deiis sind über die von Preußen angeregte Konferenz einverstan­den. Dieselbe wird in Paris voraussichtlich am 2. Jan. zusam­mentreten. Frankreich erläßt die offiziellen Einladungen. Die Zustimmung der Türkei wird keineswegs bezweifelt. (S. M.)

In Norddeutschland hat, den Aenßerungen der Blätter zu­folge, das verneinende Ergebniß der württembergischen Adreß- debatte im Ganzen einen günstigen Eindruck gemacht. Die Blät­ter der preußischen Regierung stimmen darin mit den national- liberalen Organen völlig überein. Die Leipziger Deutsche Allg. Ztg., das bedeutendste Organ der deutsch-freisinnigen Partei in Sachsen, sagt:Die Adreßverhantlnugen ui der wärt:. Volks­kammer bekunden einen unleugbaren moralischen Sieg der natio­nalen Sache theils durch die Stärke der Gründe ihrer Verthei- diger, theils durch die Schwäche ihrer Gegner, welche die Halt­losigkeit ihres Standpunktes mehr als einmal ziemlich unverhoh­len znzngeben gezwungen waren. Auch die Erklärung, welche Minister v. Darnbüler im 'Namen der Regierung gab, zeigt, daß diese den Anschauungen der süddeutsche» Volkspartei noch viel ferner steht, als denen der nationalen, und daß sic selbst einsieht, wie ihr schließlich doch nichts übrig bleibt, als eine An­lehnung an den norddeutschen Bund."

Der preußische Abgeordnete Lasker ist von dem Landrath Staudy wegen einer Kammerrede zum Zweikampfe gefordert wor­den. Er wird wahrscheinlich die Redefreiheit wahren und das Duell ablehnen. Die Mantenffel'sche Periode ist hoffentlich noch nicht gekommen, in welcher politische Streitfragen mit Stock, Dolch und Pistole gelöst werden.

Den armen Lehrern in Ostpreußen ist ein Weihnachts­geschenk aus Nordamerika zngekommen. Deutsche in Philadel­phia haben ihnen durch Bermittelnng Bismarcks 1500 Thaler geschickt.

In Sachsen hat der Sturm am 7. Dezember für 4 Mill. Thaler Bäume niedergelegt, und auf dem Rheine sind zwischen Dortrccht und Köln Schiffe gesunken.

Die Erben des Pariser Rothschild haben eine Erbschafts­steuer von 10 Mill. Francs gezahlt. Nach dem Maßstabe der französischen Erbschaftsgesetze läßt diese Steuer ans eine Hinter­lassenschaft von 1000 Mill. Fr. schließen.

Da sich zu den weggcnommenen adeligen Gütern in Po­len keine Käufer finden, so hat sich die russische Regierung ent­schlossen, sedem nicht adeligen Russen, welcher ein Gut kaust, den Adel drein zu geben. Nach zehn Jahren weiß kein Mensch mehr, wie er adelig geworden ist.

Das Blatt Hut sich gewendet. Bei den früheren Kämpfen zwischen Griechen und Türken stand die öffentliche Meinung auf Seite der Griechen, jetzt ists umgekehrt. Die Griechen sind die Händelmacher, ihre Angen sind größer als ihr Magen, sie wollen sich auf Kosten der Türken ausdehnen und können sich daheim selbst nicht regieren; die Türken sind im Stande der Nothwehr. Zu Kämpfen ists noch nicht gekommen, die Groß­mächte vermitteln und werden auf einer Conserenz den Streit zu ordnen suchen; beide Theile sollen sich drei Wochen lang al­ler Feindseligkeiten enthalten. Es wäre ein Leichtes, den Krieg zu hindern, wenn die Großmächte einig wären, einige aber zei­gen eine zweideutige Haltung.

Am 8. v. M. standen vor dem Kriegsgerichte in Blidah in Algerien 2 Araber (Zwillingsbrüder) nebst einer Frauens­person mit Sohn und Tochter, die sämmtlich des furchtbaren Verbrechens angeklagt waren, eine Frau und 2 Kinder getödtet und deren Fleisch verzehrt zu haben. Die beiden Araber, sowie die angeklagte Frauensperson wurden zu lebenslänglicher und der Sohn der Letzteren zu öjähriger Zwangsarbeit vernrtheili; das Mädchen kommt ans 10 Jahre in eine Correktionsanstalt.

Rache uild Segen.

(Forrsestung.)

Heiter und sorglos flohen mir die Jahre der Kindheit dahin. Mit Alexander bezog ich auch die Universität und ihn begleitete ich nach vollendeten Studien aus Reisen. Schon wollten wir Deutschland verlassen, um auch Frankreich zu besuchen, als der Krieg zwischen Rußland und der Pforte ausbrach. Bon Kam­pfeslust entflammt, kehrten wir nach Rußland zurück und ließen uns dem bereits marschfertigen Heere einreihen. Unter den Se­genswünschen der Eltern und der holden Schwester zogen wir ab.

Alexander zeichnete sich in mehreren heißen Gefechten rühm­lich aus, bis er eines Tages, von einer Kugel lödtlich, getroffen, in meinen Armen sein Leben aushanchte. Bon Schmerz und Verzweiflung getrieben, suchte ich auch den Tod; denn ich hatte Alexander sehr geliebt. Ich drängte mich in die vordersten Rei­hen, stürmte mit Todesverachtung dem Feinde entgegen. Umsonst! Ich ging aus dem siegreichen Treffen zwar verwundet, aber le­bend hervor. Mein tollkühner Verzweifluugsmuth wurde als patriotische Aufopferung gepriesen und ich dem Kaiser als ein Held gerühmt. Noch aus meinem Krankenbette steckte mir der Oberfeldhcrr einen Orden an und überbrachte mir die vom Kai­ser eigens unterschriebene Ernennung zum Hanptmann seiner Garde. Mich freute,^ solche Auszeichnungen nicht; der Ehrgeiz fand in meiner vom Schmerz zerrissenen Seele keinen Eingang. Der Tod Alexanders Halle mich zu tief getroffen. Entschieden weigerte ich mich, nach Petersburg znrückznkehren und lehnte an­fänglich alle die liebevollen Anfforverungen, die mir von Peters­burg zukamen, dankbar ab. Der alte Stephan, der uns in den Kampf begleitet hatte, halte nämlich die traurige Mission über­nommen, den Eltern Alexanders Tod und meine Verwundung zu melden. 'Nur die Rücksicht ans meine Pflegemutter, die in meinem Anblick und in meiner Wartung den alleinigen Trost in ihrem Jammer zu finden hoffte, bewog mich endlich, den unab­lässigen Bitten nachzngeben. Mit dem Leichnam Alexanders, der in der väterlichen Gruft bestattet werden sollte, kehrte ich nach Petersburg zurück, wo ich mit den Thränen des Schmerzes, aber auch mit den Thränen einer gedoppelten Liebe empfangen wurde. In meine Pflege theilte sich nun neben der gebeugten Mutter auch Olga, die indessen zur holdesten und anmnthigsten Jung­frau herangeblühte L-chwestcr. Die Fürsorge und Theilnahme der letzteren thaten meinem Herzen wohl und die gemeinsame Trauer um den geliebten hingegangenen Bruder schloß unsere Seelen zu einem dauernden Bunde zusammen. Nur zu bald wurde ich inne, daß aus dein süßen, unbeduchien Spiele jugend­licher Geschwisterliebe die Flammen einer ernsteren Leidenschaft emporlodertcn. Aber Zweifel und Gram träufelten alsbald ihr zerstörendes Gift in meine glückstruukene Seele.Lheilt sie meine Empfindungen? Wäre sie, die Gräfin, die Tochter des stolzen Hauses Mamschek und die Enkelin eines Fürsten, wohl fähig, ihren hohen Rang der Stimme der Liebe anszuopseru? Werden ihre Eltern mich nicht als einen Vermessenen und Undankbaren verstoßen müssen? In solchen Gedanken quälte ich mich ruhe­los ab und dabei erwachte auch mein Stolz, der es nicht ertra­gen haben würde, durch eine Weigerung gedemülhigt zu werden oder selbst im günstigsten Falle das als Gnade erbetteln zu müs­sen, was mein Herz als gerechte Forderung anerkennen mußte.

Solche selbstquälerische Gedanken verschlimmerten meinen Zustand täglich und in meinem Mißmuthe stieß ich die zarte Hand, die mich pflegen wollte, oft rauh und böswillig zurück; wenn sich die Geliebte dann gekränkt und traurig zurnckzog, so überließ ich mich ans Augenblicke einer ungerechten Schadenfreude, um alsbald wieder von einem fieberhaften Verlangen nach ihrem Wiedererscheinen ergriffen zu werden. Mein so gänzlich geän­dertes Betragen und meine tyrannische Launenhaftigkeit ließen ihre Wirkungen bald erkennen. Auch Olga versank in Trauer und Betrübniß; ihre Wangen erbleichten und der Glanz ihres Auges erlosch.

(Schluß folgt.)

(Auch ein Trost.) Ein Pechvogel fährt mit der Bahn durch eine kleine Station. Der Zug fährt gerade i» den Perron, als Jemand fortwährend Mever! Mever! brüllte. Unser Herr steckt den .Nops zum Fenster heraus und erhält eine tüchtige Ohrfeige. Jammernd er­zählt er sein Leid dem Bahnhonnspektor. Dieser fragte ganz gelassen: .Veißen Sie denn Mever?" -Nein".Nun dann geht die Sache Sie ja gar nichts an!"

Das ist rechte Lolkskost

urkräftig und gesund, voll kernigen Humors und echter deutscher Gemüthlichkeit! Wie viel nützliches und lehrreiches, wie viel geistig und sittlich Anregendes und Förderndes steckt in dieser anspruchslosen Volksschrift: der Lahrer Hinkende Bote.

(Beobachter an der Saale.)

Redaktion, Druck und Verlag der G. W. Zaiser'schen Buchhandlung.