k. Seite — Nr. 198
Nagolder Tagblatt „Der Gesellschafter"
neuesten Meldungen von der dicht damals davor verlausenden Front aufzunehmen und nach Moskau zurückzufliegen. Der Flugzeugführer kannte die Flughäfen der Gegend, hatte im Vertrauen auf seine sicheren Ortskenntnisse die Karte weggelegt, bis er schliesslich, unruhig geworden, die Maschine auf geringer Höhe über den Boden fallen ließ. Da erkannte er den Feldslughafen von Jritza. Um lüü Kilometer hatte er sich verflogen. Plötzlich schrie er unter fürchterlichem Krachen voller Schmerz auf. Eine MEE.-Garbe deutscher Infanteristen, die diesen dicht über dem Boden kreisenden Sowjetvogel aufs Korn genommen hatten, zerschlug die Kanzel der Maschine und verletzte den Flugzeugführer so schwer, dass er nur noch mit letzter Kraftanstrengung die getroffene Maschine aufsetzen konnte, bevor ihn die Sinne verließen. Bevor Iwan Asanasjew begriff, was vor sich gegangen war, richtete sich schon eine Pistole gegen ihn, so dass keine Zeit war, die Kurierpost zu vernichten und gleichzeitig das Leben zu retten. Deutsche Infanteristen aber waren an diesem Tage nur darauf stolz, dass sie der Flak auch einmal einen dieser Sowjet-Luftpiraten weggeschnappt hatten, ahnte doch keiner von ihnen, dass die Briefschaften und Kasten, die nach hinten geschleppt wurden, mehr wert waren als ein ganzes Dutzend dieser Vögel, war doch ihre Beute die Kuriermaschine des Maischalls der Sojerunion, Woroschilow, damals in Nowgorod.
Bis in die späten Abendstunden dieses Tages sitzen deutsche Generalstabsofsiziere, sichten das Material, werten aus, treffen losort Maßnahmen. Die Fernsprecher von der Vermittlung haben alle Hände voll zu tun, unablässig rufen die Feldtelephone. Der deutsche Eeneralstab schickt sich an, die Antwort, die vom Moskauer Partner ausbleiben wird, nicht lange schuldig zu bleiben. Dolmetscher wissen kaum, was sie zuerst übersetzen sollen.
Hier liegt ein Stoß neuester sowjetischer Feldzeitungen mit geschwollenen, unglaublichen Lügenberichten, dort ein Paket mi< politischen Beurteilungen von höheren Offizieren, die ihre Poli- rruks genügend bespitzelt zu haben schienen, da ein Akt mit Anträgen für Auszeichnungen; einige „Helden der Sowjetunion" wird es nun weniger geben. Eine Rolle mit Filmmaterial wan« dert ins Labor. Ein Fliegeroffizier nimmt eine Ausstellung über hinter der bolschewistischen Front befindliche Munitions- und Betriesstosflager mit Wonne an sich, lleber ihre Lage braucht bald der Moskauer Eeneralstab nicht mehr unterrichtet zu werden. Sie sind trotz bester Tarnung zu Woroschilows Entsetzen allesamt inzwischen mit tödlicher Sicherheit getroffen. Ts klappern die Schreibmaschinen, die in dieser Stunde zur wichtigen Kriegswaffe werden. Berichte wandern nach vorn und nach hinten. Deutsche Kuriermaschinen bringen weiter, was Iwan Asanasjew, der Unglückliche, nicht zum Ziel brachte.
Eine Freudenbotschaft war es sowieso nicht, die unser Sowjetmarschall nach Moskau zu berichten hatte. Das ergibt sich aus der säuberlichen Aufstellung über die Totalverluste, welche eine feindliche Armee im Zeitraum von vierzehn Tagen zu verzeichnen hat. Es sind Verlustziffern, die über unsere Annahme weit hinausgehen und die Kampfkraft der betroffenen Truppenteile ausserordentlich beeinträchtigen, wenn nicht zum Teil überhaupt lähmen. Ganz beachtliche Verluste traten an Lastkraftwagen ein, jo daß Woroschilows Klage, daß der Nachschub nicht mehr funktioniert, verständlich erscheint. Auch hier sind genaue Zahlen, wie für Motorräder, Traktoren und Spezialwagen, mit der Gründlichkeit deutscher Beamten angegeben und abgebucht worden.
Hetteves
Zm Wehrmachtswunschkonzert spielte ein berühmter Pianist. Einer tat sehr musikalisch.
„Ganz prima!" rief er, „wirklich prima!"
„Verstehst du denn so schwere Musik, Kamerad?"
„Und ob!"
„Weißt du überhaupt was er spielt?"
„Freilich". ^
„Was denn?"
„Klavier'"
Ein ganz Schlauer
Ein Unteroffizier läßt seine Gruppe Freiübungen machen. „Hinlegen", kommandiert- er. „So, jetzt dreht sich jeder auf den Rücken und bewegt die Beine, als ob er radsahre".
Nach einem Weilchen sieht er, daß ein Mann seine Beine stillhält.
„Krause!" ruft er. „was fällt Ihnen ein, warum hören Sie auf?"
„Ich benutze gerade den Freilauf, Herr Unteroffizier".
Krimlnsl- unct Absntsusrromsn von kkilLtt ^
Ukd«dn-liich»Ildu«> llkMIch» K«m»i>-tln1»g »oim. L. llnvuiiÄl. kaä
34,
Die Beamten durchsuchten das ganze Haus. Alle Räume waren leer. Sie fanden keinen Menscyen. Auch von dem Aufenthalt eines Kindes war nichts zu merken.
Vom Flur des oberen Stockwerkes führte eine schmale Treppe zum Boden. Inspektor Brandis stieg hinauf.
„Ich werde den Taubenschlag untersuchen", erklärte er. „Es ist von größter Wichtigkeit, daß wir wissen, ob die Verbrecher den Scheck in der Hand haben."
Der Bodenraum war durch ein kleines Dachfenster nur schwach erhellt. An der Giebelfeite befand sich die kleine Tür, die den Taubenschlag verschloß.,
Brandis öffnete sie. Zwei Tauben duckten sich ängstlich in ihrem Neste; die eine trug noch das glänzende Blattaluminium um den Hals. Behutsam hob er sie heraus. Die Hülse an den Schwanzfedern war abgerissen!
„Die Verbrecher haben den Scheck!" stellte er fest. „Sie, Degener, untersuchen das Haus zuerst nach irgendwelchen Anhaltspunkten, die zur Feststellung der Verbrecher dienen könnten! Dann gehen Sie nach Wilsede und erkundigen sich nach den Bewohnern des Hauses! Ich werde inzwischen mit Selborn zurückfliegen und versuchen, den Weg der fliehenden Verbrecher festzustellen."
Kriminalkommissar Degener hatte das einsame Landhaus sorgfältig durchsucht. Er hatte nichts gefunden, was für die Feststellung der Bewohner ohne weiteres von Belang sein konnte. So machte er sich auf den Weg nach Wilsede.
Der Bürgermeister des Ortes, ein alter Heidebauer, konnte Auskunft geben. Das Landhaus gehörte dem Kaufmann Helmsdorf in Hannover, der wohl früher einmal einen Hang zu dem geruhsamen Leben eines Einsiedlers gehabt und
«Sport
3. Tschannnerpokal-Schlußrunde Mannheim: SV. Waldhof — Admira Wien 0:1.
Stuttgart: Stuttgarter Kickers — 1. FL. Nürnberg 4:1.
Wien: Austria Wien — VR. Eleiwitz 7:0.
Aus den Bereichen
Württemberg: VfB. Stuttgart — SpVgg. Untertürkheim 6:0, RSG. Kornwestheim — VfB. Stuttgart Res. 8:1, SpVg. Prag komb. — Schiedsrichter-Kameradschaft^ Stuttgart 1:4, SpVgg. Cannstatt — TV. Feuerbach 6:1, SpVgg. Vaihingen — Sportfr. Stuttgart 4:14, SpV. Feuerbach — Reichsb. Stuttgart 5:2, FV. Rottweil — FC. Freiburg 1:1, Sportfr. Eßlingen — FV. Korn-
Aus dem Kampfgebiet der tausend Seen Auch die dunklen Nächte in den undurchdringlichen Wäldern an der finnischen Front geben den Sowjets keinen Schutz. Hier wurde von den Finnen eine Sowjet-Nachschubkolonne zersprengt und vernichtet Die Finnen sind noch im Kampf gegen einzelne Sowjetsoldaten begriffen die aus der Finsternis heraus Schüsse ubgeben. (Associated Preß, Zander-M.-K.)
-^
es-
Im befreite« Wesenberg
Die estnische Bevölkerung von Wesenberg erhält ihre Rundfunkgeräte wieder zurück, die sie unter der bolschewistischen Herrschaft hatte abgeben müssen.
(PK. Schmidt, PBZ.. Zander-M.-K.)
darum das Haus gebaut hatte. Einen Sommer hatte er es mit seiner Familie bewohnt. Doch gleich im nächsten Jahr hatten sich seine Frau und seine Töchter geweigert, noch einmal in dieser Verbannung zu leben. Sie zogen ein elegantes Nordseebad vor. So war das Haus unbenutzt geblieben. Lange hatte Herr Helmsdorf sich vergeblich bemüht, für das Haus einen Käufer oder Mieter zu finden.
Vor kurzem hatte nun ein Herr aus Berlin das Haus mit den Möbeln gemietet. Bertelsmeier hatte er sich genannt. Polizeilich hatte er sich noch nicht angemeldet, da er das Haus noch nicht sofort als dauernden Wohnsitz nahm, sondern erst Vorbereitungen für den kommenden Einzug treffen wollte. Der Herr war im Ort nicht gesehen worden, nur im Wagen war er ein paarmal durchgefahren, zuletzt vor etwa zwei Stunden.
„Haben Sie sich die Nummer des Wagens gemerkt?" fragte Degener.
„Nein", antwortete der weißhaarige Bürgermeister. „Es war ein Berliner Kennzeichen, oben I darunter eine sechsstellige Zahl. Mehr kann ich nicht sagen."
Die so vielversprechende Verfolgung der Taube war also vergeblich geblieben. Anscheinend war das Kind gar nicht in dem einsamen Landhause versteckt gewesen, und die Verbrecher waren entwischt.
Etwas beschämt erstattete Inspektor Brandis Bericht. Doch Seifert schüttelte ihm anerkennend die Hand.
„Sie haben Ihre Pflicht getan!" erklärte er. „Ein Erfolg wäre durchaus denkbar gewesen. Auf jeden Fall haben Sie keine Schuld an dem Mißlingen dieses Unternehmens. Wir haben es anscheinend mit einem ganz raffinierten Verbrecher zu tun. Allerdings haben wir nun noch eine Aussicht, ihn zu fassen!"
„Jawohl", erwiderte Brandis. „Wahrscheinlich wird er versuchen, den Scheck über die dreißigtausend Mark bei der Bank einzulösen. Dabei könnten wir ihn mit Leichtigkeit verhaften!"
Montag, de» 27. August 1S41
westheim 1:2 (abgebr.), VfL. Heidenheim — TSV. Schnaitheim 2:1, SSV. Ulm — 46 Ulm 5:2, VfR. Heilbronn — Reichsb. Heilbronn 2:1, Heilbronner SpVgg. — TSV. Weinsberg 7:1, TV. Wangen — VfB. Obertürkheim 2:2.
Baden: VfR. Mannheim — Phönix Mannheim 7:2, SV. 98 Schwetzingen — VfL. Neckarau 3:4, VfB. Knielingen — FV. Ettlingen 6:2.
Kickers eine Runde weiter
Die württ. Landeshauptstadt Stuttgart stand über das Wochenende wieder im Zeichen zweier großer Sportveranstaltungen. In der Hermann-Eöringhalle in Fellbach kamen die deutschen Schwerathletikueisterschaften zum Austrag. 2n Degerloch standen sich im Kampf um den Tschammerpokal der württ. Meister StuttgarterKickers und der mehrfache deutsche Meister 1. FL. Nürnberg gegenüber. In einem erbittert durchgeführten Gefecht behielten die Stuttgarter mit dem überraschend hohen Ergebnis von 4:1 die Oberhand und schalteten damit einen ersten Anwärter auf den Pokal aus dem Wettbewerb aus. Im Schatten dieses Ereignisses standen einige Privatspiele, die alle mit überlegenen Siegen der Bereichsklassemannschaften endeten. So schlugen die Sportfreunde Stuttgart die SpielvereinigungVaihingen mit 14:4, VfB. Stuttgart war über SpVg. Untertürkheim mit 6:0 erfolgreich und SV. Feuerbach behielt mit 5:2 die Oberhand über Reichsbahn Stuttgart. Das Ulmer Lokaltreffen zwischen SSV. und TSE 46 endete mit einem klaren 5:2-Erfolg der Schwimmsportler.
Eine Handballauswahl der Kriegsmarine trug in Ludwigsburg und Stuttgart zwei Spiele aus. Im 1. Spiel unterlagen sie gegen TV. Oßweil mit 10:7; auch das zweite ging gegen Reichsbahn Stuttgart verloren.
In Landau gingen die Stuttgareter Radfahrer Schertle und Bühler an den Start und siegten im Mannschaftsrennen vor den Westdeutschen Kneller-Westhold. Schertle holte sich das Fliegerrennen, während im Ausscheidungsfahren Bühler Erster wurde.
Die Wasserballer der Kriegsmarine in Stuttgart
Eine Wasserballmannschaft der Kriegsmarine weilte über das Wochenende in der württ. Landeshauptstadt und trug verschiedene Schwimmwettkämpfe sowie zwei Wasserballspiele gegen eine Stuttgarter Auswahl aus. Wenn auch sämtliche Wettbewerbe zugunsten der Stuttgarter endeten, so hinterließen die blauen Jungen durch den gezeigten Eifer einen ausgezeichneten Eindruck. Die beiden Wasserballspiele endeten jeweils mit überlegenen Liegen der Stuttgarter Vertretung. Wasserball: Stuttgart gegen Kriegsmarine 8:2 (8:0). Rückspiel: Stuttgart — Kriegsmarine 7:2 (1:2).
Gewichtheber-Meisterschaften in Feuvacy
In der Hermann-Eöring-Halle in Fellbach wurden über das Wochenende die deutschen Meisterschaften im Gewichtheben durch- gesührt. Im Bantamgewicht gelang es dem Wiener Polizisten Schöbinger, den seit sieben Jahren ungeschlagenen deutschen Meister Schuster-München zu bezwingen. Noch spannender verlies im Leichtgewicht der Zweikampf zwischen dem sechsfachen deutschen Meister Jansen und dem sechsfachen Zweiten Schwi- lalle. Jansen sicherte sich zum siebenten Male den Titel. Schon- lalle mußte sich zum siebenten Male mit dem undankbaren zweiten Platz begnügen. Hans Valla, der Wiener Straßenbahner, der 1940 Meister im Mittelgewicht war, wurde im Halbschwergewicht mit 335 Kilogramm Gesamtleistung überlegener Meister vor Hans Szabados-Wien und Ortlieg-Augsburg.
Der zweite Tag brachte den Kampf der Feder-, Mittel- und Schwergewichtler. Toni Richter (Polizei Wen) wurde im Federgewicht mit klarem Vorsprung Meister vor Dorawa-Ham- born, einem neuen und vielversprechenden Talent. Dörrbecker- Hörde kam vor Eroß-Tilstt auf den dritten Rang. Im Mittel> gewicht war Weltmeister Adolf Wagner-Essen, der nach längerer Pause wieder antrat, in glänzender Form. Ohne einen Versager schlug er den Wiener Haller, der im letzten Jahr Mei- ster im Halbschwergewicht war, mit 15 Kilogramm Vorsprung. Llaussen-LLbeck, der Rekordmann im Reißen, wurde knapp hinter Haller Dritter. Kurrle-Fellbach und Kaltschmid (Allianz Stutt. gart) wurden in diesem Klassefeld 12. bezw. 13. Der Höhepunkt war zum Abschluß das Heben der Schwergewichtsklasse, das von neun Männern bestritten wurde. Olympiasieger Sepp Manger- Neuaubing überbot seine Vorjahresleistung von 40Ü Kilogramm um 12.5 Kilogramm und steht damit in der Well nach wiev or auf einsamer Höhe. Im beidarmigen Stoßen bracht« nach wie vor auf einsamer Höhe. Schattner-Augsburg, der im beidarmigen Stoßen mit 157,5 Kilogramm der Beste war, kam auf 390 Kilogramm Gesamtleistung. Stroppeck-Men wurde Dritter vor dem 21jährigen Essener Aldering,
„So einfach wird das nicht sein", meinte Inspektor Ebersbach. „Der Mann, der das Geld abholt, wird nur eine unbedeutende Mittelsperson sein. Wenn wir den Mann tatsächlich verhaften würden, so könnte uns der gewiß nichts Wertvolles verraten. Außerdem würden die Verbrecher aus Rachsucht der kleinen Hilde ein Leid zufügen."
„Das ist wahr", stimmte Seifert zu. „Diese Doppelaufgabe, die Verbrecher zu fassen und ihnen gleichzeitig das Kind unversehrt zu entreißen, macht unsere Arbeit so schwierig. Wir werden den Mann ruhig das Geld abheben lassen und ihn dann unauffällig verfolgen. Ebersbach, Sie werden diese Aufgabe übernehmen! Ich werde Ihnen eine ausreichende Anzahl von Beamten zur Verfügung stellen."
Inspektor Ebersbach, natürlich in Zivil, saß im großen Kassenraum der Danat-Bank. Cr studierte scheinbar äußerst interessiert die letzten Kursberichte. Dabei hielt er aber beständig den Hauptkassenschalter im Auge. Ein junger Herr neben ihm blätterte in dem umfangreichen Geschäftsbericht der Bank.
Unter den Leuten, die vor dem Schalter standen, war nichts Auffälliges zu bemerken. Die meisten waren anscheinend Kassenboten größerer und mittlerer Betriebe, die für ihre Firmen Bargeld abholen sollten. Alle trugen solide Aktentaschen.
Als der nächste der Wartenden an die Reihe kam, warf der Kassierer einen kurzen, prüfenden Blick auf den Scheck und drückte dann unauffällig auf einen Knopf. Ein rotes Lämpchen leuchtete auf.
Inspektor Ebersbach faltete den Kursbericht langsam zusammen und stand auf. Er schleuderte gemächlich auf und ab und trat wie zufällig an den Schalter heran. Der junge Herr, der neben ihm gesessen hatte, klappte den Geschäftsbericht nachlässig zu und verließ das Gebäude.
(Fortsetzung folgt)