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gevtete treffen dort aufeinander. Non Nordwesten kommt der Ganges und aus dem Nordosten bahnt sich der Brahmaputra seinen Weg durch die Bergketten des Himalaja, und beide Ströme vereinigen sich oberhalb Kalkutta in der Gegend von Goalundo. Der riesig breit gewordene Ganges verzweigt sich nun in der bengalischeu Ebene und bildet ein Delta, dessen äußere Arme fast 300 Kilometer auscinanderliegen. Das dazwischen liegende Gebiet ist sumpfig, feucht und fieberheiß. Für
den Europäer ist das Delta des Ganges einer der ungesundesten Aufenthaltsorte, den die Welt kennt.
Än dem westlichsten Arm des Ganges, etwa 140 Kilometer hinter der Küste des Golfs von Bengalen, liegt Kalkutta, die größte Stadt Indiens und das wirtschaftliche Zentrum des britisch-indischen Reiches. Etwa anderthalb Millionen Menschen sind in dieser Stadt auf engem Raum zusammengepfercht, -unter ihnen sind aber nur 12 000 Weiße. Die rasche Ausdehnung, die Kalkutta namentlich im 19. Jahrhundert nahm, ist darauf zurückzuführen, daß die Briten die Landesprodukte der weiten Umgebung über Kalkutta zur Verladung nach Europa brachten. Kalkutta trägt das Gepräge der typischen englischen Kolonialstadt. Das Regierungsviertel, das Eeschäftsviertel und die öffentlichen Gebäude sind prunkhaft und in riesigen Ausmaßen aufgebaut. Daneben liegt der Stadtteil Boro, der den Mittelpunkt des indischen Eeschäftsviertsls bildete und der ein Stelldichein für die Kaufleute nahezu aller asiatischen Nationen war. Das übrige Gebiet nördlich und östlich der europäischen Stadtteile ist der Wohnraum der indischen Bevölkerung. In den Vororten von Kalkutta konzentrierten sich die Textil-, Holz-, Eisen- und vor allem die Jute-Industrie. Diese Unternehmen haben Hunderttausende von Wander- und Dauerarbeitern aus den westlichen Provinzen Indiens herangezogen. Das indische Volk arbeitete für einen Hungerlohn, und den Profit aus dem Welthandel von Kalkutta steckten die britischen Plutokraten in ihre Taschen
Reichsbahn im Kriegseinsatz
DNB Berlin, 10. März. Staatssekretär Dr. Ing. e. h. Klein- man n sprach vor den Leitern der Reichspropagandaämter und den Reichsrednern der Partei über die Aufgaben und Leistungen der Eisenbahnen im Kriege.
Er führte die Zuhörer zurück in das Kriegsjahr 1940, als die Ueberleitung der Friedenswirtschaft in die Kriegswirtschaft dem grotzdeutschen Verkehr außerordentliche Aufgaben stellte. Daneben standen die gewaltigen Anforderungen der Wehrmacht für den Anfang Mai blitzartig durchzuführenden Aufmarsch an der Westgrenze. Kaum waren diese Aufgaben vorbei, da galt es, eine große Anzahl von Eisenbahnern in die besetzten Gebiete zu schicken, um dort den Eisenbahnbetrieb wieder in Gang zu bringen. Gleichzeitig arbeiteten unsere Eisenbahner in den zurückgewonnenen polnischen Gebieten, um das dortige Eisenbahnnetz für höchste Leistungsfähigkeit auszubauen. Schließlich mußten 1940 nach Abschluß der Kämpfe im Westen erhebliche Massen an Truppen von der Front in ihre ostdeutschen Standorte zurückgebracht werden.
Das Jahr 1941 brachte eine erneute Steigerung des /K ri e g s p oten t i a l s. Die Anforderungen der Wehrmacht und Kriegswirtschaft schwollen weiter an. Die Transporte gen Osten liefen unvermindert fort und mitten in dieser Bewegung entspann sich der Kampf auf dem Balkan. Unerwartet und völlig unvorbereitet mußte die Reichsbahn ihren Verkehrs ström nach Süden ablenken und ihn dann später wieder in die große Marschrichtung nach dem Osten fließen lassen. Kaum hatten die Kampfhandlungen gegen denBolschewismus begonnen, da hieß es, den Eisenbahnbetrieb in den russischen Raum hinein vorzutreiben, und zwar auf Normalspur. Wiederum mußte eine große Anzahl von Eisenbahnern in die Kampfgebiete geschickt werden, um den Betrieb dort wieder in Gang zu setzen. Riesige Mengen an Wagen und Lokomotiven mußten aus dem deutschen Gerätepark an die neuen Gebiete abgegeben werden. Das uns von Frankreich und Belgien hergegebene Gerät brachte nur einen begrenzten Ausgleich, zumal es den deutschen Verhältnissen nicht völlig angepaßt war. Zu all diesen Schwierigkeiten kam noch die außergewöhnlich strenge Kälte in den Wintermonaten hinzu, die besonders in den Ostgebieten höchste Anforderungen an Material und Personal stellte. Aber trotzdem war es dank der Zähigkeit und der Einsatzbereitschaft der deutschen Eisenbahner möglich, sowohl im Jahre 1940 wie auch 1941 die Transportbedürfnisse der Wehrmacht zu befriedigen. Dabei darf nicht ver-
Oer große dlown
Ein Zirkus-Roman von Ern st Grau (44. Fortsetzung.) (Nachdruck verboten.)
So unsagbar großes Leid gibt es in der Well, so viele Menschen, die schon aus Erden alle Qualen der Hölle er- dulden müssen, und io wenige, die davon wissen, weil sie dieses Leid nie an sich selbst erfahren haben. Und stärker als je wurde Peter das Dringliche seiner Aufgabe bewußt, den Aermsten der Armen zu helfen, ihnen etwas Sonne in das Düster einer qualvollen Gegenwart zu bringen. Aber er war nur ein schwacher Einzelner, der an seinem Können verzweifelte, wenn er sich diesem Meer menschlichen Elends gegenüber iah, das nie versiegen würde, das Generationen verschlang, dem der einzelne hilflos ein ohnmächtiger Gegner war.
In diesem Jahre wollte sich Peter einen Monat Ruhe gönnen. Für den Juni war ein Gastspiel im „Victoria Palace" in London vogeiehen und den darauffolgenden spielfreien Monat wollte er in Schottland verbringen.
Als er in London eintraf und seiner Gewohnheit gemäß zuerst ins Theater fuhr, fand er den Direktor in verzweifelter Stimmung.
„Sie sind, weiß Gott, der pünklichste Mensch der Welt Mister Grimaldi."
„Ist Ihnen das unangenehm?"
„O nein im Gegenteil. Aber diesmal . .
Peter sah überrascht auf.
„Sollte ich mich geirrt haben? Aber es war doch für Juni abgeschlossen?"
„Natürlich . . . gewiß. Aber die Sache ist ganz einfach die: es tritt gerade jetzt diese „Tänzerin mit der Maske" bei mir auf und von allen Seiten bestürmt man mich, daß diese Nummer für den nächsten Monat prolongiert wird.
Ich möchte das auch ganz gern tun. denn ich habe jeden Tag ein ausverkauftes Haus aber nun habe ich auch mit Ihnen abgeschlossen, und — Sie werden das begreifen — zwei derart teure Nummern in einem Programm — das kann ich mir nicht leisten."
„Nun. das trifft sich ja gar nicht so ungünstig", er- widerte Peter gutgelaunt. "Sie kommen mir da aus halbem Wege entgegen. Ich hatte sowieso die Absicht, jetzt einen Monat zu pausieren und . . .".
Nagold«» Tagblatt »Der Gesellschafter"
gegen werden, daß neben den rein militärischen Aufgaben auch noch im Innern des Landes der Verkehr mit den kriegs- und lebenswichtigen Wirtschaftszweigen bedient werden mußte. Auch hier waren bei dem verminderten Personal- und Eerätebestand erhebliche Belastungen zu überwinden, die in den Herbstmonaten besonders groß sind, wenn die Ernte eingebracht und die Kohle für den Hausbrand herangefahren werden muß.
Schließlich kam Staatssekretär Dr. Kleinmann noch auf den Reiseverkehr, von dem der größte Teil des deutschen Volkes in erster Linie berührt wird, zu sprechen, llm den vordringlichen Nachschub- und Güterverkehr bewältigen zu können, waren Einschränkungen im Reisezugdienst unvermeidlich, was naturgemäß zu einer Uebersüllung der noch verkehrenden Züge führen mußte.
Der Redner schloß mit einem Appell an alle Volksgenossen: Unterlaßt unnötige Urlaubs- und Vergnügungsreisen zugunsten des unbedingt wichtigen Berufsverkehrs!
Vas soll me!« Lunge Weeden 7
Ein Gespräch nach Feierabend
Herr Maier, der Metzgermeister und Herr Müller, der Bäckermeister. sind schon seit ihrer Jugend unzertrennliche Freunde. Nun haben sie je eine Buben, der in diesem Jahre aus der Schule kommt, und was ist natürlicher, als daß sie sich gemeinsam beraten was auch ihren „Sprößlingen" werden soll. So kommt es zu dem folgenden Gespräch:
Maier: Emil, sag einmal, was läßt du deinen Fritz eigentlich werden?
Müller: Ja. der Fritz, mit dem ist auch qarnichts los. Ich wollte, daß der auch einmal ein richtiger Bäcker wird, so wie es sein Vater aucki gehalten hat. Aber er will gar nicht, er ist die ganze Zeit draußen, ihm ist es schon zu viel, wenn er zum Essen in die Stubekommen muß. Drüben beim Nachbar Fuhrmann, da steht er den lieben langen Tag bei den Gäulen, da ist er kaum wegzukriegen, aber meinst du, auch nur einmal sehe man den Lausbuben in der Backstube?
Maier: Emil, ich glaube, das ist gar kein Fehler. Sein älterer Bruder, dein Hans.ist ja schon Bäcker, der wird schon einmal dein Geschäft übernehmen. Was aber den Fritz anbelangt, so laß ihm doch seinen Wunsch, laß ihn doch einfach Bauer werden.
Mater: Aber Gottlob, ich habe doch nicht so viel Geld übrig, um ihm irgendwo einen Hof zu kaufen und meinst du vielleicht ich wollte, daß mein Junge sein ganzes Leben lang Knecht oder so etwas ähnliches bleibt!
Maier: Aber Emil, das kommt doch gar nicht in Frage! Ich weiß dir da einen prima Weg. Das hat mir erst gestern mein Peter erzählt. Der ist doch Führer in der HI., und will auch so etwas ähnliches werden, wie dein Fritz. Gleich wenn er aus der Schule kommt, meldet er sich zum Landdienst. Das ist etwas anderes als etwa das Landjahr. denn der Landdienst ist dazu da. die Neubauern auszulesen für unsere neuen Gebiete im Osten. Da wird der Junge mehrere Jahre geschult, dort legt er auch einen Teil seiner Wehrzeit ab und dann hat er die Gewißheit, einmal als deutscher Bauer im Osten angesiedelt zu werden. Da hat er nicht nur seine kümmerlichen lObis 20 Morgen wie bei uns ein Bauer, da gehört ihm ein ordentlicher Brocken Erde, der ihm vom Staat gegeben wird zur Bebauung!
Müller: Gottlob, was du mir da sagst, daß ist ja garnicht so ohne, daß muß ich mir doch einmal genauer ansehen. Das wäre gerade das Gegebene für meinen Fritz! Wo kann ich da näheres hören?
Maier: Ganz einfach, da soll nur dein Fritz einmal zu seinem HI.-Führer gehen, der gibt ihm bestimmt genaue Unterlagen.
Müller: Gottlob, für diesen Rat danke ich dir! Ich glaube, alleine wäre ich gar nicht auf so einen guten Gedanken gekommen.
verschiedenes
Stahl — ein vielseitiger Begriff Noch bis zur letzten Jahrhundertwende war das Wort „Stahl" die Bezeichnung für einen ganz bestimmten Werkstoff. Heute werden in den großen Stahlwerken Dutzende der verschiedensten Stahllegierungen hergestellt. Jede davon hat ihre ganz bestimmten Eigenschaften und jede wird für ganz besondere Zweck» verwendet. Der „Stahl" ist vielseitig geworden.
Der älteste Liebesbrief der Welt Im Gebiet des alten Chaldäa ist unlängst ein Liebesbrief gefunden worden, dessen Alter auf 3800 Jahre geschätzt wird und der damit der älteste bekannte Liebesbrief der Welt sein dürfte. Es ist eine kleine, mit eingegrabenen Schriftzeichen bedeckte .. .
„Ausgezeichnet! Eine bessere Lösung läßt sich ja gar nicht denken. Dann reisen Sie jetzt also nach Jsle of Wight oder Devonshire und in vier Wochen . .
„. . . bin ich wieder hier. Abgemacht! — Aber noch eins: Ich stoße hier zum ersten Male auf diese mysteriöse Dame mit der Maske, von der man überall hört. Wer ist das eigentlich? Vermutlich nur eine gut aufgezogene Reklame, was?" ,
Der Direktor zuckte die Achseln. ^
„Keine Ahnung. Mister Grimaldi. Ich weiß hier wirklich nicht mehr als Sie. Es gibt auch keinen Menschen, der diese Frau je ohne Maske gesehen hat. Man hat sich auch schon daran gewöhnt und fragt nicht mehr. Es genügt ja, wenn sich das Publikum darüber den Kopf zerbricht. Aber sehen Sie sich die Nummer doch einmal an: Wenn Sie eine Karte haben wollen — bitte . . ."
„Mal was Neues, meinen Sie: die Herren Kollegen von der anderen Seite zu sehen?"
Beide lachten.
..Kommen Sie nur. Es wird dann sicherlich einen Menschen mehr" geben, der sich über diese Maskerade den Kopf zerbricht."
Peter steckte die Karte zu sich, aber er hatte wenig Absicht. sie zu benutzen. Wozu auch? Sollte er einen seiner seltenen Urlaubtage opfern, um schließlich zu sehen, daß er ihn für eine ganz belanglose Sache geopfert batte? Also ging er in das nächste Reisebüro und ließ sich für die so unverhofft nahe bevorstehenden Ferien eine Reiseroute zusammenstellen.
Eine unbändige Fröhlichkeit überkam ihn dabej^ Vier Wochen, vier lange Wochen dort oben in den schottischen Bergen Hausen, wo ihn niemand kannte, niemand anstaunte, nicht von Verträgen gehetzt, vier Wochen lang ohne Schminke und Kulissenzauber, ohne Kollegen und geschäftstüchtigen Manager, vier Wochen Mensch — nichts als Mensch sein...
Aber sein Zug ging erst nach Mitternacht und so blieb eigentlich doch Zeit genug, auf eine Stunde ins „Victoria Palace" zu gehen. Man mußte die Zeit ohnehin irgendwie verbringen.
Peter kam während der Pause ins Theater und setzte sich in den Hintergrund einer Loge. Die erste Nummer des zweiten Teiles rollte ab. Der bekannte Zauberkünstler Da- vonport stand auf der Bühne, ein Mann, den Peter recht gut kannte und der seine Nummer mit sehr viel Geschick-
_____Donnerstag , den 12. Mä rz 1842
Zetzl Nistkästen Nachsehen,ausbeffern, reinigen!
Steinplatte. Der Liebesbrief ist von einem jungen Mann M alten Babylon verfaßt unnd an eine Frau in der antiken Stadt Sepharvanum, dem heutigen Sippara, gerichtet. Er lautet: .Möge die göttliche Sonne immer Dein Leben erleuchten und «rwärmen! Ich schreibe Dir, weil ich mich nach einer Nachricht! über Dein Ergehen sehne. Gib mir schnellstens Nachricht von Dir. Ich wohne jetzt in Babylon und bin «glücklich, weil ich Dich' so lange nicht gesehen habe. S-hrsKe mir, wann Du zu mir kommst! Dann werde ich in Dränen Armen glücklich sein und Du in Yen meinen." 3800 Jahre Liebe — es hat sich nichts geändert.
Humor
Liebe, geometrisch betrachtet
„Sehen Sie, Schönheit und Klugheit bei den Frauen — das sind gewissermaßen Parallelen..."
„Wieso Parallelen?" — „Sie treffen nie zusammen!"
„Erna, gestern habe ich zwei volle Clundcn auf dich gewartet, wie ein dummer Junge!" — „Kann ich dafür, auf welche Art du wartest?"
Moltkes einziger Witz
Bismarck hat gesagt, daß er von dem „großen Schweiger' Moltke eigentlich nur einmal im langen Leben einen Scher! gehört habe. Und das war in ernster Stunde im Juni 1886 Bismarck fragte ihn, ob sie nicht 24 Stunden eher losschlager könnten, als ursprünglich vorgesehen war. Moltke nahm seiner Bleistift und sein Notizbuch und fing an zu rechnen, und nack einer Weile Nachsinnens antwortete er einfach: „Ja." „Als« los!" sprach Bismarck. Moltke ging, drehte sich aber in de, Tür noch einmal um und fragte den Kanzler: „Wißen Si< denn schon, daß die Elbbrücke bei Dresden gesprengt worden ist?" „Das wäre freilich sehr betrüblich", antwortete Bismarck „Aber nur mit Wasser, sie war staubig", und mit diesem Witz war, wie Bismarck in Friedrichsruh erzählte, Moltke triumphierend zur Tür hinaus.
Erzählte Kleinigkeiten
Detlev von Liliencron besuchte einmal ein Konzert, nach dessen Schluß sich, wie das in solchen Fällen üblich ist, an der Garderobe ein starkes Gedränge erhob.
Dabei geschah es, daß Liliencron einem anderen Herrn versehentlich auf die Zehen trat, was der andere mit einem Wutausbruch und den Worten quittierte: „Sehen Sie doch zu, wohin Sie Ihre Füße setzen, Sie Idiot!"
Liliencron war äußerst sanftmütiger Stimmung und entge-z- nete: „Verzeihen Sie mein Mißgeschick, mein Herr, aber das gibt Ihnen noch lange nicht das Recht, mich mit Ihrem eigenen Vornamen anzureden!"
Bei Fritz Reuter erschien eines Tages, wie das vielen Dichtern so geht, ein junger Mann, der ihm einen Stoß völlig undiskutierbarer „Gedichte" vorlegte und um Begutachtung bat. Dabei versäumte er nicht, seine dichterische Befähigung zu loben und zu betonen: „Mich hat in Wahrheit die Muse geküßt!"
„Mag sein!" sagte Reuter sarkastisch. „Aber eines steht fest: Nicht auf den Mund, sondern eher auf das Gegenteil!"
Arnold Vöcklin lernte einmal einen a"-n Mann kennen, der ungeheure Mengen von Alkohol verkonsu ren konnte. Erstaunt fragte er ihn, wo er das gelernt habe.
„Zu lernen ist das nicht!" entgegnete ihm der Alts. „Das ist genau so eine Begabung wie z. B. das Malen!"
Einmal war der Fürst eines kleinen deutschen Staates erkrankt, wie es schien, ernstlich. König Friedrich Wilhelm IV. schickte einen seiner Räte an sein Krankenbett, um sich nach seinem Befinden zu erkundigen.
Als der Betreffende zurllckkehrte, war des Königs erste Frage: „Nun, was macht unser lieber Fürst? Ist er ernsthaft erkrankt?" „Allerdings, Majestät! Mit seinem Zustand ist nicht zu spaßen!" war die Antwort.
„Soso! Kann er nicht mehr regieren?" fragte der König.
„Na, so schlimm ist es wieder nicht— regieren kann er immer noch!"
lichkeit und Routine „verkaufte", wie es in der Artistensprache heißt. Peter hatte eine ehrliche Freude an dem 'qrvcu ip;nk usöZWjz uszxitzijsö msq isq 'ßnvfckcky ussiorö und in froher Ferienstimmung klatschte er recht ausgiebig mit
Nach einer kurzen Pause leuchtete die Nummer 9 auf: Lydia, die Tänzerin mit der Maske.
Peter sah nicht sonderlich neugierig auf die Bühne, die jetzt einen indischen Tempel zeigte, der durch farbiges Licht in ein mystisches Halbdunkel gehüllt war. Als Ghelia aus der Kulisse trat, letzte spontan lauter Beifall ein. lodaß Peter an ihrer Beliebtheit nicht zweifeln konnte und in stiller Heiterkeit die Mißstimmung des Direktors begriff. Aber es war ja alles zur Zufriedenheit aller Beteiligten geregelt. In zwei Stunden würde er in dem D-Zug nach Edinghburg sitzen und sich den Teufel darum scheren, warum die kleine Bajadere dort unten ihre Maske trug.
Die Szene auf der Bühne wechselte. Ein zweiter Auftritt folgte. Weißes Licht flammte auf. ein Meer von Helligkeit umspielte die zarte Figur der Tänzerin, die wie eine zier- liche Alabasterfigur gegen den schwarzen Sammetvorhang stand. Die Maske, die in der ersten Szene zum Kostüm zu gehören schien, gab ihrer Erscheinung jetzt einen seltsamen Reiz und schuf jene geheimnisvolle Atmosphäre, die schon so viele Legenden um diese Frau gewoben hatte.
Peter stutzte schon im ersten Augenblick, als sie in den grellen Lichtkegel trat. Er fühlte leine Hände eiskalt, lei' nen Blick starr werden, er wagte nicht, sich selbst die Frage zu stellen — die eine Frage . . .
Ghelia . . .!
Ghelia und keine andere verbarg sich hinter diesem schwarzseidenen Schatten. Mit fiebrigen Augen verfolgte er jede ihrer Bewegungen. Wie oft hatte er sie io tanzen gesehen, wie gewohnt waren ihm diele Schritte, diese Bewegungen. dieser schwebende Rhythmus ihres schlanken Knabenkörpers, diese kupfern aufglänzenden Locken. Er drückte sich tief in leine Ecke zurück und preßte die Hand gegen die Augen, als könne er damit das Bild auslölchen, das unfaßbar und doch so greifbar nahe vor ihm stand. In diesem Augenblick iah er wieder die Hand jenes unbegreiflichen Waltens über sich schweben, die mit festem Grift die Seiten seines großen Buches umwandte. Hier gab es kein Ausweichen, hier sollten sich ihre Wege nochmals kreuzen und hier, in dieser Stunde noch, würde sich entscheiden, wohin der Weg in die Zukunft wies. (Fortsetzung folgt >