in alte Zeiten zM»<kgrheu, so war zugleich die Geschichte der Stadt Nagold mtz in die Darstellung verwoben. Nun schickten sich die Bauleute an, unter dem Gesang der Gemeinde (Lied 278) und Glocke-gcläulc die Arbeit der Grundsteinlegung vor­zunehmen, was da die nölhigen Zurüstuugcn alle getroffen waren nur «me kurze Zeit erforderte. Hierauf erfolgten die üblichen Hammcrschläge, zum Theil mit entsprechenden Worten begleitet, und der Kirchengesangverein stimmte den Vers an: Der Grund darauf ich gründe (Lied 373, V. 3). Nachdem Hr, De­kan Freihofer noch ein Gebet und den Segen gesprochen, wurde von der Versammlung das Lied: Nun danket alle Gott gesungen und hiemit die auch von der Witterung nicht gestörte erhebende Feier beschlossen. Den beim Kirchenbau beschäftig­ten Arbeitern wurde von Seiten der Skadtgemcinde eine Mahl­zeit im Hirsch bereitet. Die geladenen Gäste, sowie eine größere Anzahl hiesiger und auswärtiger Theilnehmer an der Feier ver­einigten sich zu einem Mittagsmahl in der Post. Die freudig­ernste Stimmung der Versammelten gab sich auch in den über Tisch gehaltenen Ansprachen kund. Zuerst ergriff Hr. Dekan das Wort und brachte auf Seine Majestät den König, durch dessen landesväterliche Fürsorge und persönliche Theilnahme uns­rer Kirchenbausache ganz besondere Förderung zu Theil wurde, ein dankbares Hoch aus, in das die Anwesenden mit freudiger Bewegung einstimmten. Hierauf bezeugte Hr. Finanzrath Wei­gand von Stuttgart Namens der Domänendirektion seinen herz­lichen Glückwunsch zu dem begonnenen Werke und gedachte des Wohls der hiesigen Gemeindekollegieu, die ihrerseits bedeutende Opfer zu bringen willig gewesen seien. Sodann gab Hr. Ober­baurath Landauer, das Recht des Baumeisters für sich i» An­spruch nehmend, in seiner Weise dem Wunsche Ausdruck, den er in Bezug auf eine ganz freie Umgebung der neuen Kirche seiner­seits noch auf dem Herzen habe. Endlick hatten die Väter der Stadt Nagold in der Stille noch eine Ueberraschung vorbereitet. Hr. Stadtschultheiß Engel erhob sich Namens der Stadtgemeinde und theilte der Versammlung mit, daß der Gemeinderath in dank­barer Anerkennung der großen Verdienste, welche sich Hr. Dekan Freihofer durch feine vieljährige, unermüdete Thätigkcit um den Kirchenbau erworben, auf d^ heutigen Tag beschlossen habe, demselben das Ehrenbürgerrecht der Stadt Nagold zu verleihen. Diese unerwartete Kunde versetzte nicht nur den so Geehrten selbst in freudige Bewegung, sondern alle Anwesenden gaben ihre lebhafte Zustimmung in fröhlicher Theilnahme zu erkennen. Möge dieser Tag mit seiner lieblichen Feier der Gemeinde in gesegnetem Gedächtniß bleiben und der angefangene Bau unter Gottes allmächtigem Schutz einen gedeihlichen Fortgang nehmen!

* Nagold, 18. Okt. In dem Wetteifer so vieler ^wir bedauern, nicht sagen zu können, aller), die Zwecke unseres Sa­nitätsvereins nach allen Kräften zu unterstützen, wollte auch un­ser Kirchengesangverein nicht nachstehen, er gab deßhalb gestern Abend im Gasthaus zum Hirsch eine Produktion, um auch durch die Macht der Töne die Herzen zu erwärmen für den schuldigen Tribut, den unsere braven deutschen Söhne und Kämpfer für Deutschlands Ehre, Macht und Größe in einem solchen hohen Grade zu beanspruchen das Recht haben, daß auch alle bis jetzt gebrachten Opfer an Geld und Materialien nicht ein Leben eines unserer Helden aufzuwiegen vermögen. Und doch scheinen leider manche im Thun und Geben erlahmen zu wollen, vergessend der Leiden und Strapazen, die jene zu ertragen haben, die in kalter dunkler Nacht, durchnäßt bis auf die Haut, im Kampf und auf Posten stehen, uns dennoch freudig zurufen:Lieb' Vaterland, magst ruhig sein: Fest steht und treu die Wacht am Rhein!" Die werthen Sänger und Sängerinnen steigerten darum auch ihre Kräfte und erfreuten die zahlreiche Zuhörerschaft nicht blos mit kirchlichen Liedern, sondern der patriotische Geist hatte auch in ihre Gesangsweisen eine Bresche geschossen und herrlich erklangen die Lieder : Die Wacht am Rhein und andere ähnliche aus dem i Munde der Schönen. Auch der unermüdliche Direktor des Ver­eins, Hr. Bänder, suchte durch ernste Worte die Hand der Geber zu reichlichen Gaben zu öffnen und wies insbesondere zum Danke und zur Demuth gegen den hin, der durch seine allmäch­tige gütige Hand unsere Truppen mit so glorreichen Siegen seg­nete, wodurch von unserem Vaterland, von uns allen unsägliches Elend und tausend und aber tausend Gräuel abgewendet wurden, die die fränkischen Horden sicher uns gebracht hätten. Die ver­anstaltete Sammlung ergab 27 fl. 20 kr. Die Gesangsvorträge fanden vielen Beifall und darf der schöne Abend wohl auch als würdiger Schluß der Feier der Grundsteinlegung unserer neuen Kirche betrachtet werden.

Stuttgart, 17. Okt. Die württ. Ständekammern sind auf den 21. Oktbr. einberufen.

Stuttgart. Der Truppennachschub aus Preußen und Baicrn dauert fort- Dieser Tage gingen auch von Württemberg Infanterie und Artillerie ab. Es würde dies noch in größerem Maßstab geschehen, wenn es nicht an Offizieren und Unteroffi­zieren für die Einübung fehlen würde.

Stuttgart, 18. Okt. Der Staatsanzeiger meldet: Der König empfing heute die Minister Mittnacht u. Sukow. Beide

begeben sich morgen im höchsten Aufträge in's Hauptquartier zu Versailles.

Stuttgart, 18. Okt. Heute Nacht ist ein fleißiger Holz- spälter, welcher gestern 10 Schoppen neuen Wein getrunken hat^ mit Tod abgegangen. Also vorsichtig mit dem 1870ger Weint

Der Bestimmungsort der am letzten Dienstag von Freuden­stadt aus abgegangenen 200 württ. Fuhrwerke ist Epernay. Dieselben stehen unter dem Kommando des Jägerhauptmanns Borst des 1. Bataillons.

Herr Stadtfchultheiß und Aageordneter Landsberg von Gail­dorf ist zum Polizeikommissär in Straßburg ernannt worden und wird im Lauf dieser Woche seine dortigen Funktionen an- treten. (B.-H.)

Wir erhalten aus dem deutschen Feldlager vor Paris die Nachricht vom 10. d. M., daß die gesammte deutsche Armee eine Tageslöhnung der deutschen Jnvalidenstistung darbringen will. Das beträgt etwa 500,000 Thlr. (S. M.)

Berlin, 14. Okt. Die hiesigen Wollfabrikanten haben jetzt sämmtlich vollauf zu thun, um die Lieferungen für die Winter­ausrüstung der Armee zu bestreiten. Es gehen fortwährend in Unmasse wollene Hemden und Binden für die Armee fort; soll doch jeder Soldat wo möglich zwei wollene Hemden erhalten; Ohrenklappen, Pelze, Decken aller Art sind gleichfalls theils be­stellt, thcils schon unterwegs.

Berlin, 15. Okt. Gestern Abend zwischen 9 und 10 Uhr starb Stadtgerichtsrath a. D. Carl Twesten, Mitglied des Reichstages und des Abgeordnetenhauses. Im Reichstag war Twesten eines der Ihätigsten Mitglieder, bis ihn im vorigen Jahre das Leiden ergriff, dem er nunmehr erlegen ist. Er hatte noch die Freude, mit dem neuen Strafgesetzbuch die Redefreiheit für alle norddeutsche» Kammern durchgcsetzt zu sehen; seine letz­ten Tage wurden verklärt durch die Siege der deutschen Waffen und die Einheit des deutschen Volkes. Mit ihm ist einer der begabtesten und charaktervollsten deutschen Politiker heimgegangen.

Berlin. 17. Okt. Eine Intervention der Mächte für Paris unterbleibt, trotz Beusts Bedauern. (S. M.)

Bismarck wird den Franzosen die Knegsrechnung auf Ellen- papier schreiben müssen; denn es fällt den guten Deutschen immer wieder etwas ein, was darauf kommen muß.

Die Breslauer Blätter vom letzten Samstag veröffentli­chen einen Protest der Lehrer des dortigen katholischen Gymna­siums gegen die Beschlüsse des Coucils. (B-Z.)

Wien, 11. Okt. Thiers wurde gestern Abend gefragt, ob Und mit welchen Hoffnungen er in die Heiinath zurückkehre. Ich fiürchte erwiederte er mit den bekannten, dem Grafe» von Artois in den Mund gelegten Worten und mit schwermülhigem Lächeln es wird sich mit meiner Rückkehr nichts verändert haben, als daß sich ein Franzose mehr in Tour befindet.

Aus Genf wird berichtet, daß ein Theil der franz. Offiziere, die ihr Ehrenwort gegeben haben, nicht gegen die Deutschen zu dienen, damit ihren Spott trieben, dem Feinde brauche man das Wort nicht zu halten. Sie sind nach Frankreich zurückgekehrt und üben in Civilkleidern die Mobil- und Nationalgarden ein. Andere begeben sich nach Afrika, um dort die Offiziere abzulösen, damit diese im französischen Heere kämpfen können.

Versailles, 11. Okt. Im Laufe des gestrigen Tages empfing der König den Slaatsminister Delbrück.

In einer der geheimen Depeschen berichtete Palikao an den Kaiser, daß der Kronprinz mit der 3. Armee auf Paris vor­dringe und dort znm Kaiser der Deutschen ausgerufen werden solle. Der Feind ahnt den Zusammenhang der Dinge und die Folgen der preußischen Führerschaft. Die politische und mili­tärische Führung Deutschlands durch Preußen ist für immer be­gründet, das deutsche Kaiserthum hält seine Auferstehung. Das Wort:Preußen wird fortan in Deutschland anfgehen," findet seine Erfüllung.

In Lyon plünderten die Revolutionäre das große Semi­nar. Die Regierung ließ es unthälig geschehen.

Besau?on, 14. Okt. Abends. Garibaldi ist heute Vor­mittag hier angekommen und wurde von den Militär- und Civil- behördcn und einer ungeheuren Volksmenge empfangen.

Brüssel, 15. Okt. Nach Nachrichten aus Tours erwägt die dortige Regierung ernstlich, in Folge der Einnahme von Or­leans, die Verlegung des Regierungssitzes nach einer südlicheren Stadt. General Reyan beklagte sich lebhaft über die Mobil- gardcn, welche bei der Annäherung des Feindes sofort die Flucht nach Orleans ergriffen, größtentheils ohne einen Schuß abzuge­ben. In der Bevölkerung herrscht große Mißstimmung über die Uirthätigkeit der Garnison von Tours, die auch während des Kampfes vor und um Orleans auf der Höhe von 15,000 Manu belassen wurde.

London, 18. Okt. Laurier, Sekretär- Gambetta's, kam von Tours hier an. Nach einer Depesche derTimes" aus Versailles, 16. Oktober, ist General Boyer, Adjutant Bazaine's, daselbst von Metz angekommen, und hat Bismarck zweimal ge-

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