2. S«ite Nr. 27»

Schwer beschädigt: Drei nicht identifizierte Kriegs­schiffe, drei Zerstörer.

Mehr als 83 feindliche Flugzeuge wurden in Luft kämpfe», über feindlichen Stellungen abgeschosse«, 28 feindliche Flugzeuge wur­den in Luftkämpfen oder durch das Feuer unserer Flotte über japanischen Stellungen zum Absturz gebracht. Die Gesamtzahl der verlorenen feindlichen Flugzeuge überstieg, einschließlich der mit den versenkten Flugzeugträgern vernichteten, die Zahl 200.

Weiter teilt das Kaiserliche Hauptquartier mit: Es wurd» mit Sicherheit festgestellt, daß der seinerzeit als in der Schlach: bei den Midways versenkt gemeldete Flugzeugträger derHor­nel-Klasse der FlugzeugträgerYorktown" war, daß der Flugzeugträger derEnterprise"-Klasse ebenfalls in der Schlacht bei den Midways beschädigt worden war, und daß es sich bei dem in der Schlacht im Korallenmeer als versenkt gemeldeten Flugzeugträger derYorktown"-Klasse um einen besonders aus­gerüsteten Flugzeugträger handelte. .

Amerikanische Truppen bleiben abgesckmMen

Ueberlegenheit der japanischen Flotte im Pazifik noch stärker geworden

DNB Berlin, 16. Nov. Die amerikanische Niederlage in der See- und Luftschlacht bei Guadalcanar hat die Ueberlegenheit der japanischen Flotte im Pazifik noch stärker werden lasten. Die Reste des amerikanischen Geschwaders sind im Dunkel der Nacht in südlicher Richtung entkommen und werden von japanischen Kampfflugzeugen verfolgt.

Nach dem Scheitern dieses vierten amerikanischen Durchbruchs­versuchs hat sich die Lage im Südwest-Pazifik weiter zugunsten der Japaner entwickelt. Die japanischen Kriegesfchiffe und Marineflugzeuge beherrschen im Umkreis von mehr als 1000 Kilometern das Kampfgebiet um die Salomon-Jnseln. Die Planeten-See, das Korallenmeer und weite Seegebiete des Süd- west-Pazifik zwischen dem 160. und 180. Längengrad, also bis zur Datumsgrenze, werden von den Japanern kontrolliert. Ob­wohl der stark gelichteten amerikanischen Pazifikflotte immer wieder Verstärkungen durch Einheiten der Altantikflotte zuge- tiihrt wurden, ist keiner der vier Durchbruchsversuche gelungen. Di« Amerikaner mußten diese gescheiterten Versuche mit dem Verlust von einem Schlachtschiff, vier Flugzeugträgern, 19 Kreu­zern und zehn Zerstörern bezahlen, zahlreiche weitere ameri­kanische Kriegsschiffe wurden schwer beschädigt. Damit hat die USA.-P«zifikflotte unter Berücksichtigung der schweren Ein­bußen bei Pearl Harbour, in der Schlacht im Korallenmeer so­wie bei den Midway-Jnseln so starke Verluste erlitten, daß sie ohne weitere Schwächung der Atlantikflotte zur Durchführung von Angriffen im Pazifik kaum noch in der Lage ist.

Die amerikanischen Truppen auf Guadalcanar sind und blei­ben von der Außenwelt abgeschnitten, sie führen gegen über­legene japanische Streitkräfte einen Verzweiflungskampf.

Die japanische Marine-Luftwaffe wiederholte auch am 11. No­vember ihre Angriffe gegen die neu-kaledonischen Flugplätze und Häfen des Feindes. In den Gewässern ost­wärts von Canala wurde ein USA.-Zerstörer durch Bomben­treffer so schwer beschädigt, daß er unter starker Rauchentwick­lung liegen blieb. In Luftkämpfen schossen japanische Jäger am 14. und 18. November insgesamt 13 amerikanische und australische Flugzeuge ab. Die Verluste der Japaner betrugen drei Flugzeuge.

Reue Ritterkreuzträger

DNB Berlin, 16. Nov. Derr Führer verlieh das Ritterkreuz des Eisernen 'Kreuzes an Oberst Friedrich Otte, Kommandeur eines Jägerregiments, Hauptmann Eberhard Wolfram,Kom- paniechef in einem Grenadier-Regiment, Oberleutnant d R. Kurt Knaack, Kompanieführer in einem Grenadier-Regiment Unteroffizier Otto Krogmann, Zugführer in einem Grena­dier-Regiment, ferner auf Vorschlag des Oberbefehlshabers der Luftwaffe, Reichsmarschall Eöring, Feldwebel Steinhäuser, Flugzeugführer in einem Jagdgeschwader. Er hat in Nordafrika in zahlreichen harten Lustkämpsen gegen einen oft weit über­legenen Gegner 40 Flugzeuge abgeschossen. Nach dem 40. Luit- sieg ist er von einem Feindflug nicht zurückgekehrt.

Der finnische Heeresbericht

Finnische U-Boote versenkte« drei feindliche U-Boote

DNB Helsinki, 16. Nov. Nach dem finnischen Heeresbericht vom Montag war an allen Landfronten Spähtrupptätikeit zu verzeichnen. Auf der Aunus-Landenge unternahm der Geg­ner im südlichen Teil der Front einen von heftigem Feuer un­terstützten Angriff, der aber unter der finnischen Abwehr zu- fammenbrach, wobei der Feind bedeutende Verluste an Gefal­lenen erlitt. Eigene Verluste traten nicht ein. Finnische U-Boote haben vor einiger Zeit im Finnischen Meerbusen und in der Ostsee drei große feindliche U-Boote versenkt.

Gripps-Phantasien über die Zukunft Europas

DNB Berlin, 16. Nov. Sir Stafford Cripps, Lordsiegel­bewahrer und Sprecher des Unterhauses, hat nach sehr langem Schweigen am Sonntag in Westminster auf der Konferenz des sogenannten internationalen Jugendamtes, das sich anmaßt, im Namen der Jugend sprechen z» können, längere Ausführungen über die Zukunft Europas nach dem Krieg gemacht. Sir Staf­ford Cripps wies vor diesem seltsamen Gremium die Wege auf, mit denen dieSicherheit Europas vor der Macht eines künf- tigeuHitlers" garantiert werden könne. Der ehemalige Botschaf­ter Englands in Moskau nannte zwei Lösungen. Die erste sieht vor, Deutschland in eine Anzahl von Kleinstaaten auf- zu spalte«. Die zweite Lösung soll darin zu sehen sein, daß man die deutsch« Industrie auf die Nachbarländer verteilt und so Hitlers Auffassung von der Konzentrierung der gesamten Industriemacht und damit der militärischen Macht auf deutschem Boden umstößt.

Das sind die Eedankengänge, die Sir Stafford Cripps sicher nicht ohne Wissen der Regierung, der er als Lordsiegelbewahrer angehört zum Besten gab. Alle diese Pläne haben die gleiche Tendenz und Sir Stafford Cripps hat sie nicht zum ersten Male vorgetragen. England will ein zerspaltenes Reich, es will mög­lichst gleichzeitig die gesamte deutsche Industrie in diejenigen Länder verteilt wissen, die als britische Vasallenstaaten um Deutschland errichtet werde« sollen. Auf diesem Wege will Eng­land sich die ungeheure deutsche Produkkionskraft zunutze ma­chen. Von solch» Diebstählen hat das britische Weltreich von Beginn an gelebt. Eine Antwort auf diese britischen Phantasie­pläne braucht nicht erteilt zu werde«. Der Zeitpunkt hierfür wird noch kommen.

Roosevelt raubt die französischen Antillen

Stockholm, 18. Nov.Svenska Dagbladet" berichtet auf Grund «iuer Meldung aus Martinique, daß USA.-Truppe» auj den französischen Antillen gelandet wurden.

Damit setzte Roosevelt seinen Raubzug gegen französischen Kolonialbesitz fort. Diesmal wird er nicht gut mit der auch in Afrika schon sinnlosen Behauptung operieren können, er wolle Las Land nur vor einem Zugriff der Achsenmächte schützen. Die französischen Antillen waren von niemand bedroht, als von Roosevelt, Jetzt find sie sicher, in Roosevelts Besitz nämlich. So ^befreit" er ein Land nach dem andern.

_Nagolder TagblattDer Gesellschafters_

Indiens Hah gegen England

Schanghai, 16. Nov. (O a d.) Den Hatz der indischen Bevölke­rung gegen England beleuchtet ein Bericht des UP.-Korrespon- denten Martin, der nach Tschungking zurückgekehrt ist. Hunderte von indischen Demonstranten werden täglich vrhaftet. Die mei­sten Schulen sind immer noch geschlossen. Sabotageakte unter­brachen den gesamten Bahnverkehr zwischen Bombay und Kal­kutta iu den beide» letzte» Oktoberwochen. Zugentgleisungen sind an der Tagesordnung. In Bihar und Madras haben auf­ständische Bauern die Macht an sich gerissen. Dauernd muffen englische Truppen in die Unterdrückung der Aufstände eingrei- fen. Die Inder, die gegen Britannien und Amerika eingestellt sind, gewinnen an Einfluß. Die Versicherungen über die Sender Saigon, Singapur, Manila und Bangkok, daß Japan keine ter­ritorialen Forderungen stelle und die Inder nicht unterdrücken wolle, machen die achsenfrcundliche Richtung stärker.

USA.-Bomver überflogen Lissabon Madrid, 16. Nov. Wie aus Lissabon gemeldet wird, hat am Sonntag mittag gegen 12 Uhr ein größerer Verband amerikani­scher Bombenflugzeuge in niedriger Höhe das Stadtzentrum von Lissabon überflogen. Zwei Maschinen kreisten mehrmals über der portugiesischen Hauptstadt. Die amerikanischen Abzei­chen konnten einwandfrei festgestellt norden. Unter der portu­giesischen Bevölkerung, die zur Mittagsstunde sehr zahlreich auf den Straßen weilte, hat die Verletzung der portugiesischen Neu­tralität größten Unwillen ausgelost.

Fliegeralarm in vielen Teilen der Schweiz DNB Bern, 16. Nov. Am Sonntag abend zwischen 20.40 und 21.30 Uhr wurde in Bern und in verschiedenen anderen Orten der Westschweiz Fliegeralarm gegeben. An mehreren Orten trat die Fliegerabwehr in Aktion. Zwischen 22.15 und 23.40 Uhr erfolgte in den gleichen Gebieten ein zweiter Fliegeralarm, als sich die Flugzeuge auf dem Rückflug befanden und abermals den Schweizer Luftraum verletzten.

Die britischen Flugzeuge, die laut italienischem Wehrmachts­bericht erneut einen Terrorangriff auf norditalienische Orte unternahmen, scheuten sich also abermals nicht, das Schweizer Gebiet völkerrechtswidrig zu überfliegen.

Feierliche Tagung der Reichsardeilskarnnier

Beispielhafte Bewährung im Kricgseinsatz Neue Kriegsmusterbetriebe und Träger des Kriegs­verdienstkreuzes '

DNB Berlin, 16. Nov. In feierlichem Rahmen wurden auf einer Tagung der Reichsarbeitskammer am Montag im Haus der Flieger in Berlin 25 rüstungswichtige Betriebe, die vom Führer alsKriegsmusterbetriebe" ausgezeichnet wor­den sind, besonders geehrt. Außerdem überreichten Reichsminister Speer und Reichsleiter Dr. Ley im Aufträge des Führers einer Anzahl von Vetriebsfllhrern, Ingenieuren und Arbeitern das Kriegsverdienstkreuz 1. Klaffe. Die Angebörigen dieser Betriebe

Dienstag, den 17. November 1942

haben mit einem ungewöhnlichen Aufwand an Arbeit, Technik und Energie die größten Leistungen erzielt. Als äußeres Zeichen der Ehrung wurde diesen Betrieben, unter denen sich bereits 13 NS.-Musterbetriebe befinden, das Kriegsverdien st - kreuz als Schmuck für ihre Fahnen zugesprochen. Auf der Tagung ergriffen Reichsminister Speer, Reichsleiter Dr. Ley sowie der Beauftragte des Reichsorganisationsleiters für den Leistungskampf der Betriebe, Oberdienstleiter Dr. Hupsauer, das Wort.

Der Geschäftsführer der DAF., Oberbefehlsleiter Otto Marren­bach, begrüßte die in überaus großer Zahl erschienenen Vertreter von Partei, Staat, Wehrmacht und Wirtschaft, unter ihnen die beiden Pioniere der Arbeit, Reichsminister Funk und Professor Porsche. Weiter nahmen an der Tagung sämtliche Reichstreu­händer der Arbeit, die Präsidenten der Landesarbeitsämter so­wie sämtliche Gau- und Kreisobmänner und alle Amtsleiter der DAF. teil. Nach einer Ehrung des jüngst verstorbenen Wehr- wirtschaftssührers und Betriebssührers der Messerschmitt-GmbH. in Regensburg, Oberbereichsleiters Croneiß, betorue Ober­befehlsleiter Marrenbach, daß die Auszeichnung als Kriegs­musterbetrieb eine Ehrung der gesamten Gefolgschaft dieser Be­triebe sei und anderen Betrieben als ein Ansporn zu noch höberer Leistung gelten solle.

In der grundsätzlichen Ansprache beleuchtete dann Oberdienst- ieiter Dr. Hupsauer die notwendigen betriebstechnischen und bctrieborganisatorischen Maßnahmen zur Erzielung höchster Ar­beitsbedingungen. Er würdigte dabei insbesondere die jetzt vom Generalbevollmächtigten für den Arbeitseinsatz in Zusammen­arbeit mit der DAF, eingeieiteten lohnordnenden Maßnahmen in den kriegswirtschaftlichen Betrieben,

In seinem weitgespannten Sachreferat ging Dr. Hupsauer da­von aus, daß der Krieg uns zu einer von Dr. Todt und Dr. Ley gestarteten Arbeitsoffensive größten Ausmaßes genötigt habe. Die schassende Heimat dürfe nie vergessen, daß Höhe und Wer­tigkeit ihres Einsatzes mitbestimmrnd seien für den Erfolg der rümpfenden Front und daß von der Güte und Menge der pro­duzierten Kampfmittel auch der tlmfang der Opfer der Front abhänge. Das stolze Ergebnis dieser Arbeitsschlacht bestehe darin, daß der deutsche Soldat zu jeder Stunde und für jeden Auftrag seines Kampfes die Waffe hat, die er braucht.

Nach einem aufklärenden Beitrag zu der vom Generalbevoll­mächtigten für den Arbeitseinsatz, Gauleiter Sauckel, mit Wir­kung vom 1. Oktober befohlenen Lohnneuordnung erklärte Dr. Hupsauer, daß der Leistungskamps als überbetrieblicher Wett­kampf ein Instrument höchster Aktivierung unserer Betriebs­gemeinschaft zur Verwirklichung einer nationalsozialistischen be­trieblichen Ordnung der Arbeit sei.

Während sich die Anwesenden von den Plätzen erhoben, nah­men anschließend Reichsminister Speer und Reichsorganisa­tionsleiter Dr. Ley gemeinsam die Ehrung der vom Führer ausgezeichneten Kriegsmusterbetriebe und Männer der ^Wirt­schaft durch die 1l e b e r r e i ch u n g der Urkunden vor.

Dr. Ley, stürmisch begrüßt,, würdigte die gewaltigen Lei­stungen, die insbesondre unsere Niistungsarbeiler nun bereits

Diseria und Tunis

Streiflichter auf de« uordasrikanischen Raum

Zwischen dem sardinischen Kap Spartivento und dem tune­sischen Kap Blanco liegen in der Richtung von Nord nach Süd etwa 200 Kilometer. Die gleiche Strecke ergibt sich, wenn man eine gerade Linie vom sizilianischen Küstenbezirk von Marsala zum tunesischen Kap Bon zieht. Die beiden europäischen und die beiden tunesischen Kaps find die prägnantesten Begrenzungen der Straße von Sizilien, die wie ein Engpaß zwischen dem westlichen und dem östlichen Mittelmeer liegt. In dem mehrfach tief ausgebuchteten Raum, der sich zwischen den Vorgebirgen von Blanco und Bon dehnt, sind zwei der bedeutendsten nord- afrikanischen Häfen angelegt worden: Biserta und Tunis.

In der Nähe des Ruinenfeldes der antiken Stadt Hippo- Zarythos, die zuerst karthagisch war und dann von den Römern erobert wurde, ist Biserta entstanden, ein Ort, der in den Zeiten der Kreuzzüge viele schwere Belagerungen aushielt. Als die Franzosen gegen Ende des vorigen Jahrhunderts im Zu­sammenhang mit der Zerrüttung der tunesischen Staatsfinanzen zuerst die wirtschaftliche und dann die militärische Herrschaft über dies nordafrikanische Land übernahmen, wurde aus Biserta einer der stärksten Kriegshäfen der Welt. Die strategische Lage am Kanal von Sizilien war günstig, und außer­dem liegt hinter der Stadt ein großer Binnensee, der See von Biserta. Dieser Binnensee, den die Franzosen durch einen Kanal mit dem offene« Meer verbanden, ist der eigentliche Kriegs- bafen. Rund um den See ziehen sich gewaltige Arsenale und Docks, und vor der Einfahrt des Seekanals sind große Molen errichtet worden, die den Wellengang des Meeres vom Hafen fernhalten. Wenn auch Biserta in der Hauptsache eine Flotten­station war, so hat aber auch der Güterumschlag im letzten Jahr­zehnt vor dem Kriege erhebliche Ausmaße angenommen. In der Hauptsache wurden die Eisenerze aus den nordtunesischen Eebie- ren von Nefza und Nebour mit der Eisenbahn herangeschafft und dann über den Handelshäfen, von Biserta verfrachtet. Die Stadt selbst ist von einer verhältnismäßig geringen Zahl von Men­schen bewohnt. Es leben in Biserta insgesamt 21000 Einwohner, von denen nur 7000 Europäer und davon wieder nur 3300 Franzosen find. Die Eingeborenen drängen sich in der von Mauern und Türmen umgebenen Altstadt zusammen, deren Wahrzeichen die große Kasba ist, eine viereckige arabische Zita­delle. Ein Teil der Altstadt fiel der Spitzhacke zum Opfer, als die Franzosen «ach dem Baugrund für ihre Verwaltungs- und MilitSrgebäude suchten.

Von Biserta zieht sich die Küste erst ostwärts bis zum Vor­gebirge von Farina und fällt dann wie ein stumpfes Dreieck zum Golf von Tunis ab. Die Küsten dieser Bucht sind viel­

gestaltig gegliedert, vom ewig brandenden Meer zerfressen und mit jähen Vorsprüngen und tiefen Einschnitten durchsetzt. An der Westseite des Golfs, säst im inneren Winkel, ragen die bei­den Halbinseln Marsa und Rades weit vor: ein Ausläufer nach Norden. Diese beiden Arme wirken wie Sperren vor dem flachen Salzsee el Bahira, der sich weit nach Westen ins Land erstreckt. Hinter diesem Salzsee, fast 45 Kilometer vom offenen Meer entfernt, liegen Stadt und Hafen von Tunis. Bis zum Jahre 1893 mußten alle größeren Schiffe im Hafen von Valetta, der außerhalb des Salzsees angelegt ist. Hali machen. Dann aber baggerten die Franzosen eine tiefe Fahr­rinne durch den seichten Grund von el Bahira und erschlaffen so die eigentliche Stadt Tunis dem direkten Seeverkehr. Weil auch die Eisenbahnen des Hinterlandes sämtlich in Richtung auj Tunis gebaut wurden, ergab sich von allein, daß dort die er­heblichsten Teile der Export- und Importgüter zum Austa.ißh kamen.

Wie in den meisten nordasrikanischen Städten, so ist auch in Tunis die Eingeborenenstadt ein Gewirr von engen, krummen und ungepslasterten Straßen, das nur von zahlreichen pracht­vollen Moscheen unterbrochen wird. Unter den Moscheen ragt besonders die Dschama es Situna hervor. Sie stammt aus dem 13. Jahrhundert und ist auf 150 Säulen errichtet, die von den nahegelegenen Trümmerfeldern des alten Karthago herbsi- geschafft wurden. Die Kasba, die fast in keiner nordafriramschen Stadt fehlende Zitadelle, >ft zur französischen Kaserne umgebnut worden. Im alten Tunis ist überhaupt die merkwürdige Fest­stellung zu treffen, daß die Franzosen einen großen Teil ihrer öffentlichen Verwaltungsämter in den Gebäuden der Ein- geborenenstadt untergebracht haben, so das Rathaus, den Juskiz- palast, mehrere Hospitäler und das Zollhaus. Die eigentliche Residenz des französischen Eeneralgouverneurs liegt etwa fünf Kilometer nordwestlich der alten Stadt. Rund um den Regie- rungspalast haben sich im Gebiet von Bardo zahlreiche Behör­den, Banken und Geschäftsunternehmungen angesiedett. Die an das Eingeborenenviertel anschließende und sich nach Nordosten entwickelnde Europäerstadt hat lange, gerade und rechtwinklig verlaufende Straßen und ist der Hauptsitz des Wirtschaftslebens.

Nördlich der Stadt, die insgesamt mehr als 200 000 Einwoh­ner zählt, führen die Reste eines großartigen karthagischen Aequadukts durch Olivenwaldungen und Villenkolonien zu den Ruinen von Karthago, mit dem Tunis im Altertum gleichzeitig gegründet wurde. In der Nähe der Ruinen, bei el Marsa, liegt auch das Landschloß des Beys von Tunis. Etwa 60 Kilometer südlich der Stadt erhebt sich der Dschebel Zaghouan, aus dessen natürlichen Quellen das Gebiet von Tunis und Karthago mit Trink wasser versorgt wird.

An Frnnkreich» Uiittelineerküste

Marseille, der erste Handelshafen Frankreichs u. des Mittelmeeres. Atlantic, Zander-M,-K j

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