cingeleiketen Prozesses wegen Ehrenkränkung durch die Presse im Rekursivege statt. Die Kläger waren durch N.-Cons. O. W Lch - tcr, der Beklagte durch R.-Eons. A. Becher vertreten. Das Erkenntniß lautetete wegen der in 6 Artikeln des Beobachters enthaltenen Ehrenkränkungen auf 6 Wochen Festungs-Arrest, 100 fl. Geldbuße, unentgeldliche Veröffentlichung und Tragung der Kosten.

Ellwangen, 18. Jan. Den ersten Gewinnst, einen be­spannten Glaswagen, hat Buchdruckereibesitzer Rees von Hei­denheim mit Nr. 62,094 gewonnen.

München, 21. Jan. Ein Vorschlag Bayerns, daß bay­rische Staatsangehörige ihre Militärpflicht in der Nordbunds- armce erfüllen könnten, ist nach kompetentester Quelle in keiner Weise erfolgt. (S. M.)

Berlin, 19. Jan. Die Verhandlungen zwischen der nord­deutschen und der nordamerikanischen Postvcrwalluug wegen Ein­führung des Postanwcisuugsverfahrens im Geldverkehre haben einen befriedigenden Abschluß erhalten, indem vor einigen Tagen eine den von hier gemachten Vorschlägen entsprechende Erklärung aus Nordamerika eiugegangen ist. Es wird das Postanweisungs- Verfahren bereits mit dem 1. Februar ins Leben treten und die Vermittelung von dem norddeutschen Lloyd übernommen werden. Die Gesammtgebühr für Beträge bis zu 25 Thlr. beträgt 21 Kreuzer, bis zu 50 Thaler 42 Kreuzer. (St.-A.)

Berlin, 20. Jan. Der Franks. I. schreibt man von hier: Aus zuverlässiger Quelle kann ich die Mittheiluug machen, daß das Abkommen zwischen dem norddeutschen Bunde und Baden hinsichtlich der Ableistung der Militärpflicht der beiderseitigen Angehörigen nicht mehr allein stehen wird. Auch Württemberg und Bayern, deren Heeresverfassuug bald vollständig den Cha­rakter der norddeutschen angenommen hat, werden mit dem nordd. Bunde ein Abkommen treffen, nach welchem die Bayern und Württemberger ihre Dienstzeit in norddeutschen Armeen und die Norddeutschen die ihrige in dem bayrischen und württembergischen Heere ableisten können. Die Einleitungen sind bereits weit vor­gerückt. (Auch der Köln.Ztg. wird diese Mittheiluug gemacht.)

Die Nordd. Allg. Ztg. erzählt, nachdem sie über die neue­sten Ordensverleihungen des ehemaligen Königs von Hannover berichtet, daß derselbe um 20,000 fl. ein in Wien erscheinendes Blatt ankaufen will, das einer jährlichen Subvention von 10,000 fl. öfter. W. sich erfreuen soll.

Wien, 21. Jan. Die N. Fr. Presse schreibt: Die Nach­richt des Observer, daß die Bevollmächtigten der Konferenz übcreingekommen seien, keine Zwangsmaßregeln zur Ausführung der Konferenzbeschlüsse zu ergreifen, ist unwahr. Die Konferenz würde, falls Griechenland ihren letzten Beschlüssen sich nicht fügt, zu einer neuen Sitzung zusammentreten, um zu berathen, welche Beschlüsse Behufs Sicherstellung der Ausführung der Konserenz- beschlüsse und der Verhinderung des Ausbruchs eines Konflikts zu fassen seien. Die Mächte sind eventuell geneigt, Frankreich die Ausführung zu überlassen. (S. M.)

Wien. Der Exkönig von Hannover hat eine Anzahl von Kreuzen vertheilt und eine Reihe Glücklicher geschaffen, deren Liste die Wiener Blätter mittheilen.Man weiß nicht," fügt eines derselben hinzu,soll man eher über die Dreistigkeit oder die Spielerei erstaunen, welche die Höfe der devossedirten Fürsten entwickeln, indem sie noch immer den Versuch machen, sich unter allerlei Varietäten i» die Regierungsgeschäfte des preußischen Staates cinznmischeu, um irgend einen Rest einer Regierungs- thätigkeit zu erhaschen."

Paris, 18. Jan. DerEtendard" sagt: Die Thronrede des Kaisers wurde oft durch Bcifallsbezeugungen (der Mamelu­ken, fügt die Redaktion der Schw. Volksztg. bei,) unterbrochen, besonders bei den Stellen, wo der Kaiser bestätigt, daß es seine Absicht sei, im Innern die Ordnung und nach Außen den Frie­den zu erhalten. Die ganze Rede wird mit Recht als friedlich und freisinnig betrachtet. DieFrance" sagt: Nie waren die Worie des Kaisers klarer und entsprachen mehr der Würde nach Außen und den liberalen Bestrebungen bezüglich des Innern. Nach Außen will Frankreich den Frieden, aber einen Frieden, der seiner würdig ist; es fühlt sich stark genug, und ist auf alle Eventualitäten vorbereitet, um im Concert der Völker die Grund­sätze aufrecht zu erhalten, auf welchen es mit Sicherheit seine eigenen Interessen und die Ruhe von ganz Europa begründen

kann. Wir sind für den Krieg bewaffnet, wenn die Umstände uns zu einem solchen zwingen sollten, aber unsere Bewaffnung darf die andern Mächte nicht beunruhigen, wenn sie selbst von friedlichem Geiste beseelt sind. (Lüge und Niedertracht der Hof­schranzen!) DasGelbbuch" wird erst Ende der Woche erscheinen.

Mad r id, 19. Jan. Sämmtliche bis gestern über die Wah­len eingelaufeuen Berichte bestätigen einen vollkommenen Sieg der Monarchisten, sowie daß überall die beste Ordnung herrsche.

Katholiken-Verein. Der unlängst gegründete Kotho- liken-Verein entfaltet schon eine rege Thäligkeit. Er hat folgende Bittschrift an die Cortes in Umlauf gebracht:Die Unterzeichne­ten bitten die constituireuden Cortes zu beschließen, daß die apo­stolische römisch-katholische Religion, die einzig wahre, aus im­merdar die Religion des spanischen Volkes bleibe, unter Aus­schließung aller anderen Religionen, und daß sie die Rechte und Vorrechte genieße, welche sie nach dem Willen Gottes und den heiligen Schriften genießen soll." Die Geistlichkeit sieht mit gro­ßer Besorgnis), daß der Verkauf von Bibeln und Traktaten lebhaft vor sich geht, und befürchtet, daß der Protestantismus sich ausbreite.

Amerika. Karl Schurz, der Befreier Gottfried Kinkels aus dem Zuchthause zu Naugard und Generalmajor während des amerikanischen Bürgerkrieges, ist von der gesetzgebenden Ver­sammlung des Staates Missauri zum Dundesscnaror für den Cougreß in Washington ernannt worden. Er ist der erste Deutsche, dem diese Ehre zu Theil wurde. (B.-Z.)

Die beiden Waisen.

(Fortsetzung.)

Der Frühling des Jahres 1814 war gekommen. Napoleon's Vertrauen und in Schlachten erprobte Soldaten waren in den Eisfeldern Rußlands umgekommen, und sein Glücksstern schien eine bedenkliche Wendung genommen zu haben. Die Heere der gegen ihn verbündeten Monarchen standen bereits auf Frankreichs Boden, und an der L-pitze einiger tausend noch kaum eingeübter Rekruten entfaltete der Kaiser jene wunderbaren Eingebungen seines militärischen Genius, welche die kolossalen Heere der Äl- liirten im Schach hielten, und selbst seinen crbitterstcu Gegnern Bewunderung abnöthigte'n. Von allen Seiten durch starke Ar­meekorps bedrängt, von einigen seiner besten Generäle verlassen oder verrathen, sah Napoleon seinen Geist zu einer Thatkraft und Elasticität augespornt, wie er sie vielleicht nie zuvor an den Tag gelegt hatte. Der Enthusiasmus der alten Kriegsthaten von Lodi und Arcole schwellten noch immer seine Seele, und er brachte die Wunder der italienischen Feldzüge nun in größerem Maß­stabe wieder hervor. Die Lchnelligkeiten seiner Bewegungen, die vollendete Geschicklichkeit und Umsicht seiner Combiuationen und die furchtbare Energie, womit er seine Schläge führst, machte seinen Feinden viel zu schassen, und heben den Ruhm derer noch höher, denen es vergönnt war, den großen Feldherrn in diesem verzweifelten Entscheidungskampfe zu besiegen. Seine Gegner mußten Napoleon zugestehen, daß seine Persönlichkeit allein'auf dem Schlachtfelde schier hunderttausend Mann ausmiege.

Aus ihren verschiedenen Märschen und strategischen Bewe­gungen kamen beide Heere dem kleinen Dörfchen, worin Hudel wohnte, oft so nahe, daß in seinem bescheidenen Häuschen die Fenster von der Erschütterung des Kanonendonners zitterte». Das waren ernste, aufregende Zeiten für den Landmann, für welchen so viel auf dem SpiAe stand. Die Bauern schaarten sich daher oft in Gruppen zusammen, plauderten über die Tages- begebeuhciten und gedachten der Schlachten, worin manche von ihnen unter demkleinen Korporal" gefachten hatten, wie sie ihren Abgott und einstigen Feldherrn nannten. Und als Tag für Tag neue Schilderungen von den Wundern einliefen, welche er mit seinem halb zertrümmerten Heere geleistet, da erwachte das alte soldatische Feuer wieder in ihnen, und die Landlente sprachen davon, eine Landmiliz, eine Caräs rarsla zu bilden und noch einmal unter ihrem Kaiser in's Feld zu ziehen. Eines Tages aber kamen betrübende Nachrichten: Marmont hatte auf eine heute noch unerklärbare Weise Paris übergeben, und sie wußten nun alle, daß jetzt des Kaisers Glücksstern im Verbleichen war. Er hätte in den Waffen eine ganze feindliche Welt bewältigen können, meinten seine ländlichen Anhänger; allein wie konnte er dem Verrath am eigenen Herde steuern ? (Forts, f.)

Redaktion, Druck und Verlag der G. W. Zaiser'schen Buchhandlung.