K. Seite — Nr. 227
Naaolder Tagblatt «Der Gesellschafter*
Württemberg
Aus dem Gerichtssam
Ei« ausgepichter Gauner
Stuttgart. Mit zwei phantasievollen Schwindeleien setzte der 27jährige geschiedene Wolsgang Schuster von Tuttlingen den vorläufigen Schlußpunkt unter sein bürgerliches Dasein. Die Stuttgarter Strafkammer verurteilte ihn wegen vollendeten und versuchten Rückfallbetrugs zu der Gesamtstrafe, von drei Jahren Zuchthaus und fünf Jahre» Ehrverlust. Außerdem wurde gegen ihn als gefährlichem Gewohnheitsverbrecher die Sicherungsverwahrung angeordnet.
Der Angeklagte hatte im März d. I. seinem Wohnungsmieter, einem Arzt in Stuttgart, voraeschwindelt. er habe mit Waffenschiebungen im Riffkabylen-Krieg im Auftrag von General Franco ein ,Fiiesenvermögen" verdient, das er demnächst nach Deutschland hereinbekommen werde. Es sei ihm soeben in der Nähe von Nürnberg unter günstigen Bedingungen ein chemisches Unternehmen zum Kauf angeboten worden, wozu er jedoch sofort mindestens 15 000 RM. brauche. Der Arzt glaubte diesem Vorbringen und lieh dem Gauner 15 200 RM. in bar, die Schuster alsbald an der Spielbank in Baden bei Wien setzte und angeblich restlos verlor. Sein telegraphischer Versuch, dem Arzt noch weitere 750 RM. abzuschwiudeln, blieb erfolglos. In Wien legte Schuster dann noch einen Dentisten mit 800 RM. herein, indem er ihm versprach, ihn als Wiener Leiter eines von ihm zu gründenden „Wirtschaftsbüros für Südosteuropa" mit Zentrale in Berlin anzustellen.
Zuchthaus für Feldpostmarder
Saulgau. Das Sondergericht Stuttgart verhandelte am Mittwoch gegen zwei erbärmliche Volksschädlinge, die Eheleute Jos. und Maria Dicht aus Marbach. Beide waren angeklagt, auf der von ihnen geführten Postagentur Marbach (Kr. Saulgau) rund 30 Feldpostpäckchen unterschlagen zu haben, deren Inhalt sie für sich verbrauchten. Die Frau ging in ihrer Unverfrorenheit sogar so weit, eine aus einem Päckchen entwendete Halskette offen zu tragen, was ihr dann auch zum Verhängnis wurde. Das Sondergericht verurteilt Josef Dicht als Volksschädling zu fünf Jahren Zuchthaus und drei Jahren Ehrverlust, Maria Dicht zu eineinhalb Jahren Gefängnis, wobei wegen ihres offenen Geständnisses die Untersuchungshaft angerechnet wurde.
Gruibingen, Kr. Göppingen. (Tödlicher Sturz.) Beim Obstpflücken stürzte der 57 Jahre alte Landwirt Eottlieb Wörz infolge eines brechenden Astes vom Baum und zog sich innere Verletzungen zu, denen er im Krankenhaus erlag.
Bisfingeu a. Enz. (Den Verletzungen erlege n.) Nach langem Leiden ist die am 15. August in ihrer Scheune abgestürzte Frau Marie Vurkhardt ihren schweren inneren Verletzungen erlegen.
Rottweil. (Gefallen) ff-Sturmmann Fritz Vreitenstem, Ortsgruppenleiter der Ortsgruppe Schramberg-Falkenstein, ist bei den schweren Kämpfen gegen den Bolschewismus vor Leningrad gefallen
Bolliugen, Kr. Ulm. (Vom Unglück verfolgt.) Nachdem lm April d. I. der Landwirt Joseph Glöggler durch einen Unfall an der Futterschneidmaschine den rechten Arm verloren hatte, wurde nun seine Frau das Opfer eines Unfalls im Stall. Beim Melken einer Kuh schlug das Tier aus und traf die Frau, die von der Kuh auch noch getreten wurde. Die Frau erlitt so schwere innere Verletzungen, daß sie daran starb.
Ravensburg. (Gedenkfeier.) Aus Anlaß des 100. Geburtstages des um Stadt und Kreis Ravensburg hochverdienten Ehrenbürgers Julius Spohn veranstaltete die nach ihrem Stifter benannte Spohn-Obcrschule eine Feierstunde. Nach der Kranzniederlegung an der vor der Schule angebrachten Gedenktafel fand im Konzerthaus, dessen Schaffung gleichfalls der Initiative Spohns zu verdanken ist, eine Gedächtnisfeier statt.
Kempten. (Blinder gewinnt 500 R M.) In der Salzstraße in Kempten kaufte ein Blinder durch Vermittlung seiner Frau beim braunen Elücksmann ein Los. Es wurde ihm die freudige Ueberraschung zuteil, daß er 500 RM. gewann.
Karlsruhe. (Die katholische Kirchensteuer.) Das Etaatsministerium hat im Beschluß vom 8. Juli 1941 die Staais- genehmigung erteilt, daß zur Bestreitung der allgemeinen kirchlichen Bedürfnisse im badischen Teil der Erzdiözese Freiburg ini Rechnungsjahr 1941 bei der Einkommensteuer ein Kirchensteuerzuschlag von 7 v. H. erhoben wird.
Karlsruhe. (Tödlicher Unfall.) In der Nacht zum Donnerstag stürzte ein verheirateter 46 Jahre alter Mann in der Dunkelheit im Treppenhaus seiner am Ligusterweg gelegenen Wohnung. Er zog sich einen Schädelbruch zu, der den alsbaldigen Tod zur Folge hatte. Ein Verschulden dritter Personen liegt nicht vor.
Karlsruhe. (Todesfall.) Am 25. September ist im Alter von erst 48 Jahren der wasserwirtschaftliche Sachbearbeiter beim Bad. Finanz- und Wirtschaftsministerium, Oberregierungsbaurat Dr. Karl Köbler, gestorben. Mit ihm ist allzu früh ein Beamter heimgegangen, der sich um die Entwicklung der badischen Wasserwirtschaft, der landwirtschaftlichen Meliorationen, Wasserversorgung und Wasserkraftplanung unvergängliche Verdienste erworben hat.
Freiburg i. Br. (Lehrauftrag.) Der Reichsminister für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung hat den o. Professor
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(Kartendienst, E. Zander-M.) Das Nil-Delta und der Suez-Kanal Im Ausschnitt Suez mit Port Taufik
Dr. Hans Oppermann mit der Vertretung des neu geschaffenen Lehrstuhls für klassische Philologie an der Philosophischen Fakultät der Universität Straßburg beauftragt.
Enge». (LeicheaufdemBahnkörper.) Auf dem Bahnkörper wurde eine männliche Leiche aufgefunden, die beim Ueber- fahren durch den Zug. bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt worden war. Ob Unfall oder Selbstmord vorliegt, bedarf noch der Klärung.
Reilingen b. Schwetzingen. (Tödlicher Unfall.) Ein seit dem Hockenheimer Radrennen vermißter 45jähriger Mann von hier konnte in der Nähe des Bades im Vach ertrunken aufgefunden werden. Vermutlich erlitt er auf der Heimfahrt einen Unfall, stürzte in das Master und ertrank, ehe Hilfe zur Stelle war.
Das «Nein* a«f dem Standesamt
Eine tragikomische Szene ereignete sich ans dem Standesamt von Budapest. Ein junges Paar erschien zum Vollzug der Trauung, begleitet von den Eltern der Braut und zwei-Zeugen. Als der Beamte die vorgeschriebene Frage an die Braut richtete, antwortete sie mit einem freudigen und schallenden „Ja", aber von den Lippen des Bräutigams erklang ein klares und entschiedenes „Nein". Ln größter Verwirrung wurde die Zeremonie unterbrochen. Das Mädchen brach in Tränen aus und verließ am Arm der Mutter den Schauplatz der beschämenden Szene Der widerborstige Bräutigam folgte in einiger Entfernung mit trotziger Miene. Nach einer halben Stunde erschien die kleine Gruppe wieder vor dem Beamten, die Braut mit noch geröteten Augen, der junge Mann widerwillig, der Schwiegervater mit finsterem Gesicht und die Schwiegermutter strahlend. Auch die Trauzeugen waren noch verwirrt und hofften auf eine baldige Beendigung der Zeremonie. Der Bräutigam, auf dessen Gesicht man noch die Spuren einer handgreiflichen Ueberredung erblickte, erklärte mit gepreßter Stimme, daß er bereit wäre, jetzt Ja zu sagen. Aber nun weigerte sich der Beamte, die beiden jungen Leut« gesetzlich zu vereinigen. Er verwies auf einen Artikel des bürgerlichen Gesetzbuches, wonach eine Eheschließung nur gültig ist, wenn sie mit der vollen und freien Uebereinstimmung der beiden Partner vollzogen wird. Die Fingerabdrücke auf der Wange des Bräutigams bezeugten aber deutlich das Gegenteil. So muhte der Hochzeitszug zum zweitenmal das Standesamt oerlasten, ohne etwas ausgerichtet zu haben. Der junge Mann ging jetzt an der Spitze der Gruppe, strahlend vor Glückseligkeit, und an der nächsten Straßenecke bog er in Eile ab.
Ein Herz und eine Seele
Skizze von WolfgangSchwerbrock
NSK. Man darf das wohl einen ereignisreichen Tag nennen, zumindest ein gutes Omen für einen solchen, wenn gleich am frühen Sonntagmorgen einige Dutzend blitzblanker Jungmädel in ein Lazarett eindringen. Mit blonden Zöpfen und Bubiköpfen, wißt ihr, mit viel Eetuschel und Geranne, mit Blumen, ach du meine Güte. Blumen, sage ich euch, da haben gewiß alle Blumengeschäfte von ganz Tilsit herhalten müssen. Ja, und auch mit strahlenden Sonntagsaugen und tapferem Lächeln, dahinter sich freilich da und dort ein wenig Schüchternheit zu verbergen schien.
Na, und wir Soldaten in den weißen Betten blinzelten erstaunt zur Tür, durch die es wie bei einer feierlichen Prozession hereingezogen kam, und gekichert haben wir auch, denn es wurde davon gemunkelt, daß jene kleinen Mädel uns was vorfingen wollten, hoho! Und wir sollten bei dem einen oder anderen Lied mitsingen, hah! Man räusperte sich also und sah den Ereignissen entgegen. Die leise schwatzende Gesellschaft stellte sich fein vor uns auf, und die hinten standen, kletterten auf die Zehenspitzen, damit sie uns bewundern konnten; eine war dabei, die hatte eine freche Stupsnase, große blaue Schalkaugen und Zöpfe, nett anzuschauen. Sie spähte von einem Bett ins andere, wie wenn sie jemand suchte, und den Gesuchten schien sie gefunden zu haben, denn ihr Gesicht verschwand sogleich wieder hinter den anderen unruhigen Köpfen.
„Liebe Soldaten, wir wünschen euch einen, ickönen auten Mor-
Samstag, de» 27. September 1841
gen und wollen euch einige frohe Lieder fingen. Wer kann und will, soll mitsingen!" Es war wohl die älteste von ihnen, die dies sagte, sie hatte eine Helle, klare Stimme und war grok und schlank. ^
Dan» erklangen die Stimmen im Thor. „Laßt doch der Jugend ihren Lauf!" — Das war so schön, daß wir es uns angelegen sein ließen, darüber nachzudenken, ob wir auch zu der Jugend zählten, wenngleich wir auch Jahre älter waren. Aber ja doch, ging es uns auf, das Einverständnis zwischen ihnen und uns war wohl das beste, was man sich nur denken kann. O ja, wenn man immer im Bett liegt und zuweilen durch das Fenster schaut und den Wolken am Himmel nachsieht, kann man auf derlei Gedanken kommen.
And dies ist ja ohnehin auch ein seltenes Ereignis, über d»s sich nachzudenken lohnt: gestern, vorgestern oder vorige Woche lagen wir »och in Rußland, schliefen auf der Erde und wehrten uns der Wanzen oder fingen Mücken, je nach Belieben. Aber nun hausten wir in schneeweißen Betten, und vor uns standen frohe Jungmädel und sangen.
«Horch, was kommt von draußen rein... — heihei, wir kannte« das und summten leise mit; das mutzten sie gemerkt haben, sie freuten sich unbändig, konnten es indes nicht lasten uns zu belehren, daß man dieses Lied lauter singen müsse, weshalb die erste Strophe so lange geübt wurde, bis es klappte...
Selbst der alte Feldwebel Etachull aus Masuren, der vor Reval einen Granatsplitter ins rechte Bein bekam, sang jubelnd mit.
Horch, was kommt von dÄnißen rein — hollahüh, hollahoh!
And nun geschah es. Der Feldwebel Stachull ist heute noch ganz benommen davon, denn eines der Mädchen, eben das nämliche mit den Vlondzöpfen und der frechen Stupsnase, tat eine» Satz nach vorne, drängte die anderen beiseite und rief: „Papa..."
„Aber Ate!"
Schwupp — da hatten sie sich.
Ja, was denkt ihr, der Feldwebel Stachull aus Masuren hat längst eine große Tochter. Ihr war die Verwundung des Vaters bekannt, er hatte aus einem Kriegslazarett hinter der Front geschrieben, aber sie wußte doch nicht, daß er jetzt schon in dieser Stadt lag, in die sie mit einigen Mädeln aus der Umgebung eine Fahrt gemacht hatte. Im Grunde genommen wollten sie sich an den herrlichen alten Baulichkeiten erfreuen, und am breiten Fluß, in dem man baden konnte. Nun war es so gekommen.
Die Jungmädel sangen ihr Programm, mit viel Liebe und Lust war es eingeübt, das merkte man. Der Vater und das kleine Mädchen hatten sich derweil allerlei zu erzählen. Und wißt ihr, «as sie sangen? „Ein Franzose wollte jagen —", den Landsern nichts Unbekanntes, sie fielen begeistert ein, und bald waren Jungmädel und Soldaten ein Herz und eine Seele.
«Stiel-Erke
1.
Sie ist ein schlankes, flinkes Tier,
Nicht ungefährlich, sieh dich für!
Füg' vorn ein Zeichen an, zwei hinten,
So wirds ein Unternehmen künden,
Das dir für wenig viel verspricht Und oft es hält, sehr oft auch nicht.
2 .
Als Speis« und Trank gesund und krank Liebt mein« Früchte, die ich trage;
Mich preist der Sänger beim Gelage.
Kehrst du mich um, ist fort mein Ruhm;
Dem Landmann wühl ich auf die Saaten,
Doch schätzt d»r Jäger meinen Braten.
3.
Er dient zum Schreiben und zum Schießen Auch an manchen Brücken kommt er vor And auch an manchem alten Tor.
Nun rate, laß dichs nicht verdrießen.
Auflösung der Rätsel vom Samstag, 2Ü. September 1841.
l. Spitz, B«rg»n, Spitzbergen; 2. Helm, Halm; 3. Kupfer, Kuh. Pferd.
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wird nach dom Liege wieder ikre krfullung finde». ?llr dis Dauer de« Krieges aber gilt es. so sckonond wie möglich ;u waschen. Seife zu sparen und dem Waschpulver die kirbeit leichter zu machen. kiuck kierbei zeige» sich henkel-krzeugnisse als durch lakrzoknte bewäkrte Helfer:
^lsnlco beim gründlichen kinweicken und wassvrentkartsn.
5il beim klarspülon der Wäsch» und flvckontsornon.
bei der koinigung schmutziger öerusswäsch». beim Scheuern und putzen, sowie beim Händewaschen.
unseren aufkiäronden klnzoigvn geben wir der Hausfrau erprobte katsckläge. die Mnii»»r>gg waschen upd die üoinigungsarboit erleichtern. Sie erscheinen deskaib auch dann, wenn einmal ein trzeugnis unseres Hause» nickt in beliebiger Menge erkältlick ist.
porsilursrko fj e n k e ! L tio.. K 6.. Düsseldorf
Ko 304 b/41