Hülleumaier'schen Gerten erstach, wurde vom Schwurgerichtshof, wegen Körperverletzung und Tödtung im Zustande des Affektes ^ und zum Zorne gereizt, zu 3 Jahre Zuchtpolizeihaus verunheilt.

Gustav Schwads schönes Gedicht:Urahne, Großmutter, Mutter und Kind" gründet sich auf die Thatfache, daß am 30. Juni 1828 in einem Hause der Stadt Tuttlingen vier Men­schen durch einen Blitzstrahl getroffen, von jähem Tode ereilt wurden. Dieses selbe .Haus ist am 18. Juni ein Raub der Flammen geworden und dabei ein junger Mann von 21 Jahren im Feuer umgekommen.

In München werden neue Trauben und Birnen aus Al­gier verkauft, die Traube von 13 Beeren zu 1 fl.

Worms, 25. Juni. (Luthertag. » Der König von Preußen traf heute Morgen um 9'/, Uhr ein. Tic Fürsten fuhren hier­auf sogleich durch die in vollem Festschmuck prangenden, mit Tau­fenden von Menschen angefüllten Straßen, zur Dreifaltigkeits­kirche, wo Generalsuperintendent-Hoffmann aus Berlin die Festrede hielt. Nach der Festpredigt nahmen die Fürsten ein Dejeuner. Dann wurde zur Enthüllung des Denkmals geschrit­ten. Um 12'/, Uhr traf die Spitze des Festzugs auf dem Fest­platze ein. Boran gingen zahlreiche Gesangvereine mit ihren Emblemen, es folgten weißgekleidete Jungfrauen mit Kränzen, die Schuljugend, 2000 Geistliche, dann zahlreiche Deputationen von Städten und Fakultäten, die auf den Tribünen Platz nahmen. Den Festzug füllten circa 15,000 Menschen (in der Stadt sind 8090,000 Fremde). Um 1 Uhr fuhren die Fürsten, von Hoch­rufen begrüßt, auf den Festplatz. Der Großherzog von Hessen- Darmstadt saß neben dem König Wilhelm; der Großherzog von Sachsen-Weimar neben dem König von Württemberg; der Kron­prinz von Preußen neben dem Prinzen Wilhelm von Baden. Die Einleitungsrede Oppermann's gab eine Geschichte des Denkmals, mit Beziehungen auf die Gegenwart. Dekan Keim begrüßte die Fürsten. Um 2 Uhr fällt der Vorhang, welcher das Lnrherdenkmal umgab, unter Kanonendonner. Ein Sturm des Beifalls erhebt sich und der ChoralEine feste Burg ist unser Gott", von 20,000 Menschen gesungen, braust wie ein gewaltiger Ocean dahin. Die Fürsten nehmen unter dem Zujauch­zen des Publikums das Monument in Augenschein. Prälat Dr. Zimmermann aus Darmstadt übergab nun das Denkmal an die Stadt. Hr. Brück, der Bürgermeister von Worms, ein Katholik, erwiderte, indem er Luther's Verdienste um die Mensch­heit verherrlichte und ihn alsEhrenbürger von Worms" pries. Die Feier schloß um 3 Uhr mit einem allgemeinen Gesang.

Berlin, 24. Juni. Der überaus erfreuliche Eindruck, den die Reise des Königs nach Hannover dort überall hervorge­bracht, hat den König zu dem Entschluß geführt, auch die übri­gen Theile der Provinz, welche er auf der gegenwärtigen Reife nicht berühren konnte, noch in diesem Jahre zu besuchen.

Berlin, 25. Juni. General v. Roon wird während der Abwesenheit des Bundeskanzlers die volle und selbstständige Ver­waltung des gesammten Bundeskriegswesens führen.

Berlin, 25. Juni. In Bezug auf die Anträge des Zoll­parlaments wegen der Wahlen in Bayern und Württemverg hat der Geschäftsordnungsausschuß des Zollbundesrathes genau so entschieden, wie vermuthet worden. Der Bundesrath als solcher erachtete sich für inkompetent, den Ausgleich herbeizuführen, und hielt sich nur für berufen, die Uebermittlung der Anträge des Zollparlaments an die Regierungen der Zollvereinsstaaten zu übernehmen. Es liegen übrigens Erklärungen der bayrischen Regierung vor, Abhülfe zu schaffen, welche den gerügten Unre­gelmäßigkeiten Vorbeugen soll, während von württembergischer Seite die Schuld an letzteren einzelnen falsch aufgefaßten Instruk­tionen zugeschrieben wird.

Im Königreich Preußen leben gegenwärtig 144 Millionäre. Im Jahre 1854 waren es erst 67. Der beliebteste Aufenthalts­ort für Millionäre ist Berlin, wo es deren 59 gibt. Unter die­sen befinden sich drei Erzmillionärc, die ein jährliches Einkommen von nahezu 250,000 Thlr. haben. Davon geben sie 7200 Thlr. Einkommensteuer.

Die deutsche Flotte. In Amerika weiß man es zu würdigen, welche Bedeutung die norddeutsche Seemacht für jeden ! Deutschen haben muß. Die Ncw-Aorker Handelszeitung äußert § sich über die Fahne des norddeutschen Bundes, welche kürzlich s von den deutschen Schiffen in den amerikanischen Häfen aufgezo- '

, gen worden ist, in folgender Weise:In der neuen Flagge cr- j blicken wir auch das Zeichen der Macht, und diese liegt uns be­sonders am Herzen, denn die Deutschen im Auslande haben den Fluch der Ohnmacht tiefer und schmerzlicher empfunden, als die daheim. Wie oft haben wir Gelegenheit gehabt, uns vor den Amerikanern zu schämen! Wie oft haben wir ihren Spott über unskergehen lassen müssen, ohne etwas darauf antworien zu können! Jetzt ist es damit vorbei, und das Zeichen der Befreiung von dieser Schmach und Ohnmacht sehen wir mit unaussprechlichem Jubel in Amerika's Häfen erscheinen. Große deutsche Thaten sind ins Buch der Geschichte eingetragen, Thaten, welche das stolze Amerika begierig machen auf die Bundesgenossenschaft derer, die sie vollbracht. Eine große, imponirende Einheit sehen wir da vor uns, wo es früher nur das trostlose Elend der Zerrissen­heit gab. Die Macht ist die Grundbedingung der Selbstachtung; und wie kann ohne diese von Freiheit die Rede sein ? Die Stel­lung der Deutschen in Amerika ist eine andere geworden, weil Deutschland jetzt ein anderes ist. Die Schmach der Ohnmacht haben wir am tiefsten empfunden, und der Sieg der Macht wird uns am ersten fühlbar. Indem wir hierauf Gewicht legen und uns hierdurch bestimmen lassen, bewegen wir uns nicht auf dem Boden des Egoismus. Unsere Ehre ist Deutschlands Ehre, wie unsere Demüthigung die des ganzen deutschen Volkes war. Ab­gesehen von Oesterreich, führt jedes deutsche Schiff, welches auf dem Meere schwimmt, das Schwarz-Weiß-Roth, und somit gilt dieses den Völkern gegenüber thatsächlich für ganz Deutschland. Werfen wir noch einen Blick auf das Gebiet des praktischen Nutzens, so sehen wir Deutschland in die Reihe der Seemächte anfgenommen und auf einen Punkt des Einflusses im Weltver­kehre gelangt, den es nie hätte erreichen können. Darum hangen wir an dem Schwarz-Weiß-Roth und betrachten es als das Zei­chen einer glorreichen Zukunft des herrlichen Kulturvolkes, wel­chem wir mit Stolz angehören."

Wien, 26. Juni. Professor Schäffle in Tübingen ist auf den Lehrstuhl der Nationalökonomie an der Wiener Univer­sität berufen worden. (S. M.)

In Graz wollte eine Dame ihre fämmtliche Reisegefährten, 14 Hunde in den Eisenbahnwagen mitnehmeu; die Hunde wurden besonders eingesperrt und kosteten 30 fl. Fahrgeld.

In Moudon (Schweiz) kletterte ein lljähriger Knabe auf ein Dach, um ein Paar Tauben zu fangen, will sie fassen, ver­liert das Gleichgewicht, rollt das steile Dach herab und stürzt auf die Straße. Sein Schwesterchen, ein Kind von 9 Jahren, sieht den Fall, stürzt hinzu und will mit seinen Aermchen den Bruder auffangen. Das Kind wird unter der Wucht des Stur­zes zu Boden gerissen und man glaubte beide Kinder todt. Da erheben sich Beide unversehrt vom Boden, wunderbar bewahrt.

Rom, 23. Juni. In der Allocution über die kirchlichen Angelegenheiten in Oesterreich sagt der Papst: er hätte nach Ab­schluß des Concordats mit dem Kaiser nicht geglaubt, daß er eines Tags das Unglück der österreichischen Kirche beklagen müßte. Die Feinde der Religion haben gewaltige Anstrengungen gemacht, das Concordat zu zerstören. Die erlassenen Gesetze feien höchst tadelnswerth und verwerflich. Sie stehen im Widerspruch mit den Lehren, den Rechten und der Verfassung der Kirche, mit der Macht des heil. Stuhls, dem Concordat und dem Naturrecht. Der Papst verdammt diese Gesetze und beschwört diejenigen, welche sie vorlegten und billigten, sich der geistlichen Strafen zu erinnern, welche auf die Angreifer der Rechte der Kirche fallen. Er be­lobt die österreichischen Bischöfe wegen ihrer Haltung , er hofft, die ungarischen werden es ihnen gleich thun und bittet schließlich Gott, den Anstrengungen der Feinde der Kirche ein Ende zu ma­chen und sie aus den rechten Weg zurückzuführen.

In unseren Ateliers, sagt dieTimes", haben wir eine Presse geprüft, welche Alles übertrifft, was bisher auf dem Ge­biete der Druckerei erfunden und geleistet worden ist. Endloses Papier wickelt sich um eine Rolle, welche je nach Bedarf der Presse Papier liefert. Die Maschine kann auf diese Weise in einer einzigen Stunde 46,000 Bogen liefern. So etwas Uner­hörtes ist noch nie dagewesen; aber dabei schneidet die Maschine ^ die Bogen ab, falzt sie und liefert einen nach dem andern fertig ab.

Redaktion, Druck und Verlag der G. W- Zaiser'schen Buchhandlung.