des württcmbergijchcn Volkes habe Ich im Verein mir den Silin- ^ den des Königreichs an die verschlossene Wahlurne jeden selbst­ständigen Staatsbürger berusen. Aus derselben sind neue Kräfte dem öffentlichen Leben zugeführt worden und neu hat sich die Landesvertretung gestaltet. Auch so wird sie Ich zweifle da­ran nicht wie ihre Vorgänger seit 50 Jahren treu der Ver­fassung ihren schweren Berns erfüllen, ernst und unparteiisch die Handlung Meiner Regierung prüfen und mit Hingebung die schwierigen Arbeiten erledigen, welche nach Meinem Befehle Ah­nen sofort werden vorgetegl werden, Ein neues Steuergesetz soll die Gleichheit der staatsbürgerlichen Pflichten auf diesem Ge­biete gerechter durchführen. Die neue Bauordnung wird längst veraltete.Bestimmungen beseitigen , die Baupolizei und das Nach- barrechr zeitgemäß regeln, ein weiteres Gesetz den Bestand gewerblicher und anderer Anlagen sichern. Die Regelung des Waidewesens und die Ablösbarkeit der Waide- und Slreurechte werden die Land- und Forstwinhschast einer sie hemmenden Schranke entledigen und weitere Kultnrmaßregeln anbahnen. Die Beseitigung der politischen Hindernisse in Schließung von Ehen wird die sittlichendc Kraft der Ehe auf weitere Kreise ausdehnen. Ein Gesetz wird die Rechtsverhältnisse religiöser Vereine im Sinne der Religionsfreiheit ordnen. Gleiches Maß und Gewicht mit ganz Deutschland und einem großen Thcile von Europa wird den Verkehr erleichtern und beleben. Die Ausführung der be­schlossenen Reform des Prozesses und der Gerichtsverfassung ist so gefördert, daß dieselben mit dem 1. Februar k. A. in das Leben treten kann. Im Anschluß hieran wird ein nettes Gerichts­sportelngesetz Ihrer Zustimmung unterstellt werden. Die Vor­rechte des Fiskus und anderer gesetzlich begünstigter Personen im bürgerlichen Rechte sollen aufgehoben werden; Ebenso die Per­sonal-Exekution in Wechselsachcn. Mehrere Staatsverträge, be­stimmt, den internationalen Verkehr zu regeln und zu fördern, werden Ihnen mitgethcilt werden. Sie finden unter den Vor­lagen bei Eröffnung dieses Landtags eine solche auf weitere Aen- derungen der Verfassung noch nicht, aber auch diese höchst wich­tige Frage wird bei versöhnlichem Sinne und aufrichtiger Hin­gebung an das wahre Wohl des Landes ihre zeitgeinäße Lösung erhalten. Die Mittel und Wege hiefür ausznsindeir, wird Meine Negierung bemüht sein. Wie bisher werde Ich die freie Bewe­gung in unserem Staatsleben fördern. Am Verein mit Meinem Volke werde Ach die Selbständigkeit Württembergs wahren, im Einklang mit ihm werde Ich die nationalen Interessen pflegen mit ihm werde Ich die Pflichten gegen das weitere Vater­land treu und patriotischen Sinnes erfüllen. Ach erkläre den Landtag für eröffnet." Dieser Rede entgegnete sofort Namens der Ständeversammlung der Präsident der ersten Kammer, Graf v. Rechberg. 'Rach dreimaligem Hoch Seitens der anwesenden Mitglieder verließ der König mit seinem Gefolge den Saal. Der Abg. Pfäfflin trat nun als Alterspräsident vor und machte den Vorschlag, auf morgen die Wahl der Sekretäre und des Präsi­denten festzusetzen, es wurde aber beschlossen, die Wahl des Prä­sidenten noch zu verschieben. :

5. Dez. (1. Sitzung der Kammer der Abg.) Eine Eingabe gegen den Hausirhandel wird der zu wählenden volks- wirthschastlichen Commission, eine solche von Göppingen gegen die Wahl Hölders an die Legitimationskommission gewiesen. Austizminister v. Mittnacht legt einen Gesetzesentwurf, betreffend die Aufhebung der Rechte des Fiskus, und hiemit im Zusammen­hang einen weiteren Gesetzesentwurf, betreffend die Ergänzung des Vormnndschaftsrcchts auf dem Tische des Hauses nieder. Die Kammer geht nun zur Wahl der Sekretäre und der Legiti- mationSkommission über; dabei kam es vor, daß auch Schwade- rcr, der nicht mehr der Kammer angehört, Stimmen erhielt. E. Mayer begründet hieraus die Dringlichkeit seines Antrags auf Erlaß einer Adresse; Elben schließt sich dem Anträge an. Höl- dcr, Römer, Oesterlen beantragen, den Antrag auf Erlaß einer Adresse auf die Tagesordnung am Montag zu setzen; ebenso eventuell die Wahl einer Adreßkommission. Dieser Antrag wird angenommen.

Stuttgart, 3. Dez. Die Wahl von Leutkirch (Völmle) allein ist und bleibt angefochten.

(Die Landes - Synode.) Für diejenigen, die noch nicht wissen sollten, was die kürzlich gewählte Landesspnode ist, be­merken wir, daß sie die Gemeindevertretung der evangelischen

Landeskirche gegenüber von dem landesherrlichen Kirchcnrcgimcnt ist und sich an die Pfarrgemeiudecäthc und Diöcrsansynoden als oberste Stufe anschließen soll. Sie tritt in der Regel je im vierten Zatzre zusammen und besteht aus 50 von den Diöcesan- synoden gewählten (25 geistlichen und 25 weltlichen) Abgeordne­ten, einem Abgesandten der Universität und sechs von dem Kö­nige zu ernennenden Mitgliedern. Die Mitglieder des Konsisto­riums können den Sitzungen anwohnen. An der Zwischenzeit vom Schluß der Synode bis zu ihrem nächsten Zusammentritt besteht ein Synodalausschuß, welcher jährlich einmal einberufen wird. Die Hauptaufgabe der Laudessynodc besteht in der Mit­wirkung zur kirchlichen Gesetzgebung, so daß ohne ihre Zustim­mung kirchliche Gesetze weder gegeben noch verändert werden könnten, sodaun hat sic Anträge, Wünsche und Beschwerden über den Zustand der Landeskirche nach den vcrschiedeneneii Lcbensge- bieten derselben, Lehre, Liturgie, Verfassung, Zucht und christli­chem Leben, religiöser Erziehung der Äugend, christlicher Armen­pflege und dergleichen an das Kirchenregiment zu bringen. Die Synode ist an das bestehende Bekenntnis) der evangelisch luthe­rischen Kirche gebunden.

Tübingen, 4. Dez. (Schluß des Verfahrens gegen Cbr. Hirn- eisen und Genossen.) Bei der Lektion zeigte näi vorder rechten Au- geuböhte bis gegen die Naht der hintern Vcheuetbeine ein Bruch des Schädelkuocheus, in Folge-dessen Blutextravasate entstanden, welche die Thätigkeit des Gehirns lähmten und dadurch den Tod herbeiführlen- Diese Kopfverletzung wurde ohne allen Zweifel mir einem von den drei Prügeln, welche aus dem Platze ganz nahe bei Schäberle gefunden wur­den, und anderen einem Blutspuren waren, zugefügt. Wer von den Ang. den tödttichen Schlag sükrre, konnte, obwohl 19 Zeugen vernom­men wurden, ntcht mit Gewißheit ermittelt werden, zumal die Angegrif­fenen selber hierüber nichts Bestimmtes sagen können. Von den Ang. will Ehr. .rnr.u'isen von der Schlägerei WO Schritte weggewesen sein; W. Hirneifeu will gesehen haben, daß Koch und Selber 'aus den Schä­berle hiuemgeschlageu hätten; Koch sagt, daß Helber dem Schäberle eins hinten über den.Schädel mit dem Prügel versetzt habe. Koch hielt es übrigens für angemessen, gleich am Morgen nach der Timt, mit ISO fl. Geld ausgerüstet, Lurchzugehen, indem er nach Amerika wollte; er wurde aber am 7.. Juli in Kehl verhaftet. H lder will nur aus den Lohrer hmeingeschlagen haben. Gegen das allgemeine Vorbringen der Ang-, daß sie eigentlich die Angegriffenen gewesen seien, spricht eine Masse von Gegenbeweisen, weßhatb der Staatsanwalt die Anklage, welche Comp- lott, Vorbedacht und den mittleren Grad der Wahrscheinlichkeit des ein- getretenen Erfolgs annahm, aufrecht hielt, während der Verteidiger Rechtseons. Gös (von Helber gewävtl- Comptoir und Vorbedacht be­stritt und mrr Affekt annahm. Am vierten Tage der Verhandlung ver­kündeten die Geschworenen nach mehr als eiustündiger Beratung Mit­tags ihren Wahrspruch, und wurden sämmtliche Ang. im Sinne der An­klage für schuldig erklärt, mit der Milderung bei Helber, baß bei ihm statt des Vorbedachts 'Affekt angenommen wurde. Rach längerer Be­ratung verkündete der Hof sei» Urteil, dasselbe lautete: 1) bei Ehr. Hirnesten aus Ar be its ha us straf e von 2 Jahren und 4 Monaten; 2) bei W. Hinreisen auf eine solche von 2 I. und 2 M.: 3) bei Koch auf eine solche von 2 I. und 10 M. und 4) bei Helber auf eine Kreis gefängnißstrafe von 1 I. und 10 Ri. Als Sachverständige waren anwesend: OA.-Arzt Dr. tzipp von Horb, OA.-Arzt Hölzle und DA.- Wundarzt Lohb von Ragold.

Allerlei.

Börne stritt sich einst mit einem alten Herrn und wi­derlegte dessen vorsündfluthliche Ansichten. Wissen Sie, junger Mann, rief der Alte, in Ahrem Alter war ich überhaupt in der­lei Dingen noch ein Esel! Dann haben Sie sich merkwürdig gut conservirt, antwortete Börne.

lTheiiuug der Arbeit.) Ein Janker fiel, als von der immen­sen Höhe einiger Thürme gesprochen wurde, mit der Versicherung ein: Das ist noch gar nichts. Bei uns zu Hause steht ein Thurm, an des­sen ganzer Höhe ein einzelner Mann unmöglich hinaufseheu kann. Um die «pitze zu erschauen, thun sich immer zwei zusammen, und der zweite fängt da an wo dem ersten das Gesicht ausgebt."

Noch ein Urtheil über den Lahrer Hinkenden Boten.

Potsdam, 20. Sept. 1868.

Auswahl und Ton Ihrer kleinen Geschichten sind wirklich mustcrgiltig und schlagen bei Großen wie bei Kleinen, bei Ge­bildeten und Ungebildeten an. Dasselbe gilt von den Holz­schnitten. Schulze (Delitzsch).

Redatlion, Druck und Vertag der G. W. Zaiser'schen Buchhandtung.