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In Herbrechtrngen hat sich ein Liebespaar, weil ihm bas Heirathen nicht gestattet wurde, durch Ertränken den Tod gegeben.

Aus Bayern. Der Minister v. Schlör versprach den Patrioten in der Ausschußsitzung von nun an bei der Anstellung der Professoren an den technischen Lehranstalten auf das Ver- hältniß der karholichen (*/,) Bevölkerung zur protestantischen ('/») Rücksicht nehmen zu wollen. Also nicht mehr die fähigsten Che­miker, Physiker, sondern katholische Chemie und Physik.

Zn Bayern kommt ein neuer Wahlgesetzentwurf zur Vorlage, wornach das allgemeine und direkte Wahlgesetz eingeführt werden soll. In Betreff der Diäten und Reisekosten bleibt es bei der bisherigen Bestimmung, wornach nur diejenigen Abgeordneten Diäten und zwar ö fl. per Tag erhalten, welche ausserhalb Münchens ihren Wohnsitz haben. Die in München Wohnenden erhalten keine Diäten. Die Reisekostenentschädigung ist auf 1 fl. für jede Stunde Entfernung festgesetzt, was für diejenigen, welche die Eisenbahn bis an ihren Wohnort benützen können, ziemlich viel ist.

Berlin, 19. April. DieKreuzzeituug" meldet, daß Graf Bismarck in Varzin erkrankt ist. Sein hiesiger Arzt ist heute von hier nach Varzin abgereist. Wie cs heißt, leidet der Mi­nister an der Gelbsucht.

Da in Erlangen die Weißgcrbcrgesellen Slrike gemacht hatten, so mußte mancher Meister ungewohnte Arbeiten selber thun. Einer, der bei der Arbeit mit Arsenik zu thun hatte, nahm eine Prise Schnupftabak, ohne sich vorher die Hände zu reinigen, vergiftete sich das Blut und war andern Tages eine Leiche.

Paris, 20. April. In der heutigen Scnatssitzung sagte Ollivier: Wenn die Regierung siegreich ist in der Volksabstimmung und sie wird es sein, so wird sic stets vorwärts gehen ohne Zandern, ohne Mißtrauen. Seine Rede wurde lebhaft be­klatscht. Die neue Verfassung wurde einstimmig angenommen. Daraus vertagte sich der Senat bis zum Donnerstag nach der Volksabstimmung. (S. M.)

Die Ministerveränderung in Frankreich ist jetzt offiziell. Die Entlassnngsgesuche von Buffet, Finanzminister und Graf Darn, Minister des Auswärtigen, sind angenommen. Zum Minister der Finanzen ist Segris, der bisherige Unterrichtsminister, ernannt. Ollivier, Großsiegelbcwahrer und Justiz-Minister, ist mit der interimistischen Leitung des Ministeriums des Acußern betraut, und Maurice Richard, der Minister der schönen Künste, mit der Leitung des Unterrichtsministeriums. (B.-Z.)

Der Papst, obschon 78 Jahre alt, ist noch sehr beweglicher Natur. Wie in seinem kräftigsten Mannesalter steht er jeden Morgen vor Tagesanbruch auf, bringt die erste Stunde im Ge­bete hin und arbeitet nach genommenem Frühstück in seinem Ca- binete. Zuerst empfängt er die Minister und Cardinälc, dann die fremden Gäste, die nach Rom kommen. Er hat noch im Alter ein strahlendes Auge und um seine Lippen spielt ein feines Lächeln. Seine Zunge ist beredt und er weiß jedem, der bei ihm Zutritt verlangt, ein wohlwollendes Wort zu sagen. Sein Mit­tagstisch ist einfach. Nach demselben pflegt er spazieren zu gehen und zu fahren. Zur gewohnten Stunde geht er zu Bette.

Klärchen.

(Fortsetzung.)

Gieb mir das Packet, ich brauche noch einiges zu Mittag.

Klärchen erschrak.

Das Packet?

- Wenn Du eingekauft hast, müssen doch die Maaren da sein.

Frau Susanne sah verwundert Klärchen an.

Klärchen wußte sich nicht anders aus der Verlegenheit zu riehen, als daß sie laut auslachte.

Du jagst mir einen schönen Schrecken ein, Mutter!

Hast wohl gar das Packet verloren?

Nein!

Wo ist es denn?

Unser Knappe war so galant, es mir zu tragen.

Aha, der Friedrich!

Wir trafen uns vor dem Dorfe.

Und da hast Du gemeinschaftlich mit ihm den Weg ge­macht?

Es würde mir übel angestanden haben, wenn ich sein freundliches Erbieten zurückgewiesen hätte.

Ich begreife das. Aber wie Du glühst, Mädchen!

Vom raschen Gehen, und dann auch ist die Hitze wirklich unerträglich. . . Laß das Packet holen, Mutter . . . Friedrich muß schon in der Mühle sein . . .

Die Mutter ging selbst dorthin; Friedrich trat ihr entgegen, das Gesuchte tragend.

Danke! sagte freundlich die Meisterin. Es ist warm heute und das Packet hat sein Gewicht ... Danke vielmals!

Ist sehr gern, geschehen, Frau Meisterin!

Susanne eilte nach dem Wohnhause zurück; sie war entzückt

über die Liebenswürdigkeit ihres Knappen, der, so wünschte sie, ganz gewiß ein Auge auf Klärchen geworfen hatte. Wie alle Mütter, so war auch Susanne eitel auf die Tochter, die sie für das schönste Mädchen in der ganzen Gegend hielt. Die gute Frau dachte schon daran, i»c hübsch das Paar sich ausnehmen würde . . . Friedrich war ja kein gewöhnlicher Knappe, wie Klärchen kein gewöhnliches Müllermädchen war.

,, Ich habe nichts dagegen, wenn er sich um sie bewirbt! Wüßte ich nur Näheres über seine Verhältnisse. Der Vater mag sich darnach erkundigen, er versteht es besser, die Leute aus­zuforschen, als ich.

Das Mittagsmahl versammelte die Hausgenossen in der Wohnstube. Der Sitte gemäß speis'te Sonntags der Knappe am Tische des Meisters. Friedrich benahm sich wie ein Mann, der gewohnt ist, in anständigen Kreisen sich zu bewegen. Da er feine und modische Kleider trng, wollte es Klärchen scheinen, als sei der Knappe zn vornehm für die bäuerlichen Verhältnisse des Mül­lers. Frau Susanne behandelte ihn mit ausgesuchter Aufmerk­samkeit, sie legte ihm die besten Bratenstücke vor, füllte ihm oft das Glas mit schäumendem Biere und redete ihm zn, fleißig zu essen. Meister Göpel aber war sehr verstimmt, er sprach wenig und speis'te mit. sichtlicher Unlust. Nach Tische befanden sich der Meister und die Meisterin allein.

Karl, sagte die Frau, schlafe ein halbes Stündchen.

Heure nicht!

Es ist ja Sonntag.

Immerhin, ich bin nicht müde. Bringe mir eine Tasse Kaffee, dann will ich ausgehen.

Ausgehen?

Nun ja! rief verdrießlich der Alte.

Mann, was ist denn geschehen? Da fällt mir ein, daß Du diesen Morgen einen Brief erhalten hast ... Es steht ge­wiß nichts Gutes darin. Magst es mir immerhin sagen, brauchst den Aerger nicht allein zu tragen.

Ja, Suse, ich muß es Dir-sagen, so leid es mir thut . . . vielleicht kannst Du rathen.

Zehn Minuten später wußte Frau Susanne alles.

Das ist freilich hart! flüsterte sie vor sich hin.

Der Professor hat rundweg geschrieben. Wenn ich bis zum ersten October das Kapital nicht beschaffe, läßt er uns die Mühle verkaufen.

Die Meisterin schlug die Hände über dem Kopfe zusammen.

Das überlebe ich nicht!

Hätte Dir es gern verschwiegen, gute Frau; aber da die Dinge einmal so stehen, ist es doch besser, daß Du jetzt darum weißt . . .

Göpel, rief die Meisterin, wir sind rechtschaffene Leute, haben es uns sauer werden lassen im Leben . . . Auch befindet sich unser Grundstück in dem besten Zustande . . . ist denn keine Möglichkeit vorhanden, eine neue Hypothek aufzunehmen?

Der Meister erzählte, was er bereits gethan hatte.

Dadurch, daß ich überall angeklopft, schloß er, sind die Leute schon mißtrauisch geworden, vorzüglich die Bauern. Einer erzählt dem Andern, daß ich bei ihm gewesen bin . . .

Aber unsere schöne Mühle bietet doch Sicherheit genug!

Alle Welt fürchtet den Krieg und die Grundstücke fallen täglich im Preise. Wer baares Geld hat, hält es fest . . . Frau, es ist nichts zu machen, und offen gestanden: Hätte ich ein Ka­pital, ich würde es ebenfalls nicht fortgeben.

Du wolltest ausgehcn, Karl . . .

Ja, das will ich.

Und wohin?

Zu dem alten Klotz.

Die Meisterin erschrak.

Zu dem?

Er ist der einzige, der sogleich helfen kann, wenn er will.

Ja, wenn er will! seufzte die Frau. Hast Du schon bei ihm angefragt?

Nein! Er sollte der letzte sein, dem ich mein Anliegen vortrüge. Laß mich gehen, Frau, ich will nichts unversucht lassen. Man findet oft da Hilfe, wo man sie am wenigsten erwartet.

Frau Susanne hütete sich, den Meister zurückzuhalten; sie brachte ihm den Kaffee, reichte ihm Hut und Stock und ge­leitete ihn durch den Obstgarten, denn er schlug den nächsten Weg nach Langendorf ein, der, wie wir wissen, dicht am Ufer des Bachs hinsührte.

Gute Verrichtung! rief die Gattin ihm nach.

(Fortsetzung folgt.)

(Einfaches Mittel zur Vertilgung der Raupen auf den Obstbäumen.) Ein an einer Stange befestigter Strohwisch wird mit einer Auflösung von Schmierseife, wozu man statt Wasser auch Lauge nehmen kann, angefeuchtet. Man braucht damit die an den Aesten sich sammelnden Raupen nur zu berühren, um sie sogleich zu tödten.

Redaction, Druck und Verlag der G. W. Zaiser'schen Buchhandlung-