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Oberschwandorf.

Hochzeits-Einladung.

Zur Feier der ehelichen Verbindung unserer Kinder

^ Adam Hermann L Agathe

laden wir Freunde, Verwandte und Bekannte ans

Dienstag und Mittwoch den 20. und 21. Septbr. in das Gasthauszum Hirsch" hier freundlich ein.

Johann Martin Walz (Warner), Christian K übler, Sägmühlebesitzer in Beihingen.

Nagold.

Einen Kunstherd <L einen Sparherd

hat billig zu verkaufen _ Gottlob Knödel.

Frucht-Preist

Nagold, 10. September 1870.

Dinkel alter . .

fl. kr.

. . 4 54

fl. kr.

4 34

fl. kr. 4

Dinkel neuer . .

5

4 40

3 48

Kernen . . .

Haber . . . .

. . 6 12

5 7

4 36

Gerste . . . .

.

4 36

Roggen . .

- - 5 97

5 29

5 15

Calw,

Dinkel . . . .

10. Sept. 1870.

fl. kr. fl. kr.

. . 4 60 4 27

fl. kr. 4 12

Haber ....

6 18

6 9

6 6

Kernen . . . .

. . 7

6 45

6 24

Motto.

11. September: Gott erforschen in der Natur, im Klange, im Liede,

Schöner mit Gutem vereint, führt der Vollendung uns zu. 15. Ewig dauert der Geist, der Körper vergeht wie ein

Schatten.

L a g c S - N e u i g k c i 1 e ii.

Kriegsschauplatz.

Nus Ret Hel, den 4. Sept., schreibt man der Kreuzz.: Nach dem Ruhetage des 3., in Vendresse, wurde heute das große k. Hauptquartier hierher, also in direkter Richtung auf Paris ver­legt. In Vendresse hatte gestern der König alle höheren Offiziere seines Hauptquartiers zur Tafel geladen. Da die k. Tafel während der Campagne immer sehr einfach ist und nur gewöhnlicher Tisch­wein getrunken werden darf, so befahl S. Mas. aus Veranlassung der gestrigen glorreichen Erlebnisse, Champagner zu serviren, und brachte die folgende Gesundheit aus:Wir müssen heut aus Dankbarkeit auf das Wohl meiner braven Armee trinken. Sie, Kriegsmiuister v. Roon, haben unser Schwert geschärft; Sie, General v. Moltke, haben es geleitet, und Sie, Graf v. Bismarck, haben seit Jahren durch die Leitung der Politik Preußen auf seinen jetzigen Höhepunkt gebracht. Lassen Sie uns also auf das Wohl der Armee, der drei von Mir Genannten und jedes Einzel­nen unter den Anwesenden trinken, der nach seinen Kräften zu den bisherigen Erfolgen beigetragen hat."

Reims, 11. Sept., 10 Uhr Abds. Offizielles Telegramm an die Königin Angnsta. Traurige Nachricht aus Laon, wo die Citndelle gestern nach der Kapitulation und nach Einmarsch unserer Besatzung in die Lust gesprengt wurde. »0 Mann todt und 300 Mobilgarden, viele Verstümmelte. Wilhelm von Mecklenburg verwundet. Unbedingt Verrath vorliegend. Wilhelm. (S. M.)

Offiziell aus Reims werden folgende Details über die Ka­tastrophe in Laon gegeben: Die Stadt hatte sich am 9. Sept. der sechsten Kavallerie-Division ergeben. Nach Abschluß der Ka­pitulation besetzte die vierte Kompagnie des vierten Jägerbataillons die Eitadclle. Als der letzte Mann der Mobilgarde die Citadelle verlassen hatte, sprengte der Feind vertragsbrüchig das Pulver­magazin. Eine furchtbare Zerstörung in der Citadelle und der Stadt erfolgte. 95 Jäger und über 300 Mobilgarden sind todt oder verwundet.

Paris, 10. Sept. Preußische Plänkler passirten gestern Meirtmirail und Sezanne; zwei Korps, je 10,000 Mann, rücken gegen beide Städte; der Feind nähert sich Chauuy. Die Tele- grapbenverbindung mit Soissons ist unterbrochen.

Paris, 11. sept. (Ministerielle Mittheilung.) 600 Preußen sind gestern in CHLteau Thierry angekommen und besetzten La Fertö Gaucher. Der Kommandant Laon's übergab die Citadelle, vm die Stadt zu retten. Die Preußen besetzten Freitags Mont- ruirail und verhinderten die zur Konskription versammelten jungen Leute am Abzug.

Paris, 12. Sept. Die Preußen forderten gestern Sois­sons zur Uebergabe auf; der Kommandant verweigerte dieselbe.

Paris, 12. Sept. Offiziell. Thiers reist heute Abend im Auftrag des Ministeriums nach London, von dort nach St. Petersburg und Wien. Rcgierungsnachrichten ergeben, daß die Preußen letzte Nacht in Meaux und Melun eingerückt sind.

Paris, 13. Septbr. (über Brüssel). Die republikanische Regierung facht durch Siegesvorspiegelungen (bei Toul angeblich 10,000 Preußen getödtet rc.) und durch Lobpreisungen der Lao- ner Schandthat die Volksleidenschaften im beklagenswerthesten Grade an. (S- M.)

Vor Straßburg. Seit dem 8. September, Donnerstag, spielen die beiden Riesenmörser; man kann den Schall ganz deut­lich unterscheiden. In der Stadt brennt es wieder an zwei Stel­len; daS eine ist vermuthlich die immer noch fortbrennende Ka­serne Finckmatt, das andere hält man für die Kaserne St. Ni- kolas, ganz in der Nähe der Zitadelle. Die Zitadellenkirche steht noch, sonst aber schwerlich noch ein Gebäude in derselben. Zur

noihdürfligcn Füllung der Gräben ist nach Abgrabung des Jll- flusses der Altrhein benützt worden. Es wird dies jedoch nicht lange verhalten.

Eine Kriegsbeute, wie diejenige, welche durch die Kapitula­tion von Ledan in die Hände der deutschen Armee gefallen ist, ist fast unerhört in der Kriegsgeschichte, sie soll alles in Allem nach ungefährer Schätzung von Militärs einen Werth von 68 Millionen Thaler repräsentiren.

Die Beschießung Straßburgs erfordert ein ungeheures Material von Pulver, Blei und Eisen. In 6 Tagen wurden bisher an 8000 Centner Metall gegen die Festung geschleudert und 145 Geschütze sind jeden Tag bereit, ihre Kugeln gegen die­selbe zu speien.

Sedan, 4. Sept. Den Anblick zu beschreiben, den nach der Kapitulation der Stadt deren Inneres bot, sind Worte zu schwach. Dchon beim Eintritt in die äußeren Festungswerke fand ich die Atmosphäre mit wahrhaft mephitischem Dunste gefüllt.) in Verwesung übergehende Pferdekadaver sah das Auge in jeder Richtung. Als ich über die erste Zugbrücke schritt, sah ich in dem trockenen Wallgraben zahllose, von den Wällen verhungernd herabgestürzte Pferde, untermischt mit von Natten angeuagten menschlichen Leichen; man hätte sich in eine Festung versetzt glau­ben mögen, die eine mehrmonatliche Belagerung auszuhalten ge­habt hatte, anstatt einer zweitägigen Einschließung. Doch die Unmasse der in Sedan kampirt habenden Truppen erklärt alles. Das Bild, das sich beim Eintritt in die eigentliche recht hübsche Stadt meinen Augen bot, spottet jeder Beschreibung. Noch nie in meinem Leben habe ich eine Stadt so in Schlamm und Schmutz gesehen. Vor einem wunderschönen großen Hause, einer Woll- fabrik, stand ein ältlicher Herr. Ich bat ihn um Auskunft über den Weg nach dem Turenneplatz und kam dadurch mit ihm ins Gespräch.Gott sei ewig gelobt!" ries der Mann aus,daß Ihre Truppen uns endlich von diesen Bestien erlöst haben, die uns seit 5 Tagen plünderten, alle Unzucht trieben, welche die wildeste Phantasie sich erdenken mag, ans kein Kommando mehr hörten, und denen das Wort Disciplin nur noch ein leerer nichts­sagender Begriff war. Als ich die ersten preuß. Soldaten heute früh einrücken sah, da ward es mir sofort klar, warum mit ihnen der Sieg geht Schritt für Schritt; denn schon die Art und Weise, wie die Leute marschirten, nachdem sie aus einer solchen Schlacht kamen, bewies, daß und welche Ordnung und Mannszucht unter den Preußen herrschen." Zunächst hat der preuß. Kommandant es sich angelegen sein lassen, die Stadt und Umgebung zu desinsi- ziren und der drohenden Hungersnoth durch Heranziehen von Bedürfnissen aller Art vorzubeugen. Bei meinem dritten Besuche hatte Sedan schon ein ganz anderes Aussehen. Doch zu haben war im ganzen Orte schlechterdings nichts. Nahezu 100,000 französischeElite"-Truppen hatten 5 Tage hindurch die Stadt faktisch geplündert. Heute Vormittag sah ich Mac Mahon; man zweifelt an seinem Aufkommen. Er liegt in einem Privathause zu Sedan. (Frkf. I.)

Berlin, 10. sept. Ein zweiter Sohn des Kriegsministers v. Roon, Hauptmann und Batteriechef in der Gardeartillerie, wurde von einem Granatfchuß am Unterleib getroffen.

Marschall Mac Mahon ist von Sedan nach Pouru-aux-bois (Belgien) geschafft worden. Seine Frau ist bei ihm.

Nach dem Times-Korrespondenten im preußischen Haupt­quartier hat schon vier Tage vor dem Beginn der Schlachten General Blumenthal, mit dem Finger auf die Karte zeigend, die Worte ausgesprochen:Mac-Mahon ist total verloren. Hier muß er zum Stehen kommen, und dort wird er geschlagen ohne Hoffnung auf Flucht. Sie sind ganz verloren; ich weiß nicht, was sie wollen."

Eine Korrespondenz derAgence Havas" entwirft ein grau- senhaftes Bild von Sedan am 1. d.: Die Bomben und Gra­naten regneten den ganzen Vormittag, eine Bombe siel in den Speisesaal des Hotels de la Croix und zertrümmerte alles, viele Bürger wurden auf der Straße verwundet. Die Niederlage zeigte sich in schrecklicher Bestimmtheit: die französischen Truppen