So gebet Euch die Händ Zur Namen des Gesetzes,
So — setz' het's es!"
Im Nordd. Bundesheere sollen alleFahnc n und Standarten abgeschafft werden, weil man sie bei der heutigen Kriegs- sührung für überflüssig hält. Damit würde manchem Regimentc die geschichtliche Erinnerung, dem ganzen Bundeshcere aber auch manche Gelegenheit zum Hader benommen werden. Denn in unserem lieben deutschen Vaterlande standen sich ja die Regimenter oft genug bunt durch einander gewürfelt gegenüber.
In Lemberg wurde die Nachricht von dem Austritte der Polen ans dem Rcichsrathe mit grenzenlosem Jubel ausgenommen. Abends am 1. fand eine Beleuchtung statt, wobei daS Gebäude des ehemaligen Statthalters Goluchowski besonders glänzend erleuchtet war. Das Haus des Dr. Zemialkowski, des einstigen hochgeachteten Führers der Polendelegation, war nicht erleuchtet, und es wäre bald vor demselben zu einem Skandale gekommen.
Rom. Wie behauptet wird, soll die Kaiserin von Oest- rcich Heuer die goldene Rose bekommen, die der Pabst am vierten Fastensonntag einwcihte und, wenn Grund dazu vorhanden, irgend einer verdienstvollen Souveränin der Kirche übersendet; das Geschenk besteht in einem goldenen Rosenstocke in goldenem Topfe. Die Kaiserin der Franzosen und die Königin von Spanien haben bekanntlich 1856 und 1868 ein solches Geschenk erhalten.
In New-Jork feierte jüngst ein noch ganz rüstiger Mann, 'Namens Lahrbusch, seinen 104. Geburtstag, und da er Militär ist, wohnte eine ganze Schaar von Generälen und anderen Militärs der seltenen Feier bei. Denen, welche gern wissen wollen, wie man's anfängt so alt zu werden, sei gesagt, daß der Jubilar um 3 Uhr Morgens aufzustehen und um 6 Uhr Abends sich auf's Ohr zu legen Pflegt. Man kann's ja einmal Prokuren; vielleicht hilft's.
Königin Victoria hat von dem galanten Fürsten von Kaschmir in Indien einen Shawl geschenkt bekommen, an welchem 300 Weber 3 Jahre lang gearbeitet haben. Närrische Leute schreien über schändlichen Luxus; wenn aber der reiche Fürst die armen Weber bezahlt hat, so ist alles in der Ordnung; denn wenn es keinen Luxus gäbe und keine Leute, die ihn treiben und bezahlen, wie viele geschickte Hände würden feiern.
Klärchen.
(Fortsetzung.)
— Sind Sie es, Herr Friedrich? fragte er verwundert.
— Gewiß bin ich es!
— Man kennt Sic in Ihrem Sonntagsstaate nicht sogleich. Friedrich mußte lächeln.
— Ich bin doch nur anständig gekleidet.
Der Bauernbursche betrachtete den modischen Herrn.
— Sie sehen wie ein Kaufmann aus.
— Sind die Müller schlechtere Leute?
— Nein, ich freue mich, Herr Friedrich.
— Danke, Freund!
— Zu Ihnen kommen wir gern als Mahlgäste.
— War es sonst nicht so in der Mühle?
— Nein!
— Und warum?
— Den Franz konnte niemand leiden.
— Was that er denn?
— Ich mag nicht alles sagen, er war ein gehässiger Mensch, der die Kunden übel behandelte. Er hätte gern Klärchen gefreit. — Ah, der Schlaukopf!
— Nicht wahr, Klärchen Göpel ist hübsch.
— Das will ich meinen! rief Friedrich. Klärchen ist sehr hübsch . . .
— Und gut ist sie auch . . .
— Ich zweifele nicht daran. Klärchen wäre eine Frau für Sie, Freund!
Der Bursche erröthete.
— Ah, dachte Friedrich, jetzt wird eine Erklärung kommen. Aber er hatte sich getäuscht.
— Nein, stammelte der Bursche, ich habe zwar ein hübsches Gut, das seinen Mann ernährt, aber so hoch will ich doch nicht hinaus.
— Jeder brave Mann nimmt eine geachtete Stellung in der Welt ein.
— Klärchen paßt nicht für mich, das habe ich schon begriffen. — Aus welchem Grunde? fragte der Knappe gespannt.
— Sie ist eine Zeitlang in der Stadt gewesen, um sich aus- zubilden wie Vater Göpel sagt, darum paßt sie nicht für einen schlichten Bauer . . .
— Sie hätten sie wohl gern gehabt? fragte Friedrich forschend. — Warum nicht? rief der Landmann. Unser Einer hat ein schönes Mädchen auch lieber als ein häßliches. Herr Friedrich ich mache Ihnen einen Vorschlag.
— Sprechen Sie, lieber Frennd.
— Gehen wir in die Schenke, wir wollen frühstücken.
— Muß herzlich danken.
— Heute ist's Sonntag . . .
— Aber es gibt in der Mühle so viel Arbeit, daß ich mich tummeln muß, um eitig heimzukomme n. Der Meister hat nur nur den Vormittag frei gegeben, daß ich die Kirche besuchen konnte. Ein anderes Mal, Freund, nehme ich Ihre Einladung an . . .
Er reichte dem Burschen die Hand und ging.
— Es muß doch nicht so schlimm sein, dachte der Knappe; dieser Bauer würde gewiß mehr gesagt haben, wenn er mehr gewußt hätte. Franz Eckhardt steht in keinem gute» Rufe, ich werde seine Worte nicht für baare Münze nehmen. Daß die Bauern sich in der Kirche dem schönen Klärchen nicht näherten, finde ich jetzt erklärlich: sie wagen es nicht, weil sie in der Stadt gebildet worden ist. Und Klärchen scheint sehr stolz zu sein . . .
Friedrich hatte indeß den Fußweg erreicht, der über die Wiese führte; er sah den langen schmalen Streifen vor sich. Klärchen war nicht zu entdecken. Hatte sie einen anderen Pfad cingcschla- gen? War sie schon so weit voraus, daß sic den Hauptweg erreicht haben konnte? In letzterem Falle mußte sie mit der Schnelligkeit eines Vogels die Wiese pafsirt haben, die sich ein gutes Stück zwischen den Gärten und der Fahrstraße ausdehnte. Friedrich blickte nach allen Seiten um sich. Die Landleute, die aus der Kirche kamen, erschienen und verschwanden zwischen den Hecken.
— Sie weicht mir aus! dachte der junge Manu. Ohne Zweifel hat sie meine Absicht errathen, als ich ihr so rasch aus der Kirche folgte. Ich werde allein gehen und eine spätere Gelegenheit abwarten müssen, um mit ihr unter vier Augen zu reden.
Schon wollte er sich wenden, als Klärchen aus den Hecken trat.
Der Knappe zuckte freudig erschreckt zusammen.
— Ich habe ihr zu viel gethan! dachte er.
Nun beobachtete er die Tochter des Meisters.
Klärchen zögerte nicht, sie ging ungestört ihren Schritt weiter. Leicht schwebte sie heran, eine wunderholde Erscheinung, die für einen gewöhnlichen Bauer allerdings nicht paßte. Man konnte sich nicht wundern, wenn dieses reizende Mädchen angefochten und verschieden beurtheilt wurde. Nein, Klärchen überragte die Umgebung, in der sie lebte, sie war eine weiße Taube unter einem Schwarme von Raben. Ihr liebliches Gesichtchen unter dem Slrohhnte war sanft geröthet und ihr schöner Busen hob sich leise. Friedrich zog ehrerbietig den Hut.
— Ich war der Meinung, redete er sie an, die Tochter meines Meisters sei schon weit voraus . . .
Sie blieb stehen.
— Nein, ich habe bei dem Krämer cingekauft, entgegnete sie freundlich.
Und dabei deutete sie auf ein Packet, das sie unter dem Tuche trug.
— Ah, für das Haus.
- Es fehlte uns an Kleinigkeiten.
— Man sieht, daß Sie eine vortreffliche Hausfrau werden.
Sic schüttelte lächelnd das Köpfchen.
— Müssen Sie mir denn bei jeder Gelegenheit Schmeicheleien sagen?
Der Knappe ward verlegen.
— Nehmen Sie meine Acnßerungen nicht als leeren Wortkram, den ich Ihnen gegenüber verschmähe.
— Mein Gott, wie anders soll ich sie nehmen?
— Für das, was sie wirklich sind.
— Und was sind sie denn?
— Der Ausdruck dessen, was ich wahrhaftig denke.
— So? fragte sie naiv.
— Ich würde cs nicht wagen, Sie zu belügen. Warum auch? Sie haben mich ja nicht beleidigt . . . Auch befinde ich mich '"ahrlich nicht in der Stimmung, alberne Possen zu treiben. Ich erlaube mir die Bemerkung, daß Sie mich richtig beurtheilcn können.
Sie blickte auf das Gesangbuch, das sie in der Hand hielt und fragte schüchtern:
— Liegt Ihnen daran, daß ich Sie richtig beurthcile?
— Soviel wie jedem Fremden, der in eine achtbare Familie kommt, in der länger zu bleiben sein Wunsch ist.
(Fortsetzung folgt-)
— Hahn einann, der Erfinder der Homöopathie, ward eines Tages von einem reichen englischen Lord um seinen ärztlichen Rath gefragt, aufmerksam hörte der Doctor die Darlegung des Leidenden an. Dann nahm er ein Fläschchen, öffnete dasselbe und hielt es dem Lord unter die Nase. „Riechen Sie! . . . Gut, Sie sind geheilt!" Ueberrascht entgegnete der Sohn Albions: „Was bin ich schuldig?" — „Tausend Francs," lautete die Antwort. Ohne Zögern zog der Engländer eine Banknote hervor und hielt sie unter die Nase des Arztes.
K-'vaction, Druck und Verlag der G. W. Zaiser'schen Buchhandlung.