Uebungen nach Ulm einberufen worden sind, so sollen dem Ver­nehmen nach im Verlaufe dieses Sommers zu der in Stuttgart garnisonirten 1. Infanterie-Brigade ebenfalls auf 6 Wochen 2 Landwehrbataiüone und zwar unter Zutheilung zum 1. und 7. Jnf.-Regiment einberufcn werden. Die Landwehrpflichtigcn aus den Oberämtern Böblingen, Calw, Cannstatt, Herrenberg, Leon­berg, Neuenbürg und Stuttgart Stadt werden dem zum 7. Jnf.- Regiment gehörenden, diejenigen aus den Oberämtern Eßlingen, Nürtingen, Reutlingen, Nottenbnrg, Stuttgart Amt, Tübingen und Waiblingen dem dem 1. Jnf.-Regiment bcigegebenen Land- wehrbataillon zugetheilt. Die Landwehrbataillone kommen in den Querflügel der Jnfantcriekaserne zu liegen, während das 2. Jä­gerbataillon über diese Zeit auf die Solitude verlegt wird.

Freudenstadt, 9. Febr. Am 3. Febr., Nachmittags, er­eignete sich in dem nahen Schömberg ein sehr bedauerlicher Un­glücksfall. Der beinahe 70jährige Weinhändler Schäfer von Bettenhausen, O.A. Srllz (weit herum als alt Wiesenbauer be­kannt) , wollte mit seinem Einspänner nach Hause zurückkehren. Das Pferd scheute, ging durch, und Schäfer wurde ans dem Ge­fährt herausgervorfeu, eine Strecke weit geschleift und derart ver­letzt, daß er nach 5 Stunden trotz aller angewandten ärztlichen Hilfe starb.

Das Ulmer Tagbl. berichtet: Es coursiren falsche preußische Einthalerstücke, die einen schönen Hellen Klang haben. Dieselben sind aus einer Legirung von Kupfer und Zink gegossen. Sie tragen das Brustbild Friedrichs des Großen und die Jahreszahl 1778. Die Randverzieruug ist sehr undeutlich. Von den echten unterscheiden sie sich durch eine gelbröthliche Färbung an den ab­gegriffenen Stellen und dickmrch, daß sie sich etwas fettig anfühlen.

M ü n ch e n. Vorigen Sonntag war eine Anzahl jener Herren Reichsräthe, welche für die Mißtrauensadresse gestimmt hatten, beim österreichischen Gesandten zur Tafel geladen. Diese That- sache dient nur zur Beleuchtung der in den Wiener Blättern sich wieder kundgebenden Bestrebung der österreichischen Regierung, in Bayern an Einfluß zu gewinnen. Sehr richtig bemerkt die A. Abendztg." vor einigen Tagen:Unmöglich wäre es nicht, daß man in Oesterreich unter Leitung des immer lächelnden, intriguanten Beust das gewinnen möchte, was man trotz aller liberalen Phrasen an Machtstellung Schritt für Schritt im eigenen Lande verliert. Da wären wir denn dort wieder einmal zu dem Tölpel ausersehen, die Kastanien aus dem Feuer zu holen. Einige Redner der zweiten Kammer deuten so etwas an. Haben wir uns denn 1806 bei solchem Beginnen noch immer nicht genug die Finger verbrannt?"

Nach den Nachrichten der A. A. Z. verläßt der König die Münchner Residenz und bezieht die sogenannte Charlottenburg in Nymphenburg. Sollte er mit den Prinzen seines Hauses nicht mehr unter einem Dache wohnen wollen?

In der Sitzung des 7. Februar bezeichnte Jörg, der Refe­rent der Majoritätsadresse, durch Volk heransgefordert, das Be­nehmen Döllingers alseines Priesters unwürdig", er gebe sich einer maßlosen Leidenschaft hin.

Berlin, 7. Febr. Wie dieN. Pr. Ztg." hört, hat der Kaiser von Oesterreich dem Könige seinen innigen Dank für die Aufnahme, welche dem Erzherzog Karl Ludwig am Königlichen Hofe zu Theil geworden sei, durch den preußischen Gesandten in Wien übermitteln lassen. (St.-A.)

Berlin, 7. Febr. Heute Abend bildete sich im Herrenhause eine große sogen, liberale Fraktion, welche alle im Hause ver­tretenen liberalen Schattirnngen in sich vereinigen soll; unter welchem Namen steht noch nicht fest, die Tendenz scheint sich ge­gen die Fraktion Stahl zu richten. In den Vorstand will man wählen: den Herzog Ujest, den Herzog von Ralibor, den Grafen zn Münster und Hrn. v. Bernuth. Warum derartiges erst am Schlüsse einer Session erfolgt, ist schwer abzuschen. In der vergangenen Nacht hat in dem kronprinzlichen Palais ein nicht unbedeutender Brand stattgefnnden. Das Feuer war auf dem Dachstuhl ausgcbrochen und hatte bereits die Decke durchgebrannt. Veranlassung des Feuers ist vermuthlich gewesen, daß, als Ar­beiter Tags vorher die eingefrorenen Wasserleitungsröhren auf- thauten, eine Kohle unbeachtet ans einem Kohlenbecken gefallen ist und auf dem Dachsparren weiter geglimmt hat.

Berlin, 8. Febr. Abgeordnetenhaus. Der Antrag der Regierung aus Vertagung des Landtages ist in Folge des gestri­gen Beschlusses des Herrenhauses, welche sich gegen eine Vertagung aussprach, von der heutigen Tagesordnung vorläufig abgesetzt. Der Staatsanz. enthält die Präsidialverordnung, durch welche der Reichstag des nordd. Bundes auf den 14. d. Mts. einbe­rufen wird. (S. M.)

Aus Wartenburg wird derKönigsb. Ztg." vom 22. Januar berichtet: Eines qualvollen Todes starb gestern die junge Frau eines hiesigen Bürgers an der Trichinenkrankheit, nachdem sie, jedenfalls in Folge derselben, vor einiger Zeit von einem Kinde frühzeitig entbunden wurde, welches nach einigen Tagen verstarb. Der Mann liegt ebenfalls schwer darnieder, auch kla­gen verschiedene andere Personen, welche von dem Fleische des betreffenden Schweines genossen, über Unwohlsein. Die Magd,

welche beim Zubereiten der Würste rohes Fleisch gegessen hatte, starb bereits früher. Bei der verstorbenen Frau ergab die Unter­suchung das Vorhandensein einer sehr bedeutenden Menge Trichi­nen, wie dies auch in wohl seltener Weise bei dem geräucherten Schinken des Schweines, welches der unglücklichen Familie gehört, der Fall war."

Havelberg, 7. Febr. Durch eine gestern Abend ausgc- brochcne Feuersbrnst ist über die Hälfte der Unterstadt zerstört; Rathhaus und Kirche sind erhalte». Die von Berlin telegraphisch requirirte Feuerwehr ist in voller Thätigkeit, der herrschende Wassermangel erschwert die Abgränzung des Feuers.

Wien, 5. Febr. Gestern Nachmittag war eine lange Mi- uisterkonferenz, wobei die konfessionellen Fragen, namentlich in Hinblick auf die Auslassungen des Konzils, besprochen wurden. Die Regierung betrachtet die gegen die Freiheit der Gewissen und der Gedanken gerichteten Beschlüsse des Konzils nur als einen Grund mehr, um mit dem Konkordate um so rascher und ener­gischer aufzuräumen.

In Wien haben fast sämmtliche Zeitungssetzer die Arbeit eingestellt, weil ihnen höherer Lohn verweigert wurde. (B.-Z.)

Die größte Noth in Wien ist seit längerer Zeit die Ammen- noth. Die bestzahlenden Familien können oft keine Ammen be­kommen, weil die armen Mütter bei ihren Kindern bleiben wollen; sogar das Findelhaus mit seinen zahlreichen unglücklichen Müttern versagt seine Dienste. Auf die verlockendsten Anerbietungen ant­worten die Mütter: Nein, ich danke, ich will bei meinem Kinde bleiben! oder auch: Ich will so lange bei meinem Kinde bleiben, bis es die Impfung durchgemacht! Von ergreifendem Ausdrucke war die Antwort einer Unglücklichen, welche lautete: Nein, gerade, weil mich mein Liebhaber verlassen hat, weil er ein Lump ist, weil mein Bnb kein' Vater hat, muß er 'ne Mutter haben! Die Wiener schließen daraus mit Freuden 1) daß die Mutterliebe der Armen gestiegen und 2) daß lohnende Arbeit häufiger und leichter geworden ist.

Treu bis in den Tod. Letzthin starb in Hilterfingen bei Bern der 83jährige Greis Chr. Rnpp; seine wenig jüngere Gattin, mit der er 52 Jahre in glücklicher Ehe lebte, befand sich am Morgen des Todestages scheinbar kräftig und wohl. Zwei Stunden nach ihrem Manne starb jedsch auch sie. (B.-Z.)

Paris, 8. Febr. Der Figaro sagt: An den Barrikaden, welche am Eingang der Straße Belleville gebaut, wurden 15 Barrikadenmänner verhaftet, ein Offizier erhielt auf die linke Brust einen Bajonnetstich; weiter in der Straße wurde ein Stadt­sergeant auf die Brust von einer Revolverkugel getroffen. Nachts 12'/r Uhr plünderten die Ruhestörer eine Waffenfabrik in der Straße Lafayette, sie nahmen 40 Flinten und 300 Revolver. Zahlreiche Verhaftungen. Eine erste Abtheilüng von 200 Ge­fangenen ist auf der Präfektur. Die Barrikaden werden durch Truppen und Polizei bewacht. Flourens ist nicht verhaftet. Flonrens und Bologne hinderten die Ermordung des Kommissärs, den man nach der Volksversammlung mit fortgerissen hatte, die Erbauer der Barrikaden leisteten keinen Widerstand. Heute herrscht überall Ruhe. (S. M.)

Paris, 9. Febr., 6 Uhr Morg. In der vergangenen Nacht wurde wieder ein Dutzend Barrikaden errichtet, besonders in der Straße du Templc und den benachbarten Straße». Die meisten wurden ohne Widerstand zerstört. Ein einziger ernsthafter Zu­sammenstoß soll in der Straße Oberkampf stattgefunden haben.

Die Welt wird von einem entsetzlichen Aktenstücke überrascht. Mit einem Flnche hebt es an, mit einem Fluche hört es auf. Verflucht, verflucht, verflucht" einundzwanzigmal hinter einander verflucht werden Millionen braver, gottesfürchtiger Menschen und Christen. Ihr einziges Vergehen besteht darin, nicht unbedingt für richtig und wahr zu halten, was die Curie in Nom zu glauben vorschreibt.So einer sagt: die wahre Kirche Christi, außerhalb deren niemand selig werden kann, sei eine andere, als die eine heilige katholische und römisch-apostolische der sei verflucht". Wer ist's, der so flucht? Es ist der in 21 Canoncs oder Glaubenssätze verwandelte Syllabus, ein Akten­stück, das so eben von der Curie dem Concil in Rom zur An­nahme vqrtzelegt und von der Allgemeinen Zeitung in Augsburg zur Kenntnis) der gebildeten Welt gebracht worden ist. Hunderte von Bischöfen der katholischen Kirche selber protestiren dagegen, daß diese entsetzlichen Sätze und Flüche zu Glaubenssätzen der Kirche erhoben werden sollen; wir werden sehen, mit welchem Erfolge. Fast jeder einzelne satz erklärt dem Rechtsstaate, dem religiösen Frieden und her modernen Gesellschaft den Krieg und schleudert ihnen seinen Fluch ins Gesicht.

Petersburg, 27. Jan. Es wird eine socialistische Pro­klamation verbreitet, welche sagt, das rusische Volk sei vom Adel seines Landbesitzes beraubt und in schmachvoller Knechtschaft ge­halten. Früher sei es anders gewesen. Man müsse die Städte mit Feuer zerstören, den Ezaren und die Herren wie Hunde er­würgen ohne Gnade und Barmherzigkeit.

In Griechenland hat der Frühling seinen Einzug gehalten. Die Mandelbäume und das Räuberwesen stehen in schönster Blüthe.

Redaction, Druck und Verlag der G. W. Zaiser'schen Buchhandlung.

(Hieza rine Beilage, Holzpreise Lrtr.)