roggcn, wozu gehürdert worden war, folgte nach gedüngten Erbsen.

Ein anderer Berichterstatter führt unter anderem an, daß der Jo- hannisrvggen sich auch vorzüglich zur Nachfrucht nach Juearnatklee eigne, da man dann in demselben Jahre nochmals eine Futterernte auf dem­selben Felde machen tonne und gleichzeitig die Winterfrucht für den näch­sten Sommer bestellt habe.

Aus diesen beiden letzteren Mittheilungen schließe ich, Laß, wenn der Anbau des Johannisroggens nach meiner Erfahrung sich vorzugs­weise lohnend für Gegenden mit kurzem Sommer erweiset, er auch für westliche und südliche Gegenden mit längerem Sommer unter vielen Verhältnissen seine vortheilhafte Stelle findet.

Bei den vielen wesentlichen Vorzügen gegen den andern Roggen wird cs sich gewiß lohnen, auch in dortiger Gegend Anbauversucbc mit dem Johannisroggcn ru machen und ich glaube wohl, daß er auch dort bald eine allgemeine Verbreitung finden wird.

Zu jeder etwa noch gewünschten weiteren Mittheilung über die Kultur dieses ausgezeichneten Gewächses erkläre ich mich g>.rue erbötig, wobei ich jedoch bitte, sofern fran kirte briefliche Mittheilungui gewünscht werden, dem gefälligen schreiben gütigst eine Frankomarke zn diesem Zwecke beifügen zu wollen.

Sollte der geschätzte Verein etwa geneigt sei», Anbauvcrsuche mit Jobannisroggen zu machen und von mir Saatgut zu beziehen wünschen, so bin ich zu der Wendung von kleineren wie größeren Posten gern be­reit und ersuche in diesem Falle höflich um recht baldige Bestellung, da mir sonst die stets zunehmende große Nachfrage nach Saatgut die prompte Ausführung der Aufträge unmöglich machen könnte. Ich be­rechne den Zentner slOO Zvllpfund) incl. Sack mit 4 Thaler franko Bahn­hof in der Nähe Königsberg in Pr., welchen Betrag ich der Kürze we­gen durch Bahnnachnahme entnehmen würde. Hiebei erlaube ich mir die Bemerkung daß es sich empfehlen würde, um den Vortheil der^ Waggon- Preise gegenüber den bedeutend höheren Frachtsätzen für kleinere Wendungen genießen zu können, wenn der Johannisroggen, wie überhaupt alle Saat- gutseuduugen, auf genossenschaftlichem Wege bestellt würde, wozu die landwirlhjchaftlichen Loealvereine die beste Gelegenbeit bieten.

I. Schmidt, auf Neuwaldau pr. MuldSzen in Ostpreußen.

T a g e s - N e u i g l e i t e ».

Stuttgart, 22. Mai. Die gestern Abend im Bürger- inuseum stattgehabte allgemeine Versammlung, welche der Volks­verein in Sachen des Kriegsdienstgcsetzes veranstaltet hatte, war nur schwach besucht. Unter dem Vorsitz der H.H. Tafel und Wolbach begründeten die HH. Hausmeister, K. Mayer und Haus­mann einige sofort von den Versammelten einstimmig angenom­mene Resolutionen. Punkt 13 derselben enthalte» die von anderen Versammlungen, z. B. am Ostermontag in Plochingen, bereits angenommenen Sätze. Der Schluß lautet wörtlich so: Die Hezcreien und Drohungen der Regierungspresse und der preußischen Partei gegen diese Bestrebungen des Volkes sind ein Attentat aus die Grundlagen aller politischen Freiheit, aus Preß­freiheit und Vereinsrccht. Sie vergiften das natürliche Verhält- niß zwischen Volk und Regierung, sie erschüttern mit dem Ver-' trauen des Volkes auf seine innere Freiheit den Glauben an die Erhaltung des Staates und schwächen dessen Widerstandskraft gegen äußere Gefahren. Nicht die Vollendung des Werks von 1806, nicht der rückhaltlose Anschluß an den Nordbund entspricht dem Willen des württembergischen Volkes, sondern nur die Her­stellung des ganzen deutschen Vaterlandes aus dem Wege der Selbstbestimmung seiner Bürger und der freien Einigung seiner wüämme." (S- M)

Stuttgart, 23. Mai. Mit dem heutigen Tage beginnt die diesjährige Frühjahrmesse, bei welcher die Möbelmesse zu lohnenden Preisen einen so starken Absatz zeigte, daß schon gegen lO Uhr mehr als drei Viertheile sämmtlicher Waare verkauft waren, mit Ausnahme der dieses Jahr ungemein stark vertretenen Kinderkorbwaaren und der gewöhnlichen Garienmöbel. Die Krä- mermcsse läßt sehr viel nicht besetzte Buden erblicken, um so zahl­reicher sind die sogenannten Sehenswürdigkeiten.

Ealw, 23. Mai. Am gestrigen Sonntag Nachmittags l'-r Uhr brach in einem Staatswalde bei Würzbach Feuer aus, das in wenigen Stunden 2020 Morgen bedeutend beschädigte. Die Entstehuugsursache ist bis jetzt unbekannt. Wenige Tage zuvor drohte dem Orte Würzbach selbst große Gefahr, da ein dicht bei Gebäuden aufgesetzter Hausen Reisachbüscheln in Brand geriete). Glücklicher Weise wurde das Feuer alsbald entdeckt, so daß nur ein Nebengebäude eine Beschädigung erlitt. (St.-A.)

Fr ei bürg, 11. Mai. Ein zur katholischen Kirche übcrgc- trctener Engländer hat dem hiesigen Münster eine Orgel zum Geschenk gemacht. Dieselbe wurde in Brüssel gebaut, zählt 6000 Pfeifen und wird in nächster Zeit hier erwartet.

Die bayrische Abgeordnetenkammer hat mit 76 gegen 67 Stimmen den Antrag des Frhrn. von Staufscnberg auf Abschaf­fung der Todesstrafe abgelehut. (B.-Z.)

Berlin, 23. Mai. Reichstag. Strafgesetzbuch. Graf Bismarck hebt hervor, daß die Bundesregierungen behufs des Zustandekommens des Strafgesetzbuchs erhebliche Opfer gebracht haben. Der Antrag Plancks, in Ländern, ivo die Todesstrafe abgeschasst, für diese Zuchthausstrafe cinzuführcn, sei unannehm­bar, da derselbe die Rechtseinheit durchbreche. Um nicht 2 Klas­sen norddeutscher Bürger zu schassen, sei alles aus dem Wege zu räumen, was der deutschen Einheit entgegen. Das Haus möge durch Abstimmung ein Pfand deutscher Gesinnung geben, Planck zieht seinen Antrag zurück. Nachdem einige Redner für,

I andere gegen die Vorlage gesprochen haben, wird die General­debatte geschlossen. Zu §. 1 wird ein von Luck gestellter An­trag die bei der zweiten Berathung gestrichenen Wortemit dem Tode" wieder hcrzustellen, mit 127 gegen 119 Stimmen ange­nommen. Damit erfolgt die Annahme des ersten §. Die nächsten U. bis ^.16 werden mit unwesentlichen Aenderungen genehmigt. 8- 77 wird nach längerer Debatte beibchalten und hinter §. 16 ciugeschalten. Die §§. 1776 werden sämmtlich genchmicfl.

(Schw. M.)

Preußische Zeitungen unterlassen nicht, hervorzuheben, daß der Kronprinz für seine Wohnung in Karlsbad 90 fl. wöchent­lich gezahlt habe, während der Kurfürst für seine Wohnung wöchentlich 800 fl. zahle.

Wien, 23. Mai. Gestern fand eine zahlreich besuchte Ver­sammlung der deutschen liberalen Partei aus den gesammten Kron- ländern statt. Die Versammlung einigte sich übcr'folg'cndes Wahl- Programm: Solidarität aller Deutschen Oestreichs, Festhalten an der Verfassung und den Verträgen mit Ungarn, Zurückweisung des Föderalismus, Reform der Reichsvertretung, Aufhebung des Konkordates, Erlaß eines Rcligionsediktes, Verminderung der Militärlastcn und Steuerreform. (S. M.)

Prag, 21. Mai. Die Action des Ministeriums Potocki beginnt. In der heute abgehaltcueu Minister-Confercnz wurde beschlossen, das Abgeordnetenhaus des Reichsrathcs und alle cislcithanischen Landtage, den böhmischen ausgenommen, auszu­lösen, das schon vollzogene kaiserliche Patent »»verweilt zu ver­öffentlichen und Neuwahlen auszuschreiben.

In Losoniz verliebte sich ein Wachtmeister in ein Juden­mädchen, das aber nur unter der Bedingung in die Hciralh willigte, daß er Jude würde. Der Wachtmeister kämpfte einen schweren Kampf, unterlag aber der Liebe und heute sind sie ein glückliches Paar.

In Siebenbürgen hat sich am 13. d. Mts. ein Gewitter mit Wolkenbruch entladen, welches wahrhaft grauenvolle Ver­wüstungen angerichtet und den Verlust vieler Menschenleben zur Folge gehabt hat. Am härtesten wurde die Gemeinde Groß-Bun von dem Unglück getroffen. Ganze Häuser sammt deren Inwoh­nern wurden weggeschwemmt. Hunderte von Hauslhieren, uutcr- mischt mit Menschenleichen und Häusertrümmern, liegen im Sumpfe halb begraben; man zählte 40 Todte dort, 10 wurden in verschiedenen Stellen der Kokclufcr aufgefundeu und bei Schäß- burg 35 Todte in das Spital transporiirt. Nach der bisherigen Wahrnehmung sind von 60 Familien kaum 810 am Leben ge­blieben. Wie verlautet, wurden im Ganzen 80 Wohnhäuser von den Fluthen weggcrissen; 60, nach anderen Berichten 90 Menschen fanden in den Wellen ihren Tod.

DieAllg. Ztg." schreibt in ihrem 46. römischen Brief: Rom, 15. Mai. Gestern begannen die Verhandlungen über das Schema vom Primat, d. h. es wurden Reden für und gegen die Unfehlbarkeit vorgetragen; denn von einer geordneten Dis­kussion kann in der Aula keine Rede sein. 69 Bischöfe haben sich als Redner einschreiben lassen. Der Bischof Pie von Poi- tiers hatte schon Tags vorher als Berichterstatter der Deputa­tion die Erwartungen, die man allgemein von ihm hegte, noch übcrtrossen. Er hatte ein ganz neues Argument entdeckt. Der Pabst, sagte er, muß unfehlbar sein, weil Petrus mit dem Kopfe nach unten gekreuzigt worden ist. Da trug der Kopf die ganze Last des eigenen Körpers. So trägt der Pabst, als der Kops, die gesammte Kirche. Nun ist aber der unfehlbar, der trägt, und nicht der, welcher getragen wird, also u. s. w. Der Beifall der Italiener und Spanier war enthusiastisch. Dreux-Bro'zn, der würdig in Picks Fußstapsen trat, wurde diesmal verdunkelt durch einen Sicilianer. Wir Sicilianer, sagte dieser Bischof, haben einen ganz besonderen Grund, an die Unfehlbarkeit sämmtlicher Päbste zu glauben. Petrus predigte bekanntlich auf unserer Insel, auf der er schon eine Anzahl Christen vor­fand. Als er nun erklärte, daß er insallibel sei, fanden die Christen, denen dieser Artikel uocb nicht mitgetheilt worden, die Sache befremdlich. Um aber derselben auf den Grund zu kckmmcn, schickten sie eine Deputation an die Jungfrau Maria mit der Frage: ob sie etwas von der Unfehlbarkeit des Petrus gehört habe. Sie antwortete: daß sie allerdings sich erinnere, zugegen gewesen zu sein, als ihr Sohn dem Petrus dieses spezielle Vor­recht verlieh. Durch dieses Zcugniß vollkommen befriedigt, haben die Sicilianer seitdem den Glauben an die Unfehlbarkeit in ihrem Herzen bewahrt. Das ist am 14. Mai 1870 wirklich in der Aula gesprochen worden. Ein deutscher Erzbischof, der dieser Tage beim Pabst Audienz hatte, nahm die Gelegenheit wahr, ihm etwas über die allgemeine Abneigung und den Widerstand der Deutschen gegen das Unsehlbarkeitsdogma zu sagen. Es machte nicht den geringsten Eindruck. Pius erwiderte:Ich kenne diese Deutschen schon, die wollen alle alles besser wissen, jeder will Bischof, jeder Pabst sein."

Athen, 23. Mai. Die sieben gefangenen Räuber und Theilnehmer an dem Verbrechen von Marathon wurden heute nach 20stündiger Schwurgerichtsverhaudlung zum To de verurtheilt.

Redaktion, Truck und Verlag der G. W. Zaiser 'scheu Buchhandlung.