württ. Ossiziere geladen waren. — Graf Bismarck wird seine Urlaubsreise wahrscheinlich Mitte nächster Woche antreten und sich bis zum Herbst von den Staatsgeschäften znrückziehcn.
Ans Osnabrück geht vom 0. Juni die Nachricht ein, daß die Kathariuenkirche und das cvang. Seminar in Flammen stehen, nachdem das Feuer vorher die Kavalleriekasernc und eine ganze Straße verzehrt hatte.
Paris, 10. Juni. Prinz Napoleon, einst der „rothe Prinz" genannt, reist in Ocstreich als gefeierter Gast des Kaisers von Ocstreich, desselben Fürsten, gegen den er mehr als ein Jahrzehnt hindurch mit allen Mitteln, die einem fürstlichen Verschwörer zu Gebote stehen, gekämpft Hai. Freilich war Kaiser Franz Joseph im eigenen Lande genölhigt, sich mit Solchen zu befreunden, die vor 20 Jahren als Rebellen und Hochverräther verur- theilt wurden. Die Zeiten ändern sich eben.
Belgrad, 11. Juni. Der Kriegszustand ist im ganzen Lande proklamirt und das Militär aus Kriegsfuß gesetzt. Ferner wurde eine kmonatliche Trauer ungeordnet. Die Bolksivuth äußerte sich gelegentlich mehrerer heute vorgenommcncn Verhaftungen. Die bereits eingeleitete Untersuchung deutet darauf hin, daß das Verbrechen ein Akt persönlicher Rache, nicht ein politischer Mord sei.
Konstantinopel, 6. Juni. Omer Pascha erhielt den Oberbefehl des 1. Armeekorps. Den preußischen Instruktoren in der türkischen Armee wurde der Pascharaag ertheilt.
Der Weg zum Reichthum.
Nach Benjamin Franklin. (Lahrer illujlrirte Dorszeilung.)
Unser Gevattersmann, Benjamin Franklin, ist dir ja wohl auch schon sonst begegnet, lieber Leser. Es ist derselbe, der den nordamerikanischen Freistaat gründen half, und Gesandter Nordamerikas in Frankreich war; derselbe, der die Blitzableiter erfand und die Gelehrten in die Bahn mithineinlenken half, die nach und nach zu Dampfschiffen, Eisenbahnen und elektrischen Telegraphen geführt hat.
„Und der hohe Herr, der berühmte Gelehrte ist der Gevat- tersmaun des Lahrer Hinkenden?" fragst du erstaunt.
Nun, hätte er nur Republiken gegründet und Blitzableiter erfunden, so würde er schwerlich unser Gevatter sein; aber er war vorher, da er klein angesangen hat, ein schlichter Buchdrucker, ein Kalendermann und ein Dorfzcitungsschreiber, — und deswegen darf der Lahrer Hinkende ihn schon ein wenig „Gevattersmann" nennen. Er wird's sicher nicht übel nehmen, denn er war verständig und hat bis an's Ende, in hohen Ehren und Würden, nie vergessen, daß er eigentlich ein schlichter Handwerker, der in Einfalt, Tugend und Klugheit zu Reichrhum, Ehren und Würden gekommen war.
Wie er aber reich geworden, das hat er selber erzählt, und zwar in einer Kalenderstandrede, die er „den Weg zum Reich- lhum" nennt. Hast du Lust, den Weg kennen zu lerne«, so komm und geh mit. Ich will dir den des schlichten Buchdruckers, der Gesetzgeber und Gesandter wurde, zeigen.
II.
Doch vorher noch ein Wort. „Reichwerden! ist denn das so sehr die Hauptsache, daß du damit anfaugen mußt," fragst du zweifelnd, lieber Leser.
In der That, es ist nur eine Nebensache, denn nicht der Neichthum ist ein Glück, sondern die Art, wie man den Reich- thum benutzt, wie man ihn zum Guten für sich selbst und für Andere verwendet. Wer nur reich werden will, um reich zu sein, der ist aus dem Holzwege, dem wird der Reichthum selbst zur drückenden Plage, dem brennen seine Schätze aus dieser Welt im Herzen, und jenseits noch aus der Seele. Wer reich werden will, um seine Selbstsucht befriedigen, um Prunk und Eitelkeit stöhnen, dem Laster, der Liederlichkeit, dem Prassen sich ergeben zu können, der wird bis an den Hals in Schätzen immer nach mehr Schätzen schmachten, der wird in Ueber- stuß und Ueberfülle sich keines Genusses freuen, dem wird die Qual jenes Unglücklichen werden, dem das Wasser stets bis an die Lippen reichte, und der mit brennendem Durste noch keinen Tropfen mit den Lippen erreichen und über seine glühende Znnge bringen konnte.
Der Neichthum ist nur ein Mittel zum Ziele; und nur wer
j ^ Mittel zum rechten Ziele verwendet, dem ist der Neichthum ein Glück, eine hohe Wohlrhat. Das Ziel aber ist kein ande- res als - Wohlthun. Wer den Neichthum verwendet, um in Ehren und Anstand lebend, die körperlichen Bedürfnisse weise und bescheiden befriedigend, sich selbst zu belohnen, zu unterrichten , stich selbst zu veredeln, Vater und Mutter, Weib und Kind, «Schwester und Bruder in allen edeln Bestrebungen zu unterstützen, dem Armen, der da Noth leidet, zu helfen, der Gemeinde, dem Stame in allem Guten freudig bciznftehen mit seinem Neichthum, — der allein ist wirklich reich und von ihm darf man sagen: daß er trotz seines Ncichthums eingehen wird in das Himmelreich, und war' das Thor zum Himmel so klein wie ein Nadelöhr.
Wer aber reich ist zur Befriedigung seines Geizes, seines Stolzes, seiner Begierden, seiner Laster'— der wird in seinem Reichthum selbst die Hölle auf Erden finden; und von diesem Reichen steht geschrieben, daß er so wenig in's Himmelreich eingehen werde, wie ein Kameel durch ein Nadelöhr.
III.
Und nun wollen wir scheu, auf welchem Wege unser Gevatter Benjamin Franklin uns zum Neichthum führen will.
Auf einer kleinen Reise, die er in Geschäften zu Pferde machte, kam er zufällig in einem Dorfe an ein stolzes Wirths- Haus , dessen Besitzer gestorben war, und dessen Hab und Gut, da sich nach seinem Tode herausgestellt, daß der überflüssige Luxus den Rcichlhum des Hauses aufgezehrt hatte, öffentlich versteigert werden mußte. Es war großer Zulaus zu dem Wirthshause und zum Verkaufe, weil man allerlei schöne Sachen wohlfeil ersteigern zu können hoffte. Ehe der Verkauf begann, wurde schon mancher Schoppen vertrunken. „Das ist purer Gewinn," dachte unser Gevattersmann, der auch sich ein Schöpplein gegen den Durst und ein Stück Brod und Fleisch gegen den Hunger hatte geben lassen. „Reiner Gewinn!" — wer für 30 Kreuzer Etwas kaust, das 48 Kreuzer werth ist, der hat die 12 Kreuzer, die ihn seine zwei Schoppen kosten, umsonst. Nichtig! und den Nachmittag dazu verbummelt, und das kostet ja gar nichts.
Während er so zweifelnd den Kopf schüttelte, trat ein alter Mann in die Gaststube, der von allen Anwesenden freundlich begrüßt und „Vater Richard" angeredet wurde. Dieser dankte ebenso freundlich und beantwortete jedes Anreden lächelnden Mundes. Er war eine ehrwürdige Erscheinung, und man sah, daß ihm Alle wohlwollteu. Franklin frag deswegen seinen Nachbarn, wer der „Vater Richaro" sei, und erhielt die Aufklärung, daß der alte Mann, ein wohlhabender Pächter, nicht eigentlich „Vater Richard" heiße, sondern nur so genannt werde , weil er sich nach und nach ungewohnt habe, bei jeder Gelegenheit auszurufcn: „So sagt der arme Richard." — „Der arme Richard" war aber der Kalendername Franklins selbst; so wie unsereins der „Lahrer Hinkende" heißt, so hieß der Kalendername Franklins: „Der arme Richard!" Der alte Mann im Wirthshause war ein fleißiger Leser des „Lahrer Hinkenden", — wollte sagen: des Frankliu'schen „Armen Richard", und wendete die guten Lehren, die er in dem Kalender Franklins fand, so oft an, als sich dazu Gelegenheit bot, und sie bot sich oft, und deswegen hörte man von ihm oft: „So sagt der arme Richard."
Daß der wahre „arme Richard" sich freute, die Bekanntschaft dieses seines wirklichen geistigen Gevattermannes zu machen, versteht sich von selbst, und so trank er seinen Schoppen langsam und blieb länger im Wirthshause, als er Anfangs beabsichtigt hatte. Ganz in die Ecke hincingeschoben, hörte er dann zu, wie der „Vater Richard" die Lehren des „armen Richard" unter's Volk brachte. (Forts, f.)
R a t h s c l.
Im Zemmer grün, im Winter grau, «siehst du auf mir gar manche Frau. Das erste Zeichen streiche aus,
Dann fährt und trägt man mich hinaus. Mach nun noch einmal kopflos mich, Mein Schatten dann erquicket dich.
Redaktion, Truck und Vertag der G. W. Zaifer'schen Buchhandlung.