den die autinationalen Strömungen aufhören, die Zweifel schwin­den und Beruhigung in die Gemüther eintreten, dann aber erhalte auch das Volk nach einem opfervollcn Kriege den ächten, wohler­worbenen Siegcsprcis. Eine Deputation aus der Versammlung soll die Adresse dem Könige überreichen. (N.-Z.)

Ulm, 4. Okt. Heute gehen unter dem Kommando des Lieutenants Grafen Uxküll von sämmtlichen hier stehenden Trup­pen die Portepee-Fähndriche, Einjahrig-Freiwillige und andere Freiwillge, welche zum Abmarsch nach Frankreich sich gemeldet haben und genügend ausexerzirt sind, von hier ab. Sie haben sich beim Ettappenkommando in Stuttgart zu melden, wo sie mit Kameraden aus den anderen Garnisonen Zusammentreffen, um von dort gemeinsam weiter an die verschiedenen im Felde stehen­den Truppenabtheilungen befördert zu werden. (Dieselben wur­den heute 5. Oktbr. um 10 Uhr ini Kasernenhof zu Stuttgart gemustert. Es geht mit ihnen eine große Anzahl Nekonvales- centen nach Frankreich ab.)

Vom 6. d. M. an hat der erste Postwagen von Calw nach Pforzheim aus Calw um 6 Uhr früh abzugehen und in Pforzheim um 9 Uhr Vormittags (zur Influenz auf den ba­dischen Zug 122) einzntreffen.

Die Ulmer Tuchines se ist auf den 24., 25. und 26. Oktober verlegt worden.

Eine Berliner Korrespondenz der Kln. Z , der wir na­türlich die Verantwortlichkeit für ihre Angaben überlassen müssen, berichtet über den Stand der Verhandlungen zwischen Preußen und den süddeutschen Staaten: Es darf als feststehend erachtet werden, daß die Verhandlungen über die Regelung der deutschen Verhältnisse im Hauptquartier demnächst ausgenommen und zu Ende geführt werden. Der württ. Minister v. Mitt nacht, der beiläufig als der künftige Prämierminister angesehen wird, sowie ein Mitglied des bayr. Ministerium, wahrscheinlich Herr Bray, werden sich in das Hauptquartier begeben und die Vereinbarun­gen zum Abschluß bringen, denen Baden nach einer schon vor mehreren Wochen abgegebenen Erklärung jedenfalls beitritt; ein Gleiches scheint von Hessen erwartet zu werden. Wie die Sa­chen in diesem Augenblicke stehen, wird man berechtigt sein, an- zunehmen, daß auf Grund des Art. 79 der Bundesverf., also über einen Anschluß der süddeutschen Staaten an den Nordbund, durch besondere Verträge verhandelt werden dürfe. Dagegen scheint es noch nicht entschieden, ob Einzelverträge mit jedem Staate oder ein Gesammtvertrag zum Abschluß gelangen. Gleich nach Ablauf der Legislaturperiode des nordd. Reichstages wür- .den dann die Wahlen zum ersten deutschen Reichstage ausgeschrie­ben. Nach den vielfach und namentlich aus Sündeutschland laut gewordenen Wünschen wird das wicdererstandene deutsche Reich einen deutschen Kaiser haben.

Kassel, 2. Okt. Alle äußerlich bemerkbare Anzeichen deu­ten darauf hin, daß namentlich in den letzten Tagen wichtige Verhandlungen mit Napoleon gepflogen werden, deren Schwer­punkt wahrscheinlich in England ruht, und welche über das Maß einer bloßen Familienkorrespondenz hinausreichen. Der Herzog von Hamilton ist vor Kurzem in Wilhelmshöhe gewesen und nach mehreren längeren Unterredungen mit dem Gefangenen nach Eng­land zurückgcreist. Die für Napoleon eigens hergerichtete Tele- graphenstation wird stark benutzt. Wie es heißt, sollen in den nächsten Tagen die älteren Jahrgänge der Landwehr (1854 bis 1856) größtcnthcils entlassen werden, woraus folgen würde, daß dieselben nicht mehr zur Verwendung kommen.

Berlin, 4. Okt. Die Stadtverordneten beschlossen mit allen gegen 13 Stimmen die Bewilligung von 20,000 Thalern für Straßburg, sowie den neu»rlichen Erlaß eines Aufrufs zu Beiträgen. Eine während der Sitzung veranstaltete Samm­lung ergab 1320 Thalcr.

Staatsminister Delbrück wird zur Vorbereitung der erfor­derlichen weiteren Verhandlungen über die deutsche Frage dem­nächst ins Hauptquartier gehen.

' DieNationalzeitung" zieht den Transport der Krupp'schen Riescnkanone nach Paris in Abrede.

Beim Magistrat in Berlin lief vor einigen Tagen aus Belgien ein Brief ein, dessen Inhalt Preußen mit Tod und Ver­derbe» drohte, der aber auch äußerlich insofern Aufsehen erregte, als der betr. Beamte, der den Brief öffnete, sofort von heftigem Kopsweh befallen wurde. Ebenso ging es einem Diener, der mit diesem Briefe sich beschäftigen mußte, und dem Postsecretär, der den Brief zu expedircn hatte. Eine Untersuchung hat ergeben, daß der Brief wahrscheinlich mit Veratrin getränkt gewesen ist, und hätte ein sorgfältiges Lesen des absichtlich sehr verlängerten Briefes schlimme Folgen haben können, da dieses Gift durch die Nase nach dem Gehirn zieht und dort verderbliche Folgen bewirkt.

Der Erfinder der Erbsenwürste, Koch Grüneberg in Berlin, hat ein neues Gerücht zur Abwechselung erfnnden, das aus Reis und Rindfleisch zusammengesetzt ist, eben so dauerhaft sein soll als die Erbsenwurst und an Nahrhaftigkeit dieselbe übertrifft. Man nennt sie Reiswurst.

Man hatte befürchtet, die Leipziger Michaelismesse werde ganz schlecht aussallen. Es fehlten allerdings sehr viele Meß­

fremde, allein in einigen Zweigen der Industrie ging doch der Handel gut, nainentlick in Tuchen und Leder. Die Tuchfabrikanten und Lederhändler waren mit dem Ansfall der Messe zufrieden.

800 unabhängige Bürger Hannovers protestiren gegen sechs Bürgervorsteher, die ihren schmutzigen Partikularismus auch während des Krieges weiter trieben.

Die Socialdemocraten Beb ei, Liebknecht und Consorten speien Feuer und Flammen, daß Vogel v. Falkenstein ihren Agitator Jacoby eingesponnen und mehr noch, daß man in Sachsen ihre Zeitschrift:Der Volksstaat" und die Volksversammlungen verboten hat. Das sei ein Verfassungsbruch.' Sie behaupten, daß Preußen nur deshalb den Krieg mit Frankreich fonsetze, um die republikanischen Brüder zu morden und fordern die Belgier die Schweizer und alle Republikaner Europas aus, das Schwert zu ergreifen und den Franzosen beizustehen, damit das deutsche Heer vernichtet werde.

Wien, 3. Okt. Daß auch Oesterreicher sich keines Schutzes in Frankreich zu erfreuen haben, sehen wir aus Verhaftungen, die an Personen vollzogen wurden, welche unserer Botschaft ent­weder direkt angchören, oder derselben zugetheilt sind. In Paris wurden nämlich, wie uns ein hiesiger Korrespondent nach ver­bürgten Privatbriesen meldet, vor Kurzem Major Graf Uexküll, Fürst Lichtcnstein und Major Kodolnscht arretirt und dabei von einem wüihenden Pöbelhaufen cscortirt. Graf Hoyos und Baron Pereira, die Beide Mitglieder der österreichischen Botschaft sind, wurden sogar in Tours vor etwa acht Tagen verhaftet, und ein Kabinetskourier gerieth in einen Haufen Betrunkencner, die mit Revolvern den Eiscnbahnzug forcirten. Graf Uexküll ist gegen­wärtig in Paris einzeschlossen und Major Kodolitsch nach Lyon gereist.

Wien. Ein Telegramm derPresse" aus München, 3. Oct. meldet: Bayern und Württemberg beabsichtigen keineswegs, den Wünschen der bayrischen Fortschrittspartei entsprechend, den An­schluß an den Nordbnnd auf Grundlage der Verfassung des Nord­bundes. Nur aus Grundlage einer ganz neue» Verfassung wün­schen die Südstaaten die Umwandlung des Norddeutschen Bundes in einen deutschen; allein weil Preußen an der Verfassung des Nordbundes nichts ändern mag, wird mau sich vorläufig mit der Centralisirung der deutschen Wehrkraft begnügen.

Straßburg, 4. Oktober. Bei dem massenhaften Zudrang der Sonntagszügler, welche durch Kähne befördert sein wollten, fand eine solche Ueberfülluug statt, daß das Schifflein für die paar Schifflcute unlenksam wurde, dasselbe sich in die Stricke der Fähre sing und umgestürzt wurde. Man fing rasch heraus was zu retten war, aber 13 Personen beiderlei Geschlechts fanden doch den Tod in den reißenden Fluchen des freien deutschen Rheins.

Sähe man nicht noch die Kugeftpurcn an den Häusern, so könnte man nicht glauben, daß bei Weißenburg die erste sieg­reiche Schlacht der Deutschen gegen die Franzosen geschlagen wor­den wäre. Die Leute gehen ihren Erndtearbeiten nach, leben in guter Freundschaft mit ihren deutschen Nachbarn und geben viel­fach zu erkennen, daß sie gerne wieder deutsch werde». Die großen Backöfen, die im Jahr 1813 erbaut worden sind, stehen noch und thun den Feldbäckcrcien jetzt gute Dienste.

Florenz, 3. Okt. Es trafen hier sehr beunruhigende Nachrichten aus Nizza ein. In den Straßen sollen mehrere Füsillagen vorgckommen sein.

Kopenhagen, 3. Oct. Reichstagseröffnung. Die Rede des Königs hebt hervor, daß es durch die Aufrechterhaltung der neutralen Stellung gelungen sei, das Land vor den Nebeln des Kriegs zu bewahren. Obgleich kein menschliches Aüge den Aus­fall und die Folgen des Kriegs voraussehen könne, habe er die feste Hoffnung, die Frage, welche noch zwischen Dänemark und Preußen unentschieden bestehe, werde eine Lösung finden, welche, die künftige Selbstständigkeit des Reichs sichernd, die guten Be­ziehungen zu dem mächtigen südlichen Nachbarn stärken werde. Es sei eine kurze Session wünschenswerth.

London, 6. Okt.Standard" erklärt sich ermächtigt, das Manifest Napoleons vom 26. Sept. für unecht zu erklären. Pariser Briefe des Daily Telegraph vom 28. Sept. schildern die Stimmung als eine sehr gedrückte. Lebensmittel werden täg­lich theurer und schlechter. Granville ist von seinem Landsitz cingetroffen.

NewDork, 4. Okt. Der Dampfer Ville de Paris ist mit Waffen und Munition nach Frankreich abgegangen.

Vom Cap der guten H offnung wird berichtet, daß unge­heure Aufregung am Cap herrscht/da sich die Diamantfelder als sehr ergiebig erweisen. Täglich begeben sich große Trupps von der Capstadt, Port Elisabeth und den übrigen Städten nach den Diamantenfeldein hinaus. Einige der Grenzstädte waren fast ganz entvölkert. In einem kleinen Canal bei Dultfontein fand sich der Mörtel mit kleinen Diamanten statt mit Sand versetzt. Viele sammelten große Schätze. Herr Pretorius, der Präsident des Freistaates, und seine Minister hatten zeitweilig das Regieren eingestellt und sich als äiggers in die Diamantenfelder begeben.

Redaktion, Druck und Verlag der G. W. Z aiser'schenBuchhandmig.