Preußen die besten Malerinnen seien, die Prinzessin von Wales die beste Pianistin, die Königin von Holland die beste Dichterin und Schriftstellerin, die Kaiserin von Deutschland die unterhaltendste, die Kaiserin von Oesterreich die schönste nnd die Königin von Dänemark die in der Hauswirthschaft am meisten bewanderte Frau sei.
"Redaktion, Druck und Verlag der G. W. Z ais er'scheu Buchhandlung.