K Seite - Nr 144

Nagolder TagblattDer Gesellschafter"

Montag, den 23. Juni 1941

Die Türkei

Kartendienst Erich Zander, M

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Kreuzzug gegen die Sowjets erhebt sich niemand aus dem Kon­tinent mit größerer Berechtigung, glühenderer Begeisterung und größerer Hingabe als Spanien.

Stockholm. Schlagzeilen, wie sie die schwedische Hauptstadt kaum je gesehen hat, melden das Ereignis, das wie eine Bombe in die Mittsommerstimmung Stockholms einschlug. Ein Leit­artikel vonAstonbladet" trägt die Ueberschrift:Europas Frei­heitskrieg". Es heißt darin: Das von den Westmächten ein­gekreiste Deutschland hat seine Fesseln gesprengt und geht nun mit freien und gesteigerten Kräften an seine europäische, seine weltgeschichtliche Mission, das rote Regime zu zerschmettern, das gegen das Prinzip der Freiheit selbst eine beständige Bedrohung bedeutete. Jetzt werde Deutschland gezwungen, auf dem Kon­tinent erst einmal aufzuräumen, um den Rücken frei zu bekom­men und dann zu dem bedeutendsten Schlag ausholen zu können.

Gens. Die Nachrichten vom Ausbruch des Krieges zwischen Deutschland und Rußland wurde hier durch Sonderausgaben der Blätter der Oesfentlichkeir bekannt und erregte ungeheure Sen­sation. Eine der größten Phasen der Weltgeschichte hat begonnen, läßt sich dieSuisse" von ihrem Korrespondenten aus Berlin berichten. Seit Karl Martell, dem Sieger auf den katalaunischen Feldern, hat Europa keinen Augenblick mehr erlebt, in dem seine Einheit so vollkommen war wie jetzt, da es gegen einen gemein­samen Feind geht.

Oslo. Die Nachricht vom Beginn des deutsch-russischen Krieges, die hier durch Rundfunk und Extrablätter der Zeitungen be­kannt wurde, verbreitete sich wie ein Lauffeuer durch die Stadt. Aus der Proklamation des Führers hebt man in hiesigen poli­tischen Kreisen als ersten Eindruck die Tatsache eines nun be­ginnenden Kampfes von allgemeiner europäischer Bedeutung hervor,

Kampfflieger im ersten Angriff gegen Rußland

Zahlreiche Maschinen am Boden zerstört

Von Kriegsberichter Karl Heinz Seiß

DNB_, 22. Juni. (PK.) Der Schlag gegen den Verräter im

Osten rollt. So uneingeschränkt und aufrichtig Eroßdeutschland jeden Bündnis- und Freundschaftsvertrag hält, so unnachsichtlich trifft es jeden, der Verrat übt, Intrigen schmiedet und die Faust zum Angriff erhebt Das bolschewistische Rußland fühlt das jetzt unter der ganzen Wucht und Schwere der zuschlagenden beut-« schen Waffen. Wie immer, bildet die Luftwaffe dabei unseres Schwertes Spitze Und unsere Kampfgruppe, die seit der Rhein­landbefreiung, dem Einsatz im Protektorat, Oesterreich, Polen, Westfeldzug bis zum harten England-Einsatz an jeder bedeuten­den militärischen Aktion teilnahm, ist auch jetzt beim entscheiden­den Schlag im Osten wieder dabei.

Die Gruppe startet zum Angriff gegen einen sowjetrussi- fchea Jaadhafen, über dem die bolschewistischen Macht­haber das Blutbanner mit Hammer und Sichel errichtet haben.

Langsam sickert die erste fahle Morgendämmerung in die Rachtschwärze. Auf dem Feldflughafen heulen sich die Motoren warm. Und dann braust Maschine um Maschine über die Start­bahn und schiebt die Schnauze drohend auf Kurs gegen Osten. Allmählich rückt die deutsche Grenze näher. Truppenbewegungen find zu erkennen, und da und dort steigt eine Leuchtkugel hoch: Standortfignale der eigenen Truppe.

In mehreren Wellen wird der Angriff gegen den Jägerhafen vorgetragen. Jetzt andrücken. Da unten ist der Platz. Aus­gezeichnet ist die Sicht über dem Ziel. Auf der einen Seite des Flusses liegt massig die Stadt, auf dem anderen Ufer der Hafen. Da unten liegen mehrere große Hallenklomplexe, und am Rande des Rollfeldes wie zur Parade ausgerichtet stehen haufen­weise sowjetrussische Jagdeindecker.

Mit ausgezeichneten Trefferergebnissen rauschen die Bomben unserer Maschinen in die Hallen. Volltreffer, und dann kommen die feindlichen Vögel dran: Feuerschein blitzt an einigen von ihnen auf und springt im Nu auf die anderen über. Jetzt brau­sen die anderen Besatzungen heran in Rotten oder Ketten Bombe auf Bombe fällt.

Jetzt wird die Abwehr munter. Flakfeuer blitzt auf und aus einem kleinen Nachbarhafen beginnt es zu schwirren wie in einem Hornissennest: Russische Jäger.

Der deutsche Schlag ist nicht zu stoppen. Einwand­frei können die folgenden Besatzungen beobachten, daß unten auch noch ein Munitionslager hochgegangen ist, und dichter, dicker Qualm quirlt an einer anderen Stelle empor: Treffer in Ben­zin- oder Oelvorräte, und zwar ausgezeichnete Treffer.

Die Sonne lugt langsam mit ihrer blutroten Feuerhaube über oen Horizont, als der Kampfverband wieder auf dem Heimat­hafen einfällt. Nur zwei Maschinen fehlen noch: Von der ersten

romml oie Meinung, sag sie wegen Motorschaüen oiesseits un­serer Linien notlanden mußte und die- letzte trudelt eben ein. Also alles wieder da. Und die Verwundung eines der Bord­schiitzen besteht glücklicherweise auch nur aus leichten Fleisch­wunden. Infanteriegeschütz beim Ueberfliegen einer befestigten Feldstellung des Feindes, das an der umgeschnallten Pistole abprallte.

Der erste Schlag hat gesessen. Die anderen werden planmäßig folgen.

Endgültige Gefavgenenziffer von Kreta

18 735 Mann, darunter 13123 Briten

Berlin. 21. Juni Die Zahl der bei den Kämpfen auf Kreta ejngebrachten Gefangenen ist im zusammenfassenden Bericht des Oberkommandos der Wehrmacht mit 10 700 Briten und 5000 Griechen angegeben worden. Inzwischen hat sich die Eefangenen- ziffer nach Abschluß der letzten Säuberungsaktionen in den Ge­bieten Kretas noch erhöht Sie beträgt nach endgültigen Fest­stellungen insgesamt 18 735 Mann. Hierunter befinden sich 13123 Briten und 3808 Griechen.

Reuter-Erfolge nach alter Methode

Stockholm, 22. Juni. Reuter gibt bekannt, daß wenigstens 21 deutsche Jäger in Kämpfen mit der RAF. über Nordfrankreich am Samstag vernichtet worden seien. Die britischen Verluste beliefen sich auf ein Bombenflugzeug und drei Jäger.

Tatsächlich sind, wie das Oberkommando der Wehrmacht be­kannt gibt, 28 britische Flugzeuge abgeschossen worden, während fünf eigene «Flugzeuge vermißt werden.

Reuter bleibt seiner Praxis treu, die vom deutschen Ober­kommando gemeldeten Zahlen einfach umzudrchen und wieder eine Erfolgsmeldung zu starten. Zweifellos ein leb» bequemes Mittel.

Schließung italienischer Konsulate in den USA.

Auch Agenturen und Organisationen der faschistischen Regierung geschlossen

Neuyork, 22. Juni. In einer Pressekonferenz teilte Mzeaußen minister Sumner Welles mit, daß die amerikanische Regio rung mittels Note an den italienischen Botschafter die Schlie tzung sämtlicher italienischen Konsulate, Agen> turen und Organisationen der faschistischen Re> gierung mit Ausnahme der Botschaft gefordert hat. Samt liche Konsulatsangehörigen müssen amerikanisches Erbiet voi dem 15. Juli verlaßen haben. In der Note wird die Schließung damit begründet, daßdas weitere Funktionieren italienische, Konsulate auf amerikanischem Boden keinem wünschenswerte» Zweck mehr dienen würde".

Zum Anbau von Raps und Rübsen

Jahr für Jahr erführt jetzt der Anbau der Oelfriichte an Ausdehnung. Im Anbaujahr 1040/41 wurden die angestrebten 200 000 Hektar Anbaufläche erreicht. Diese Fläche soll noch um weitere rund 50 Prozent im jetzt beginnenden Anbaujahr 1911/42 vergrößert werden ^

Eine Mehrbelastung durch Arbeit tritt für den Betrieb nicht ein; im Gegenteil werden die Zeiten, in denen die Arbeit sich im Betriebe unangenehm anhäuft, durch einen vermehrten An­bau von Raps und Rübsen eher ausgeglichen. In der Regel kommt erst die Heuernte, dann reift der Rübsen, etwa eine Woche später der Raps. Erst darauf folgen Wintergerste, und mit ihr hat die Haupterntezeit begonnen.

dluf die Fruchtfolge übt ein vermehrter Raps- und Rubsenbau nur günstige Folgen aus. Auf Raps und Rübsen folgen noch im gleichen Jahr die verschiedensten Zwischenfrüchte sehr häufig, zum Beispiel ein Grünfuttergemenge, oder es folgen überwinternde Zwischenfrüchte, die dann im zeitigsten Frühjahr dem Betrieb bereits ein saftiges Grünfutter liefern. Auch lie­fern Raps und Rübsen bekanntlich selbst ein sehr zeitiges Grün­futter, das den Milchertrag steigert. Raps und Rübsen sind auch gute Vorfrüchte für Wintergerste, Frühkartoffeln, Rotklee usw. Sie unterdrücken die Unkräuter und hinterlassen den Acker im einwandfreien krümeligen Zustand.

Aber in erster Linie werden Raps und Rübsen wegen ihres hohen Oelertrages angebaut. Der Oelsaaten abliefernde Land­wirt erhält auch die besonders für die Jungviehaufzucht begehr­ten Oelkuchen zuriickgeliefcrt.

Der Raps hat trotz seines großen Wurzeltiefganges ein sehr großes Nährstoffbedürfnis. Er vermag die schwerlöslichen Boden- nahrstoffe nicht leicht aufzpnehmen und ist bereits im Herbst auf größere Nahrungsmengen angewiesen. Alle Hauptnährstoffe wer­den für eine kräftige Entwicklung benötigt. Als Kalidünger werden zur Düngung im Spätsommer 40- oder 50prozentiges Kalisalz, als Stickstoffdünger etwa schwefelsaures Ammoniak, als Phosphorsäuredünger das bekannte Thomasphosphat gern verwendet, welches heute der Hauptphosphorsäuredünger über­haupt ist. Die leichtlösliche Phosphorsäure dieses Düngers steht den jungen Kulturen zur Herbstentwicklung zur Verfügung und unterliegt nicht der Auswaschungsgefahr. Der hohe Kalkänteil, den wir mit diesem Dünger in den Boden bringen, wirkt sich für den Raps- und Rübsenanbau günstig aus, da diese Oelfriichte säureempfindlich sind.

Verhütet Selbstentzündung des Heus!

Aufklärungsaktion in allen Dörfern

nsg. Jeder im Landvolk kennt die Bedeutung des Wortes Brandschaden ist Landschaden". Was heute in der Kriegszeit die Vernichtung von Erntevorräten jeglicher Art durch Feuersbrünste bedeutet, darüber ist man sich auf den, Lande vollkommen im klaren. Erfahrungsgemäß ereignen nch die meisten Brände auf dem Lande immer in dem Augenblick, wo die Ernte eingebracht ist. Und jedes Jahr läßt sich feststellsn, daß nach Beendigung der Heuernte die Zahl der Brände in den Bauernhöfen zunimmt. Durchweg ist diese Zunahme auf die Selbstentzündung des Heues zurückzuführen. Im Jahresdurchschnitt brennt in Deutschland stündlich ein Bauernhof ab. Es sind also gewaltige Werte, die hier jährlich der Vernichtung anheimfallen. Um die Brände zu verhüten, führt dieses Jahr die Reichsarbeitsgemeinschaft Scha­denverhütung in sämtlichen Dörfern eine Aufklärungsaktion über die Verhütungsmaßnahmon der Selbstentzündung de: Heustöcke durch. Vor allem hat man sich zu merken, daß die Neigung des Heues zur Selbstentzündung mit der Güte steigt und in gleichem Maße zunimmt, je schlechter die Trocknung erfolgt bezw. erfolgen konnte. Der Bauer sagt:Je fetter das Gras, um so hitziger gärt es im Stock." Das beste Gegenmittel ist und bleibt die einwand­freie Trocknung, wenn irgend möglich auf Gerüsten. Wichtig ist aber auch die Lagerung. Der Heustock will Lust haben. Je freier der Heustock rings herum ist. desto geringer ist die Gefahr der Selbstentzündung, immer vorausgesetzt, daß es sich um gut ge­worbenes Futter handelt. Selbstredend muß das Heu regelmäßig überwacht werden und bei Uebergärung mutz für die Auskühlung des Heustocks gesorgt werden. Um aber ganz sicher zu gehen, prüft man von Zeit zu Zeit die Temperatur des Heustocks mittels eines Heustockthermometers nach. Gutes Heu erwärmt sich höchstens auf 40 bis 50 Grad Celsius.

von Kurie LenK-

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Nun hat man ihn ins Grab gesenkt. Monikas Mund verzerrt sich ein wenig. Die Türklinke in der Hand, so steht sie da und horcht auf das verrollende Echo. Dann tritt sie ein. Es ist dunkel im Raum, denn die Fensterläden sind geschlossen. Es bleibt auch ferner dunkel, denn keine Hand stößt etwa den Fensterladen aus. Nein, es liegen zwei müde Hände in einem Schoß, und die Tränen fallen darauf. Zwei Hände, die einmal einen liebevoll umfangen, den man jetzt ins Grab legt.

Kaum zu fassen ist es. So voll Leben, wie er einst war. Es ist schon lange her, und dennoch, dennoch ...

In der Dunkelheit kommen die Bilder der Vergangen­heit. Sie treten leise und behutsam ein und setzen sich neben die Frau wie kleine Kinder, die man nicht fortscheuchen darf durch ein hartes Wort.

Jakob ... denkt sie, und dann spricht sie es leise für sich hin: ,Hakob Haller ..." Darin liegt in dieser Stunde alles eingeschlossen.

Ein Abend ersteht vor ihr ach Gott, wie lange ist das schon her. Und trotzdem, sie sieht ihn wieder, wie er eintritt, so jung und kraftvoll. Sie erlebt noch einmal das blüten­gleiche Aufbrechen ihres Herzens. Auf beiden Händen hielt sie es ihm hin. Und er nahm es, bedenkenlos, leichten Blutes, wie er war. Doch alles Leid, das ihr daraus geschah, löst sich auf in dieser stillen Stunde des Schmerzes um seinen Tod. Es will in diese Stunde sogar etwas kommen, das aussieht wie Trost. Sie sagt sich, wenn sie damals wirklich Jakobs Frau geworden wäre, jetzt stünde sie doch allein; denn was von ihm noch übrig war, liegt jetzt, in einem Zinnsarg aus dem Westen kommend, bereits unter der Erde. Ein bißchen

schwer zu verstehen, wenn man weiß, wie gütig Gott ist, daß er dies in den letzten Stunden des Krieges noch geschehen ließ.

Der Helle Schrei eines Raubvogels schreckt sie aus ihren Gedanken, so daß sie aufsteht und die Fensterläden aufstößt. In breiter Welle strömt das Licht herein. In feierlicher Schönheit ragen die Berge auf. Ihre Kuppen sind schon schneebedeckt und glitzern wie Silber in der Sonne. Dort hinauf schickt Monika nun ihre Gedanken. Dort oben es wird wohl keinen Steig und Steg geben, den Jakob nicht gegangen wäre, damals, in seiner Jugend, als er den Gemsen nachstieg, ständig von Gefahr umgeben. Sie erinnert sich ferner an den Morgen, an dem der Jäger Sebastian Lechner die Spur verfolgte. Heute lebt auch er nicht mehr. Er war einer der ersten, die den Heldentod fanden. Auch der Höhen- berger-Sepp schläft drunten am Isonzo. Alle Männer, die irgendwie einmal in ihr Leben getreten sind, leben nicht mehr. Der letzte war der Jakob Haller. -

Plötzlich fällt ihr ein, was die Menschen wohl sagen würden, wenn sie wüßten, daß sie, die stolze, starke Kollerin, hier hinaufgeflüchtet ist in die Einsamkeit, um die Toten­glocken für den Sägemüller nicht läuten zu hören. Daß sie geweint hat um ihn. Niemand würde das begreifen können. Nur der alte Much.

Und der Much ahnt es auch in den nachfolgenden Wochen, was sie bedrückt. Er sieht täglich den Kampf, den sie mit sich führt, wieder so zu werden, wie sie war, stark und groß in allen Dingen. Und dennoch will es ihr nicht gelingen. Eine grenzenlose Unsicherheit ist in ihr, in allem, was sie beginnt.

Die Arbeit auf dem Hofe geht zwar im selben Gleichmaß fort. Einer der Knechte ist aus dem Kriege wieder zurück­gekommen und hat sich gleich wieder auf dem Kollerhof ver­dingt. Einen zweiten hat sie in dem jungen Michael Brecht!, dem sie einst die ersten Worte und die ersten Schritte lehrte, gefunden. Sein Vater, der Simon Brechtl, hat wieder ge­heiratet und war glücklich aus dem Kriege heimgekehrt. Des weiteren sind noch zwei junge Mägde da und der alte Much, der überall nach dem Rechten sieht, obwohl es ihm schon ein paarmal gesagt worden war, er möchte doch endlich nach seinem arbeitsreichen Leben sich etwas mehr Ruhe gönnen.

Er will einfach nicht, und so weit wäre ja alles in Ordnung, was den Hof betrifft. Aber unterhalb des Tagewerks ist etwas still geworden, was sonst da war. Das Lächeln der Herrin ist nicht mehr da, kein freundlicher Zuruf, kein Scherz. Monika weiß es selber, daß es nicht gut ist, immer so tiefen Gedanken nachzuhängen. Nicht gut für sie und nicht für den Hof. Aber sie kann es nicht ändern, steht vielmehr, wenn sie sich unbeobachtet glaubt, hinter dem Haus und schaut hin­unter auf den Friedhof, über dessen Mauern ein Heller, weißer Stein herausragt. Darunter liegt der letzte Gefallene der Gemeinde Breitbruck, der Sägemüller Jakob Haller.

Manchmal sieht Monika auch eine dunkelgekleidete Frau drunten in der Sägemühle über den Hof gehen, langsam und müde, als schleppe sie Ketten an Händen und Füßen. Die Kollerin sieht aber auch ein anderes Bild, ein Bild voll Kraft und Leben. Den jungen, starken Pankraz sieht sie auf dem Baumgatter stehen und schaffen. Und oftmals, wenn West­wind weht, hört man seine Helle, scharfe Stimme bis zum Kollerhof herauf, trotz dem Kreischen der Sägen und Ketten­geklirr. Ja, es ist oftmals so, daß Monika nur dieser Stimme wegen hinter das Haus geht; denn sie ist in ihrem Klang gleich hell und stark wie einstens die seines Vaters.

Wer weiß, wie lange Monika in diesem Zustand noch dahingelebt hätte, wenn nicht die Zeit selbst sie jäh auf­geschreckt hätte aus aller Sinniererei.

Der Krieg ist zu Ende, jawohl! Aber im Land selbst herrscht Unruhe, die sich sogar schon spürbar macht bis in die einzelnen Höfe heraus. Da wird es der Kollerin klar, daß es unerlaubt ist, die Hände müßig in den Schoß zu legen.

Viel schuld an diesen Unruhen sind auch die heimgekehrten Soldaten. Nicht jene, die jahrelang an der Front standen und das Grauen kennenlernten. Nein, diese sind ernste und schweigsame Männer geworden, die glücklich wieder zurück­gefunden haben zu Pflug und Erde. Aber die anderen, die in der Etappe oder sonst wo herumgerutscht sind, die reißen das Maul sperrangelweit auf, schimpfen in der Stadt über die Saubauern, die keine Lebensmittel herausgeben wollen.

(Fortsetzung folgt)