Paris, 21. F-ebr. Die östrcichische Gesandtschaft gibt heute einen großen GaÜ zu Ehren des noch immer hier verwei­lenden Erzherzogs Albrecht. Dieser Tage hat Ollivier dem Erz­herzog einen Besuch gemacht; er soll dabei zu verstehen gegeben haben, daß er von seinen italien- und preußenfrenndlichen Ge­sinnungen einigermaßen zurückgekommen sei und sich einer öst- reichisch-sranzös. Allianz Hinneige. (??) (S. M.)

Paris, 22. Febr. Gesetzgebender Körper. Graf Daru verwahrt sich gegen die Anklage, daß das Ministerium die Un­ruhen hervorgerufen habe. Frankreich befinde sich nicht mehr unter der Diktatur, das freie Land verlange aber die Ordnung zugleich mit der Freiheit, und verabscheue die Ausschreitungen. Der Mi­nister tritt für die vollständige Uebereinstimmung des Kabincts ein und sagt: das Staatsoberhaupt schließe sich aus eigenem Antriebe den Wünschen der Bevölkerung an, und sei mehr und mehr ent­schlossen, die Freiheit zu begründen. Daru versichert nochmals die genaue Uebereinstimmung des Kabinets unter sich und mit der Kammer:Wir wollen im Innern wie nach Außen den bür­gerlichen Frieden und die wahre Freiheit. Wenn zwischen dem Ministerium und der Kammer eine Spaltung bestünde, so würden wir das Staatsoberhaupt um eine aus seiner Prärogative her- vorgchende freie Willensäußerung angehen, aber dieser Fall eines Zwiespalts ist nicht wahrscheinlich." (Beinahe einstimmiger Bei­fall ) Die Erklärung Daru's brachte großen Eindruck hervor. Während der augenblicklichen Unterbrechung der Sitzung schlagen Mitglieder des linken und rechten Centrnms folgende motivirte Tagesordnung vor: Angesichts so bestimmter und loyaler Erklä­rungen des Ministeriums , . welche Frankreich die Ordnung und die Freiheit zusichern, geht die Kammer vertrauensvoll zur Tages­ordnung über. I. Favre drückt seine Genugthuung über die Worte Daru's und das ungewohnte Schauspiel aus, ein Mini­sterium zu sehen, welches, auf die Ueberliefernngen der Vergan­genheit verzichtend, die Freiheit wiederverlangt. Er müsse indeß immer noch aufrecht erhalten: Wir haben eine persönliche Re­gierung. Schließlich wird die Tagesordnung des linken und rechten Ecnrrums mit 230 gegen 18 Stimmen angenommen.

Klärchen.

(Fortsetzung.)

Man hat mich schon durch das Fenster gesehen, dachte er, und will nicht ausmachen. Wüßte der reiche Mann wie mir zu Mtithe ist, er würde Mitleid mit mir haben! Na, ich will einmal frisch von der Leber weg reden, vielleicht hilft es. Der Professor ist ja sonst so freundlich gegen mich gewesen, er hat gar keinen Grnnd, mich schlecht zu behandeln.

Ermuthigt zog er zum zweiten Male die Glocke.

Gleich darauf öffnete die alte Magd, die unter dem Namen Dore" bekannt war.

Der Müller grüßte.

Kann ich denn den Herrn Professor sprechen?

Nein! war die phlegmatisch ertheilte Antwort.

O, das ist Schade! Ist der Herr vielleicht nicht zu Hause?

Das wohl; aber er läßt niemanden vor.

Der Müller schob die Mütze in die i-stirn.

Da komme ich nun so weit herein und werde abgewiesen! Sie kennen mich doch, Jungfer Dore?

Freilich kenne ich den Müllermeistcr Göpel.

Mir liegt gerade heute viel daran, den Herrn Professor zu sprechen.

Thut mir leid! entgegnete die Magd und wollte sich zurückziehen.

Der Meister blieb beharrlich.

Dore, Jungfer Dore! rief er bittend. Ich muß Ihren Herrn sprechen.

In Geldsachen?

Nun ja!

Da müssen Sie zu dem Advocaten Krug gehen, der diese Geschäfte besorgt; hier ist nichts zu machen.

Jungfer Dore, cs kommt mir wahrhaftig auf einen blanken Thaser nicht an! flüsterte der Müller, die Hand in die Tasche senkend. Lassen Sie mich nur ein; mit dem Herrn Pro­fessor will ich schon fertig werden, er soll Ihnen kein böses Gesicht machen. Sehen Sie, da liegt auch noch ein Sack seines Waizenmehl auf meinem Wagen ... so etwas kriegen Sie in

der ganzen Stadt nicht ... ^ ^

Dore machte die Thür weiter aus und sah nach dem Wagen.

Der große Sack? rief sie erstaunt.

Ist ganz voll Waizenmehl.

Fein und weiß? .

Ich lade ihn ab, wenn Sie mich zu Ihrem Herrn breiigen.

Die^Magd stand schon in der Thür.

Aus die Gefahr hiy will ich es verantworten! der Herr Professor wird ein wenig brummen, aber er wird auch bald wie­der gut sein, vorzüglich wenn er das Geschenk sieht. Bringen Sie den Sack in das Haus, lieber Meister!

Und der Meister besann sich auch nicht lange: er lud den Sack auf die Schulter und trug ihn geradewegs in die Küche,

die er kannte. Das Siudierzimmer des Professors ging nach dem Garten hinaus, die Thür desselben befand sich neben der Küche.

Nun gehen Sie geuost hinein, sagte Dore; einen alten Bekannten brauche ich nicht anzumelden.

Ah, dachte der Müller, nun bin ich ein alter Bekannter, der nicht angemeldet zu werden braucht! Meinetwegen, ich muß heute in's Reine kommen.

Die Mütze in der Hand, klopfte er schüchtern an die Thür.

Herein! rief eine schneidend hohe Tenorstimme.

Der Meister öffnete und überschritt die Schwelle.

Der Professor lag lesend auf dem Sopha. Als er den Müller erblickte, erhob er sich. Eine riesig lange Gestalt stand vor dem kurzen, gedrungenen Landmaun, der verlegen lächelnd grüßte. Man mußte es gestehen, der Professor sah wirklich aus wie ein Professor der Theologie; sein volles Haar, obgleichstark ergraut, hing bis aus die Schultern herab und sein langes bleiches Gesicht paßte vortrefflich in den Nahmen, den das schlichte Haar bildete. Er war so glatt rasirt, daß sich nicht eine Spur von Bart zeigte. An seinem spitzen Kinne saßen zwei große Warzen, die mit struppigen Härchen geschmückt waren. Das Auge, eine Hauptzierde des Herrn Professors, war groß und von wasserblauer Farbe, während Wimpern und Brauen in das hellste Blond spielten. An Runzeln fehlte es dem bleichen Gesichte nicht; mehr als die zweiundsünfzig Jahre, die der würdige Mann zählte, mochte das Angestrengte und anstrengende Studium diese Runzeln erzeugt haben, die sich deutlich an den Wangen und in der Ge­gend des ziemlich großen Mundes zeigten. Wären die Zähne nicht so groß gewesen, man hätte sie ihrer blendend weißen Glasur wegen schön nennen können Den NamenTaube" schien er in der Thal zu verdienen, denn er war sanft, freundlich und harm­los. Der lange Rock, die mit einer Reihe Knöpfe versehene Weste und die engen Pantalons waren aus einem Stücke schwar­zen Tuchs gearbeitet. Nichts war weiß in der Toilette des ge­lehrten Herrn als das Tuch, das sich um seinen ungewöhnlich langen Hals wand.

Guten Tag, Herr Professor! grüßte der Müller mit seiner markigen Stimme.

Der Professor hatte die Hände flach in einander gelegt und sah fragend den Landmaun an.

Der Herr Professor kennt mich wohl nicht mehr ? Freilich, vor einem Jahre war ich das letzte Mal hier ... ich bin ja Karl Göpel, der Müller aus Taugendorf . . .

Ah, ah! rief Taube mit weicher Stimme und süß lächelnd..

Man verändert sich schon in der Zeit, Herr Professor.

Jawohl; wie aber ist der Meister in mein Zimmer ge­kommen? Ich hatte Auftrag gegeben, daß niemand, wer sich auch melden lassen möge, mich in meinen Studien störe . . . Beschäftigt mit einer schwierigen wissenschaftlichen Arbeit ... Es ist unan­genehm, sehr unangenehm.

Ich gebe es gern zu, Herr Professor; aber das, was ich mit Ihnen zu sprechen habe . . .

Mag sein was es wolle, die Störung bleibt mehr als unangenehm. Wer hat dem Meister die Thür geöffnet?

Jungfer Dore, Herr Professor.

Ah, ah, meine Magd! Es ist die erste Eigenmächtigkeit, die sich die gute Seele erlaubt.

Ich komme, Herr Professor, in der Geldangelegenheit . . .

Der Gelehrte fragte rasch:

Sie wollen Las Kapital zurückzahleu?

- Nein!

(Fortsetzung folgt.)

Abgang der Postwagen von Nagold

Ankunft der Post­

wagen in Nagold

um:

nach:

um:

von:

U. Ai. 1l 50 Nchts.

4 5

Mrgs.

1 Mtgs. IS - Mtgs.

ll is Mtgs.

1 - Am.

4 30 Nm.

10 45 Nchts.

11 45 Nchts.

Calw (zum Anschluß au die ersten Po­sten nach Ditzingen und Pforzheim).

Rotten bürg (zum sofortigen Anichlutz an den ersten in der Richtung nach Stuttgart abgehenden Zug).

Calw (mit Influenz nach Weilerstadt, Pforzheim und Wildbad).

H a i t e r b a ch.

Tübingen u. Stuttgart.

Freudenstad t.

Horb (mit Influenz auf die letzte» Züge nach Reutlingen und Rottweil). ,

Stuttgart (mit Jnfluenz auf die ersten Züge nach Bruchsal, Nördlmgenu.ttlm).

Freudenstadl (zum Anschluß an die Murgthalpost).

U. M.

9 15 Vm.

10 15 Vm.

N 35 Mtgs.

3 50 Nm.

3 45 Nm.

6 25 Abds.

9 45 Nchts.

10 40 Nchts.

11 37 Nchts.

Horb.

Haitcrbach.

Freudenstadt.

Stuttgart u.

Tübingen.

Calw.

Rottenburg.

Calw.

Frcudenstadt.

Tübingen u. Stuttgart.

Redaction, Druck und Verlag der G. W. Zaiser'schen Buchhandlung.