durch Schwimmen zu reiten, und des Augenblickes, in dein ich mich uiitersrnken fühlte.
Ich vermochte endlich, mich ein wenig emporzurichten, und fragte:
„Hast du mich hiehergebracht?"
tri» bejahendes Nicke» war feine Antwort.
„Wo bin ich?" fragte ich fodann. Ich Hostie mich noch in der Nähe des Dorfes zu befinden und mit Tagesanbruch dorthin zurückkehren zu können.
„Wigwam," grunzte der Indianer.
„Das fehe ich wohl, ich möchte aber wissen, in welcher Gegend wir sind und wie weit es von hier nach Ontonagon ist?"
„Großer Weg," sagte er, „viel Meilen. Nicht leicht hinkommen."
„Du hast mir das Leben gerettet und sollst reichen Lohn erhalten, sobald du mich nur zu meinen Freunden zurückgebracht haben wirst."
Er antwortete nicht und ein höhnisches Lächeln spielte um seine Lippen. Dann dampfte er wieder aus der seltsam aussehenden Pfeife.
„Aber in welcher Weise ist es dir denn gelungen, mich zu retten? Ich möchte das gar zu gern wissen."
* „Rothpfeil weite Augen haben. Im Finstern scheu können. Weiße Squaw aus Abgrund auftauchen, Rothpfeil sehen und mit Canoe kommen. Hieher bringen."
Das war die längste Rede, die ich während der ganzen Zeit meines Aufenthaltes bei dem Indianer aus feinem Munde hörte. Er war durchaus nicht redselig.
Ich war bald dahinter gekommen, daß cs weit mehr in der Absicht des Indianers lag, mich mit sich fortzuführen, als zu den Meinen znrückzubringen. Er behauptete, daß er noch eines Weibes bedürfe und das große Wasser mich ihm geschenkt habe. Zunächst suchte ich ihn mit der Aussicht auf reichen Lohn zu kirren; dann erklärte ich ihm, daß mir gar nicht bange sei. Meine Freunde würden mich suchen und sicherlich auch finden, und dann könne er, falls er aus seinem Plane verharre, der strengsten Züchtigung sicher fein.
All' mein Reden übte nicht die geringste Wirkung auf ihn und er grunzte bloß:
„Geh' schlafen."
„Bringe mich zu meinen Freunden und du sollst mehr Geld bekommen, als du je in deinem Leben beisammen gesehen hast."
„Geh' schlafen!"
Ich sah, daß meine Worte völlig nutzlos waren, und so legte ich mich denn wirklich auch nieder und schlief sofort ein, denn ich war ganz erschöpft. Mein Schlaf war traumlos und erquickend und ich erwachte erst, als der Indianer mich an der Schulter faßte und tüchtig rüttelte. Er hieß mich aufstehen und ich that, wie er geboten hatte. Keine Worte vermögen die Scelen- angst zu schildern, mit der ich spähend umhcrblickte. Wir befanden uns in einer Wilduiß und waren ringsum von Felsen umgeben, die nur gegen den See zu einen Pfad offen ließen. Die Hellen grünen Gewässer plätscherten in kleinen Wellche» an den Kieseln des Ufers; mir war jedoch, als wenn sie mir ein Todtenlicd sängen.
Nun ging der Indianer an's Ufer hinab, wo ein Haufen Fische lag,, die er offenbar während meines Schlafes gefangen hatte. In der linken Hand hielt er eine große Lachsforclle, die er mit vieler Geschicklichkeit abschuppte und zerlegte. Dann rieb er zwei Holzstücke, zwischen die er eine Art gelben Zunders legte, so lang an einander, bis sie in Brand geriethen und machte Feuer auf einem glatten Felsenstückc in der Nähe des Wigwams an. Von dem Zunder besitze ich noch ein Stück, das Spencer zum Andenken mitgenommen hat. Es soll von einem Schwamm sein, der aut der Rinde von Aepsel- uud Birnbäumen wächst. Er briet den Fisch am Feuer, ricß ein großes Stück davon ab und hieß mich essen. Ich tonnte keinen Bissen schlucken und glaubte ersticken zu müssen, so sehr schnürte mir die Angst die Kehle zu. Er zwang mich aber, das Stück ans seiner Hand zu nehmen. Ich fürchtete mich, ihn zu erzürnen, da er ohnedies, obwohl in der besten Laune von der Welt, so überaus entsetzlich häßlich war. Ich zwang mich daher auch, einige Bissen zu essen, und warf den Rest weg.
Gleich nachdem unsere Mahlzeit beendet war, ging der Indianer hinter ein großes Felsenstück nnd brachte eine Canoe zum Vorschein, das er dort verborgen hatte. Es war recht hübsch anzusehen, aber nicht viel geräumiger als ein großer wasserdichter Korb. Er hieß mich in dasselbe setzen und ich gehorchte. Dann stieß er es mit gewaltigem Ruck vom Ufer, schwang sich wie ein recht geschickter Gymnastiker in dasselbe und nun schoß es mit uns in's glatte Wasser hinaus.
(Fortsetzung folgt')
Allerlei.
— Wer ist schuldig? Es gibt Fälle, in denen sowohl der erfahrenste Kriminalist, noch der am schärfsten blickende Lehrer nicht im Stande ist, zu beurtheilen, wer von zwei Uebelthätern
der Schuldige ist. Die Beweise sind gegen Beide gleich, das heißt, sie machen Beide verdächtig und reichen doch nicht aus, um Einen zu verurtheilen, denn einer kann das Verbrechen nur begangen haben. Die Kriminalisten komme,! über solche Fälle leichter hinweg. Beide dürfen sie nicht verurtheilen, da einer unschuldig sein muß — sie lassen dcßhalb Beide laufen. Schlimmer ist ein Lehrer daran. Sein Respekt verlangt unbedingt, daß er den Schuldigen treffe — aber wer von Beiden ist schuldig? Da heißt es den Kopf anstrengen oder . . . Doch wir wollen zuerst einmal sehen, ob die Leser einen scharfen und psychologischen Blick haben. Wir scheu zwei Jungen vor uns und den Lehrer, Letzterer hält seinen Adjunct und Unterstntzer bereits in der Hand. Las Schreibheft des einen der Jungen ist mit Tinte beschmutzt. Zagend hält er es empor und zeigt auf seinen Kameraden — der soll das Tintenfaß drüber geworfen haben. Der aber bctheuert seine Unschuld. Wer ist nun der Schuldige? Das beschmutzte Schreibheft ist vorhanden. Beide Jungen sehen gleich unschuldig und gleich durchtrieben aus. Beide versichern ihre Unschuld. Jeder behauptet vom Andern, daß er die Unwahrheit spreche. Weitere Beweismomente sind nicht vorhanden uud auch nicht nöthig. Eine genauere Untersuchung würde diesen Fall nur noch mehr verwickeln und durchaus nicht aufklären. Auf wessen Haupt würde der Leser nun das Schuldig herabschleudern? Auf den Angeklagten? — Er kann schuldig sein, oder auch nicht! — Auf den Anklagenden? Er kann die Wahrheit sprechen, allein er kann auch lügen! Wir sind überzeugt, daß der Blick der meisten Leser nicht scharf genug ist, um dieses psychologische Räthsel zu lösen. Eine genaue Betrachtung des Lehrers, seiner Miene nnd seines Auges wird allein auf die rechte Spur helfen. Und wie wird er in dieser Angelegenheit entscheiden? Auch er hat nicht mehr Anhaltspunkte als wir und keine näheren Beweise, allein er hat mehr Erfahrung. Er schließt folgender Weise: das beschmutzte Buch ist vorhanden. Schlingel sind die Jungen alle beide, und deßhalb prügelt er beide durch. Er tröstet sich dabei mit dem Gedanken, daß derjenige, welcher dieses Mal unschuldig leidet, in seinem Leben noch so viele tolle Streiche ausüben wird, welche unbestraft bleiben, daß diese Tracht Prügel nur eiu geringer Vorschuß darauf ist. Und sich selbst erscheint er ein zweiter Alexander. Dieser hieb den gordischen Knoten, den er nicht zu lösen vermochte, mit dem Schwerte durch, und er haut die beiden Jungen, deren gegenseitige Beschuldigung er nicht zu enträthseln vermag, mit dem Stocke durch — dadurch ist auch dieser psychologische Knoten gelöst! —
— Der Milchbau m. Der Engländer Wallace fand auf seiner unlängst veröffentlichten Reise am Amazonenstromme und dem schwarzen Flusse (Rionegro) in Südamerika unweit Para zuerst einen Baum, der in Europa noch nicht bekannt ist und mehr Milch gibt, als eine nenmelkende Kuh. Die Milch, die aus der geöffneten Rinde fließt (wie Gummi und Guttapercha, dieses vegetabilische Eisen) gleicht guter Milch oder vielmehr junger Kassee- Sahne und schmekte auch .zum Thee und Kaffee ganz vorzüglich. Die Milch, welche bei uns von der Natur vermittelst der Kuh fabrizirt werd, kommt dort also durch eine Baumart zur Welt. Dabei ist diese vegetabilische Milch nahrhafter, als die thierische und etwas verdickt so zähe, daß man damit ganz schön leimen kann. Die Pflauzensäfte Guttapercha, diese Baummilch und andere, werden überhaupt eine immer bedeutendere Nolle spielen, und die neue Welt in ihrem Eifer, Glück uud Geld zu mache», sehr unterstützen.
— Hcirathsgebräuche in Iapa n. Wenn eine Japauesin (sie sollen sehr schön sein) hcirathen will, werden ihr erst mit einem ätzenden Mittel alle Zähne schwarz gebeizt. Die Augeschwärzte wird nie wieder weiß und zeigt so bei jedem Lächeln, daß sie vcrheirathet oder wenigstens Wittwe ist. Bei jeder Geburt eines Kindes wird ci.u Baum im Garten gepflanzt, der seine volle Größe bis zur Hcirathszeit erreicht. Soll nun das Kind heirathen, so wird der Baum umgehancn und von dessen Holz die nöthigen Meubles gcnacht, so daß Mann und Frau ihren verarbeiteten Baum mit in die Wohnung bringen, um von hier aus wieder auf „grüne Zweige" (wie in Japan die Kinder heißen) zu kommen.
Räthsel.
Ein Bauer trifft bei seinem Freund, einem Förster, der einsam wohnt, einen kostbaren Schatz, eine große Flasche Rum, die acht Matz enthält. Jener ist bereit dazu, mit ihm brüderlich zu theilen. Im ganzen Hause findet sich aber kein Maß, sondern nur zwei leere Flaschen, von denen die eine süuf Maß, die andere drei Maß faßt. Wie ist es auzu- fangcn, um den Rum in zwei Flaschen so zu vertheileu, daß in jeder genau vier Maß sind?
Ungeachtet der Anfechtungen von Feinden einer raschen und sichern Selbsthilfe, ungeachtet der zahllos auftauchcnden ähnlichen Hausmittel, stehen die nach Vorschrift des Professors der Medici» vr. Harleß gewissenhaft bereiteten Stolliuerck'schen Bnistbonbons bis heute vollkommen unerreicht da! Der 30jährige stets wachsende Consiim ist das beste Zeugniß für die Güte des Fabrikats, welches allen Brnstleidenden warm empfohlen zu werden verdient.
Nedaction, Druck und Verlag der G- W. Zaiser'schen Buchandlung.