K. Seite Nr. 175

Nagolder TagblattDer Gesellschafter"

Dienstag, den 29. Juli 1911

Des Funkspruch aus der Lust

AufklSrK- Jereitelt bolschewistischen Durchbruchsversuch

Von Kriegsberichter H. H. Hirsch (PK)

NSK Bewegungen des Feindes auf Schiene und Straße im Raume zwischen W., D. und S. feststellen, so lautet der Flugauf­trag. Die letzte Aufklärung des gestrigen Abends brachte Erkun­dungsergebnisse, die daraus schließen ließen, daß die Sowjets in diesem Kampfabschnitt größere Truppenverschiebun­gen vornehmen.

Der Aufklärer braust über das Rollfeld, geht auf Kurs feind- märts. Die Weiten der Aufklärungsstreifen, über die sich hier im Osten die Erkundungen der Staffeln erstrecken, rechtfertigen den Einsatz einer schwerbewaffneten Maschine. Wie oft kommt es vor, daß ein einsamer Aufklärer weit im feindlichen Hinterland von einer Uebermacht angegriffen wird, ganz allein auf sich selbst angewiesen, ohne jeden Jagdschutz seinen Auftrag erfüllend.

Die Front ist überflogen. Tatsächlich, hier tut sich was, die llnsern sind in stetem Vorrücken, und das gegnerische Artillerie- seuer, dessen Einschläge gut zu sehen sind, liegt nur ganz verein­zelt auf der Vormarschstraße. Wir fliegen weiter oft wärt s. immer über der schnurgeraden Straße entlang, die völlig frei von Kolonnen ist, nur ab und zu sichtet man ein Einzelfahrzeug. Da fünfzehn Kilometer weiter, brennt eine langgestreckte Ort­schaft unter uns lichterloh. Kämpfe können sich hier noch nicht abgespielt haben. Da ziehen auch Feindkolonnen. Sie haben alleshintersichinVrandgesteckt, die Brücken zerstört und ziehen in östlicher Richtung ab.

Da liegt schon W. Die Häuser der Stadt stehen gleichfalls in Flammen, nur in der Gegend des Bahnhofs ist noch nichts von Zerstörung zu sehen. Große Truppenverladungen scheinen da unten vor sich zu gehen. Dicht hintereinander sind vor und in der Station lange Züge aufgefahren, in endlosen Säulen sind Trup­penkolonnen in den Straßen um de» Bahnhof aufmarschiert: Truppenverschiebung.

Es juckt in allen Fingern. Schade, daß wir keine Bomben bei uns haben! Aber wir haben eine gleichgefährliche Waffe: Durch Funk geht die Meldung an unsere Bodenstelle, und in kurzer Zeit werden deutsche Kampfflieger hier erscheinen und den Ab­zug vereiteln. Wir fliegen weiter.

Auf der Eisenbahnstrecke führt schon Zug hinter Zug. Alle fah­ren in Richtung S., die Aufklärungsmeldung von gestern be­wahrheitet sich. Das deutsche Heer wird ihnen einen warmen Empfang bereiten. Immer weiter trägt uns unser Flugzeug nach Osten, zunächst fliegen wir D. an, um zu sehen, wie weit die Sowjets auf ihre dort festgestellten Reserven zurückgreifen. Flak schießt ein paarmal nach uns. Zweimal wird das Flugzeug durch den Lustdruck der Explosion hochgeworfen, aber durch geschicktes Manövrieren bringt uns der Flugzeugführer schnell wieder aus dem Gefahrenbereich.

Von D. aus gehen wir wieder auf Südkurs. Haben die Sow­jets die Absicht, ihre Linien um S. zu verstärken oder sind das alles nur Täuschungsmanöver, befinden sich die Sowjets auf der Flucht? Wir nähern uns wieder der Front; schon von weitem sind die Feuerpilze und Rauchlinien der Artillerieabschüsse und -einschläge zu sehen. Auf halbem Wege nach S. sind wir, da macht der Beobachter eine Feststellung, die eigentlich gar nicht zu un­srem Auftrag gehört, wohl aber von entscheidenster Bedeutung sein sollte:

Nach den Meldungen der Erdtruppen stehen hier seit gestern nachmittag deutsche Truppen, Panzer sind vorgestoßen, und in ihrem Schutze ist die Infanterie mit ihren Nachschubkolonnen nachgekommen. Voraus sind die Panzer. Wir sehen sie deutlich auf der Straße vorrücken, im feindlichen Artilleriefuer. Aber weit hinter ihnen, da, wo die langen Nachschubkolonnen mit Brennstoff und Munition schon rollen, da wird gekämpft. Feuer zuckt auf in den Wäldern, die Kolonnen werden auseinander­gerissen ...

Tiefer gehen, runter auf 50 Meter", ruft der Beobachter, und dann stürzen wir schon, jagen im Tiefflug über das Gelände. Lieber die Straße fegen wir, gehen noch tiefer, berühren fast die Vaumspitzen:Die Sowjets greifen an!" ruft der Be­obachter und reicht schon einen Meldezettel zum Funker herüber. Sie sind von rechts durch den Wald gekommen, da brennen schon ein paar Sowjetpanzer!"

Die deutsche Linie ist an dieser Stelle nicht stark genug, den Ansturm aufzuhalten. Nur eine dünne Spitze der Panzer war hier vorgestoßen, und die Nachschubkolonnen hatten sich, hier mit Widerstand nicht mehr rechnend, angehängt.

Längst ist die Funkmeldung abgesetzt, die nächsten Stunden werden unseren Truppen schnelle und starke Entlastung bringen. Wir fliegen unseren Auftrag weiter, der so ganz unvorhergesehen

unterbrochen wurde. S. kommt in Sicht. Aber schon vor der Stadt stauen sich die Eisenbahnzüge, auf Hunderte von Metern sind die Geleise zerstört, hier haben die Stukas wieder inal Maßarbeit geleistet. Hier kann kein planmäßig angesetzter feindlicher Angriff mehr erfolgen, auch die Straßen sind durch die zerstörten Brücken unpassierbar geworden. Auf den Strecken nach Osten herrscht reger Betrieb: Die Sowjets gehen zurück, wollen sich in neuen Vefeftigungslinien erneut festsetzen. Aber auch das wird ihnen nicht gelingen, auch diese neuen Stel­lungen sind schon von uns erkundet, und es wird nicht lange dauern, dann werden unsere Stukas und Kampfflieger dort er­scheinen und den Durchbruch der Erdtruppen ermöglichen.

Auf dem Feldflugplatz angekommen, erwartet uns eine freu­dige Mitteilung: Auf unsere Meldung vom Einbruch der feind­lichen Panzer in die Nachschubkolonnen hin wurden Sofortmaß­nahmen ergriffen. Der Erfolg: DerDurchbruch der Sow­jets wurde restlos abgeschlagen, sämtliche angreifen­den sowjetischen Einheiten, gleich ob Panzer oder Infanterie, wurden restlos vernichtet, der deutschen, hier vormarschierende« Division wurden viele Opfer erspart!

Die Sperrbrecher von Malta

Erfolgreicher Einsatz italienischer Sturmkampsmittel

DNB Rom, 2?. Juli. Eayda begrüßt imEiornale d'Jtalia" die Sperrbrecher von Malta, die dem Tode verschworen mit eiskalter, kühner Entschlossenheit und gleichzeitig genauer Berechnung die in anderthalb Jahrhunderten ausgebauten und von Marinesachverstündigen der ganzen Welt für unverletzbar gehaltenen Sperren durchbrochen haben. Mehr als drei Tage hindurch hätten italienische Luft- und Seestreitkräfte dem unter außerordentlich starken Geleitschutz fahrenden, 18 schwer beladene große Dampfer zählenden Eeleitzug zugesetzt, der dem durch die zahlreichen Luftangriffe stark mitgenommenen Mittelmeerstütz­punkt Englands Munition, Brennstoff usw. zuführen sollte. Am Freitag habe man die Schiffe, denen es; gelungen war, unter dem Schutz des diesigen Wetters die Straße von Sizilien zu pas­sieren, noch ungelöscht im Hafen von Malta gewußt. Ein reiches und sicheres Ziel habe sich geboten. Blitzschnell sei der Entschluß zum Einsatz der Sturmkampfmittel der Marine be­schlossen und ebenso schnell durchgeführt worden. 8 Explosionen, 8 Flammensüulen, die hinter den Sperren, also inmitten des ^Hafens im Liegegebiet der feindlichen Schiffe aufstiegen, hätten den Erfolg bezeugt.

Dem großen Erfolg dieser eines der wertvollsten Geheimnisse der italienischen Wehrmacht bildenden Sperrbrecher seien lange Jahre der Vorbereitung und Entwicklung vorangegangen. In völligem Stillschweigen habe die italienische Kriegsmarine diese Waffe, diesesebenso winzige wie leistungsfähige Kampfmittel", geschmiedet und körperlich und seelisch die zu ihrer Handhabung bestimmten Männer vorbereitet, die bei ihrem Einsatz mit Si­cherheit wüßten, daß ihr Schicksal Tod oder Gefangenschaft sei.

«Stalin hat uns alles gestohlen!"

Bilder unvorstellbarer Berelendung

Von Kriegsberichter Erich Pecher (PK.)

NSK. Ich kam auf einer Fahrt von einem Regiment zum an­deren in ein kleines weißruthenisches Dorf, das etwas abseits der Straße lag, und dem ich zwei Tage später wieder begegnen sollte, als ein versprengtes bolschewistisches Bataillon gestellt und aufgerieben wurde. Wir blieben vor der ersten Hütte des Dorfes stehen, noch unschlüssig, wo wir für eine halbe Stunde den Staub der Landstraße aus den Lungen atmen soll­ten. Sofort trat ein Mann auf uns zu, barfuß wie hier alle Leute, denn ein Paar Stiefel kosteten mehr, als sich ein Bauer in einem Jahr zurücklegen konnte. Eine zerfetzte Hose, ein schlis­siges Hemd und eine Mütze, der der halbe Schirm fehlte, war die ganze Bekleidung des Weißruthenen.

Als er nun vor dem Wagen stand, zog er die Mütze und sagte in einem merkwürdigen Gemisch zwischen Hochdeutsch, Platt­deutsch und Russisch:Ich war lange Kriegsgefangener in Deutsch­land. Ich kann Ihnen helfen, wenn Sie etwas brauchen. Frei­lich haben wir fast nichts mehr. Stalin hat uns alles gestohlen. Eine einzige Kuh und ein paar Hühner sind uns geblieben!"

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Wir wollten etwas heißes Wasser, um uns Tee zu machen. Der Mann rief seine Frau und sprach mit ihr. Dann wandte er sich wieder zu uns:Wir sind so froh, daß die Deutschen ge­

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Ihr abfälliges Urteil trifft mich keineswegs!" erklärte Luermann nun ernst.Tatsächlich hat der unglückliche Herr Fehrmann mich beauftragt, ihn gegen seine Feinde zu schützen. Aber gestern nachmittag hat er diesen Schutz­dienst gekündigt. Es war ihm lästig, immer meine Leute um sich zu haben. Vielleicht wurde der Schutz ihm auch auf die Dauer zu kostspielig. Kurz, er hat mich gestern tele­fonisch hergebeten mit dem Ersuchen, die Rechnung für die bis dahin geleisteten Dienste mitzubringen. Die quittierte Rechnung muß unter seinen Papieren zu finden sein. Hätte er den Schutz nicht gekündigt, er würde mir jetzt vielleicht dankbar sein können!"

Seifert biß sich auf die Lippen. Der Detektiv hatte den Angriff geschickt pariert.

Also nun zur Sache!" lenkte er ein.Herr Fehrmann hatte Sie beauftragt, ihn zu schützen. Er wird Ihnen mit­geteilt haben, von wem er einen Angriff erwartete und warum."

Herr Fehrmann hat von seiner letzten Reise eine Art Heiligtum, einen kostbaren Diamanten, gewissermaßen als Beute aus Indien heimgebracht. Die Hüter des Tempels haben ihm nun einen Gesandten nachgeschickt, der den Auf­trag hat, diesen heiligen Edelstein, der wohl Millionenwert hat, um jeden Preis zurückzuholen: Er hat Herrn Fehr­mann in seinem Arbeitszimmer ausgesucht. Fehrmann weigerte sich, den Diamanten herauszugeben. Der Inder hat mit dunklen Gewaltmaßnahmen uiH mit göttlicher Rache gedroht. Darauf hat sich Fehrmann an mich ge­wandt, um sich gegen alle Angriffe zu schützen. Ich habe dann zwei Wochen lang einen gut organisierten Schutz­dienst eingerichtet. Kein Verdächtiger hat sich sehen lassen. Wahrscheinlich genügte die bloße Tatsache, daß ich mit

meinen Leuten wachte, um die Angreifer abzuhalten. Wie ich schon sagte, hat Herr Fehrmann gestern nachmittag den Schutzdienst gekündigt.

Und nun komme ich zu einem Umstand, der für Sie vielleicht von Wichtigkeit ist!

In der vergangenen Nacht, etwa gegen 1 Uhr, hat Herr Fehrmann telefonisch bei mir angerufen!

Da ich bereits schlief, nahm mein Sekretär, der gerade Nachtdienst hatte, den Anruf auf. Fehrmann war außer­ordentlich erregt. Er fühlte sich unmittelbar bedroht und verlangte nach mir. Mein Sekretär erwiderte, ich schlafe zwar, könne aber jederzeit geweckt werden. Darauf erklärte Fehrmann, das sei unnötig, er solle mich ruhig schlafen lassen, im Falle äußerster Not werde er noch einmal an- rufen. Wahrscheinlich hat ihm das kurze Gespräch mit einem Menschen wieder etwas Selbstvertrauen gegeben. Er hat dann nichts mehr von sich hören lassen. Erst durch Ihren telefonischen Anruf erfuhr ich von dem Tode des Forschers."

Für mich wird die Sache allmählich klar. Wenn nur nicht das Geheimnis mit der verschlossenen Tür wäre!" sprach Seifert, fast mehr für sich.

Ach, Sie meinen den merkwürdigen Umstand, daß Fenster und Tür beide von innen fest zugeschlossen waren, als Fehrmann tot im Zimmer lag?" fragte Luermann bei­nahe ironisch.Der alte Müller, der das Haus betreut, hat mir draußen bereits davon berichtet", fügte er hinzu, als er das Befremden der Kriminalbeamten über seine Kenntnisse bemerkte.Für mich ist das alles klar!"

Wieso klar?" fragte Inspektor Ebersbach.Wie soll denn der Mörder nach seiner Tat entkommen sein? Dann müßte die Tür beispielsweise osfengestanden haben oder von außen zugeschlossen gewesen sein, aber nicht von innen!"

Haben Sie niemals etwas von Faktrkünsten gehört?" fragte Luermann spöttisch zurück.Oder auch nur ganz einfach von Suggestion oder Hypnose? Ein Inder wollte den ungeheuer wertvollen Diamanten haben, der zudem noch heilig war. Fehrmann verweigert die Herausgabe. Der Inder droht mit der Rache des Gottes. Kommen Sie nicht auf die Idee, daß dieser Mann einfach seine über­

kommen sind. Ich kenne die deutschen Soldaten, sie sind gute Menschen. Die Sowjets haben einzeln und in Abteilungen auf ihrer Flucht aus dem Minsker Kessel uns überfallen und mit vorgehaltener Pistole das letzte Brot und die letzte Milch weg­genommen."

Nach einer kleinen Weile meinte er, daß nun das Wasser bereit sei und daß ich in das Haus kommen möge. Nun war das Haus eine kleine Hütte mit einem Fenster an jeder Seite, die Wände aus geflochtenem, in Lehm getauchtem Stroh. Mich gewaltig unter der niederen Türe bückend, kam ich in eine düstere Küche, in der noch offenes Feuer brannte. Ein ungehobelter Tisch, ein paar rohe Schemel und ein Wandbrett, auf dem wenige Töpfe standen, war die ganze Einrichtung. Nur durch eine Bretterwand getrennt, lag hinter dieser Küche der Schlafraum. Acht dis zehn Strohlager zählte ich mit einem raschen Blick. Der Bauer, der mir gefolgt war, schüttelte den Kopf:Wir haben es früher viel besser gehabt. Aber Stalin hat uns alles gestohlen."

*

Als wir den Tee getrunken hatten, wollte ich mich ein wenig erkenntlich zeigen, und ich gab dem Mann von dem Pfeifen­tabak, den wir zur Verpflegung gefaßt hatten, eine Hand voll. Das Gesicht des Bauern werde ich nie vergessen. Zuerst machte sich ein ungläubiges Staunen darauf breit. Dann führte er langsam den Tabak an die Nase, roch verzückt, roch noch einmal, und dann machte er ein Gesicht wie beschenkte Kinder zu Weih­nachten. Er rief seine Frau, seine Kinder, seine Eltern, er rief die Nachbarn und wen weiß ich noch alles. Plötzlich stand er im Mittelpunkt einer regelrechten Dorfversammlung, aber niemand hielt eine Rede, sondern einer nach dem anderen, Kinder, Weiber, Männer, gingen an dem Tabak vorbei, rochen einmal und wun­derten sich. Nach einer guten Weile erst kam der Bauer wieder zu uns und holte einen Tabakbeutel aus der Tasche:Das haben wir als Zigarettentabak bekommen!" sagte er und ließ einen schwarzen Staub durch seine Finger Zieseln.

*

Wenn deutsche Soldaten aus einem Rastplatz zum Aufbruch rüsten, steht die ganze Bevölkerung des nächsten Ortes um sie herum. Und kaum haben sich die Fahrzeuge und die Männer auf der Straße in Bewegung gesetzt, stürzen sich die Leute ruf alle Dinge, die nur Müll und für den Soldaten unbrauchbar waren. Leere Konservenbüchsen, Pappschachteln, Papierreste und ähnliches Zeug werden mit Erbitterung umkämpft und wie eine stolze Trophäe nach Hause getragen. Anfangs dachten wir, daß etwa Kinder das Zeug als Spielgerät verwenden würden. Wir haben aber dann feststellen können, daß aus den Vlechsachen Geschirr und Gefäße zurechtgehämmert wurden, daß auch die leeren Pappschachteln als Hausgeräte verwen­det wurden. Mit dem alten Zeitungspapier aber drehten sich die Männer Zigaretten. Falls sie Tabak hatten.

Es war ein groteskes und auch erschütterndes Bild, als wir einen Bauern trafen, der an einem solchen Rastplatz alte Stroh­pantoffel gefunden hatte, denen die Sohlen fehlten, und der nun diese zerfetzten Schuhe mit einem deutlich von seinem Gesicht abzulesenden Stolz trug.

; *

Diese kleinen Bilder, aufgelesen am Rande unserer Marsch­straße, können sicher durch genauere Untersuchungen nach allen Richtungen unterstrichen und ausgeweitet werden. Aber schon aus dem, was jeder Soldat in diesen Feldzugstagen erlebte, rundet sich ein klares Bild von dem Niedergang, den die Völker der Sowjetunion unter dem bolschewistischen Regime erlebten. Sie haben nicht nur Hunger gelitten und sie wurden nicht nur um alle Kulturgüter Europas bestohlen. Man hat sie aus dem Leben ihrer Vorfahren hinausgestoßen und zu einem stumpfen, ewig hungrigen Proletariat erniedrigt. Die grauenhafteste Machtgier der Geschichte wollte die ganze Welt aus Kultur und Zivili­sation, aus Leben und Gesittung Hinausstoßen, um die Herrschaft einer jüdisch-bolschewistischen Clique zu sichern.

Die Zähne hängen eng mit dem Blutkreislauf zusammen. Ist es ein Wunder» daß kranke Zähne den Körper vergiften?

Lk > o r 6 o n 1

- «,öist äsn lVsg rüv eiokltgsn ^sknpklsgs

menschlichen geheimen Fähigkeiten benutzt hat, um die Rache auszuführen?"

Ich habe selbst einen Augenblick an Hypnose oder der­gleichen gedacht", gestand Oberinspektor Seifert.Aber dann müßte klarer Selbstmord vorliegen! Es handelt sich hier aber nicht um einen Selbstmord, sondern nur um einen vorgetäuschten Selbstmord. Der Dolch, der in der tödlichen Wunde steckte und dessen Griff der Ermordete umklammert hielt, ist gar nicht das Mordinstrument. Die Stichwunde rührt von einem anderen, größeren Dolch her!"

Donnerwetter, alle Hochachtung vor dem außerordent­lichen Scharfsinn der Polizei!" rief Luermann, scheinbar um seine Verlegenheit über seine Niederlage in diesem Meinungskampf zu verbergen.Trotzdem bleibe ich bei meiner Meinung, daß der Inder damit zu tun hat! Viel­leicht hat er tatsächlich den Mord ausgeführt und dann durch seine Fakirkünste die rätselhaften Umstände bewirkt. Er ist doch wohl der einzige Verdächtige, meine ich."

Ich hatte Sie nicht hergerufen, um Ihre fachliche Meinung zu diesem Mordfall zu hören!" erwiderte Seifert bissig.Ich wollte Sie nur als Zeugen vernehmen, übrigens ist der Inder nicht der einzige Verdächtige!"

Die Tür, die vom Hausflur her unmittelbar in das benachbarte Arbeitszimmer führte, wurde plötzlich geöffnet. Walter Wehrsdorf stürmte ins Zimmer und kniete sogleich neben der Leiche seines toten Onkels nieder. Der Tod des Mannes, der ihm als einziger auf der Erde wohl nahe­gestanden hatte, schien ihn erschüttert zu haben. Behutsam strich seine Hand über die bleiche und kalte Stirn.

Dann erst bemerkte er die Personen im Nebenzimmer. Verwirrt stand er auf und trat heran.

Mein Name ist Walter Wehrsdorf", stellte er sich vor. Seine Stimme klang heiser.Entschuldigen Sie, bitte, mein etwas formloses Eindringen. Ich kam ahnungslos, um meinen Onkel zu besuchen, und hörte gerade erst durch Frau Müller von dem schrecklichen Mord."

(Fortsetzung folgt).