Ihm sagt, mit großer Aufmerksamkeit an: er stimmt selbst oft zu. Endest wurde ein Phytzognomiker in seinen Gedanken die Verneinung dessen ent- de-ken was er zu bejahen scheint. Ich bin fest überzeugt, daß Beust schwerlich ,emc Ideen ändern und, so lang? er Minister ist, Österreich sich Inch» den Annchten Frankreichs anschlicßen wird."
L^cn di- Deutschen werden in gewohnter „I' k ^"^srwben. Das don m«t des Tages lautet wie folgt: Ein Engländer trifft einen zurückgekehrten „Prusiien" auf dem Boulevard.
trotz der beabsichtigten Malice beginnt die Sache harmlos zu werden ' St. Denis, 6. Juli. Heute Morgen 8 Uhr fuhr General Manteusirl mit einem Extrazug von Compisgne nach Versailles Zu St. Deals erwartete ihn Graf Waldersee, der Mit nach Ver- -,t ein Dejeuner^ bei Thiers einnahmen,
schreibt aus
mittags kehrte Mauteuffel nach Compiögne zurück, m ,-^Le!. 6 Juli. Die .,Jndm'-.^c?
«Man spncht in der Nationalversammlung davon, Thiers hprch Acclamgfsvst. znm zweijährigen Präsidenten zu ernennen. Das Projekt ist zur Vorlage bereit.
Brüssels 8. JuH,. Die „Jndependance" schreibt aus Versailles: Die Prinzen des Hauses Orleans erklären, Thiers' Regierung respecf' ren und durch keinerlei Umtriebe hindern zu wollen. — In Pa'JZ haben bedauernswerthe Tätlichkeiten gegen Deutsche in dem. Casö Helder und auf den Boulevards stattgesunden.
Zwischen Spanien und Marokko könnte es wieder einen Strauß geben, indem sieben Spanier in Marokko ermorde: wurden, wofür Genugthuung verlangt wurde. Bereits sind zwei spanische Kriegsschiffe nach der marokkanischen Küste ausgebrochen.
London, 6. Juli. Das preußische Kronprinzenpaar ist angekommen.
In Neapel machte ein junger Mann, Modewarenhändlcr, seiner bildschönen Frau Vorwürfe über geringfügige Dinge; als sie sich entschuldigte, gerieth er in solche Berserkerwuth, daß er sie furchtbar mißhandelte und zum Fenster hinauswars. Die unglückliche Frau klammerte sich von außen an das Fenster und schwebte zwischen Himmel und Erde; sie bat mit Blicken den Wntherich, sie zu retten, aber dieser sühne mit einem Stocke Schläge auf ihre Hände, damit sie loslasse. Unter den schrecklichsten Martern hielt sie fest, bis Leute kamen, Leitern anlegten und sie retteten. Sie kam ohnmächtig unten an und gebar gleich darauf ein Kind.
Der Rest der sogenannten Welfenlegion scheint, nachdem er während des Krieges nach Algier geichafft worden, dort nicht aus Rosen gebettet zu sein. Ein algerisches Blatt dringt folgende Notiz: „Die hannoversche Legion, für welche solche Ovser gebracht worden, hat sich geweigert, zu marschiren Vor einigen Tagen wurde sie nach Leddon gesandt, wo sie Ordre empfing, aus einen gewissen Punkt zu marschiren. Offiziere und Mannschaften verweigerten dieß unter dem Vorgeben, daß man sie engagirt habe, nm gegen Preußen und nicht gegen Araber zu kämpfen. Die Militärbehörden sandten die Legion nach Tlemcen zurück, von wo sie nach Oran abgehen sollte, um dort aufgelöst zu werden.
Das Inkognito.
(Fortsetzung.)
„Unmöglich, unmöglich, mein werther Herr Hagen," sagte er — „ich nehme keine Entschuldigung an! Sie müssen bei mir diniren!"
„Aber — Herr Seltenstem — mein Gast .
„Ach ich bitte dringend, bitte unterhäiiigst um die hohe Ehre!" sprudelte der Apotheker heraus. „Meine niedre Hütte wird entzückt sein, wenn Hoheit die Gnade und Herablassung zu haben geruhen .
„Wie denn ? Was sprechen Sie denn, mein Herr?" unterbrach ihn Seltenstem ein wenig barsch. „Ich bin keine Hoheit, sondern der Assessor Seltenstem schlecht weg!"
„Oh, bitte, bitte, Hoheit," sagte der Apotheker und fuhr mit der Nasenspitze wieder beinahe bis auf die Dielen hinunter — „bitte — ein so königliches Aeußere leuchtet durch jede Verhüllung hindurch . ."
„Narrenspossen!" rief Seltenstein. „Und wenn ich wirklich wäre, was Sie zu vermuthen scheinen, so sollten Sie doch mein Jncognito respektiren, da ein Fürst dergleichen nie ohne besondere Gründe annimmt. Aber verstehen Sie mich recht, mein Herr: ich bin Niemand anders, als der Assessor Seltenstein und muß bitten, dies nicht wieder zu vergessen!"
,Wie Ew. Ho . . wollte sagen, wie der Herr Assessor zu befehlen geruhen," sprach der Apotheker zerknirscht. „Aber Sie schlagen meine Einladung nicht ans? Auf den Knieen bitte ich . ."
„Machen Sie das mit meinem Freunde Hagen ab," erwiderte Seltenstem kurz.
„Herr Hagen! Verehrtester Herr Hagen" — wendete sich der Apotheker an den Freund des vermeintlichen Prinzen — „Gnade! Vergessen Sie alles Vorherige! Wir reden weiter mit einander! Aber — nicht wahr — Sie kommen?"
„Recht gern, Herr Dornberg, da mein Freund die Güte haben will, mir die Entscheidung zu überlassen," sagte Hagen, der kaum seinen innerlichen Jubel verbergen konnte.
„Hallelujah!" rief der Apotheker und wischte sich die Schweiß-
i tropfen von der Stirn. „Um ein Uhr, Ew. Ho. . Herr Asses- sor, wollt' ich sagen. „Um ein Uhr! Hallelujah! Meinem Kmnse rst Heil widerfahren!" '
Poch, poch! ging es. „Herein!"
Der Bürgermeister im Bratenrock mit Manschetten stolperte m das Zimmer. Er versärbte sich, als er den Apotheker sah, und warf ihm einen grimmigen Seitenblick zu. Dann aber stürzte er a,kf Zchenstrin los, ergriff dessen Hand und druckte sie an seme Lippen.
„Hoheit! Königliche Hoheit! rief er — „die Stadt liegt zu Ihren Men, ich .
^ „Aber ;;,ein Gott, sind denn die guten Leute hier nicht bei ^'.stnen?" unterbrach ihn Seltenstein mit einem gewissen majestätischen Unwillen. „Ich bin keine Hoheit, mein Herr!"
„Ach, verbergen, verhüllen Sie sich nicht, mein Prinz!" entgegnete der Bürgermeister im Extase. „Hoch lebe das erhabene, königliche Haus! Wir Alle hier sterben für unfern Fürsten! Und Hoheit werden die Gnade haben, diesen Mittag — bei mir— Gott welche Ehre . ."
„Bedaure," erwiderte Seltenstem. „Bereits versagt. Der Herr dort hatte schon die Güte ..."
„Ha, ich ahnte so Etwas," zürnte der Bürgermeister voll verdrossenen Grimmes. „Aber ich, das Haupt der Stadt . ."
„Werden mir gleichfalls die Ehre diesen Mittag schenken," fiel der Apotheker schnell ein, um den erzürnten Freund zu besänftigen und eine heftige Scene zu vermeiden, die Seine Hoheit jedenfalls sehr mißfällig bemerkt haben würden.
„Wohlan, sei es denn," sprach der Bürgermeister mit etwas mehr Sanftmuth — „aber unter der Bedingung, daß Hoheit morgen bei mir die Gnade haben . ."
„Herr, so gehen Sie zum . . mit Ihrer Hoheit!" unterbrach ihn Seltenstein rauh. „Sprechen Sie meinetwegen mit Hagen! Aber wenn Sie noch ein einziges Mal vergessen, daß ich der Assessor Seltenstein bin, so setze ich keinen Fuß in Ihr Haus."
„Herr Hagen!" rief der Bürgermeister und schoß wie ein Stoßvogel auf diesen los. „Herr Hagen — sagen Sie ja! Machen Sie mich zum glücklichsten Sterblichen! Und wenn's Ihnen recht ist, setzen wir ans der Stelle die Verkaufs-Urkunde nieder! Sie wissen, ich schwärme für Fabriken! Umsonst sollen Sie den Platz haben!
„Nicht so rasch, Herr Bürgermeister. Es würde in Gegenwart meines Freundes wohl kaum passend sein . ."
„Bitte," nahm Seltenstem schnell das Wort . . , wenn Du Geschäfte mit dem Herrn hast, laß Dich durch mich nicht abhalten! Unter Freunden . ."
„Ja wohl, unter Frennden!" rief der Bürgermeister. „Feder und Papier her! Auf der Stelle schreibe ich die Schenknngsakte nieder!"
„Nicht doch, nicht doch, Herr Bürgermeister," warf Hagen ein. „Zwölfhundert Thaler habe ich Ihnen geboten, und dabei bleibt es. Wenn Sie das zufrieden sind, so .
„Alles zufrieden! Ganz, wie Sie wollen! Fabriken müssen unterstützt werden! Da! Da! Zwölfhundert Thaler empfangen! Das Grundstück gehört Ihnen, Herr Hagen, und ich wünsche viel Glück dazu!"
Hagen las die rasch niedergeschriebene Urkunde, zahlte zwölfhundert Thaler in zwölf Päckchen Banknoten auf den Tisch, und der Verkauf war abgeschlossen. Seltenstem machte dem Bürgermeister einige Complimente über seine uneigennützige Bereitwilligkeit, sich dem Wohle der Stadt aufzuopfern, und der Bürgermeister schwamm in Wonne. Hochroth im Gesicht von strahlender Freude verabschiedete er sich endlich mit Dornberg, und mit fröhlichem Lachen warf sich Hagen, als Jene die Stube verlassen hatten, in die Arme seines Freundes.
„So weit wären wir also," sagte dieser. „Du siehst, daß ich nicht zu viel versprochen habe, und wenn mich nicht Alles trügt, so erleben wir heute noch mehr. Die Aussicht auf einen Orden thut bei Leuten, wie Dein zukünftiger Herr Schwiegerpapa, manchmal Wunder. Aber komm' jetzt — machen wir einen Spaziergang durch die Stadt — Arm in Arm natürlich und höchst vertraulich. Die guten Leute allhier sollen erfahren, wie hoch Du bei seiner Hoheit, dem Assessor Seltenstein, in Gnaden stehst. Komm' geschwind, denn dieser Spaziergang gehört zu meinem Plane."
Sie giengen also, Arm in Arm, Seltenstein vertraulich an Hagen gelehnt. Die Siraßenjngend folgte ihnen nach; — wohin sie kamen, flogen die Fenster aus — einzelne weiße Tücher wehten ihnen sogar Grüße zu — einzelne Stimmen: „Es lebe der Prinz!" ließen sich vernehmen und kurz und gut, die ganze Stadt war in Allarm.
Das war gerade, was Seltenstem beabsichtigte. Es erhitzte die Köpfe, und wenn ja noch ein Zweifel Im alten Dornberg anfgestiegen wäre, so hätte ihn sicher die Stimme der ganzen Stad t übertäubt. _—_ (Fons, folgt.)
(Hiezu eine literarische Beilage.)
Redaktion, Truck und Verlag der G. W. Zais er'schen Buchhandlung.