des K. Staatsministerjuw-s zugcgangen: Unseren herzlichen Dank und Glückwunsch an Ihr cm heutigen Geburtstage! Gott erhalte Sie bei Kraft, um das glänzend begonnene Werk zum Segen des Vaterlandes zu voll.enden, und führe Sie glücklich zu uns zurück! Graf zu Jtzenplitz.

DieKreuzzcitung'' gjaubt, daß der Reichstag zur Prüfung und Genehmigung der neuen deutschen Bundesverfassung nach Versailles werde einberufen werden, weil die Anwesenheit des Präsidiums am Sitz i»es Reichstags nothwendig sei, der König aber das Heer gegenwärtig nicht verlassen könne.

Kassel, 3. Nov. Gestern Abend kamen hier statt angc- kündigter 24 französischer Offiziere deren 84 an, von denen eine große Anzahl die Weiterreise förmlich verweigerte, worauf man ihnen die Einquartierungsbillete entzog. Sie suchen nun ein Unterkommen und wollen sich in Privatwohnungen einmiethen.

Eugenie soll nur nach Wilhelmshöhe gekommen sein, um -eine Gardinenpredigt zu halten. Sie hatte die galanten Briefe ihres Gemahls an die Jungfer Bellangcr, weiche die indiskreten Pariser veröffentlichte», eifrig studirt und wollte ihm denschö­nen Engel" anstreichen. Bismarck schwört darauf, daß der Be­such nichts weiter zu bedeuten habe.

Unter den französischen Gefangenen, die in Stettin unterge­bracht sind, befindet sich auch ein vierjähriger Knabe, der von seinem Vater nicht lassen wollte. Die Stettiner haben ihn vom Kops bis zum Fuß neu kleiden lassen und er wird fast täglich mit feinem Vater zu Tisch geladen.

Aus Ungarn werden für die deutsche Armee vor Paris so große Quantitäten an Lebensmitteln befördert, daß die Kaiferin-Elisabethbahn nicht Wagen genug auftreiben konnte, um alles fortzubringc». Sie hat aus Bayern eine große Anzahl von Wagen requiriren müssen.

Das N. W. Tagbl. sagt in einem längeren Artikel über den Fall von Metz:Es ist keine Uebertreibung, zu sagen, daß die französische Armee in einer Weise geschlagen und vernichtet wor­den ist, für die wir absolut kein Beispiel in der Kriegsgeschichte finden. Mit ungefähr 300,000 Mann Hai Kaiser Napoleon den wahnsinnigen und frevelhaften Krieg gegen Deutschland begonnen, und diese 300,000 Mann, so weit sie nicht den ewigen Schlaf schlafen, oder in den Lazarethen dahinsicchen, sind Gefangene der deutschen Sieger. Abgesehen von einigen Regimentern, die in Algier und den anderen Colonieen des Reiches stehen, ist die ganze französische Armee gefangen. Es existiren wohl neugebildete Rv- giment-- ckv muroim, vierte Bataillone, Mobilgarden u. f. w., aber keine französische Armee mehr, Alles Kaiser, Marschälle, Mannschaften, Generale, Stäbe, Cadres, Infanterie, Cavallerie, Artillerie, Magazine, Festungen, Pontons Alles ist in den Händen derdeutschen Schneider und Schuster", die am 16. Juli erst ihre Werkstätten verließen und nun im Herzen Frankreichs stehen."

Tours, 5. Noo. Ein in Nantes eingelroffener Ballon aus Paris enthält das offizielle Resultat der Abstimmung in Paris am 3. ds. über die Beibehaltung der gegenwärtigen Regierung; das Resultat nur von drei Arondissements ist noch unbekannt. Die übrigen Bezirke haben abgegeben: 442,000 Ja, 49,000 Nein.

Tours, 5. Noo. (Nachrichten aus Paris vom 4. Nov.) Der Polizeipräfekt Adam hat seine Entlassung genommen. Der Advokat Cessou ist zum Polizeipräfekten ernannt. DemRappel" zufolge hat Roche fort seine Entlassung genommen wegen Mei­nungsverschiedenheit mit seinen Kollegen in der Regierung über die Municipalwahlen. Ein Schreiben Fcrry's widerspricht energisch der Behauptung, er habe mit dem Anführer der Auf­rührer vom 31. Okt. unterhandelt. Ferry bezeichnet das Vor­gehen derselben als abenteuerlich.

Tours, 6. Novbr. Gambetta dekretirte die Verhaftung Bazaines nebst Stabsoffizieren wo sie zu finden.

Tours, 7. Nov. Das Gesammtresultat des Pariser Ple­biszits beträgt 557,976 Ja, 62,638 Nein. Die Mehrzahl der neugewählten Maires sind Republikaner.

Jndcpendance belgc" erfährt, daß in verschiedenen Städten Frankreichs erhebliche Ruhestörngcn stattgesunden haben. In Toulouse nöthigten die Aufrührer den General Hubral und an­dere Offiziere, ihre Funktionen niederzulegen. In Grenoble wurde General Barral verhaftet. In Nimes fanden starke Volksaufläufe statt. Zn Marseille wurde der außerordentliche Regierungskommisfär Gent, als er fein Amt antreten wollte, an­gegriffen und verwundet. Ein offener Kampf zwischen der ihm zageihanen Nationalgardc und der seine Autorität nicht anerken­nenden Garde civique wurde indeß bisher noch vermieden.

Die Stadl Versailles hat sich genöthigt gesehen, eine An­leihe von 100,000 Fr. aufzunehmen, um den Bedürfnissen deZ Augenblicks zu genügen, und dieselbe ist auch sofort von der Einwohnern selbst gezeichnet worden. Die Abwesenheit so vielen Wohlhabenden und Begüterten aus der Stadt legt den Zurück­gebliebenen schwere Lasten auf und man sinnt von Seiten der städtischen Verwaltung vergebens auf Mittel, um die Lasten gleich­mäßig zu vertheilen. Dank der musterhaft gehandhabten Polizei von Seiten der Feldpolizei des Hauptquartiers herrscht vollstän­dige Ordnung und Ruhe in der Stadt.

steht d.c Justiz still, da sich sämmtliche richterliche Behörden geweigert haben, Recht zu sprechen. Im Namen Napoleons oder der Republik können sie nicht mehr Recht sprechen und im Namen des Königs von Preußen wollen sie nicht ist jetzt u. A. auch mit einem Weiber-Club beglückt, dessen erste That war, die Permanenz der Guillotine zu proklamier,, und als erstes Opfer den Bischof von Marseille zu verlangen.

^n Lyon erregte die Nachricht von der Kapitulation von Metz eme furchtbare Erregung. Man wollte sie nicht glauben und zerriß überall die Exemplare des Journal de Geneve, das sie dorthin gebracht. Die Journalverkäufer, welche es ausdoten, wurden durchgeprügelt. Welchen Eindruck die offizielle Nachricht . dort hervorbrachte, weiß man noch nicht.

Die Pariser Bevölkerung soll nun zunächst über die Fragen abstimmen: Hält die Bevölkerung die Regierung der nationalen Verteidigung aufrecht? (s. Tours) Die Pariser Journale ver­langen eine energische Regierung zur Aufrechterhaltung der Ord­nung. In Tours dagegen ist ein Regierungsdekret ergangen, welches die Mobilisirung aller tauglichen Männer im Alter von 20 bis zu 40 Jahren, einschließlich der Verheirateten und Wittwer mit Kindern verfügt. Ein anderes Dekret verfügt, daß jedes Departement auf seine Kosten innerhalb 2 Monaten auf je 100,000 Seelen der Bevölkerung eine Batterie nebst der dazu gehörigen Bedienungsmannschaft aufzustellen habe. Ferner daß jedes Corps von Franktireurs, dem es vor dem Feinde an der nöthigen Energie gebricht, sofort aufgelöst, entwaffnet und vor das Kriegsgericht gestellt werden soll. Da es so nicht gehen will, glaubt man durch Schreckcnsmaßregeln den Sieg erzwingen zu können. Gambetta ließ 21 Offiziere erschießen, die sich gegen Cambriel widcrsetzten.

Eine franz. Zeitung weist in schlagenden Zahlen nach, daß der Krieg Frankreich bis jetzt 10 Milliarden Franks kostet und daß die Summe täglich ins Ungeheure steigt.

In der in Brüssel, 4. Nov., eingetroffenenLiberts" spricht sich Girardin auf das Entschiedenste gegen dm Abschluß eines Waffenstillstandes und die vorzeitige Einberufung der Con­stituante aus. Der Abschluß des Waffenstillstandes würde gegen den gesunden Menschenverstand verstoßen, da es schwerer sein würde, sich über die Präliminarbedingungen zu einigen, als über die definitiven Friedensbedingungen. Der Artikel schließt mit der Aufforderung, den Krieg so lange fortzusetzen, bis Frankreich entweder eine vollständige Revanche erlangt habe oder entschieden unterlegen sei.

Der König von Italien will Rom mit einem Besuch be­ehren.

Das Nordlicht vom 24. Oktober war auch in Italien sichtbar. Der Volksaberglauben war dort durch diese Erscheinung mächtig aufgeregt. Die Bewohner von Camaldoli sahen darin den Vorläufer des Endes der Welt und erwarteten jeden Augenblick die Himmelsposaunen ertönen zu hören; andere erkannten in dem blutrothen Schimmer Andeutungen von dem unter den Deutschen und Franzosen vergossenen Blute; wiederum andere erblickten in der himmlischen Erscheinung den Boten einer Geißel, welche Italien für die Mißhandlung des Pabstes züchtigen werde; die Trinker fanden, die rolhe Farbe sei ein Zeichen einer reichlichen Wein­ernte und prophezeiten einen sichern Preisabschlag des Weines. In dem Städtchen Finsole liefen die Weiber mit über dem Kopf zusammenge­schlagenen Händen und den Zeichen der größten Furcht in den Straßen umher; vor dem Thore St. Croce in Florenz warfen sich Frauen und Kinder aus die Äniee und sangen die Litanei, um dadurch den Zorn des Himmels zu versöhnen.

Madrid, 3. Nov. Sitzung der Cor tes. Prim bedauert die Folgen der Hohenzollern'schen Kandidatur und schlägt den Herzog von Aosta als Thronkandidaten vor. Castelar beantragt, der Regierung eine Rüge zu ertheilen, weil selbe ohne Ermäch­tigung der Cortes einen Kandidaten gesucht habe. Er begreift nicht, wie es nach dem Kriege noch Monarchisten geben könne. Der Antrag Castelars wurde mit 122 gegen 44 Stimmen ver­worfen. Rosas, Topete, Figueras und Vinader verlangen eine Erörterung über die bezüglichen diplomatischen Aktenstücke. Das Haus beschloß mit 101 gegen 55 Stimmen de» Schluß der De­batte. Der Präsident setzt die Königswahl auf den 16. Nov. fest.

London, 3. Nov. Hier wurde eine Broschüre veröffent­licht, deren Autorschaft Napoleon zugeschrieben wird. Dieselbe ist betitelt:Der Feldzug von 1870." -sie spricht sich über die Gründe aus, welche die Kapitulation von Sedan herbeigeführt haben. Die Broschüre sagt, daß man den Plan hatte, Bayern, Baden und Württemberg vom Norden zu trennen und durch einen großen Sieg die Allianz Oesterreichs und Italiens zu erlangen. Der Plan ist an der mangelhaften Organisation der Armee, an der Ueberlegenheit der Zahl und der Disziplin der Deutschen und auch an den Ausschreitungen der französischen Presse und Tribüne gescheitert.

Eine amerikanische Zeitung belehrt ihre Leser, die preuß. Ulanen seien ein Reitervolk aus Asien und von den Preußen für den Krieg extra verschrieben worden, um gegen die franzö­sischen Barbaren (Tu:cos und Zuaven) auch Barbaren (Asiaten)

zu gebrauchen.

Redaktion, Druck und Verlag der G. W- Zaifer'jchen Buchhandlung.