Bemerkung: Der Friede sei geschlossen, das Schwert in die Scheide gesteckt. Die Geschworenen sollen den Frieden vervollständigen, indem sie mit dem Schwamm über diese Vorfälle vom 9. März fahren und die Angeklagten entlassen, auf daß man nicht sagen könne, die Schwei; allein unter den neutralen Staaten behalte noch Gefangene zurück."

Die Auflehnung der gebildeten Katholiken gegen die Un­fehlbarkeit des Papstes und was daran hängt, nimmt von Tag zu Tag auch in der Schweiz zu. Noch keiner der schweiz. Bi­schöfe wagte deren Verkündigung. In Luzern sprach sich eine Versammlung von mehr als 400 Bürgern gegen diesen neuen Glaubenssatz aus und erklärte jeden Priester zu schützen, der ihn verwerfe. (S. M.)

Paris, 11. April. General Bcrgcret wird gefangen ge­halten, um sich wegen Verlusts der Barrikade und Brücke von Neuilly vor einem Kriegsgerichte zu verantworten.

Paris, 14. April. Es ist eine eigenthümliche Ironie des Schicksals, daß Herr Favre, welcher, wie Jedermann erinnerlich, das Bombardement von Paris nicht hart genug brandmarken konnte, selbst jetzt vom Mont Valerien aus die Stadt zusammen- schießen lassen muß. Ob wohl seine Bomben die Eigenschaft haben, Weiber und Kinder zu verschonen und bloß die Schuldi­gen zu treffen? Gestern haben der Mont Valerien und die Bat- tericen von Conrbevoie den ganzen Tag über den Are de Triomphe und seine Umgebung mit Bomben überschüttet. Die Verheerun­gen, welche dort angerichtet wurden, sind furchtbar. Der Eisen­bahnhof an dem Thore Neuilly ist nur noch ein Schutthaufen. Die Hänfer, welche dicht hinter dem Thore liegen, haben sehr gelitten, so wie auch die der Avenue de la Grand Armee, welche zwischen dem Thore und dem Arc de Triomphe liegt. Von den Häusern, welche den Platz des Arc de Triomphe umgeben, ist nur ein einziges verschont geblieben. Hinter dem Arc de Triomphe sind ebenfalls eine Masse Häuser zerstört worden. Viele dersel­ben sind Millionen werth.

Paris, 16. April, Morgens. Die Stellungen der käm­pfenden Parteien im Süden von Paris sind folgende: Die- derirten haben außerhalb der Forts die Dörfer Jssy und Vanv- res okkupirt und dieselben durch starke Barrikaden in Verthcidi- gungszustand gesetzt; sie halten außerdem die Ortschaften in der Nähe des Forts Bicatre und Montrouge besetzt, wie Moulin, Saquet und Sautes Bruyeres. Die Versailler Truppen haben Sceaux, Plessis-Piquet, Robinson, Cheville, L'Hay, Croix, Berny inne.

Paris, 16. April. Am Samstag fanden Kämpfe bei Croissy statt. Dombrowski hält Neuilly noch immer. Die Vor­posten der Versailler Truppen in der Nähe von Courbevoie wurden zurückgezogen. Die Regierung in Versailles hat Paris aufgcfordert, sich binnen 24 Stunden zu ergeben. Dombrowski ist verwundet.

Paris, 16. April. Ein Bericht Clnferet's sagt: Gestern Abend hat Fort Vanvres mehrere auf einander folgende Angriffe bestanden. In Neuilly wurde um jeden Fuß breit gekämpft; je­des Haus muß hier belagert werden. Ich schickte genügende Zerstö­rungsmaschinen, um die Einnahme zu beendigen. Heute lebhafte Kanonade vom Trocadoro, welcher die Ebene von Longchamp beschießt. Bei Neuilly hält der hartnäckige Kampf noch an. Die Versailler sind von der Insel de la grande Jatte entwischt. Mehrere Bataillonschef vom Centrnm boten der republikanischen Liga ihre Dienste au. Lebensmittel werden theurer, die Waaren knapp. Der Verkauf des Pferdefleisches hat wieder begonnen. Die Kommune dekretirte: Requisitionen dürfen nur auf Grund eines schriftlichen Befehls der Kriegsdelegation vorgenommen wer­den. Jede Verhaftung soll unverzüglich dem Justizdelegirten an- gezcigt werden, welcher sie vorher anordnet und über die Aufrecht­erhaltung derselben beschließt.

Paris, 17. April, Abends. Das Resultat der gestrigen Abstimmung ist als Niederlage der Kommune zu betrachten. Nur in vier Arrondissements erhielten ihre Kandidaten ein Achtel der abgegebenen Stimmen. Men otti Garibaldi ist als einziger Kandidat der Kommune mit ansehnlicher Majorität gewählt. Es geht das Gerücht, die Gesandten von England, Italien und der Vereinigten Staaten suchten gegenwärtig eine Waffenruhe zwischeu Versailles und Paris zu vermitteln, um weiteres Blutvergießen zu vermeiden.

Versailles, 17. April. In der Nationalversammlung zeigt Thiers an, daß sich nichts Neues von Bedeutung zugelra- gcn habe. Die Regierung verharrte in abwartender Haltung, um die uöthigen Streitkräfte zu vereinigen und um den Irre­geleiteten Zeit zur Ueberlegung zu gewähren.

Versailles, 17. April, Abds. Privatnachrichtcn zufolge haben die Regiernngstruppen nach einem glänzenden Gefecht bei Chateau Becon (zwischen Courbevoie und.Asniöres) den wichti­gen Punkt Asnidres beherrschend besetzt. (S. M.)

Nach Pariser Privatberichten soll sich der Verlust der In­surgenten in voriger Woche an Todten, Verwundeten und Ge­fangenen auf 9000 Mann belaufen. Die Bauern kommen nur noch in geringer Anzahl in die Stadt; die Milch bleibt bereits j

gänzlich aus. Auch die Waschweiber, die ja zum großen Theil in der Umgegend von Paris wohnen, kommen nicht mehr, so daß reine Wäsche in Paris wieder eine Luxussache geworden ist. DerCitoyen" Assy, der von den gegen ihn-erhobenen Klagen freigesprochen worden ist, hat seinen Sitz in der Kommune wie­der eingenommen; er hat auch sein Kommando wieder erhalten; er ist Oberst in der Nationalgarde.

Das benöthigte Geld für den Sold nimmt die Kommune wo sie es findet. Zunächst wird das Silberzeug in den Ministerien und Kirchen eingeschmolzen, und Thaler daraus geschlagen. Aus dem Ministerium des Aeußern wurden gemäß Dekret vom 8. April entnommen 1303 Stück Silberzeug mit den Wappen des Exkaisers, 568 Stück vergoldetes Silber, und ein vollständiges Theeservice. Ueber alles, was derart eingeschmolzen wird, setzen die beauftragten Kommunisten ein Protokoll auf.

Die Kommune veröffentlicht heute eine Verordnung, der zu­folge die Mai treffen der Nationalgarden bei deren Tode zu Wittwenpensiouen berechtigt sind.

Aus dem ganzen Gang der Gefechte vor Paris ersieht man, daß es der Regierung ohne das Eintreten außerordentlicher Ereig­nisse oder ohne das Abschneiden der Lebensmittelzufuhr nach Paris sehr schwer werden wird, die mit viel schwerem Geschütz versehe­nen und im Besitz der Südforts befindlichen Insurgenten in Paris selbst zu bewältige». Im freien Felde werden sich die Pariser nirgends lange halten können, aber hinter Verfchanzun- gen und Barrikaden sind sie so lange ziemlich sicher, als die Re­gierung nicht in dem Besitze hinreichenden Belagerungs-Geschützes und die Forts zu nehmen im Stande ist, zumalen cs den In­surgenten an einer sachverständigen Leitung nicht fehlt.

Als neuer Amtssitz des Generals v. Fabrice wird von den prß. Bl. nun doch Soisy, nicht St. Denis, bezeichnet.

Die Kommune von Paris. In Erwägung, daß die kaiserliche Säule der Place Vendüme ein Monument der Barbarei, ein Symbol brutaler Gewalt und falschen Ruhmes, eine Bekräftigung des Militäris­mus, eine Verneinung des internationalen Rechtes, eine permanente In­sulte für die Besiegten Seitens der Sieger, ein beständiger Angriff gegen eines oer großen Prinzipien der französischen Republik, die Brüderlichkeit, ist, dekretirt: Die Säule der Place Vendüme wird zerstört. Paris, 12. Avril 1871.

Unter den Häusern, welche geplündert wurden, befindet sich auch das des Prinzen Peter Bonaparte. Was nicht fvrtgeschafft werden konnte, wurde zusammengeschlagen. Eine Haussuchung fand auch bei dem Dr. Morel statt, dem Arzte des Prinzen. Morel selbst wurde verhaftet. Die Leute, mit denen Peter Bonaparte sich damals in den Haaren lag, sind heute am Ruder.

Auf Befehl der Commune gibts nur noch eine Fahne in Paris, die rothe. Die in Paris gefangenen Priester, der Erzbischof voran, be­schwören Thiers brieflich, Niemand mehr erschießen zu lassen, für je 1 Pariser in Versailles müßten je 3 Geißeln in Paris ihr Leben lassen.

Roche fort verlangt, daß Vinoy, Gallifet, Picard, Favre und Mac Mahon in Paaren zusammengefesselt und nach dem Nundplatz auf den elyseeischen Feldern geführt werden, wo man sie den Verwandten der in Versaillesermordeten" Nationalgarden preisgeben möge.

Dombrowski erklärte, Neuilly, Villiers und Puteaur bei der ersten Gelegenheit völlständig niederbrennen zu wollen, da Häuser und Bäume keine Uebersicht über die Bewegungen des Feindes zulassen.

DasUnivers" theilt folgenden Maueranschlag mit, der nach Ver­haftung des Klerus der Pfarrei von St. Pierre (Montmartre) an die Thürcn dieser Kirche geheftet worden und mit den beiden Siegeln des Komite's versehen sei: In Erwägung, daß die Priester Banditen und die Kirchen Mördergruben sind, wo die Mayen moralisch gemordet werden, indem Frankreich unter die Krallen der infamen Bonaparte, Favre und Trochu gebeugt wurde, verordnet der Civilbevollmächtigte für die Car- rieres bei der Expolizeipräsektur, daß die Kirche St. Pierre (Montmartre) geschlossen werde, und dekretirt die Verhaftung der Priester und Jgnoran- tiner. 10. April 1871. Le Moussu.

London, 16. April. DieTimes" bringt folgende De­pesche ans Versailles: Mac Mahon bewerkstelligte glücklich die Umzingelung von Asnieres. Die Pariser Ersatzwahlen haben unter schwacher Betheiligung stattgefunden.

Der russische Kaiser spricht deutsch. In russischen Blättern circulirt folgende Anekdote: Der Großfürst-Thronfolger hat, wie man weiß, eine starke Abneigung gegen Deutschland und faßte den Gedanken, den Gebrauch der deutschen Sprache an seinem Hofe zu verbieten. Jeder Zuwiderhandelnde sollte 25 Rubel bezahlen. An einem der Empfangs­abende beim Großfürsten tritt der Kaiser ein, ohne angemeldct zu lein, und beginnt die Conversation in deutscher Sprache. Selbstverständlich mußten die Angeredete ihm in der nämlichen Sprache antworten. Dann erhebt sich der Czar, wie um den Saal zu verlaßen, hält aber inne, und spricht:Meine Herren, ich erinnere mich, daß das Deutsche hier ver­boten ist. Ich habe also 25 Rubel zu bezahlen/; Als er das Geld einem der Äammerhcrrn übergeben hatte, sagte er ihm:Laßen Sie sich die nämliche Summe von allen hier anwesenden Personen zahlen, und übergeben Sie dieselbe dem preußischen Generalstab, der sie zum Besten der Verwundeten verwenden soll."

Leben können sie alle die regierenden Herren der Welt, obwohl Mancher von ihrem Brode ißt und Mancher aus ihrem Becher trinkt. Der Kaiser von Rußland hat jährlich 8,250,000 Thlr., täglich 25,000 Thlr., der Sultan 6 Mi». Thlr-, täglich 16,000 Thlr., Napoleon hatte 5 Mill. Thlr-, täglich 14,000, der deutsche Kaiser 4 Mist. Thlr., täglich 10,000, Victor Emanuet 2,500,000 Thlr., täglich 7000, Königin Victoria ebenfalls 2,500,000 Thlr. oder täglich 7000, der König von Spanien 2 Mill. Thlr., täglich 4613 Thlr.

Der Sultan hat einen Pascha mit einen eigenhändigen Brief an den deutschen Kaiser gesandt. Der kranke Mann, der Napoleon zu seiner Kriegserklärung an Preußen beglückwünschte, hat etwas gut zu machen in Berlin.

Redaktion, Truck und Verlag der G. W. Zaiser 'scheu Buchhandlung.