Bataillon Nationalczarde durch die Straße zog und einem Prie­ster mit der Hostie sür einen Sterbenden begegnete-, machte es ohne Commando Halt, präsentirte das Gewehr und beugte das Knie. Man sieht, die katholische Kirche ist nicht gefährdet, auch wenn die Kirche keine Zwangsanstalt mehr ist. Bon dem Kon­kordat mit Nom will freilich das Volk nichts wissen; in Madrid und Barcelona hat es das Eoncordat vor dem Palast des päbst- lichen Gesandten verbrannt.

Madrid, 15. Oktober. Die Preise für Lebensmittel und Wein sind herabgesetzt worden. Ein Dekret des Ministeriums verkündigt völlige Freiheit des Elementarunterrichts. Das Mi­nisterium bereitet die Freiheit des mittleren und höheren Unter­richts gleichfalls vor. Der Diario bekämpft M Kandidatur des Prinzen Alfred von England, jedes Prinzen, der nicht ka­tholisch geboren, sowie der ganzen Nachkommenschaft Jsabellas.

Madrid, 16. Okt. Die Regierung hat eine Reform des Münzwescns beschlossen. Dasselbe soll künftig mit dem franzö­sischen System übereinstimmend sein. (S. M.)

General Prim ist vorläufig der einflußreichste Mann der provisorischen Regierung in Spanien. Er ist ein schöner, rit­terlicher Mann in den Fünfzigern, war ein halbes Dutzcndmal wegen Revolntionirens zum Tode verurtheilt und sieht aus wie das Leben; er hat einen guten Kopf und Degen und ist Inha­ber einer Frau, deren Silberminen ihm jährlich eine Million Franks einbriugen. Diese Frau und ihre Million weiß er treff­lich zu verwerthen. Dem Prinzen Napoleon hat er geschrieben, die provisorische Regierung sei über die Besetzung des spanischen Thrones zwar noch nicht schlüssig, sie werde aber keinen Prin­zen wählen, der Europas und namentlich Frankreichs Zustim­mung nicht finden werde. Der Brief ist für den Kaiser bestimmt, und soll ihm vielleicht einen «Strohhalm durch den Mund ziehen.

Die Lissabon?! Blätter schlagen die Zahl der in Portugal aus Spanien angekommenen Jesuiten aus mehr als 500 an.

London, 14. Okt. Praktische Versuche, die Steinkohle bei Heizung von Dampfkesseln durch Creosotöl zu ersetzen, sollen ganz erstaunlich gute Ergebnisse geliefert haben. Dieses neue flüssige Heizmaterial soll um 's wohlfeiler sein als Kohle, kaum den vierten Theil cinnehmeu und einen großen Theil der Arbeit ersparen.

In Nordamerika hat General Grant die meisten Aussich­ten, Präsident zu werden. Die Wogen der Wahlb.ewegung ge­hen bereits hoch.

Der Jndianerkrieg nimmt täglich eine bedenklichere Ge­stalt an. Raub und Mord sind in Kansas jetzt an der Tages­ordnung; Männer werden zu Dutzenden scalpirt, Weiber und Kinder in der schrecklichsten Weise gemißhandelt und verstümmelt. Dagegen sind der Amerikanischen Truppen nur wenige, denn in eine Abtheilung conzentrirt könnten sie auf diesen weiten Ebenen nichts ausrichten und der Krieg verspricht eine gute Spanne Zeit fortzudauern. Allerdings fühlen sich die Indianer nach Bewaff­nung der Unionstruppen mit Hinterladern nicht mehr so sicher, da hiedurch ihre alte Angrissswcise den Feind zu umschwär­men und erst, nachdem er seinen ersten Schuß verschossen, auf ihn cinzustürmen unwirksam gemacht wird. Wie die Sachen jetzt stehen, so läßt sich kaum eine Beendigung dieser Jndianer- angrifse vor Vertilgung des ganzen Stammes erwarten.

Närrische Leute.

(Forstetzung.)

Du bist ein Narr!" warf Horst ein.

Gut, so werde ich vernünftig sein und nicht weinen," fuhr Schovien in ausgelassener Laune fort.Das Denkmal setze ich Dir indeß, denn ich erspare ja durch Deinen Tod jährlich eine ansehnliche Summe für Cigarren!"

Horst schwieg. Er schien die Lust zu antworten verloren zn haben.

Sie langten an dem bestimmten Platze unter den Eichen an. Der Hauptmann war noch nicht dort. In der Ferne erblickte Schovien zwischen den Bäumen ein weißes Kleid das war Cläre. Horst bemerkte sie nicht So sehr er sich auch znsammen- nahm, konnte er seine Niedergeschlagenheit doch nicht ganz ver­bergen.

Hier ist der Platz!" sprach Schovien.Wie friedlich die Bäume ringsum stehen, sie ahnen nicht, daß auch sie vielleicht von Deiner oder des Hauptmanns Kngel getroffen werden. Bald werdet Ihr mit erzürnten Blicken einander anschauen, wir wer­den die Mensuren abmessen ich werde cs thun und zu Dei­nen Gunsten, Lieutenant, werde ich möglichst große Schritte neh­men. Der Platz ist prächtig! Sieh, wenn Du wirklich fallen solltest, so fällst Du wenigstens auf weichen Rasen auch das ist ein Vortheil!"

Der Hauptmanu kam mit noch zwei Reitern schnell dahcr- gesprengt. Auf dem Platze angelangt, sprangen sie von den Pferden, welche sie an einen Baum befestigten.

Der Hauptmann stellte die beiden Herren Schovien vor. Es waren zivei Gutsbesitzer, der eine sein Sekundant der andere sein Zeuge.

Sie sind sehr pünktlich," sprach er.Es ist noch nicht sechs Uhr."

Wir haben erst einen Spaziergang gemacht, da der Mor­gen sehr schön ist," erwiderte der Assessor lächelnd.Ich be­dauere, daß es hier keine Erfrischungen gibt."

Wir können das Spiel bald beenden, bemerkte der Haupt­mann,dann haben Sie Zeit zu Erfrischungen. Wollen Sie die Freundlichkeit haben und die Barrieren abslccken."

Mit größtem Vergnügen," erwiderte Schovien. Während des Hauptmanns Sekundant die Pistolen auspacktc, näherte er sich Horst, welcher in nachlässiger Stellung, beide Hände in den Taschen, dastand. Er wußte, daß er schlecht davon kam, dennoch wollte er seinem Gegner nicht die geringste Furcht verrathen.

Der Assessor mußte heimlich lächeln, als er dies bemerkte.

Du hältst Dich gut, Lieutenant," sprach er.Noch ist es Zeit, soll ich dem Hanptmann Versöhnung antragen?"

Eine Kugel will ich ihm durch den Kopf jagen," erwi­derte Horst unwillig.Stecke die Barrieren ab!"

Möglichst langsam führte der Assessor dies aus. In seiner Gegenwart wurden dann durch die Sekundanten des Hauptmanns die Pistolen geladen. Er mußte sich zusuminennehmen, um durch sein Lächeln nichts zu vecratheu.

Der Hauptmann und Horst hatten sich in Bereitschaft ge­setzt. Schon hielten sie die Pistolen in den Händen und traten hinter die Barrieren, als der Zeuge mit einem MaleHalt" rief.

Cläre und ihr Vater traten hinter den Bäumen hervor und kamen auf sie zu.

Was ist das?" rief der Hauptmann.

Ein Herr und eine Dame, wie es den Anschein hat," gab Schovien lächelnd zur Antwort.

Gewiß! das kann auch ein Blinder sehen!" fuhr der Haupt­mann ärgerlich auf.Ha! Es ist Eger und dessen Tochter!" fügte er überrascht hinzu.

Schnell wurden die Pistolen bei Seite geschafft. Die Her­ankommenden näherten sich immer mehr und mehr. Horst warf auf Schovien einen fragenden Blick. Er schien zu errathen, daß Eger und Cläre nicht zufällig hierher kamen.

Meine Herren, das Duell ist unterbrochen und für heute unmöglich wir werden morgen früh um diese Zeit es zur Ausführung bringen," sprach des Hauptmanns Sekundant.

Einverstanden!" erwiderte Schovien.

Hoffentlich haben sie noch nichts gesehen!" bemerkte der Hauptmann.Der Kukuk muß sie auch gerade jetzt hierher­führen !"

Guten Morgen, meine Herren!" rief Eger, sich nähernd, ihnen zu.Sie hätte ich hier nicht erwartet!"

Der Hauptmann, Schovien und Horst gingen ihm entgegen.

Was hat Sie denn so zeitig hierhergeführt?" fuhr Eger fragend fort.

>Der schöne Morgen," erwiderte der Hanptmann sich fas­send.Er ist herrlich auf Ehre! Wir hatten verabredet, uns hier zu treffen um um ein Frühstück einzunehmen."

so zeitig schon!" fiel Eger lachend ein.Doch weßhalb sehen Sie sämmtlich so bestürzt aus?"

Wir ich ich bin sehr vergnügt!" rief der Haupt­mann und zwang sein Gesicht zum Lachen.

. (Fortsetzung folgt.)

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