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Württemberg
Oberbürgermeister beglückwünscht Robert Bosch Stuttgart erhält ein Paracelsus-Museum
Stuttgart, 22. Sept. Oberbürgermeister Dr. Strölin über- brachte mit einer Abordnung von Ratsherren und Beigeordneten D. h. c. Robert Bosch zu seinem 80. Geburtstag die herzlichsten Glückwünsche der Stadtverwaltung. In dankbarer Würdigung ßeiner Verdienste um die Stadt und die Förderung der Volksgesundheit schenkte die Stadt Stuttgart ihrem Ehrenbürger ein Anwesen für ein Museum, m dem das Werk des Paracelsus und der großen Männer der biologischen Heilkunde zu lebendiger Darstellung kommen und dem deutschen Volke dienstbar gemacht werden soll. Robert Bosch dankte sür die ihm dargebrachten Glückwünsche. Das Geschenk sei für ihn eine freudige lleberraschung. Er gab der Hoffnung Ausdruck, dag es ihm vergönnt sein möge, den Plan der Schaffung eines Paracelsus-Museums noch verwirklicht zu sehen.
Stuttgart. (Arbeitstagungen.) Das Gauschulungsamt und der Bund Deutscher Osten, dieser gemeinsam mit dem Volks- bund für das Deutschtum im Ausland, hielten am Sonntag Arbeitstagungen ab, die sich mit Volkstumsfragen befaßten. Die Arbeitstagung erhielt ihr besonderes Gepräge durch die Anwesenheit von Gauleiter Reichsstatthalter Murr, der in längeren Ausführungen zu allen gegenwärtigen Problemen Stellung nahm. Im Mittelpunkt der beiden Tagungen stand ein Vortrag von Eau- amtsleiter Dr. Loulon, dem Leiter des Amtes für Bolkstums- politik im Gau Wartheland, über „Ost- und Volkstumsfragen" im Festsaal des DAJ. Er gab einen Ueberblick über die Zukunftsaufgaben in wirtschaftlicher und kultureller Beziehung im Gau Wartheland. Eauschulungsleiter Dr. Klett betonte, daß es Pflicht jedes Volksgenossen sei, sich ernsthaft mit dem Volks- sremden-Problem zu befassen. Nachmittags wurde die erste Arbeitstagung des BDO. und VDA. fortgesetzt. Stellv. Gauver- Landsleiter Kurz sprach über das Patenschaftswerk des VDA. und den besonderen Einsatz des Eauverbandes Württemberg- Hohenzollern im Kreise Brünn im Protektorat.
Drei Verletzte. Am Samstag abend wurde in der Charlottenstraße ein 7üjähriger Mann von einer Radfahrerin umgefahren, erlitt aber nur leichte Verletzungen. Hingegen wurde
Nagolder Tagblatt „Der Gesellschafter"
ein 37 Jahre alter Radfahrer, dem in der Steinhaldenstraße ein Hund ins Fahrrad sprang, mit lebensgefährlichen Verletzungen in das Katharinenhospital eingeliefert. Bei einem Zusammenstoß zwischen zwei Kraftwagen auf der Kreuzung Iller- und Austraße entstand nur Sachschaden und bei einem weiteren zwischen Kraftwagen und Radfahrer in Bad Cannstatt erlitt letzterer einen Nasenbeinbruch.
Schramberg. (Ehrung.) Die Ortsgruppe Tennenbronn der NSDAP, veranstaltete dieser Tage in der „Krone" einen Kameradschaftsabend zu Ehren des aus Tennenbronn gebürtigen Ritterkreuzträgers Oberleutnant Staiger. Namens der Partei begrüßte der Ortsgruppenleiter den Ehrengast, während Viir- vermeister Kaltenbacher ihm den Willkommgrutz der Gemeinde entbot. Oberleutnant Staiger dankte in schlichten Worten für die ihm zuteil gewordenen Ehrungen.
Oberstdors i. A. (Von der Hochzeit in den Tod.) Ein auf der Heimfahrt von den Oberstdorfer Bergen begriffener, von vier Personen besetzter Kraftwagen stieß in der Nähe von Langenwang bei Oberstdorf gegen einen eisernen Eartenzaun, überschlug sich und ging vollständig in Trümmer. Der Fahrer, ein etwa 36 Jahre alter Mann, der am Tag zuvor Hochzeit gefeiert hatte, war sofort tot und seine Frau erlitt schwere Verletzungen. Die beiden anderen Mitfahrenden kamen mit Kratz- und Schürfwunden davon.
Aus dem Allgäu. (Unterstützung für die Bergbau er n.) Im Rahmen der Aufrüstung des deutschen Dorfes wurde auch mit dem Ausbau der Bergbauerngemeinden Mittelberg im Kleinen Walsertal begonnen. Es werden Seilbahnen und Eüterwege erstellt, ferner Vodenentwässrungen, Wildbachverbauungen und Rodungen durchgeführt sowie Entsteinungen und Alpverbesserungcn. Zur Herstellung von Allgäuer Heinzen konnten in 17 Ortsbauernschaften 25 Heinzenmaschinen an Verg- bauern verteilt werden.
Karlsruhe. (Speisekartoffelbezug.) Es wird von seiten des Kartoffelwirtschaftsverbandes Baden nochmals daraus hingewiesen, daß ab sofort, nachdem nunmehr die Frühkartoffelernte ihren Abschluß fand, ein direkter Bezug bezw. Verkauf von Speisekartoffeln vom Erzeuger an den Verbraucher wieder freigegeben ist.
Karlsruhe. (FürdenKreuzer..Kar I s r u h e".) Für den
_ Dienstag, den 23. September Mi
Kreuzer „Karlsruhe" sind bisher rund 143 00ü RM. an freiwillig gen Spenden eingegangen.
Straßburg. (Reichsuntversität Straßburg.) Jy, November, wahrscheinlich noch in der ersten Hälfte des Monats nimmt die Reichsuniversität Straßburg nach umfangreichen und gründlichen Vorarbeiten zusammen mit den übrigen deutschen Hochschulen ihren Lehrbetrieb mit Beginn des Wintersemesters 1941/42 auf. Neben der in Angriff genommenen und in vollem Zuge befindlichen baulichen Umstellung mußten fast alle Jnfti. tute neu eingerichtet werden. Mit Nachdruck gab bei einer Pressekonferenz der Rektor die Versicherung ab, daß die Straßburger Universität mit zu den besteingerichteten Universitäten des Reiches zählen wird. Das sei, wie Dr. Schmidt weiter mit Worten tiefen Dankes hervorhob, nicht zuletzt auch ein Verdienst der deutschen Industrie, der es trotz der durch den Krieg bedingten Anspannung gelang, die Universität Straßburg so zu versorgen daß eine höchstmögliche Ausbildung deutscher Studenten wirklich gewährleistet erscheine. Im bevorstehenden Wintersemester werden an der Universität öffentliche Abendvorlesungen abgehalten werden, die sich auf sämtliche Wissensgebiete erstrecken ünd "o gehalten sind, daß sie allgemeines Interesse erwecken.
Pforzheim. (Todesfall.) In diesen Tagen hat man den 78jährigen Emil Ott zu Grabe getragen. Mit ihm ist ein Stück Alt-Pforzheim dahingegangen. In seinem Fach als Drechsler war er ein Meister und Künstler. Der „freundliche Nachbar Ott", wie ihn alle nannten, stand bis zu seinem Tode in seiner Werkstatt.
Waldshut. (Tödlicher Unglücksfall.) Durch einen schweren Unfall trug der Landwirt Josef Huber von Heubach, einen komplizierten Beinbruch und sonstige Verletzungen davon^ die im Krankenhause den Tod des 37jährigen Mannes herbei- jührten.
Durbach. (Tragischer Unglücksfall.) Die Frau des Eisenbahnschlossers Karl Distelzweig, Mutter von drei Kindern, glitt in der Küche aus und fiel so unglücklich mit dem Kopf auf den Wasserstein, daß der Tod kurz darauf eintrat.
Gestorben: Frau Marie Walz, 66 I., Nagold, Kirchstr. 15.
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^Kalbfleisch mag ich schon", sagt die Stelzerin und faltet die Hände über dem Bauch. „Und zahlen kanns der Dornegger schon. Der steht sich net gar so schlecht." Weil der Dornegger in diesem Moment seine kühlen, grauen Augen auf die Schwätzerin richtet, wechselt sie hurtig das Thema und sagt allen vernehmlich: „Blumen hat sie immer gehabt, die Dorneggerin, so was gibt es net gleich wieder. Ich weiß gar net, wo ich Setzlinge Herkrieg Heuer."
Nun wird das Essen aufgetragen. Die Leute lassen es sich wohl schmecken, die Zungen werden ichon lockerer vom Wein, und hin und wieder durchbricht schon ein Lachen den Bann der Traurigkeit.
Will es den Verwandten, Bekannten und Freunden jemand verwehren? Sie haben die Dorneggerin beweint, so. wie sie vor mehr als fünfzehn Jahren den Dornegger beweint haben, als ihn ein stürzender Baum erschlug. Und nun wollen sie die Gäste des jungen Dorneggers sein, wollen ihren Hunger stillen und vielleicht im Tüchlein ein Stücklein kalten Braten mit heimbringen.
Peter Bichler ißt kaum ein paar Bissen. Nur vom Wein nimmt er zuweilen einen Schluck. Er hat an anderes zu denken, und die Reden der andern, die immer lauter werden, schwingen über ihn hinweg, als sei er gar nicht da.
Währenddessen steigt Helene Angermeyer den steilen Weg zum Dornegg hinauf. Ganz allein sind wir jetzt, ich und der Peter, denkt sie. Aber der Gedanke stößt nicht auf irgendwelche Hintergründe. Sie denkt dabei nur an das Mehr von Arbeit, das sie nun trifft, fürchtet sich aber nicht
davor, denn sie ist von kindaus mit dem Vauernhandwerk vertraut. Helene ist auch keine von jenen Mägden, die sich zum ewigen Magdsein geboren fühlen, die mürrisch im Ge- müte und krumm im Rücken jeder Arbeit begegnen. Nein, sie ist eine Magd, der die Arbeit fröhlich wie ein Spiel aus der Hand geht, eine, die nicht rechnet und nicht rechtet, ob es sich auch verlohne, an den steilen Hängen das Tagwerk zu beginnen und abzuschließen. Sie schafft mit einer Lust und Liebe zu dem Boden, der ihr und allen Menschen das Prot gibt.
Als sie auf dem Hofe ankommt, reißt sie zunächst die Fenster auf. damit die Luft des fremden Todes hinaus kann. In der Stube stehen noch die zwei Schemel, auf denen der Sarg aufgerichtet war. Die Kerzen in hohen Leuchtern sind noch da und ein schwarzes Tuch, mit dem die Schemel verdeckt waren. Als sie das alles sortgeräumt hat, ist die Stube wieder wie ehedem, und nichts mehr erinnert an den Tod, der durch dieses Haus gegangen ist.
Und nun nimmt sie die Arbeit des Hauses auf, die vor wenigen Tagen ein paar müde Hände zurückgelassen haben. Gegen Abend schaut sie ein paarmal hinunter auf den Weg ob der Bauer noch nicht komme. Es ist ihr so neu, dieses Alleinsein. Fast unheimlich wird ihr in dem leeren Haus, und darum setzt sie sich beim Pflanzgarten ein wenig auf die Bank und wartet, wie die Dämmerung hinter den Dingen wartet, bis sie ihren weichen Mantel über das Land und die Berge legen kann.
Der kleine See schimmert herauf aus der Tiefe. Ein zartes Lichtspiel ist über ihn hingebreitet. Langsam gleitet ein Boot mit zwei Menschen über die spiegelnde Fläche dem andern Ufer zu, wo dann die Straße ihren Fortgang nimmt und durch eine Waldschlucht hinführt zur fernen Kreisstadt.
Zweimal ist Helene dort gewesen in dieser Stadt. Einmal mit der Bäuerin und einmal allein. Jahrmarkt ist damals gewesen im Herbst und sie sah, wie die Burschen prahlerisch große Herzen aus Marzipan für ihre Mädchen kauften Sie kennt noch keinen, der ihr mit so einem Geschenk die Liebe beweisen möchte. Sie ist jetzt achtzehn Jahre alt, aber ihr Herz ist noch nicht aufgewacht, und darum sind ihre Nächte
ruhig und still, weil keine Not und keine Bedrängnis ihr Herz erfüllt, weil sie noch nichts weiß von der Liebe und von dem Leid, das aus der Liebe erwächst.
Vielleicht kommt niemals ein Mensch, der ihr von Liebe spricht. Sie ist kein Mädchen, nach dem sich die Burschen interessiert umschauen. Sie fällt nicht auf wie andere Mädchen mit hübschen Gesichtern, hat auch noch niemals das Bedürfnis gehabt, aufzufallen.
Helene ist klein von Gestalt, aber von einer lebhaften Beweglichkeit. Das Schwerfällige der Bergmenschen haftet ihr nicht an. Das regsame Spiel ihrer Muskeln, das Harte und sehr Schnelle ihrer Rede steht ein wenig im Widerspruch zur großen Ruhe, die ihre dunkelbraunen Augen ausstrahien. Diese Augen sind vielleicht das Schönste in ihrem etwas hageren Gesicht, in dem sich die Haut straff über die vorstehenden Backenknochen spannt. Eine Fülle dunkelbraunes, beinahe schwarzes Haar verschlingt sich in ihrem Nacken zu einem Knoten. Ein paar widerspenstige Locken hängen wirr in ihre Stirne und geben ihr einen Schmiß ins Wilde, Zigeunerhafte, das wiederum in scharfem Kontrast zu ihrem Innenleben steht.
Helene hat ein weiches, in allem mitfühlendes Herz. Die Güte hat ihre Wohnung darinnen, die ewige, nie versiegende Güte, die immer helfen will und eigenes Leid fast ängstlich verbirgt.
Vom Hohlweg herauf hört man jetzt ein Geräusch. Es hört sich an, wie das Blöken vieler Lämmer. Und wirklich taucht nach kurzer Zeit über dem Hohlweg ein Mann auf. Von weitem sieht es aus, als habe sich ein Tier aufgerichtet in der Dämmerung und tappe nun langsam vorwärts. Es ist Benjamin, der alte Benjamin, mit dem weißen Haar, der jedes Frühjahr kommt und die Schafe der Bauern aufs Kar hinauftreibt, wo er sie den Sommer über hütet und pflegt. Niemand weiß, wo Benjamin im Winter sich aufhält. Er ist einfach im Frühling da, wie die Schwalben da sind, und niemand fragt ihn mehr darum, wo er den Winter über gewesen fei, denn alle wissen sie es: Benjamin ist ein Sonderling.
(Fortsetzung folgt.)'
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im Nagoldtal gesucht.
Angeb. wolle man unter Nr. 368 an die Geschäftsstelle richten.
Eveshardt, den 25.9.1911
Danksagung
Für die vielen Beweise herzlicher Teiimihme beim tzeiniuang unseres lieben Kindes
Gretel
die wir erfahren durften, sagen wir allen herzl. Dank.
I Die trauernden Eltern I Philipp Keck und Frau > mit Familie.
Schönes Zimmer
(evtl. Wohn- und Schlafzimmer) Zentralhz., fließ. Wasser, an soliden Herrn zu vermieten.
Näheres in der Geschäftsstelle des Blattes.
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in allen Kpotkslcsn uvck Drogerien.
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(364, 325 u. ca. 330 Liter) hat abzugeben
Nagold, Schietzmauerstr. 7.3nfel
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müsst» Sir den „Gesellschafter' bestell-»' wen» eine unverzögerte WriterlieserE gewährleistet werde« soll.