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Ra,older Tagblatt »Der Geselljchaster

Donnerstag, de« 13. August 1812

zustand in allen Teile« Indiens verschärft hat und jeder Demon­strant stets mit der Todesstrafe rechnen muß. So tritt das demo­kratische England, das in der Atlantik-Charta allen Völkern, das durch Cripps insbesondere den Indern die Freiheit der Selbstbestimmung versprochen hatte, die von ihm selbst pro­klamierten Rechte mit Fügen. 2a, es geht noch weiter in seinem blindwütigen Hatz, indem es ohne Gerichtsverfahren jeden Inder dinrichten lätzt, der die Einlösung der ihm versprochenen Rechte rn friedlicher Kundgebung fordert.

Wieweit die Briten in ihrer grenzenlosen Wut über die nicht nachlassenden Kundgebungen der Inder gehen, zeigt ferner eine Reutermeldung aus Delhi, wonach eine neue Anordnung An­sammlungen von süus oder mehr Personen verbietet und mili­tärische Verstärtuugen überall eingesetzt werden, um diese An­ordnung dmHzusühreu.

Weiter berichtet Reuter jetzt auch, dag es ebenfalls in Aseoa- bad am Mittwoch morgen zuUnruhen" gekommen sei. In Bombay ist der Post- und Telephonverkehr seit Dienstag unter­brochen. Eine englische Nachrichtermgentur spricht davon, datz am Mittwoch die Polizei mindestens zehnmal bereits das Feuer eröffnet habe, wobei mehr als hundert Personen getötet und »iele hundert verwundet wurden.

Mehr als 500 Inder wurden verhaftet. Viele von ihnen sehen ihrer Hinrich -- Eine tlSA.-Nachrichtenagentur be­

richtet, datz die Lage besonders im Nordteil von Indien kritisch geworden sei, da die Inder in vielen Textil­fabriken nicht zur Arbeit erscheinen und zusammen mit Hunder­ten von Studenten durch die Strahen ziehen, um ihrem Frei­heitswillen Ausdruck zu geben.

Die Zahl der Opfer der brutalen britischen Maßnahmen anzugeben, ist in Anbetracht der vielen britischen Terrorakte nicht möglich. Sie dürfte die Zahl 10 00 bereits über­schritten haben.

Tschungking-China über Englands Blutterror enttäuscht

DNB Schanghai, 12. August. Die Verhaftung Gandhis und anderer Kongretzführer sowie die blutigen Unruhen in Indien haben in Tschungking größte Enttäuschung ausgelöst und find auf allgemeine Ablehnung gestoßen. Während manche Kreise immer noch auf einen Kompromiß hoffen, wendet sich der Leit­artikel der einflußreichen ZeitungTakung Pao" scharf gegen die britische Politik und vertritt die Sache der indischen Frei­heit. Die Nachrichten von der Verhaftung Gandhis und den Un- ruhen in Indien, so heißt es in dem Leitartikel, wurde« hier «it größter Trauer als eine große militärische Niederlage aus­genommen.

Englands blutige Spur in Indien

Znm Lohn für seine Verdienste zum Ehrendoktor ernannt.

Datz die Eroberung und Unterwerfung Indiens durch die Eng­länder und der Einbau dieses südafiattschen Wunderlandes in da» englische Weltreich zu den blutigsten Kapiteln der Kolo­nialgeschichte überhaupt gehört, ist eine Tatsache, die sich, bei genauer Durchsicht selbst aus den englischen Quellen herauslesen lätzt. So liefert z. B. schon der berüchtigte Prozetz gegen Warren Hastings in den neunziger Jahren des 18. Jahrhunderts haar­sträubende Einzelheiten über die skrupellose Anwendung von List, Betrug und Gewalt gegen das indische Volk und gegen die indischen Misten, obwohl in jenem Prozeß Vertuschung und Rechtsbruch Orgien feierten. Er endete mit dem grotesken Er­gebnis, daß Warren Hastings, der in Indien alles Recht zer­trampelt und die britische Rechtspflege in Indien schamlos zur eigenen Bereicherung mißbraucht hatte, zumEhrendoktor der Rechte" ernannt wurde!

Vom ersten Auftreten Englands in Indien an wurde di« Ge­schichte des bedauernswerten Landes mit Blut geschrieben. Sie begann mit Robert Tlioe, der im Jahre 1743 als kleiner Ange­stellter der ostindischen Kompanie nach Indien kam und es als schwerreicher Mann verließ. Gleich im Anfang seiner Laufbahn als Unterjocher Indiens brach er den Widerstand des Nabobs Suvaja Dowlah, der allerdings seinerseits, in seinem Hatz gegen di« britischen Eindringlings, bei der Eroberung des Forts Wil­liam bei Kalkutta gegen die Engländer grausam verfahren war, durch ein blutiges Gemetzel. Von dem Nachfolger des Hingerich­teten Nabobs, dem Scheinfürsten Ma Dschafar, erpreßte Clive die ungeheure Summe von 8ÜO ÜVO Pfund baren Goldes. Clive persönlich ließ sich 300 000 Pfundschenken". Schon unter Clive wurde das System erfunden, durch das das indische Volk ver­elendete: ungeheure Steuern, Festsetzung der Preise durch die britischen Gewalthaber und Ausnützung der dadurch entstehen­de« Hungersnöte wiederum durch Wucherpreise.

Warren Hastings, der erste Generalgouverneur Ostindiens, plünderte durch List und Gewalt einen anderen indischen Für­sten, den Nabob von Audh, aus. In diesem schmutzigen Handel schreckte er nicht davor zurück, zwei Beamte det Nabob- fanrilie durch teuflische Quälereien zum Verrat des vor den Eng­ländern versteckten Staatsschatzes zu zwingen. Mit unerhörter Grausamkeit wurde 1867 der Aufstand der Seapoys, der in die englische Uniform gepreßten und zu Sklavenhaltern ihres eige­nen Volkes verwendeten indischen Soldaten, unterdrückt. Bei dieser Erhebung, wie auch schon bei der Sultan« von Mysore, Haida'r Ali und Tipu Sahib, ging es nicht mehr um die Rechte der indischen Fürsten, sondern um di« Massen des indischen Vol­ke», besten national« und religiösen Gefühle von den Englän­der« aufs rücksichtsloseste und oft mit offenem Hohn verletzt wurden. Der Seapoy-Aufstand endete mit einer Szene, deren Unmenschlichkeit nur mit den Greueln'der Bolschewisten vergli­chen werden kann. Die besiegten indischen, nationalen Kämpfer wurden in Masten niederkartätscht. Den Höhepunkt dieser Blut- bäder bildete das Verfahren, das England und Englands Ge- schicht« für ewig mit Schande bedeckt. Die britischen Folterknechte ließe« Geschütze in Reihe auffahren und banden ihre wehrlosen Opfer vor die Mündungen der Kanonen. Dann -r^önte das Kom­mando:Feuer!" Blutig zerfetzt spritzten die Leiber der Inder auseinander. Seit mehr als 200 Jahren seufzt die eingeborene Bevölkerung eines der von der Natur bevorzugten Länder der Erd« unter der Herrschaft seiner vor keiner Gewalttat zurück- scheüenden Ausbeuter. Erst die große Neuordnung, die auch im asiatischen Raum im Gange ist, eröffnet dem indischen Volk di« Aussicht, seine britischen Peiniger loszuwerden.

DNB Istanbul, 12. Aug. Wie bereits berichtet, soll General­leutnant Gott, der Kommandeur des 13. Armeekorps in Aegyp­ten, nach einer Mitteilung des britischen Kriegsministeriums im mittleren Ostenim Kampf gefallen" sein. Ueber diesen reichlich mysteriösen Tod des britischen Generalleutnants wer- den nunmehr von einem nicht genannten britischen Sender sen­sationelle Enthüllungen gemacht. Danach wurde Gott in der Nähr von Kairo von indischen Soldaten, die über die blutige« Gewaltmatznahme» der Brite« in Indien empört wäre«, auf offener Straße niedergeschosten. Im Einzelnen berichtet der bri­tische Sennder:Revoltierend« indische Soldaten erschossen den britischen Generalleutnant W. H. E. Gott, den Kommandeur des 13. Armeekorps. Als am Sonntag vormittag die Nachrichten über die Verhaftung Gandhis und anderer prominenter indi- scher Führer über den Rundfunk verbreitet wurden, erfuhren auch die indischen Soldaten in Kairo davon. Wie diplomatische

Kreise melden, entstand die größte Erregung unter den indischen Soldaten. Line Anzahl von ihnen verließ ihr außerhalb Kairo gelegenes Lager. Sie nahmen britischen Offizieren gegenüber eine drohende Haltung ein. Als Generalleutnant Gott, der von der ElAhamein-Front im Automobil nach Kairo zurückkehrte, in die Nähe einer laut gestikulierenden Gruppe indischer Soldaten kam, ergriff ein Unteroffizier sein Gewehr und feuerte drei Schüsse auf Gott ab. Der General war auf der Stelle tot. Zwi­schen der britischen Polizei und den indischen Soldaten kam es zu einem Schußwechsel, und es gab einige Verluste, ehe die in­dischen Soldaten überwältigt werden konnten.

DNB Ankara, 12. August. Zu der Meldung des englischen Senders über die Ermordung des britischen Generalleutnants Gott durch wütende indische Soldaten in Kairo werden hier noch nähere Einzelheiten bekannt, die von einer regelrechten Rebellion und antienglischen Kundgebungen sprechen, nach­dem die Verhaftung von Gandhi und anderen Kongreßführrrn bekannt geworden war. Zahlreiche indische Soldaten seien ver­haftet und dem Kriegsgericht zugeführt worden. In einem indischen Regiment wurde jeder 20. Soldat füsiliert und alle indischen Offiziere aus dem Truppenverband entfernt. Für alle indischen Truppen in Aegypten wurde durch die britischen Kommandostellen mit sofortiger Wirkung das Abhören von Rundfunksendungen auch von englischen Nachrichtendiensten aus Indien untersagt.

Mr. Knox sieht schwarz

DNB Genf, 12. Aug. Am Montag sprach Marineminister Knox vor USA.-Arbeitern der Westküste, denen er eröffnete, daßdie Dinge nicht einfach" sein würden.Ihr müßt Opfer auf Euch nehmen", so sagte er weiter,wie Ihr sie vorher nie gekannt habt. Es hat in der ganzen Geschichte niemals einen Augenblick gegeben, in dem die USA. in einer so ernsten Gefahr waren."

Das klingt schon wesentlich anders als damals, als man sich noch nach Kräften mühte, das Volk in den Krieg zu Hetzen. Nach den trüben Zukunftsaussichten, die Mr. Knor offenbar be­schleichen, scheint er von seinem hohen Roß schon etwas her­untergestiegen zu sein.

Tschungking-China fühlt sich znriickgesetzt

DNB Stockholm, 12. August. In einem Bericht desNew Port Times"-Korrespondenten Forman aus Tschungking wird gemeldet, daß der stellv. tschungking-chinesische Außenminister Dr. Fu die tiefe Enttäuschung einflußreicher dorther Kreise darüber zum Ausdruck brachte, daß Tschungking-China in den Abkommen zwischen USA., England und Sowjetrußland nicht einbegriffen worden ist und damit der Pazifik zum Kriegsschau­platz zweiter Klasse abgestempelt sei. Dr. Fu forderte, daß die Verbündeten dem ostasiatischen Raum die gleiche Bedeutung zu- messen möchten wie den übrigen Kriegsschauplätzen.

Wettere Schiffsversenkungen

DNB Berlin, 12. August. Ein britisches Handelsschiff, das die gefahrvolle Fahrt von Südafrika nach England allein unter­nommen hatte, da es den Anschluß an einen Geleitzug nicht halten konnte, wurde in der Nähe der Azoren von einem Unter­seeboot der Achsenmächte torpediert und versenkt. 21 Schiff­brüchige trafen jetzt in La Palmas ein.

In unmittelbarer Nähe der Küste von Florida (USA.) wurüe ein amerikanischer Handelsdampfer, der Rohstoffe für die U2A.- Rüstungsindustrie geladen hatte, von einem Unterseeboot gestellt und nach kurzer Artilleriebeschießung versenkt. Auch von diesem Schiff ging jetzt ein Teil der Besatzung, die mit dem Leben davongekommen war, au der amerikanischen Südostküste an Land.

Und jetzt die Kaukafushüfen

Von Kriegsberichter Walter Urbanek

DNB .... 12. August. (PK ) Der tiefe Stoß unserer Divi­sionen ins Kubangebiet und der schnelle gewaltige Raum­gewinn bis zur Nordflanke des Kaukasus haben den Operationen der Luftwaffe eine neue Wendung gegeben. Die Drehscheibe ist umgelegt. Vor ein paar Tagen noch boxten die Kampfflieger­geschwader den in tropischer Hitze mit einem unerhörten Schwung vorgehenden Truppen die Hindernisse um Krasnodar und Mai- kop nieder. Oder sie trugen die Bomben weit hinüber nach Pjatigorsk und legten dort die Bahnen in Trümmer und Asche. Jetzt hat der lange Arm der Luftwaffe neue Ziele angepackt: die Kaukasushäfen.

Geschlagene Sowjetkolonnen wälzen sich, schärf verfolgt von den Panzerspitzen, übers Gebirge zum Schwarzen Meer. In Noworossijsk und Tuapse sind Transportflotten ver­sammelt. Auch Einheiten der Schwarzmeerflotte liegen da, Kreu­zer, Torpedoboote und viele Bewacher. Der Sowjet versucht zu retten, was zu retten ist Wird es gelingen, in letzter Stunde noch über Baku zum Kaspischen Meer durchzubrechen? Es ist ein dramatischer Wettlauf mit der Zeit, mit den über das zer­klüftete Gebirge nachdringenden deutschen Divisionen und mit unseren Kampffliegern. Denn nun rollen die Luftangriffe vom frühen Morgen bis zum letzten Tageslicht dahin. Jetzt werden die geschlagenen Sowjetverbände am zerschmetterten linken Flügel Timoschenkos zum zweiten Male geschlagen, und jeder Bombenvolltreffer auf die bereitgestellten Transportschiffe in den Kaukasushäfen wirft den Fluchtplan des Feindes über den Haufen. '

Der Einsatz der Luftwaffe ist groß, aber auch hart. Jeder Mann der fliegenden Besetzungen kennt die Bedeutung der Auf­gabe, und jeder hat es schon selbst verspürt, daß sich der Gegner an diesen Häfen verzweifelt wehrt. Flakbatterien aller Kaliber jagen eine Eranatsperre über Noworossijsk und Tuapse. Der ganze Himmel ist Lbersät mit glühenden Funken berstender Ge­schoss« und den zerfransten dunklen Explosionswolken. Mitten hinein in dieses Stahlgewitter dringen unsere Kampfflieger Stunde um Stunde, lassen sich nicht einen halben Grad von ihrem Ziel abdrängen. Der Bombenschütze kniet über seinem Zielgerät. Mit bewundernswerter Ruhe weist er den Flugzeug­führer ein. Da jetzt find die Schiffe, di« Kolonnen an den Kais, die Frachter genau im Visier. Ein Druck auf den Knopf die Bomben fallen, fallen. . . Wütend blitzt es auf dem kleinen Kreuzer auf in der Tiefe, tausende zorniger Eeschoß- feuer brennen unten auf und jagen heulende Geschosse zum deutschen Verband. Aber dann hauen die Bombenreihen in den Hafen hin und es ist so, als rolle eine glühende, zuckende Walze darüber hinweg, über die Schiffe, aus denen Flamisitzn schlagen, über Menschen und Fahrzeuge auf den Molen, über all das, was der Feind zu retten versuchte.

Die Kampfflieger drehen ab. Ausgegossen wie flüssiges Blei schimmert die Weite de» Schwarzen Meeres vor dem grünen Wall des Kaukasus. Aber es ist nicht ratsam, sich in den Schön­heiten des Bildes zu verlieren. Denn der Bolschewik hetzt auch seine Jäger den deutschen Fliegern nach. An allen Kanonen und Maschinengewehre unserer Flugzeuge kauern die Schützen. Leuchtspurgeschosse, zu Garben gebündelt, jagen zu den Jägern hinüber. Nur selten kommt einer von ihnen «n di« deutschen Kampfflugzeuge heran.

Der italienische Wehrmachtsbericht

Spiihtryppunternehmen an der ägyptischen Front Briten verloren neun Flugzeuge Feindliches Kriegsschiff von zwei Torpedos eines italienischen Unterseeboots getroffen

DNV Rom, 12. August. Der italienische Wehrmachtbericht vom Mittwoch hat folgenden Wortlaut:

An der Aegyptenfront Spühtruppunternehmen. Die Luftwaffe der Achsenmächte entwickelte lebhafte Tätigkeit. Ansammlungen von Truppen und Kraftfahrzeugen wurden erfolgreich mit Bom­ben belegt. Feindliche Flugzeuge unternahmen Angriffe auf einige Stützpunkte in unserem Hinterland und besonders auf Tobruk, dessen Bodenabwehr ein feindliches Flugzeug zerstörte, das bei Bardia abstürzte- Weitere acht Flugzeuge wurden in mehreren lebhaften Lustkämpfeu von italienischen und deutschen Jägern abgeschossen.

Britische Lustangrisfe auf Catania und einige Oertlichkeuen der Provinz Cagliari forderten zwei Tote und drei Verletzte.

Im westlichen Mittelmeer griff im Morgengrauen des 11. August eines unserer Unterseeboote ein im starten Geleit fahrendes großes Kriegsschiff nicht genau festgestellter Art an und traf es mit zwei Torpedos.

In 3 Monaten über eine Million Gefangene

Das Oberkommando der Wehrmacht gab in Verbindung mit dem Abschlußbericht über die Kesselschlacht im großen Donbogen bei Kalatsch erstmals eine Zusammenfassung der Beuteziffern seit Beginn der Frühjahrsoperationen. Die Zahlen umschließen die großen Erfolge einer Reihe stolzer und entscheidender Sieg«, die in ununterbrochener Folge in den letzten drei Monaten er­rungen wurden. Sie umfassen die Siege bei Charkow, im Sü­den der Ostfront auf der Krim mit der Eroberung Sewastopols, die Erstürmung von Rostow, den Vormarsch über den Kuban zum Kaukasus, zwischen Don und Sal und weiter nördlich die Eroberung des Donez und Dongebietes in Richtung Stalingrad und die Entlastungsstöße der Sowjets im Raum von Rschew. Wenn jetzt mit der Schlacht im Donbogen. eine Bilanz gezogen wird, die durch die Größe der Zahlen für jeden verständlich ist, so muß jedes deutsche Herz voll Stolz auf diese Erfolg«, auf die tapferen deutschen und verbündeten Soldaten und ihre groß­artige Führung blicken. Mehr als eine Million Gefangener ein- gebracht, 6271 Panzerkampfwagen und 10 131 Geschütze erbeutet oder vernichtet, 4960 Flugzeuge in Luftkämpfen, 664 durch Flak­artillerie und 432 am Boden zerstört das sind Zahlen, die Siege umschließen, die in die Geschichte eingehen werden. Zuerst wurde bei Charkow die groß angelegte und sorgfältig vorberei­tete Offensive Timoschenkos durch die Ueberlegenheit deutscher Führung und Standfestigkeit zerschlagen und den Sowjets eine der größten Niederlagen bereitet. Dann wurde die stärkste Fe­stung, Sewastopol, erobert. Es begann nun der Siegeslauf im Süden über den Don und in Richtung auf den Kaukasus. Wäh­rend dessen wurde im großen Donbogen eine sowjetische Armee und Teile der 1. Panzerarmee eingeschlossen und vernichtet. Die Zahlen an Gefallenen bei den Sowjets sind ganz erheblich und ihre Verluste geradezu ungeheuerlich.

Die Leistungen der Truppen aller Verbände sind außerordent­lich, so vor allem die Marschleistungen der Infanterie bei drücken­der Hitze, ferner der Pioniere in der Beseitigung der Hinder­nisse und Minen, der Artillerie, die infolge des schnellen Vor­marsches Uebermenschliches zu leisten hatte. Auch die Flieger sind zu nennen, die unablässig im Einsatz standen. Nochmals sei die deutsche Führung erwähnt, deren Planung alle sowjeti­schen Gegenmaßnahmen in Rechnung gestellt hatte und für die Sowjets einfach undurchschaubar blieb.

Und dann ist der Verband wieder vom Feind. gelöst. Zurück zum Feldflughafen, und neue Wellen fliegen schon wieder hin­über zu den Kaukasushäfen.

Macht's gut und kommt alle heim!"

Der Dichter der Schwermut

Zum 14V. Geburtstag von Nikolaus Lenau

Am 13. August 1802, vor 140 Jahren, wurde der Dichter

Nikolaus Lenau geboren.

Das deutsche Schrifttum ist reich an tief beseelter, geheimnis­voll ergreifender, vollendet strömender Lyrik, und es hat wohl fast zu allen Zeiten mehr überdurchschnittlich begabte Lyriker gegeben als Talente und Genies auf dem übrigen Gebiet der Dichtung, fo überragend der deutsche Beitrag zur Weltliteratur auch in Epik und Dramatik ist. Wenn also ein Dichter, der sein Wesen so gut wie ausschließlich im lyrischen Gedicht gestaltete, nun schon ein Jahrhundert mit Name und Werk bis tief in die Breite des ganzen Volkes lebendig blieb obwohl doch Lyrik zu lesen keineswegs jedermanns Sache ist, so drückt sich in dieser Tatsache der dichterische Rang Nikolaus Lenaus über­zeugend aus.

Die persönliche Tragik im Lebenslauf des am 13. August 1802 geborenen Dichters ist bekannt. Schon früh trat in dem hoch- begabten Studenten, zuerst der Recht«, dann der Medizin, Niko­laus Nimbsch Edler von Strehlenau, wie er eigentlich hieß, eine tiefe seelische Zwiespältigkeit zutage: hochfliegende, stürmische Begeisterungsfähigkeit, gepaart mit rastloser Unruhe und lasten­der Melancholie, der vor der Welt in Einsamkeit flüchtete. Er gibt das Studium auf, macht einen mißglückten Versuch, in den Urwäldern Amerikas unterzutauchen, vermag, im höchsten Grad« selbstkritisch, nach der Rückkehr weder in Wien, noch in Stutt­gart, wo er vom schwäbischen Dichterkreis herzlich ausgenommen wurde, auch seinem rasch wachsenden Dichterruhm kaum volles Genüge zu finden und fuhrt fast ein Jahrzehnt ein rastloses Reiseleben. Ein leidenschaftliches Liebesverhältnis gestaltet sich qualvoll. Er will sich ihm durch eine, ruhiges Glück versprechende Ehe mit Maria, der Tochter eines Senators Behrens in Frank­furt a. M., entziehen da bricht die Katastrophe herein. Gei­steskrankheit wirft den schwarzen Mantel über diese so reiche Seele (1844) und weicht nicht mehr von ihr, bis zur sechs Jahre später, am 22. August 1850 in Oberdöbling bei Wien erfolgten Erlösung durch den Tod.

Innigstes Gefühl, unerhörte Sprachgewalt, meisterhafte, beseelte Schilderung der Natur, Anmut des Geistes und unvergleichliche Musikalität in Form und Gedanken begründen die llnvergäng- lichkeit der Lenauschen Lyrik. Die dunkle Schwermut, die über vielen seiner Gedichte und zum Teil auch über seinen größeren lyrisch-epischen Werken (Faust",Savonarola",Die Albigen­ser",Don Juan") liegt, versöhnt sich durch den unerhört künst- lNischen Vortrag und die ergreifende Deutung des menschlichen Daseins gewissermaßen mit sich selbst. Lenau gehört zu den meist komponierten deutschen Dichtern, und eine große Anzahl seiner Gedichte, in denen Wald und See, Friihlingsnacht und Herbstabend, brennende Liebe und wehHes Leid zauderartig quellen und klingen, zählen zu den schönsten künstlerischen Doku­menten der deutschen Seele.

weräel Milglieä äer N5V!