bereit sind, sofort ins Feld zu rücken. (Die Berliner Börscnztg. will wissen, daß der Kronprinz zum Kommandanten der süddeutschen Armee ernannt sei.) (S. M.)

Berlin, 16. Juli. Man muß den gestrigen Empfang des Königs hier miterlebt haben, um den Enthusiasmus zu würdigen, der unser Volk ergriffen hat. Der König sah sehr ernst aus. Wie schwer mag ihm nicht der Entschluß gewesen sein, jetzt in seinem 74. Jahre noch einen so muthwillig heraufbeschworencn Krieg anzunehmen. Die Begeisterung ist unaussprechlich. Viel dazu beigetragen haben auch die guten Nachrichten aus Süddeutschland. Endlich einmal wird ganz Deutschland zusammenstehen. Das ist ein Glück, welches jeden schmerzlichen Gedanken über den Krieg zurückdrängt. (S. M.)

Berlin, 16. Juli. Die Franzosen haben einen Vorsprung von beiläufig 5 Tagen, der ihnen in keiner Weise zu entreißen war. Daraus folgt, daß wir uns eine kurze Zeit lang vielleicht in der Defensive zu halten genöthigt sein werden, bis unsere Hauptmacht am Platze ist. Es mögen immerhin 3 Wochen ver­gehen, ehe die erste große Schlacht stattfindet. Man lasse sich also durch Anfangs vielleicht cintresfende ungünstige Nachrichten ja nicht ins Bockshorn jagen, das Vergnügen der Herren Franzosen wird nicht allzu lange dauern. Hier ist über den Ausgang des Kriegs nur Eine Stimme:Wir siegen, mag kommen, was da wolle' Es kann ja sein, sagte mir heute ein schon ergrauter Buchhändler, daß es uns Anfangs schlecht geht, wir können selbst eine Hauptschlacht verlieren, wir haben das Kriegsglück ja nicht gepachtet, und die Franzosen sind ein starker Feind. Aber unter­liegen kann Preußen nicht, darf cs nicht. Siegen müssen wir und werden wir, und sollten die Knaben ans der Schule und wir alten Herrn wieder daran müssen." (S. M.)

Berlin, 16. Juli. Fortwährend lausen Zustimmungs­adressen an den König ein.

Berlin, 16. Juli. Der König hat sich schon jetzt ausge­sprochen, daß er sich auch in diesem Kriege von seinen Truppen nicht trennen werde. (S. M.)

Berlin, 17. Juli. Die Besorgniß vor einer Ueberrum- pelnng schwindet immer mehr. Weder von einer Besetzung L u- xemburgs noch von Saarlonis durch die Franzosen ist die Rede. Dagegen gehen die Nachrichten übereinstimmend dahin, daß eine große Konzentration der französischen Truppen unmittel­bar an der Gränze stattfindct. (S. M.)

Berlin, 17. Juli.Aus bester Quelle" melden preußi­sche Zeitungen :General v. Moltke hat am 13. Abends im Ministerrathe in Uebereinftimmung mit dem Minister v. Roon erklärt, daß Preußen hinsichtlich seiner Heeresvcrfassung, Aus­rüstung Hilfsmittel rc. noch nie in der Lage gewesen wäre, mit solchen Aussichten auf Erfolg einen Krieg anzunehmen, wie gegen­wärtig. Er sei sehr genau über den Fortschritt der französischen Rüstungen informirt, und darnach wäre eine militärische Uebcr- rumpelung Seitens Frankreichs nicht zu fürchten. (S. M )

Berlin, 17. Juli. Die französische Regierung hat an die süddeutschen Regierungen die drohende Aufforderung gerichtet, sich in 24 Stunden darüber zu erklären, ob sie neutral bleiben wollen.

(S. M.)

Berlin, 18. Juli. Die heute Mittag dem König über­reichte Adresse des Magistrats und der Stadtverordneten dankt dem König, daß derselbe das unerhörte Attentat gegen die Würde und Unabhängigkeit der Nation gebührend zurechtgewiescn habe. Nachdem Frankreich den Krieg erklärt, werde jedermann seine Pflicht erfüllen. Wie schmerzlich cs auch sei, ans dem Werke des Friedens gerissen zu werden, so sei doch kein Opfer zu groß, dem räuberischen Anfall auf die Unabhängigkeit der Nation zu begegnen. Preußen zieht vereint mit Deutschland in den Krieg, wozu der Uebermnth es heransgefordert habe. Die Adresse soll ein Zeugniß geben der vollsten Hingabe für die Pflichten und einer muthigen, opferbereiten Stimmung. Die Adresse schließt: Gott schütze und segne das Vaterland!" Die Krenzz. schreibt: Der Kronprinz ist vom Könige zum Oberkomm andiren- den der gesammten süddeutschen Armee ernannt, ein Beweis nicht minder dafür, wie hochwichtig der König diese Stellung erachtet, als auch sür die so sehr erfreuliche, von uns nie bezweifelte Tharsache, daß die Schutz- und Trutzbündnisse allerseits ausrecht erhalten werden. (S. M.)

Darmstadt, 16. Juli. Die aus morgen angesagte Volks­versammlung ist von der Polizei untersagt worden: wie der Köln. Z. berichtet wird, auf Wunsch des französischen Gesandten. (Letzte Spuren einer schmählichen Zeit, die nie mehr zurückkehren wird!)

Frankfurt, 17. Juli. Aus Kopenhagen wird gemeldet, das dänische Kabinet habe beschlossen, Neutralität zu beobachten.

(S. M.)

Hamburg, 17. Juli. Es ist hier eine Nationalsubsctip- tion aufgelegt worden, deren Betrag 1>em König für patriotische Zwecke zur Verfügung gestellt werden soll. Die die Initiative ergreifende Firma hat sofort 5000 Thkr. gezeichnet.

Hamburg, 18. Juli. Die Bürgerschaft hat dem Könige eine Million Mark anstatt der von dem Vorstande verlangten 500,000 Mark bewilligt. (S. M.)

Wien, 15. Juli. Die ungarische Regierung ist, wie wir hören, eifrig bemüht, die maßgebenden Kreise in Wien in ihrem Entschlüsse zu bestärken, den Frieden, wenn ein Zusammenstoß zwischen Preußen und Frankreich nicht mehr verhütet" werden kann, wenigstens für Oestreich-Ungarn durch eine rückhaltlose, ehrliche Nentralität sicherznstcllen. Graf Andrassy habe, heißt cs, all seinen Einfluß und all seine Thätigkeit in diesem Sinne geltend gemacht. Mit diesen Angaben stimmt auch alles überein, was aus Pesth über die Ansichten der ministeriellen Partei des Reichs­tags verlautet.

Die Neutralität Oestreichs ist in Paris bereits notificirt worden: der Kaiser hat ein bezügliches eigenhändiges Schreiben an Napoleon gerichtet.

In den letzten Tagen sollen sich in Basel zahlreiche franzö­sische Offiziere in Uniform und Civil hernmlreiben. Allem An­schein nach hat Frankreich die Absicht, dort über den Rhein zu setzen. Die L-chweiz wird aber ihre Neutralität kräftigst zu er­halten wissen und hat nicht vergeblich fünf Divisionen Militär unter die Waffen gerufen. Es freut sich dort Jedermann, dem so schmählich bedrohten Deutschland durch energische Aufrcchter- haltung der Neutralität einen sreundnachbarlichen Dienst zu leisten. Im Grunde sind im gegenwärtigen Kriege die deutschen Interessen auch die schweizerischen.

Paris, 12. Juni. Michelet, der bekannte republikanische Geschichtsschreiber, richtet an denRappel" folgenden Brief: Niemand will den Krieg. Und doch will man ihn unternehmen oder Europa glauben machen, daß wir ihn wollen. Das ist eine Ueberrumpelnng und eine Taschenspielerei. Millionen von Bauern haben neulich blindJa" gesagt. Warum? Weil sie eine Erschütterung zu vermeiden glaubten, die ihnen Furcht einjagte. Haben sie geglaubt, sür den Krieg, sür den Tod ihrer Kinder zu stimmen? Es ist schrecklich, daß man jedes unüber­legte Votum so mißbraucht. Aber der Gipfel der Schande, der moralische Tod wäre es, wenn Frankreich in diesem Maße gegen all seine Gesinnungen und all seine Interessen sich gehen ließe. Machen wir unser Plebiscit und diesmal ein ernstliches! Befragen wir, Klasse sür Klasse, von den Reichsten bis zu den Aermsten, von den Städten bis zu den Bauern, befragen wir die Nation! Wenden wir uns au diejenigen, welche kürzlich diese Majorität ernannt haben, die jetzt ihre Versprechen vergißt! Zu einem jeden von ihnen hat man gesagt: Ja, aber vor allen Dingen keinen Krieg! Daran denken sie nicht mehr. Aber Frank­reich denkt daran. Es wird mit uns eine Adresse der Verbrü­derung für Europa, der Achtung für die spanische Unabhängigkeit zeichnen. Pflanzpn wir das Banner des Friedens auf! Krieg nur denen, welche den Krieg in dieser Welt haben wollen! (A. Z.)

Paris, 17. Juli. Dic Patrie sagt, Frankreich werde morgen an die süddeutschen Staaten ein Manifest richten des Inhalts, daß der Kampf sich auf Preußen und Frankreich beschränke, und daß die Unabhängigkeitsrechte der deutschen Nation geachtet werden sollen. (S. M.)

Paris. Zwei Manifeste Napoleons stehen mit der Kriegs­erklärung in Aussicht, das eine au die Franzosen, das andere ans deutsche Volk, worin die Versicherung abgegeben werde, daß Frankreich keinerlei Gebietsvergrößerung auf deutschem Boden erstrebe, sondern lediglich dem Ehrgeiz Preußens Schranken se­tzen wolle".

Paris, 18. Juli. Der Constitutionnel, sagt, die Zahl der augemeldetcn Freiwilligen übersteige bereits 10,000. Krie­gerische Ereignisse werden noch nicht gemeldet. Die Kriegserklä­rung ist erst gestern (den 17.) abgegangen. (Der Allg. Ztg. wird aus Paris den 18. Juli telegraphirt: Gestern Abend ist ein französischer General mit der offiziellen Kriegser­klärung nach Berlin abgereist.) (S. M.)

Die Karksr. Ztg. vom 17. Juli schreibt:Wenn die Auf­nahme, welche die Kriegserklärung gestern inStraßburg gefunden, überall in Frankreich die gleiche war, so hat die französi­sche Regierung keinen Grund, mit dem Eindruck, den dieselbe auf das französische Volk gemacht, besonders zu renommiren. Selbst­verständlich griff alle Welt nach dem Extrablatt des Niederrh. Kur., welches die wichtige Nachricht zuerst brachte; von einem Jubel des Volkes war jedoch, höchstens einige rauhe Kehlen von Blousenmännern ausgenommen, nicht die Rede. Die Bürgerschaft machte ein sehr schiefes Gesicht dazu, und selbst das Militär zeigte mehr Ernst und Nachdenklichkeit, als Freude und Begeisterung."

Nachrichten aus Luxemburg besagen, daß die Preußen die Eisenbahn an der preußischen Gränze des Großherzogthums aufgerissen haben. 2000 M. lagern an der Gränze bei Wasser­billig (Gränzort zwischen Trier und Luxemberg). Die Verbin­dungen mit Trier sind unterbrochen. (S. M.)

Brüssel, 18. Juli. Graf Bismarck hat telegraphisch der luxemburgischen Regierung angezeigt, der norddeutsche Bund werde die Neutralität Luxemburgs so lange respektiren, als Frank­reich sie achte. (S. M.)

Redaktion, Druck und Verlag der G. W. Zaiser'schen Buchhandlung.