hauptsächlich Schnaps sind dringend, dringend nöthig. Verlaßt unsere herrliche Armee nicht, haltet das Bewußtsein in ihr wach, daß ganz Deutschland mir Stolz auf seine Söhne steht und ein Jeder in der Heimath nach Kräften für die große Sache wirkt. Wir zweifeln nicht, daß alle auch hiefür eifrig zusammcnwirken werden.

München, 25. Okt. Das Kriegsministerium hat Anord­nung getroffen, daß an sämmtliche Abtheilungen der mobilen Armee für die kältere Jahreszeit nach Bedarf wollene Socken, dann Bundschuhe oder Halbstiefel mit Doppelsohlen abgege­ben werden, und zwar erhält jeder Mann der Feldtruppen 2 Paar wollene Socken und 1 Paar mit Dvppelsohlen versehene Bundschuhe oder Halbstiefel unentgeldlich.

München, 24. Okt. Die am 20. September unter Kom­mando des Hauptmanns Graf Türkheim nach Frankreich abge­gangenen Kugclspritzenbatterie war zum ersten Male an den Schlachten des 10. und 11. Okt. bei Orleans in Aktion; zuerst gegen Infanterie und Kavallerie gebraucht, zeigte sich sofort die schreckliche Wirkung dieser Schießinstrumente, und waren die bei der feindlichen Kavallerie angerichtetcn Verheerungen wirklich furchtbar, was wohl daher kommen mag, daß diese Waffengattung ein höheres Ziclobjekt darbietet, als die Infanterie. Wie es der Zufall wollte, kam diese Kugelspritzenbatterie einmal einer Mit- railleusenbatterie gegenüberzustehen; diese mußte jedoch, nachdem sie einige Male ihre schnurrenden, sausenden Geschosse herüber- , geschickt hatte, schleunigst wieder abfahren, da sie sowohl an Si­cherheit des Treffens als an Schnelligkeit des Feuers weit hinter der bayerischen Batterie zurückblieb; besonders gelobt wird die große Manövrirfähigkeit dieser Geschützgattung, da sie erlaubt, der Infanterie überall hin zu folgen.

Ein bayerischer Offizier schreibt in der Augsb. Ab.-Z. aus Nanzig über den warmen Empfang, den sr. Zt. die ins Feld rückenden Bayern durch Württemberg gefunden haben: ... Noch waren die durch die Erfolge unseres sieggekrönten deutschen Hee­res bei Sedan hervorgebrachten Eindrücke in aller Herzen frisch und lebendig und in Folge davon der Enthusiasmus, der uns überall empfing, ein unbeschreiblicher. Es war kein Schwindel, kein offizieller Empfang, den man uns entgegcntrrig, keine Mas- scnovationen; nein, jeder Einzelne gab so recht zu erkennen, daß ihm die Liebe zum Vaterlande mit aller Macht in der Seele rege geworden. Wo ein Bauer im Felde arbeitete, ließ er die Arbeit ruhen, lief zum Zuge und begrüßte uns mit Hoch und Hurrah, der einzelne Jäger im Walde stand stille und winkte und rief uns freudig Glück zu. Mädchen, Kinder liefen, deutsche Fähnchen schwingend, uns entgegen und grüßten und riefen uns zu, alle Häuser standen geschmückt mit Blumen und Fahnen, Feuerwerke, bengalische Flammen leuchteten uns Abends entgegen und über­all war ein Empfang zum Weinen rührend und begeisternd. Die württembergischen Städte waren über alle Beschreibung liebens­würdig und überall wurden unsere Soldaten bewirthet, daß wir alle Mühe hatten, sie wieder in die Wägen zurückzubringen und möglichst zusammenzuhalten. Hunderte von Frauen standen auf allen Bahnhöfen, verschenkten Kaffee aus ganzen Tonnen und gutes Bier aus Gießkannen, und die armen Fabrikmädchcn ström­ten schaarenweise herbei, kauften mit ihren ersparten Kreuzern Cigarren in den Läden und gaben sie mit ermunternden Hände­drücken unseren Soldaten, die sich für den Herrgott auf Erden hielten. Alle diese Gaben hätten aber keinen so großen Eindruck gemacht, wenn sie nicht so gegeben wurden, wie es in der That geschah. Denn ich wiederhole Euch, wie wenn wir Mitglieder der Familie, ihre Söhne, ihre Brüder wären, so empfing man uns, so verließ man uns mit Thränen, und Mütter brachten uns ihre kleinen Kinder entgegen, uns Rosen, Dahleen und Astern zu bringen und lehrten sie unter Thränen,den braven Bayern" die Händchen zu reichen. Da war noch überall Ueberfluß und Segen, und tausendmal Heil mögen sich die zurufen, die noch geben können, und ewig mögen sie den Truppen danken, die ihnen den Frieden des Herdes gerettet, die ihr Blut, ihr Leben gaben, die deutschen Fluren zu schützen und Frieden zu erhalten mit dem Opfer ihrer eigenen Person. Dort konnte ich mir noch keinen Begriff davon machen, wie ein Land aussicht, in dem der Krieg gehaust. Aber jetzt, hier im schönen Elsaß, im Mosellande Loth­ringen habe ich kennen gelernt, wie furchtbar der Krieg ein Land verderben kann, und wer hier gewesen ist, der ruft Euch, die Ihr in der Heimath sitzt, mit allen Stimmen seines Geistes zu:

",Sorgt, sorgt, sorgt mit allen Euren Kräften, daß Deutschland einig iverde, einig bleibe; denn Segen, Heil dem Frieden, und ein einig Deutschland ist der Friede."

Zu Prag starb dieser Tage ein Mann im Spital 120 ^ Jahre alt. (Das heißt, wenn der Taufschein richtig ist.) !

Berlin, 25. Okt. Die Prov.-Korr. schreibt: In Betreff der Verhandlungen über die deutsche Frage in Versailles sei Aus­sicht vorhanden, daß die Ergebnisse schon dem in der zweiten Hälfte des Novembers zu berufenden Reichstags vorgelegr werden können. In Betreff der Landtagswahlen ist festgesetzt: Die Wahlmänner­wahlen finden am 9. Nov., die Abgeordnetenwahlen am 16. Nov. statt. (S. M.) :

Berlin, 26. Okt. DieProv.-Korresp." sagt: Bezüglich » der Waffenstillstandsversuche dürfe man sich kaum großen Hoff­nungen hingeben, da die französischen Machthaber noch weit von den Gesichtspunkten entfernt sind, von welchem bei ernstlichen Verhandlungen auszugehen wäre. Nach den weiteren errungenen Erfolgen sei deutscherseits kein Grund vorhanden, von den im nationalen Interesse gestellten Forderungen abzugehcn. Die Ver­zögerung des Angriffs auf Paris gehe einzig aus den in der Sache liegenden Schwierigkeiten hervor, nicht aus politischen Be­denken. Unsere Kricgsleitung habe alles vorbereitet, um auch das letzte Bollwerk des Feindes zu bezwingen.

Königsberg, 26. Oktober. Auf Befehl des Königs sind Jacoby, Herbig und sechs andere Gefangene aus ihrer Haft in v Lötzen entlassen; die Sozialdemokraten verbleiben in Haft.

Schwerin, 25. Okt. Aus Reims vom 21. Okt. wird hieher gemeldet: Der Kaiser von Rußland sandte an den Groß- herzog von Mecklenburg folgendes Telegramm:Ich bitte dich, das Kreuz des St. Gcorgenordens dritter Klasse anzunehmen, das du so wohl verdient hast. Gott gebe, daß der Krieg durch einen dauernden Frieden bald beendet werde."

Da es faktisch erwiesen ist, daß manche französische Offiziere, welche auf Ehrenwort, nicht ferner gegen uns zu dienen, wieder entlassen wurden, unter Zustimmung der provisorischen Regie­rung zu Tours auf's Neue die Waffen gegen uns ergriffen haben, weil gegen ein so barbarisches Volk, wie wir Deutschen sind, kein Ehrenwort gehalten zu werden brauche, so hat der König von Preußen jetzt befohlen, daß künftighin alle gefangenen französischen Offiziere sogleich nach Deutschland gebracht werden.

General Ührich sagt am Schluffe seines Protestes gegen die Verrathsgerüchte unter dem Hinweis auf eine 52jährige mi­litärische Laufbahn ohne Tadel:Ich könnte reden von der Sorglosigkeit, mit der man Straßburg ohne Besatzung, ohne genügende Artilleristen, ohne das kleinste Geniedetachement im Stich gelassen hat; ich könnte noch ganz andere Wahrheiten ent­hüllen, aber ich mag mich nicht vom Boden meiner persönlichen Vertheidigung entfernen."

Brüssel, 23. Okt. Unter de» zahllose» Lügen, zu denen die französischen Gewalthaber Zuflucht nehmen, um den Muth der Pariser aufrecht zst erhalten, gehört auch die, eine Beschießung von Paris sei nicht zu besorgen, da nicht bloß die Neutralen sie nicht zugeben würden, sondern auch der König Wilhelm und der - Kronprinz von Preußen es nicht über sich gewinnen könnten, den Mittelpunkt derCivilisation", eine Stadt, in der sie selbst Gast­freundschaft genossen haben, bombardiren zu lassen. Zu diesen Abgeschmacktheiten kommt noch eine andere. Wie wir aus Privat­briefen ersehen, die auf dem Luftwege hier eingetrosfe» sind, hat man in Paris das Gerücht in Umlauf gesetzt, es herrsche in Sachen der künftigen Verfassung Deutschlands ein tiefgreifendes Zerwürf- niß zwischen dem Berliner Kabinete und den süddeutschen Regie­rungen, und es sei gar nicht undenkbar, daß dieses Zcrwürsniß zu einem Bruche führe, demzufolge die süddeutschen Staaten ihre Truppen aus Frankreich abberufen würden!!! Uud um diesen Unsinn den Parisern recht plausibel zu machen, wird hinzugefügt, der König Wilhelm habe es von vornherein sehr übel vermerkt, daß keiner der süddeutschen Fürsten auf dem Kriegsschauplätze erschien. Mit solch fabelhaftem Zeug sucht man die Pariser Bourgeoisie zu beruhigen. (S. M.)

Brüssel, 24. Okt. Graf Palikao ist hier eingetroffen. Nachrichten aus dem Departements du Nord melden, daß die Arbeitcrkrisis immer bedenklicher wird. In Ascq (Dep. Nord, Arrond. Lille) feiern sämmtliche Fabriken, mit Ausnahme von zweien. Alle Fremden, welche im Departements sich aushalten und das Alter von fünfzig Jahren noch nicht erreicht haben, werden eingezogen, die Widerstrebenden ausgewiesen. Die Waf- fenvorräthe sind unzureichend und werden daher Gewehre mit Steinschloß vertheilt.

Brüssel, 26. Okt. Die Jndependance hat aus London folgendes Telegramm: Kaiserin Eugenie kehrte von ihrer bereits halbwegs angetretcnen Reise nach dem deutschen Hauptquartier zurück, um die Gefahr der Lage Frankreichs nicht zu vergrößern.

Brüssel, 26. Okt. Die Regierung von Tours beabsichtigt ^ in Voraussetzung eines unzureichenden Ertrages der Anleihe die Ausschreibung einer Kriegskontribution, wozu jede Gemeinde verhältnißmäßig zur Bevölkernngsgrößc beizutragen verpflichtet wird. Die Reicheren müssen den Beitrag für die Aermeren vor- schießen, bis diesen die Zurückzahlung möglich ist. Die Auslage für die mobilisirte Nationalgarde muß von den Gemeinden ge­tragen werden.

Der Pabft will nichts von einem Ausgleich mit Italien wissen. Auch die Schlüssel zum päbstlichen Palast des Quirinal gibt er nicht ab. Bekanntlich will Viktor Emanuel im Quirinal seine Residenz aufschlagen. (D-Z.)

(Telcgr. an die württ. Tclcgraphenstationen.)

Versailles, 27. Okt. Metz hat heute kapitulirt. 150,000 Mau», worunter 20,000 verwundete und «rank e._ '

Redaktion, Druck und Verlad der G. W. Ha i f er'schen Bucdbandlung.