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Wellhandelstonnage mit 16,8 Jahren. Die japanischen Handels­schiffe zeichnen sich durchweg durch eine hohe Geschwindigkeit aus. In den letzten Jahren vor dem Kriege hat Japan insbesondere, de« Bau von Tankern betrieben, um mit diesen Oel aus Niederländisch-Jndien zu beziehen und so die Abhängigkeit von dem amerikanischen Oel zu verringern. Niederländsch-Jndien konnte nämlich, im Gegensatz zu den USA., keine Tankschiffe zur Verfügung stellen. Der Umstand, daß damals in Japan eine Ge­sellschaft zum Bau von Tankschiffen gegründet wurde, um ausi diesem Gebiet amerikanischen Druck unmöglich zu machen, kommt der Oelversorgung Japans jetzt sehr zustatten. Die Regierung, hatte dem Ausbau der Handelsflotte von jeher die größte Auf­merksamkeit gewidmet. Es wurden verschiedene Abwrack- und Neubau-Aktionen durchgeführt Gleichzeitig wurde auch dia, Leistungsfähigkeit der Werften fortlaufend gesteigert. Das vor­läufige Ziel war, die japanische Handelsflotte bis zum Jahre 1913 auf 7,5 Mill. VRT. zu vergrößern. Um dieses Ziel zu er­reichen, wurde die Zuteilung von Schiffsbaustahl an die Werften erhöht. Inzwischen aber haben sich die großen Neuaufgaben iür die japanische Handelsflotte ergeben, die noch dadurch ge­steigert wurden, daß jetzt auf englischen und amerikanische» Schiffsraum verzichtet werden kann. Im Sinne dieser Entwick­lung hat der Japanische Wirtschaftsbund sogar die Forderung aufgestellt, die japanische Handelsflotte in möglichst kurzer Zeit a»f 15 Mill. BRT. zu verstärken. Dieses Ausbauprogramm soll es ermöglichen und gewährleisten, daß die jetzt in so hohem Maße verfügbaren Rohstoffe jederzeit in der erforderlichen Menge nach Japan transportiert werden können. Demgemäß sind auch die für den Schiffsbau Lereitgestellten Kapitalien ,:m iirka 50 Prozent größer als im Vorjahre,, in dem für diesen Zweck 135 Millionen Pen zur Verfügung gestellt waren. Für das kommende Finanzjahr werden dem Schiffbau nunmehr 195 Millionen Pen angewiesen werden. An erster Stelle in diesem Ausbauprogramm steht die Erbauung von Oeltankern, Erz­schiffen und anderen Spezialfahrzeugen.

Mit einem solchen Ausbau der Handelsflotte würde Japan praktisch an die Spitze der seefahrttreibenden, Nationen gelangen. Dieses umfassende Programm ist natürlich nicht von heute auf morgen zu erreichen. Auch die Kriegsmarine erfordert gerade jetzt auch in den kommenden Jckhren einen fortlaufenden Aus­bau. In diesem großen Projekt kommt aber der Wille Japans zum Ausdruck, in der Seeschiffahrt in den von ihm beherrschten Gebieten klare Verhältnisse zu schaffen und die bisherigen eng­lischen und amerikanischen Schifsahrtslinieu in Ostasien end­gültig auszuschalten.

Das alte »Nach-dern-Kriege"

Cripps gab feine »Vorschläge" bekannt

8««f, 30. März. Cripps gab am Sonntag, wie Reuter aus Neu-Delhi meldet, vor Pressevertretern die Vorschläge der bri­tischen Regierung für Indien bekannt. Danach soll Indienso­fort nach Einstellung der Feindseligkeiten" durch eine gewühlte Körperschaft eine Verfassung erhalten, die eine neue in­dische Union mit dem Status eines freien Dominions vorsieht. Dies« neue indische Union sollein Dominion bilden, das zwar mit dem Vereinigten Königreich und den anderen Dominions durch die gemeinsame Untertanenpflicht der Krone gegenüber verbunden, ihnen aber sonst in jeder Hinsicht eben­bürtig und in keiner Weise hinsichtlich der Innen- und Außen­politik untergeordnet ist."

England werde, so erklärte Cripps weiter, jeder Provinz Bri- risch-Jndiens, die nicht bereit sei, die neue Verfassung anzunel,'- men, ihren jetzigen verfassungsmäßigen Status belassen. Die vcr- fassungsgebende Körperschaft in Indien soll im Anschluß an die Neuwahlen nach dem Kriege nach dem System der Verhältnis­wahl durch eia Wahlgremium, das aus sämtlichen Mitgliedern des Unterhauses der Provinzparlamente besteht, gewählt werden. Die indischen Staaten sollen aufgefordert werden, ihre Vertreter «m gleichen Verhältnis zu ihrer Gesamtbevölkerung zu ernennen.

Am südöstlichen Frontabschnitt

Die Stadt in der Frontlinie

^>on ff-Kriegsberichter Erwin Rockmann, jj-PK.

NSK Gute fünf Monate schon liegt die nach Hundertlauseii- Len von Seelen zählende Stadt sozusagen als Punkt oder noch besser als ein Ausrufzeichen am südöstlichsten Ende der gewal­tigen Front.

Zwar befinden sich die ersten Linien, die unmittelbaren Kamps- igräben noch ein paar Kilometer ostwärts vor dem Weichbild Per Stadt, aber dennoch ist sie gewissermaßen in die Front mit- stinbezogen, denn ihre Silhouette mit ihren Hochbauten, den Fabrikschornfteinen und Wassertürmen mutz auf die Bolschewisten wie ein Magnet wirken.

Und so ist sie ick» Wahrheit das Ausrufzeichen, auch wenn man nicht weiß, daß ihre dem Meer zugewandte Seite für die "Zauer des Winters zur ersten Linie geworden ist. Unten am Hafen ist das zu Eis erstarrte Meer zum Niemandsland geworden, zum Niemandsland, von dem jederzeit Ueberraschun- gen gewärtigt werden können. Das hohe Steilufer, das sich un­mittelbar hinter den Hafenanlagen erhebt, hat Stellungen von Geschützen ,von Maschinengewehren ausgenommen. Bewaffnete Segel- und Motorschlitten von hüben und drüben jagen über die erstarrte Fläche, sichern den eigenen Küstenbereich oder klären auf. Nachtszischen bei der geringsten Wahrneh­mung auf dem Eise die Feuerschlangen der Leuchtspurmunition über die spiegelnde Ebene. Das ist die Stadt wie der Soldat sie sieht, der um ihren Wert weiß.

Ganz anders, als für den Soldaten im Kampfgraben, stellt sie sich vor, wenn man sie aus der Perspektive des Ortskom­mandanten betrachtet. Eine Stadt in unmittelbarer Nähe 'der Front, in Reichweite der Geschütze der Bolschewiken, die oft von den unaufhörlich durchziehenden Wagen- und Schlitten» kolonnen, von Häusern mit jenem merkwürdig gesprenkelten Farbanstrich, den die Sowjets zur Tarnung gegen deutsche Flieger anbrachten, und von den Reihen deutscher Soldatrn- kreuze, zu denen Tag für Tag das eine und das andere still hin- zutritt.

Denn es ist Krieg und vom Krieg wird der turbulente Nhyth-' mus dieser kleinen Stadt nun bestimmt. Truppen, Nachschub­kommandos, Soldaten, die aus den Lazaretten kommen. Ver­sprengte schließlich sie alle sammeln sich hier, ziehen durch oder erkundigen sich nach dem Marschweg für den morgigen Tag und suchen Quartiere für die Nacht. Den Mittelpunkt für alle Fragen und Anforderungen bildet die von der Wehrmacht! eingerichtete Ortskommandantur, die in diesem stän­digen Kommen und Gehen den lleberblick zu bewahren hat. Eie ist nicht nur für die Unterkunft der Truppe, für die Ver­pflegung der durchziehenden Menschen und Tiere und für die Sicherung der Stadt zuständig, ihr obliegt zuletzt auch die Ver­antwortung für die Bevölkerung in dieser ärmlichen und vo« den Sowjets vor dem Einmarsch der deutschen Truppen ausge­plünderten Gegend. Ruhe und Sicherheit ist nun seit längerem in den Straßen wieder eingekehrt und vorhandene Betriebe sind nach rascher Instandsetzung wieder in Gang gebracht worden. Dabei stützt sich die Ortskommandant«! auf einen einheimische« Bürgermeister und seine Verwaltung. i

Nagolder Tagbratt »Der Se,eillch«ller-

Es ist hier so gewesen, wie auch woanders oft, daß sich nach dem Verschwinden der Bolschewisten doch die Einwohner zur Zusammenarbeit mit den deutschen Behörden bereit erklärten. Meist sind es Männer, die selbst oder deren Familie unter dem alten Regime Bitteres durchgemacht haben. >

Nachts, zwischen zwei Träumen, ist es dann auf einmal, als hörten wir draußen, nahe am Stadtrand, ein paar Schüsse wech­seln. Doch dieses Geräusch beunruhigt uns nicht. Am anderen Morgen ist die Sicht durchs, Fenster verwehrt durch dichten, un­aufhörlich fallenden Schnee, und für einen Tag oder noch länger werden wir nun eingegraben sein hier unter einer hoben weißen Decke in dieser kleinen russischen Stadt.

Brutale Gewalt gegen Irland

DNB Berlin, 30. März. DieSaturday Evening Post" in Philadelphia nimmt erneut zur Frage der irischen Neutrali­tät Stellung. Die Zeitung kommt zu der Feststellung, daß die Frage Irlands auf Grund seiner strategischen Lage von den USA. gelöst werden müsse, da Großbritannien hierzu offenbar nicht imstande sei. Ueber die Form der Lösung dies'r Frage läßt »Saturday Evening Post" keinerlei Zweifel. ,W>r müssen uns erinnern," so schreibt die Zeitung wörtlich,das; Rücksichtnahme auf die kleinen Nationen eine internationale Doktrin jungen Datums ist. 1807 beantwortete England Däne­marks Weigerung, an einem Offensiv-Bündnis gegen Napoieo-. teilzunehmen, mit dem Bombardement Kopenhagens, das über 2000 Tote kostete." Wenn auch nicht gesagt werden könne, schreibt die Zeitung weiter, ob diese Aktion für die Besiegung Napoleons von irgendwelcher Bedeutung gewesen sei, so müsse doch daraus lstngrwicsen werden, daß eine ähnliche Hal­tung gegenüber den kleinen Nationen Heu re umso angebrachter sei, als der gegenwärtige Krieg ein totalerer sei als der damalige.

DieSaturday Evening Post" fordert also, nachdem bereits durch die dokumentarisch nachgewiesene Kriegsausmeitungspolitik des Hauptschuldigen, Roosevelt und seiner Botschafter ein kleiner neutraler Staat nach dein anderen in den Krieg hineinqezogen wurde und darin untergegangen ist. nichts anderes als die An­wendung brutaler Gewalt gegen Irland, falls dies nicht bereit ist, sich als Kriegsschauplatz Englands und Amerikas zur Ver­fügung zu stellen Der Hinweis aus das Bombardement Kopen­hagens ist eine unmißverständliche Drohung, daß die USA. ge­gebenenfalls nicht davor zuriiüscheuen, von ihrem Stütz­punkt in Nordirland aus Dublin und die irischen Hä­fen zu bombardieren.

Wilhelm Weiß fünfzig Jahre

Der Hauptschristleiter desVölkischen Beobachters". SA.- Obergruppenführer Wilhelm Weiß. Präsident der Union na­tionaler Journalistenverbände und Leiter des Reichsoerbandes der Deutschen Presse .vollendet am 31. März sein 50. Lebens­jahr. Es gibt keine bessere Kennzeichnung dieses um die deutsche Freiheitsbewegung und die deutsche Presse gleichermaßen ver­dienten Mannes als d-ie. daß er aus Neigung und Berufung Zeit seins Lebens in Haltung, Denken und Handeln Soldat war. Unter den vielen Ehrentiteln ist ihm der militärische Dienst­grad, mir dem er nach einer schweren Verwundung aus der Welt- kriegsarmec ausschciden mußte, der liebste und alsHauptmann Weiß" ist er in der Bewegung, in der deutschen Presse und im internationalen Journalismus zu einer bekannten und hoch- geschätzten Persönlichkeit geworden.

Am 31. März 1892 in Sindtsteinach in Bayern geboren, rückte .-Obergrnppenfiihrer Weiß !911 als Fahnenjunker beim 2. bayerischen Fußartillerie-Regimc u in Metz ein und bekommt dorr als Ausbildungsoffizier den heutigen Generalfeldmarschall Kesselring. Nach Absolvierung der Kriegsschule in München zieht er bei Ausbruch des Weltkrieges als Leutnant mit seiner Bar­teris ins Feld und kommt nach Bewährung in manchen harten Kämpfen als Flugzsugbeoachtor zu den Fliegern. Sein Lieb­lingswunsch ist in Erfüllung gegangen. Doch schon im Jabre 1915 wirk» er bei einem Luf'kamvf schwer verwundet. Der Ver­lust seines Unten Beines setzt zwar seinem kriegerischen Einsatz ein Ende, doch nicht seinem Kampf urr die Wiedererstarkung des Deutschen Reiches. Er grif, nach dem Zusammenbruch im Jahre 1918 zur Feder, und seine Artikel in der Zeitschrift der baye­rischen EinwohnerwehrenHeimatland", deren Hauptschriftleiter er ist, sind eine einzige Kampfansage gegen den jüdischen roten Räte-Terror. Das Jahr 1922 wird für ihn schicksalhaft: Er lernt den Führer und Dietrich Eckardt kernen und stellt von nun ab seine ganze Kraft in den Dienst der Bewegung. Ungeachtet seiner schweren Kriegsverletzung macht er den Marsch zur Feld­herrnhalle mit und führt, kaum aus der Hast entlassen, unbeirrt seinen Kampf weiter.

2m Jahre 1927 beruft ihn der Führer zum Chef'vom Dienst desVölkischen Beobachters", der nun in engster Zusammen­arbeit mit Alfred Rosenberg zum führenden Organ der NSDAP, entwickelt wird Seinx Berufung zum Leiter des Reichsverban­des der Deutschen Presse vom 27. November 1933 gibt ihm neue große und rerantwortungsvolle Aufgaben. Durch seine Berufung zum Präsidenten der am 11. Dezember 1941 in Wien gegrün­deten Union nationaler Journalistenverbände findet seine Ar­beit ihre Krönung.

Schwere Strafen

gegen Schieber und SchwarzfchlLchter

Todesstrafe für zwei Lebeusmittelschieberinnen Das Ehrenkleid der Krankenschwester mißbraucht Unge­heuerliches Verhalten einer Oberin Kindern Lebens­mittel entzogen

DNB Königsberg, 30. März. Das Königsberger Sondergericht verurteilte die Oberschwester Mathilde Arndt und die K ii ch e n s ch w e ste r Anna Rudeck wegen umfangrei­cher Lebensmitteldiebstähle und Lebensmittel-Verschiebungen zum Tode. Die Schwester der Arndt erhielt wegen Beihilfe sechs Jahre Zuchthaus.

Mathilde Arndt leitete als Oberschwester das Kinderkrüppel- heim der Bethesda-Anstalten in Angerburg. Anna Rudek hatte den Kiichenbetrieb zu beaufsichtigen. In der Anstalt sind etwa

(Presse-Hoffmann).

Abzeichen für Niederkiimpfung von Panzer«

__Dienstag, den 31 . März izz«

hundert Kinder untergebracht, die infolge ihres Zustandes ganz besonders pflegebedürftig sind. Beide Verurteilten haben das Ehrenkleid der Krankenschwester in der allergemeinsten Weist besudelt. Sie entzogen den Kindern die für sie zugeteilten Le­bensmittel, um selbst damit ein üppiges Leben zu führen. Die Küchenschwester schob der Oberin derartige Mengen an Nah­rungsmitteln zu, daß diese damit einen schwunghaften Handel treiben konnte. In den Zimmern der beiden Schwestern fand man 18 Zentner Zucker, einen Zentner Konfekt, ferner in gro­ßen Mengen Seife, Wäsche und' Stoffe. Es konnte ihnen allein die Versendung von 100 Paketen nachgewiesen werden. Große Mengen Butter und Schmalz, Obst und andere Lebensmittel wurden von ihnen verschoben. Da die anderen Schwester» nicht den richtigen Einblick in den Umfang der Zuteilungen hatten, konnten sic zunächst gegen dieses schändliche Treiben nichts unternehmen. Sie kauften den Kindern aus ihren eigenen Mit­teln Stärkungsmittel und gaben ihnen von ihren Rationen ab, weil sie nicht mitansehen konnten, wie ste hungerten. Erst nach und nach kamen sie hinter das Treiben der beiden Schwestern und tonnten Anzeige erstatten.

Todesstrafe für einen Schwarzschlächter

Rostock, 30. März. Wer sich heute im Kriege in skrupelloser Weise über die von der Regierung.aus wohlüberlegten Gründen getroffenen Maßnahmen zur gerechten Verteilung der Lebens­mittel an das deutsche Volk hinwegsetzt, schließt sich von selbst aus der Volksgemeinschaft aus und kdnn mit keinerlei Milde rechnen. Das mußte der Schlächtermeister Al fr. Lind­horst aus Fürstenberg erfahren, der wegen Verbrechens gegen ßl f der Kriegswirtschastsverordnung vom Sondergericht vom Landgericht Rostock zur Rechenschaft gezogen wurde. Der An­geklagte betrieb in Fürstenberg ein Schlächtergeschäft und hat über 1K- Jahre lang in erheblichem Umfange Schwarzschlach- t-mgen vorgenommen. Regelmäßig kaufte er Rinder, Schweine, Kälber und Schafe ohne Schlußschein, schlachtete sie heimlich und verkaufte dann das Fleisch gleich aus dem Schlachthaus heraus oder über den Ladentisch hinweg an seine Kunden, ohne sich dafür Fleischmarken geben zu lassen. Teilweise ließ er sich auch Gegenleistungen an verknappten Waren machen. Obwohl er wiederholt von seiner Frau ernstlich gewarnt worden war, setzte er sein volksschädigendes Treiben fort und hcft, wie die Feststellungen ergeben haben, im Laufe der Zeit eine Fleisch- menge beiseitegeschafft, die ausgereicht hätte, eine Stadt mit 30 OVO Einwohnern für eine Woche zu versorgen.

Das; bei dieser Sachlage ein besonders schwerer Fall im Sinne der Kriegswirtschaftsverordnung gegeben war, stand nach An­sicht des Sondergerichts außer Zweifel. Es erkannte daher gegen den Volksschädling auf die Todesstrafe und sprach ihm außerdem wegen seiner ehrlosen Gesinnung die bürgerlichen Ehrenrechte auf Lebenszeit ab.

Schieber und Preiswucherer zu hohen Zuchthausstrafen verurteilt

Bieleseld, 30. März. Mit Strenge verfuhr das Sondergericht Bielefeld mit zwei Schiebern und Preiswucherern, die in ge­wissenloser Weise sich die durch den Krieg bedingte Verknappung der Lebensmittel zunutze gemacht hatten, um im Trüben zu fischen. Der Händler Bernhard Strotkötter aus Mast­holte, Kreis Wiedenbrück, wurde zu 15 Jahren Zuchthaus, 5000 Mark Geldstrafe und Wertersatz in gleicher Höhe sowie Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte auf 10 Jahre und der Händler Anton Sud ahl aus Botel, Kreis Wiedenbrück, zu 9 Jahren Zuchthaus, 3000 Mark Geldstrafe, 2000 Mark Werr- crsatz und 9 Jahren Ehrverlust verurteilt.

Strotkötter betrieb seit Jahren, insbesondere auf dem Wochen­markt in Unna, einen Lebensmittelhandel und war nach Be­ginn des Krieges dazu übcrgegangen, in großem Umfange Fleisch- und Wurstwarcn, ungekennzeichnete Hühnereier, Sutter und Schlachtgeslügel zu Ueberpreiscn und ohne Marken aufzu- kanfcn und dann an die Verbraucher mit erheblichem Verdienst weiter zu veräußern. So bezog er aus verschiedenen Quellen größere Mengen Schinken, fetten Speck sowie 2agd-, Mett- und Plockwurst und verkaufte dieie Waren zu Preisen, die teilweise das Doppelte, Dreifache und mehr der Höchstpreise betrugen. Darüber hinaus betrieb er auch einen schwunghaften Schleich­handel mit Eiern, die er regelmäßig von dem Mitange­klagten Sudahl schon zu Uebeipreisen erhielt. Wie eingehende Feststellungen ergaben, hat Strotkötter in der Zeit von Januar 1940 bis März vorigen Jahres auf diese Weise nicht weniger ' als 37 000 Eier erhalten und diest dann mit einem ansehn­lichen Gewinn in seinem Kuizdenkreis abgesetzt.

'Beide Angeklagten, so stellte das Sondergericht in seiner Ur- teilsbedründung fest, haben sich durch ihr gewissenloses Trei­ben außerhalb der Volksgeineinschaft gestellt und jedes An­recht auf Milde verloren. Wenn das Sondergericht trotzdem nicht auf Todesstrafe erkannt hat, so nur aus der Erwägung heraus, das; Strottkötter im Weltkriege vier Jahre als Soldat seine Pflicht für das Vaterland getan und sich, abgesehen von ..geringfügigen Ordnungsstrafen, bisher straffrei geführt hat. So erschien bei ihm die höchst zulässige zeitliche Zuchthausstrafe von 15 Jahren als angemessene Sühne.

Schwarzschlächter zu 12 Jahren Zuchthaus verurteilt

DNB Berlin, 30. März. Wegen Kriegswirtschaftsverbrechens in Tateinheit mit Preisüberschreitung und vorsätzlicher Schlacht­steuerhinterziehung verurteilte das Sondergericht Berlin den 33 Jahre alten Helmuth Mollenhauer aus Verlin-Wil- mersdorf zu zwölf Jahren Zuchthaus, fünf Jahren Ehrverlust, 10 000 NM. Geldstrafe sowie 4200 RM. Wertersatz und den 30jährigen Schweinezüchter Johann Heidrich aus Berlin- Siemensstadt zu sechs Jahren Zuchthaus, fünf Jahren Ehrver­lust, 5000 RM. Geldstrafe und 2100 RM. Wertersatz. Beiden Angeklagten wurde außerdem die Berussausübung auf die Dauer von fünf Jahren untersagt. Ihre bei den Schiebungen be­nutzten Kraftwagen wurden eingezogen.

Der Angeklagte Mollenhauer, der in Berlin-Wilmersdorf eine Ladcnsleischerei betrieb, kaufte i mJahre 1941 von dem Ange­klagten Heidrich, der damals Inhaber einer Schweinemästerei in Großglienicke war, im Schleichhandel acht Schweine und einen Hammel, Heidrich forderte und erhielt für die verschobenen Flcischmengen Wucherpreise. Durch Vermittlung des Heidrich erwarb Mollenhauer ferner von einem Landwirt aus Spandau weitere 20 Schweine, zwei Kühe, zwei Rinder und sechs Läm­mer. Die Tiere wurden an Ort und Stelle ohne behördliche Ge­nehmigung und ohne tierärztliche Fleischbeschau unter Hinter­ziehung der Schlachtsteuer geschlachtet und dann in die Werkstatt des Mollenhauer gebracht, wo sie weiteroerarbeitet wurden.

Der Schlächtermeister Johann Quellen in Sittescn hatte im Jahre 1936 zunächst in kleinerem Amfange mit Schwarz- jchlachtungen begonnen und diese dann auch während des Krie­ges bis zum Anfang vorigen Jahres fortgesetzt. Darüber hinaus nahm er ständig andere unsaubere Manipulationen vor, so daß er unerlaubt in den Besitz weiterer Fleischmengen gelangte. Auf diefe Meise hat er im Laufe der Jahre mehrere hundert