Publicisien rc. Goellezich aus Wels refcrirte über die Stellung Oesterreichs zum deutschen Reiche und schlägt eine Resolution vor, worin es heißt: „Wir begrüßen die errungene deutsche Einheit und erblicken darin keine Gefährdung unserer Interessen. Wir wollen die Beziehungen zu Deutschland durch ein inniges Bündnis; mit Deutschland auf völkerrechtlichem Gebiete erhalten und befestigen."
Auch inOesterreich werden an vielen Orten deutsche Siegesfeiern begangen werden; besonders in Graz und den übrigen Städten der Steiermark.
Versailles, 26. Febr. Gestern, Sonnabend, sind Thiers und die übrigen Fricdensunterhändler mit dem Vertragsentwurf nach Bordeaux abgcreist. Im Ablehnungsfall werden die Feind, seligkeiten morgen Mitternacht wieder beginnen. Prinz Friedrich Karl concentrirt enorme Heeresmassen an der südlichen Demar- cationslinie. (Frkf. I )
Versailles, 26. Februar. Die Verhandlungen dauerten letzte Nacht fort. Die Frage wegen Metz war die Hauptschwierigkeit. Thiers verlangte das Verbleiben der Festung bei Frankreich und bot die Schleifung der Festungswerke an. Dies ward verweigert. Thiers schlug ferner folgende Combination vor: Frankreich kauft Luxemburg und überträgt dasselbe auf Deutschland. Auch dieser Vorschlag wurde abgelchnt. Thiers bot dann eine weitere Milliarde Thaler an, was ebenfalls zurückgewiesen wurde. Graf Bismarck erklärte: Die Ucbergabe von Metz und der Einzug in Paris seien Hauptpunkte. Der Einzug in Paris ist verschoben. Den „Daily News" zufolge werden 40,000 Mann einziehen. (Telegr. des Franks. Journ.)
Versailles, 27. Februar. Paris war bis gestern Nachmittag 2 Uhr ruhig, aber in dem Glauben, daß die Deutschen nicht einziehen würden. Der Kaiser gibt heute dem König von Württemberg ein Bankett. (Frkf- I )
Versailles, 27. Februar. Telegr. an die Großherzogin von Baden. Mit dankerfülltem Herzen gegen die Vorsehung zeige ich Dir an, daß gestern Nachmittag die Friedenspräliminarien hier unterzeichnet worden sind, auf welche der Elsaß (aber ohne Belfort), Deutsch-Lothringen mit Metz an Deutschland abgetreten sind, 5 Milliarden gezahlt werden und Theile Frankreichs besetzt bleiben bis zur Abzahlung dieser Summe. Paris wird theil- weise besetzt. Wenn die Ratifikation in Bordeaux erfolgt, so stehen wir am Ende dieses glorreichen, aber auch blutigen Krieges, der uns mit Frivolität ohne Gleichen aufgezwungen wurde, an dem Eure Truppen so ehrenvollen Theil nahmen. Möge Deutschlands Größe sich nun-im Frieden konsolidiren!
Wilhelm.
Versailles, 27. Febr. In Betreff der Veröffentlichung der Friedenspräliminarien wurde der französischen Regierung die Initiative überlassen.
Der Truppen-Einzug in Paris findet am Mittwoch statt. Die Deutschen besetzen den Triumphbogen, die Tuilerien, Rivoli, Hoiiore, Elyses bis Thermes. Die Franzosen sind am linken Seineufer confignirt. Die Besatzung dauert bis zur Ratification der Präliminarien. Obiges beruht auf der Bekanntmachung der französischen Regierung. (Telegr. d. St.-A.)
Paris, 27. Febr. Die Preußen sind um Mitternacht, 40,000 Mann stark, in Paris eingezogen. Das Garde-Grena- dierregiment Augusta ist darunter. (Telegr. d. Frkf. I.)
Vor Paris, 23. Februar. In den nächsten Tagen wird Se. Mas. der König von Württemberg auf dem Weg von Lagny nach Versailles einen Theil unserer Kantonnements paffiren, die zu seinem Empfang jetzt schon festlich dekorirt werden. Auch soll, wie ich höre, der kaiserl. Oberfeldherr die Absicht haben, in der nächsten Zeit die württemb. Division mit seinem Besuch zu beehren. — Das Wetter ist mild, wie im Frühling. (S. M.)
Bordeaux, 22. Februar. Die von der „N. fr. Pr." in Wien gebrachte Nachricht von der Verhaftung des Marschalls Serrano ist vollständig unbegründet.
Bordeaux, 25. Febr.. Die von der Regierung vorgelegte Militärreorganisation soll auf folgender Basis ansgcsührt werden: Die ganze bisher bestandene Armee wird aufgelöst. Offiziere aller Grade können nach stattgehabtcr Prüfung ihre Stellungen wieder erhalten. Die Altersklasse von 1871 bildet eine neue Armee. Das Avancement findet nicht mehr nach Anciennität oder Gunst statt. Alle Grade, vom höchsten bis niedrigsten, können nur nach einem öffentlichen Examen erlangt werden. Alle Militärschulen werden in Lager verlegt. — Auch wird eine vollständige Reorganisation der Verwaltung beabsichtigt, durch welche das System vereinfacht, die Beamtenzahl verringert und die Sinekuren abgeschafft werden würden.
Bordeaux, 26. Febr. Dufaure hat ein Rundschreiben abgefaßt, welches die Abschaffung des Excellenzcn-Titels der Minister verfügt. — Die Städte des Südens unterzeichnen Petitionen an die Nationalversammlung um dauernde Verlegung ihres Sitzes außerhalb Paris. — Es herrscht vollständige Nutze.
Bordeaux, 27. Febr. Die Kriegsverwaltung ordnete die Errichtung großer Geschützgießereien an. — Die Frankreich durch den Krieg verursachten Kosten betragen bis jetzt 3'/r Milliarden.
Bordeaux, 27. Febr. Die Liberi« ist ermächtigt, anzuzeigen, daß mehrere republikanische Abgeordneten sofort »ach der Genehmigung des Friedensvertrags beantragen werden, daß Trochu und einige andere Mitglieder der provsor. Regierung in Anklagestand versetzt werden. Der vollständige Friedensabschluß gilt als gewiß.
Am Sountag (19.) hat man mit dem Transport der Niesen- kanone „La Valerie", die auf dem Mont Valerien am Bastion von St. Germain aufgepflanzt war, begonnen. Das Geschütz wird bis an die Seine gebracht, hier in ein Kanonenboot verladen, nach St. Denis geführt und dann vermittelst Eisenbahn nach Berlin gebracht werden, wo es seine Aufstellung im Kastanienwald erhalten soll.
Auf besondere Schwierigkeiten wird die Verwaltung des Finanzministeriums stoßen; Dorian und Buffet haben dasselbe abgelchnt. Die Verlegenheiten, die gegenwärtig auf diesem Felde vorhanden sind, übersteigen die gewöhnlichen Kräfte eines Menschen Hat die Vertheidigung von Paris viel gekostet, so hat Gambetta's Diktatur wahrhaft erschreckliche Opfer erfordert, wenn es wahr ist, was in Bordeaux versichert wird, daß außer der unter Napoleon Ul. gemachte» Anleihe von 6ä0 Mill. und außer der in London von Laurier abgeschlossenen Anleihe noch runde 1200 Mill. aus den verschiedenen Zweigen zusammenkommen, welche noch Ul bezahlen sind. Man spricht von Leuten, welche sich ei» ganz enormes Vermögen im Handumdrehen bei den Lieferungen von Gewehren, Kanonen und sonstigen militärischen Gegenstände» gemacht haben, und wenn nur die Hälfte von dem wahr ist, was man hier behauptet, so war die Verschleuderung und der Schwindel während der Diktatur entsetzlich,
Von der Selbsterkenntnis-, der Buße und dem Gebet scheinen die Franzosen keine absonderlichen Freunde zu sein. In der Nationalversammlung stellte Einer den Antrag, nach so vielen und schweren Unglückssällen, die der selbstgewollle und vom Zaune gebrochene Krieg der Nation gebracht, sei es an der Heit,
Gott wieder zu suchen und ihn um seinen Schutz anzurnfen. Für den Antrag stimmten 12 bei einer Anzahl von mehr als 700.
Man wußte lange nicht, woher Rochefort das viele Geld nehme, um seine Laterne und jetzt sein neustes Blatt: das „Losungswort" zu unterhalten und i» so großen Massen unentgeltlich unter das Volk zu werfen. Jetzt kommt es an den Tag.
Das Geld haben die sonst sehr sparsamen Orleans reichlich gespendet, um die Bouapartes zu stürzen.
Rochefort beschuldigt seinen alteu Freund Mi liiere, er hätte Subscriptionsgelder aus der Kasse der seligen „Marseillaise" anuectirt und Milliere droht seinerseits im Felix Pyal'schen „Vengeur" mit Enthüllungen. Gegen Jules Favre ist eine ganze Journalistenemeute los; sie beschuldigen ihn der Bigamie, Fälschung der Civilstandsexlrncte über die Geburt seiner Kinder, Aneignung von Pupillengeldern u. a. m. Ein „Landesverräther" ^ ist er diesen Subjekten schon längst, und nächstens werden sic es " auch glücklich herausgebracht haben, daß er von Anfang an mit Graf Bismarck unter einer Decke spielte. (Frkf. I.)
Das von Frankreich abgetretene Gebiet (die Grenzen sind noch nicht genau bekannt) mag sich pp. auf 260 Quadratmeilen mit 1,600,000 Einwohner belaufen.
Brüssel, 26. Febr Die Friedensbedingungen sind: Abtretung von Elsaß und Deutsch Lothringen mit Metz. Belfort und Sedan bleiben bei Frankreich, werden aber ebenso wie der Mont Valerien besetzt gehalten, bis die Kriegskontribution von 5 Milliarden Frauken bezahlt sein wird. Die Deutschen ziehen morgen in Paris ein. (T. d. Frkf. I )
Brüssel, 27. Febr. Die Unterzeichnung der Friedenspräliminarien fand gestern zwischen 5 und 6 Uhr statt. Die Abtretung von Elsaß- und Deutschlothringen mit Metz an Deutschland, die Rückgabe Belforts an Frankreich wird bestätigt. Die Kriegskosteu-Eulschädiguug von 5 Milliarden wird in dreijähriger Frist abgetragen, inzwischen bleiben französische Festungen und Gebietstheile deutscherseits besetzt. Der Waffenstillstand ist bis zum 6. März verlängert. Zwei deutsche Korps rücken in Paris ein.
London, 27. Febr. Die Zeitungen sind wüthend über die Friedenspräliminarien, die ihnen viel zu hart erscheinen. Aus den Spalten der meisten Blätter spricht der Neid. Die „Times" melden: Die Zeit wird kommen, wo ein Unterlieutenant, wie Bonnparte, auferstehen wird, der die Franzosen gegen die Deutschen führt, denen alsdann Bismarck und Molike fehlen werden. „Daily News" schließt ihren Leitartikel mit folgenden Worten:
Die Deutschen kehren beutebeladen heim, aber lassen im Gedächtnis; Haß gegen die Berauben zurück. Der „Telegraph" schreibt:
„Die Bedingungen sind absichtlich so gestellt) um einen neuen Krieg unvermeidlich zu machen; sie laden eine furchtbare Schuld auf die Häupter der an der Spitze Deutschlands stehenden Männer."
Die Engländer sind so franzoscntoll, sogar im Parlament darüber zu lärmen, daß Königin Victoria ihrem Schwiegersöhne, dem preußischen Kronprinzen, zu seinen Siegen gratulirt hat. England har eine Königin, sagten sie, und keine Schwiegermutter, und die Minister halten große Noch, die Sache etwas zu bemänteln. Wir Deutschen rufen aber doch: Victoria!
Redaktion. Druck und Verla« der G. W. Za i s er'schen Buchhandlung.