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Dee Fall von Vardia

DerKölnischen Zeitung" Wird von ihrem Vertreter in Rom folgende Darstellung der militärischen Lage nach dem Kampf um Vardia übermittelt:

Nach fünfundzwanzig Tagen eines erbitterten Kampfes haben die Italiener den Widerstand in Bardia aufgegebeu. Die letzten befestigten Werke mutzten vor der zahlenmätzigen lleberlegenhcit des Feindes den Kampf einstellen. Damit wird eine neue Phase in der Schlacht um Nordafrika eingeleitet, die am 9. Dezember mit dem englischen Angriff auf Sidi el Varani begann. Die Nachricht, die mit dem italienischen Wehrmachtsbericht bekannt­gegeben wurde, war durch die Mitteilungen der vergangenen Tage aus derselben Quelle vorbereitet. Es war ersichtlich gewor­den, datz nach dem Vordringen der nach italienischen Angaben vorwiegend aus australischen und englischen Truppen bestehenden Divisionen Wavells über Sidi el Varani hinaus Bardia wegen seiner ungünstigen, von Nachschubzentren weit entfernten Lage nur die Rolle eines hemmenden Faktors spielen mutzte. Die kleine Hafen- und Grenzstadt war zwar befestigt,, aber sie war für den Ausbau einer grotzen militärischen Verteidigungsstellung unzulänglich, weil sie auch größere Truppenkontingente, die früher bei Sidi el Varani gelegen hatten, aufnchmen mutzte. Die gesamte Zone um Bardia hatte somit mehr den Charakter eines befestigten Feldlagers als einer regelrechten Festung. Hinzu kamen drei weitere Faktoren,' die man in Italien bei der Ver­teidigung von Bardia mit einbezogen hatte. Erstens hatten die Engländer alle Mittel aufgeboten, um die Verbindung Bar­diaTobruk nicht nur von der Seeseite aus zu zerschneiden, sondern sie auch vom Süden her zu stören. Der Angriff auf das Oasendorf Ei arabub diente dem taktischen Versuch einer wei­teren Umgehung von Süden her durch die Senke, die das libysche Wüstenplateau umgeht. War somit in Bardia der Munitions­und Wasservorrat wegen der mangelhaften Nachschübe gefährdet, drohte ferner die Gefahr der Umgehung, so mußte die tapfere Besatzung von Bardia mit einer Ausdauer, die die Engländer selbst alsunglaublich" bezeichnet haben, die gesamte verzwei­felte Kraftanstrengung der englischen Orientarmee ertragen. Ziel und Befehl lauteten gleichermaßen immer: Aushalten und Zeit gewinnen!

i. Was der italienische Widerstand in diesen Kämpfen, die mehr als drei Wochen angedauert haben, bedeutete, geht aus Einzel­heiten hervor, die über Art und Verlauf der Belagerung von Bardia amtlich mitgeteilt werden. Außer den 250 000 Mann der Wavell-Armee mit ihren Hunderten Panzerwagen waren es vor allem zwei Mittel, die den italienischen Widerstand nach einer heldenmütigen Opferbereitschaft dazu führen mußten, neue Ent­scheidungen zu treffen und den kyrenäifchen Erenzhafen aufzu­geben. Erstens waren die englischen Flugzeuge, deren Anzahl man hier nicht unter 1000 festlegt, unermüdlich tätig, um das Verteidigungssystem durch Bombenabwürfe zu stören. Nicht zu­letzt aber, so heißt er in der amtlichen italienischen Darstellung, war die Tätigkeit der gesamten englischen Alexan­drien-Flotte entscheidend, die den Vorzug hatte, von der ägyptischen Küste aus zu manövrieren und trotz einiger Verluste Bardia und seine Truppenlager mit Feuer belegen konnte. Vom 12. Dezember an legten die Engländer mit ihrer systematisch vor­bereiteten llebermacht diesen Feuerring um Bardia. Fast alle Communiquss aus Kairo oder aus London haben von die­sem Tage an gestehen müssen, datz trotz dieser gewaltigen Cin- ^ sätze die italienische Verteidigung erbittert, hartnäckig und ver­bissen war. Obwohl man aus englischen Darstellungen in Italien bereits am 18. Dezember wußte, datz es zum strategischen Plan Wavells gehörte. Vardia zu isolieren, und obwohl die englischen Panzerwagen, Flugzeuge und Kriegsschiffe die praktischen Vor­aussetzungen dazu schufen, haben^die Italiener unter General Bergonzoli den Hafenort auch nicht aus strategischen Gründen geräumt. Da es vor allem galt, Tobruk und die Hauptkontingente der Graziani-Armee weiter westlich von Beng a s i bis nach Tripolis hin zu decken, damit hier die Vorbereitungen für neue militärische Pläne geschaffen werden konnten, galt es, buch­stäblich so lange zu kämpfen, wie es überhaupt möglich war, wenn es sein mußte bis zum letzten Schutz Munition und bis zum leh­ren Tropfen Wasser.

Nach dem 18. Dezember wurden die Kämpfe besonders scharf. Von diesem Tage an bis zum Fall Vardias am 5. Januar ent­brannte an der kyrenäifchen Küste die größte moderne K o l o n i a l s ch l a ch t, die Afrika bisher gekannte hatte. Da die Besatzung von Bardia vorwiegend aus italienischen Elitetruppen bestand, die seinerzeit Sidi el Varani er­obert hatten, war vor allem ihr Artilleriefener gegen englische Angriffstruppen mit Panzerwagen besonders wirkungsvoll. Ge­wiß hatten auch die Verteidiger Verluste, die aber bis dahin stets geringer waren als die der Angreifer. Auch die Stadt Vardia und die Hafenanlagen hatten gelitten. Aber die Besatzung hielt stand, und gegen Ende des Jahres dämpften die Engländer in ihren Berichten bereits den früher überbetonten Optimismus. Auf beiden Seiten nämlich hatte die schwere Artillerie eingesetzt. Die Schlacht hatte damit fast kontinental-europäische Ausmaße angenommmen, und immer wieder sahen sich die Engländer ge­zwungen, Verstärkungen heranzuholen und den Kampfgeist der Jaliener anzuerkennen. So meldete London am 6. Januar, datz Bardia das größte Bombardement erlebt hätte, das die militä­rische Geschichte des Mittelmecrs kenne, und daß die Italiener gut widerstanden und tapfer gekämpft hätten.

Als Ergebnis nach der Preisgabe von Vardia gilt für Italien zunächst die Tatsache, daß die Verteidiger die ihnen zugedachte Aufgabe gelöst hätten, indem sie nämlich den englischen Durch- bruchsversuch in die Lyrenaika fast um einen Monat aufgehalten hätten. Die Verluste und die Abnutzung der feindlichen Ctreit- kräfte seien äußerst empfindlich gewesen. Der Besatzung von Bar­dia wäre es gelungen, während der Belagerung auch einige Aus­fälle zu machen, wodurch feindliche Panzerwagen hätten zerstört werden können.

Während des gesamten Zeitraumes verloren die Engländer 53 Flugzeuge, drei Kriegsschiffe, die den Hafen bombardierten, und einen Dampfer. Schwer getroffen wurden außerdem zwei Kreuzer, ein Torpedojäger, ein Unterseeboot, ein Kanonenboot und ein Küstenwachtschiff. Wie der italienische Wehrmachtsbericht mitteilt, sind die eigenen Verluste an Menschen und Material beträchtlich. Aber es stehe zugleich fest, so heißt es darin weiter, daß der italienische Soldat während dieser Tage Seiten des Ruhmes geschrieben habe.

Zur allgemeinen kriegspolitischen Lage Italiens nach dem 5. Januar wird ruhig und gefaßt festgestellt, daß der Blick auf den Endsieg ebenso fest bleibe wie zuvor. Jeder Krieg kenne ein Auf und Ab von Erfolg und minderen: Glück. Nach der -Erobe­rung von Vritisch-Somaliland und der Erenzorre Cnfiala, Kalla- lbat, Mojale sowie nach den Verlusten von Sottnm und Sidi el 'Varani hätten die Engländer immer, so wird hier hervoegehobcn, von einfachen Etappen in einem langen und schweren Krieg ge­brochen. Sie Höllen jetzt Lei allzu optimistischen Auswertungen des Erfolges von Vardia plötzlich diese These ansgcgeben und drittenwie der australische Minister Spender, der sich gegen­wärtig in Aegypten aushäit in dieses Geschehen eine höhere und weiterreichende Bedeutung hineinzulegen versucht. Italien hätte selbst bei seinen Erfolgen im Somaliland, im Sudan

Nag older TagblattDer G e sellschafter" _

und in Kenia immer jede einzelne dieser militärischen Phasen in den allgemeinen Zusammenhang des Krieges gestellt und könne es dementsprechend auch heute hinsichtlich Vardias tun. Insofern, so urteilt man diszipliniert und zuversichtlich, sei Bar­dia weder ein Finale noch ein Wendepunkt. Es sei eine Episode, die nicht vom Endsieg ablenken könne und werde. Es gelte an­zuerkennen, daß Verteidiger und Angreifer bei Bardia eine im kriegerischen Sinne wertvolle Haltung offenbart hätten. Alle über diese Festlegung hinausgehenden politischen oder militärischen Folgerungen werden aber entschieden und deutlich nach der Episode von Bardia" in das Reich der Phantasie verwiesen.

Die Engländer, die nach Dünkirchen ukid nach der für sie immer bedrohlicheren Kriegsentwicklung von 1910 aus dem Fall von Bardia propagandistisches Kapital zu schlagen erhoffen, werden sich bei einer Nachprüfung der wirklich entscheidenden Eesamtlage in diesem Kriege keinen Täuschungen darüber hingeben können, daß sich weder an dieser Eesamtlage (vor allem im Atlantik) noch an der spezifischen nordafrikanischcn Lage etwas absolut Ent­scheidendes verändert hat. Nicht nur die Mehrzahl der Eraziani- X Armee beherrscht noch den größten Teil der Lyrenaika und das gesamte, militärisch gut ausgebauie Libyen, auch inOstafrika sind die italienischen Positionen un erschüttert. Alle englischen Meldungen über angebliche Eingeborenenauf­stände in Abessinien haben sich mit ihren Folgerungen als falsch erwiesen. Das ehemalige Britisch-Somalilaud ist fest in italie­nischer Hand. Die eroberten Stellungen in Kenia und im Sudan (Eallabat) konnten gehalten werden, obwohl der Feind auch hier alles daransetzte, um in dieses Befestigungsfystem eine Bresche zu schlagen, denn man hat erfahren, daß es sich nicht nur um Defensivstellungen, sondern vor allem um Angrisfsbafen handelt, die sich auf den gesamten ägyptisch-englischen Sudan und auf das Rote Meer richten.

Die englische Propaganda wird ferner von einer endgültigen Entlastung des bedrohten Suezkanals sprechen. Auch hier ver­birgt sie dann die wahre Lage, denn die libyschem Flugplätze, die füditalienischen Stützpunkte, der Dodekanes sind nicht nur im wesentlichen unangetastet, sie werden mit jedem Tag stärker und werden weiterhin die englischen Schiffahrtswege nach Aegypten und nach dem Nahen Osten bedrängend Hinzu kommt, daß die deutsche Luftwaffe, nunmehr mit der italienischen ver­eint, im Mittelmcer in einer Weise operieren wird, die den Engländern aus ihren Erfahrungen im Atlantik geläufig sein sollte. Auch das Geschehen von Bardia wird es ferner den Eng­ländern nicht ermöglichen, Teile der Orientarmee, der Mittel­meerflotte und der Orientabteilungen der Royal Air Force für andere Fronten zu verwenden, denn die kibyischen Provinzen Tripolis, Misurata und Bengasi bleiben mit ihrer militärischen Rüstung, die noch vor allem fliegerisch verstärkt werden kann, be­stehen, und von der Provinz Vardia, der östlichsten der vier nord­afrikanischen Provinzen Italiens, ist nur die äußerste Ecke ab- gefchnitten. Der Kampf im Mittelmeer ist daher auch nicht an­nähernd entschieden, er ist un: eine Episode reicher geworden, die am Endsieg nichts ändern kann.

Wawel! «Ä unsere KolonialM-Me

WPD. Nach dreieinhalb Monaten zähesten Widerstandes haben die Italiener die Festung Bardia den Engländern überlassen müssen. Wir sind die letzten, bestreiten zu wollen, datz die ägyp­tische Armee Englands damit einen Erfolg errungen hat. Wenn aber der Führer dieser Armee, General Wavell, aus diesem doch mehr oder weniger nur lokalen Erfolg die Berechtigung herleitet, zu behaupten:Zwischen Hitler und seinen Träumen von einem Kolonialreich stehen jetzt wir", so ist das nicht nur w:eder ein neuer Beweis für die britische Ucberheblichkeit und für die nach wie vor vorhandene Absicht Englands, den Lebenswillen des deutschen Volkes unter allen Umständen zu ersticken, sondern es ist eine sachlich so unbegründete Prahlerei, datz nian versucht sein könnte, sie als echt englischen Bluff einfach links liegen zu lassen. Aber es gibt ja nun leider einmal immer noch Dumme aus der Welt, die das englische System des Bluffs noch nicht durchschaut haben und infolgedessen immer wieder darauf hercinfallen. Da­bei ist es so leicht, den Charakter gerade dieses Bluffs des Herrn Wavell zu durchschauen.

FranzZsisches Arsenal liefert Kruxx-SeWLe

Von Kriegsberichter Josef Vidua

(PK.) Ein freudiges Wiedersehen gab es eines guten Tages in einem französischenArsenalanderAtlantikküste, als unsere Marineartilleristen in einer der Hallen eine ganze Reihe fabrikneuer Kruppscher 15-Zentimerter- Schiffsgeschütze entdeckten. Es wurde festgestellt, daß es sich um eine Zwangslieferung der Firma Krupp aus dem Jahre 1921, auf Grund des Versailler Diktates, handelte, für die die Franzosen keine Verwendung gesunden hatten. Vielleicht aber auch, und das ist eher anzunehmen, mußten die deutschen Ge­schütze modernster Konstruktion auf den Druck der allgewaltigen französischen Rüstungsindustrie hin, die eine Minderung ihrer riesigen Gewinne befürchtete, in den Tiefen des Arsenals ver­schwinden. Zwanzig Jahre standen sie nun da, gut eingefettet- unter ihren soliden Bezügen, bis sie jetzt von deutschen Marine- artillerisien aufgestöbert wurden, deren Freude man sich vor­stellen kann, als sie das bekannte Kruppsche Firmenzeichen, die

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Weltbild (M).

Komm her, ich klops dich «bl

Donnerstag, den 9. Januar 1911

Wavell steht mit seiner Armee, die sich aus allen möglichen Söldnertruppen des englischen Empires zusammensetzt, in Afrika. Zugegeben, er steht heute ein wenig westlicher als vorher. Aber bei der Weite der afrikanischen Räume ist das wirklich nicht von so großer Bedeutung. Auch der Name des Hafens Bardia ist bis­her so unbekannt in der Welt gewesen, daß man nicht recht be­greift, warum eine englische Armee an dieser Stelle ausgerechnet zwischen Hitler und seinen Träumen von einem Kolonialreich" stehen soll. Man könnte vielleicht umgekehrt sogar sagen, daß die Armee hier ungünstiger steht als anderswo, weil sie nunmehr den Nachteil der langen rückwärtigen Wüstenverbindungen in den Kauf nehmen muß.

Aber solche Erwägungen mögen ruhig den militärischen Fach­leuten überlassen bleiben. Die ganze Haltlosigkeit der Prahlerei des englischen Generals wird am besten widerlegt, wenn man ihr »ine fast gleichzeitig getane Aenßerung einer anderen englischen Prominenz entgegenhält, nämlich des Herrn Woolton. Dieser für die Ernährung des englischen Volkes verantwortliche Mi­nister mußte soeben eine neue Herabsetzung der Fleischration für das englische Volk und sogar für die Angehörigen der Wehrmacht ankündigen. So etwas ist immer peinlich, und man sucht es daher dem Volke durch möglichst gewichtige Gründe begreiflich zu machen. Das tat denn auch Herr Woolton, indem er erklärte, die Herabsetzung der Rationen sei notwendig, weil ein Teil der Handelsschiffe, die für Fleischt:ansporte bestimmt waren, jetzt zum Transport von Munition sar die Soldaten in Libyen ein­gesetzt werden müsse. Damit ist die ganze Labilität der englischen Lage wieder einmal ausgcu m. Wen» Herr Wavell einige Kilometer Wüste erobert, mu.; das englische Volk auf der Insel den Schmachtriemen ganz erheblich enger schnallen. Vis ins Un­endliche wird sich diese Tallil jedoch kaum fortsetzen lassen, und die deutschen Unterseeboote und Bomber werden sicherlich das ihrige tun, um die Klemme für England immer drückender zu gestalten.

Wer sich zwischen Hitler und seine Ziele stellt, der stellt sich gegen Hitler. Und wer das tut, der muß schon außerordentlich feststehen. Vis jetzt hat sich noch kein Gegner dieser Situation gewachsen gezeigt. Sie sind alle sehr schnell umgesallen, ob man nun an Herrn Venesch denkt, an Herrn Rydz-Smigly oder etwa an Herrn Reynaud Und nun will Herr Wavell dieses Kunststück fertig bringen. Jener Wavell, der mitsamt seiner Armee davon abhängig ist. Laß englische Schisse ihm um ganz Afrika herum die nötigen Mengen von Munition und sonstigem Kriegsmaterial heranbringen. Was nun, wenn eines schönen Tages England überhaupt nicht mehr in der Lage ist, Kriegsmaterial nach Libyen zu schicken? So etwas liegt doch durchaus im Bereich der Möglichkeit. Was wird der kühne General Mavell dann tun? Indien kann, wie das Ergebnis der Konferenz in Neu-Delhi ge­zeigt hat, nicht in die Bresche springen, denn Indien besitzt kaum eine eigentliche Schwerindustrie, geschweige denn eine Rüstungs­industrie, weil ihm englischer Prositneid den Aufbau einer sol­chen Konkurrenzindustrie sinfach nicht gestattet hat. Südafrika und Australien kommen ebenso wenig dafür in Frage. Und Ame­rika? Nun, der Weg von Nordamerika und Kanada nach Aegyp­ten (um das Kap der Guten Hoffnung herum) ist ungefähr der weiteste, den es sowohl über den Atlantik, als auch über den Pazisik für amerikanische Schisse gibt. Und daß der Weg durch Gibraltar nach dem Ausfall der englischen Insel für alle Mu- nitionsschjsfe versperrt sein wird, daraus kann sich Herr Wavell verlassen. Zwischen ihm und den englischen Inseln stehen dann wir. Und das scheint uns etwas mehr zu bedeuten, als die Tat­sache, daß Herr Wavell zwischen Hitler und seinen Kolonialträu­men stehen will. Wie lange kann die Armee Wavells wohl ohne die Zufuhren an Munition und Kriegsmaterial aus dem eng-, lischen Mutterlands aushalten? Das ist die allein entscheidende Frage für die Bedeutung der englischen Erfolge in Libyen. Sie wird und muß sehr bald in der Lust hängen, sobald das Mutter­land geschlagen ist. Und je mehr Material und Kräfte sie jetzt an sich zieht, um so schwächer wird Englands Stellung in der Stunde der Entscheidung sein. Herr Wavell steht jetzt zweifellos auf dem Boden Afrikas, d. h. des Landes, das das Ziel unserer kolonialen Forderungen ist, die er in das Reich der unerfüllbaren Träume verweisen möchte. Er wird aber sehr bald einsehen müs­sen, daß diese deutschen Träume sehr reale Faktoren sind.

drei ineinanderverschlungenen Ringe, an den Geschützen er­kannten.

Die französische Admiralität tat ungewollt ein gutes Werk, als sie vor zwei Jahrzehnten die deutschen Geschütze gewissermaßen in die letzte Reserve einreihte. Denn nun sind sie nicht nur in die richtigen Hände gekommen, sondern sie werden zum Schutz der französischen Kanalküste von deutschen Marine­artilleristen und Pionieren in Stellung gebracht. Die deutschen Konstrukteure und Arbeiter, die vor zwanzig Jahren dem an­maßenden Sieger mit diesen Geschützen ihren Tribut zollen muß­ten. konnten damals nicht ahnen, daß diese Waffen wieder ein­mal in deutsche Hände zurückkommen würden, daß sie selbst also schon vor zwei Jahrzehnten Arbeit für das neue Deutschland geleistet hatten. Es wird eine Genugtuung für sie sein, wenn sie es heute erfahren.

In der neuen Vatteriestellnng der Kanalküste ist die Kompanie eines Festungsbaubaiaillons seit einigen Wochen mit Hochdruck bei der Arbeit. Sie baut die Bettungen der Geschütze ein. die 'Kommandostände, die Mannschafts- und Munitionsbunker. Zwei Geschütze sind bereits feuerbereit, ein drittes hängt in einem fahr­baren Bock, wird an Flaschenzügen leicht hochgezogen und schwebt dann mit dem ganzen Gewicht dahin, um von den Marine­artilleristen auf den Pivotsockel gesetzt zu werden. Das vierte Geschütz schließlich liegt noch Rohr, Lafette und Zubehör getrennt aus mehreren Lastkraftwagen verteilt. An der Bet­tung für dieses Geschütz arbeiten die Festungspioniere noch: aber in wenigen Tagen wird auch das vierte Geschütz stehen, und damit die Batterie pünktlich zum festgesetzten Termin feuerbereit sein.

Das zu erreichen war nicht einfach; denn an manchen Tagen schickte der Kanal ein derart verteufeltes Wetter über das frei­liegende Plateau der Küste, daß jede Arbeit unmöglich wurde. Trotzdem wurde die gestellte Aufgabe gelöst. Von der Heranschas- fimg des Zements bis zur wohnssrtigen Einrichtung dev Mann­schaftsbunker hat die Festungsbaukomvanie die Arbeit geleistet; zusammen mit den Marineartilleristen bringt sie auch die Ge­schütze in Stellung. Das geht Zug um Zug, und die Marine­artilleriekompanie, die bald an diesen von den Franzosen so fürsorglich aufbewahrten Kruppgeschiitzen stehen wird, tut Kriegs­dienst in einer Batteriestelluna, die in jeder Beziehung eine er­hebliche Verstärkung der Kanalfront bedeutet.'

Die glänzende Zusammenarbeit zwischen allen Wehrmachtreiken kam beim Bau dieser einen Vatteriestellnng wieder einmal mehr in schönster Weise zum Ausdruck. Sa wie hier Festungspianiere und Marineartilleristen Kand in Hand arbeiteten, so ist cs überall an der langen Küstenfront. Bei dieser Batterie wurde die Arbeit aber noch durch den Umstand gefördert, daß es sich Lei den Geschützen um deutsche Waffen handelt, die in schmach­voller Zeit an den Feind ausgeliesert wurden. Deutsche Krupp- gcschütze, aus einem franüisischen Arsenal, wieder unter deut­schem Kommando, das allein den Zeitpunkt desBatterie, feuern!" bestimmt: welche Genugtuung für alle die, die an ihrer schnellen Feuerbereitschait mit arbeiten konnten! («Köln. Ztg.")