Schwarzwild - Heimat
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Ein Zwischenglied zwischen Front und Heimat muß es geben. Aber der Geist, der alle drei: Front, Heimat und Etappe oder wie man sonst das Zwischenglied nennt, beseelt, muß sich gleichen in seiner kämpferischen Entschlossenheit, seiner Einsatzbereitschaft, seinem Opfersinn. Es darf keinen Unterschied geben zwischen vorn und hinten. Etappengeist im alten Sinne tritt in vielfältigen Gewändern und Masken auf. Er ist an keinen Ort, an keine Dienststelle gebunden. Er ist eine Haltung, die schwache Naturen sowohl in der Etappe wie in der Heimat, im militärischen und zivilen Sektor annehmen können. Er.hat nur dort keinen Boden, wo die Kugeln Pfeifen und die Granaten bersten. Wer sind seine Träger? Der Selbstsüchtige, der an ungefährdeter Stelle sich unentbehrlich dünkt und sich dessen noch rühmt; der Bequeme, der jede Arbeit von sich auf andere abschiebt, der mit einem Mindestmaß von Kraftanstrengung sein sogenanntes Tagesprogramm abwickelt; der Pfuscher, der nicht mit äußerster Sorgfalt arbeitet; der Organisationswütige, der mit
Verfügungen, Berechtigungsscheinen, Listen und Statistiken seinen Mitarbeitern das Leben erschwert und den Arbeitsgang, anstatt ihn zu fördern, hemmt; der Schieber, der mit der Miene des Biedermannes dunkle Geschäfte tätigt; der Meckerer, der an allem und jedem Kritik übt, ohne es besser machen zu können; der Wetterwendische, der jedem Gerücht Glauben schenkt; der Schwätzer, der es brühwarm weitertratscht; der Zaghafte, der sich um jede Verantwortung drückt; der Ehrgeizige, dem es nicht um die Sache, sondern um die eigene Beförderung, um Orden und Auszeichnungen geht; der Hamsterer, der Personal und Material für sein Büro, seinen Betrieb, Lebensmittel und Gebranchsgegenstände für seinen Haushalt hortet; der Hartherzige, der nicht die kleinen und großen Sorgen seiner Untergebenen, Mitarbeiter, Nachbarn, aller Volksgenossen sieht und nicht alles daransetzt, sie ihnen tragen zu helfen. Ihnen allen gilt es, entgegenzutreten und ins Gewissen zu reden. Aber es gilt auch sich selber ins Herz zu sehen, ob nicht in irgendeinem seiner Winkel ein Stück Etappengeift hockt. Dann heraus mit ihm und eingetreten in die reine Atmosphäre der Front!
Dankesschuld des ganze« Volke»
Lazarettsoldaten im Kreis Calw wurden erfreut
Der totale Arbeitseinsatz macht die bis jetzt üb liche Betreuung der Lazarettsoldaten durch die N2G. „Kraft durch Freude" unmöglich. Dagegen geht dieselbe durch das Amt für Volkswohlfahrt unentwegt weiter. Neuerdings wieder wurden alle verwundeten und kranken Soldaten, die sich in einem Lazarett innerhalb des Kreises Calw be finden, vom Kreisamt für Volkswohlfahrt mit Broschüren und sonstigen Aufmerksamkeiten bedacht.
Mit der Lazarettbetreuung trägt die NSDAP, durch das Kreisamt für Volkswohlfahrt eine Dankesschuld des ganzen Volkes ab. Jeder Volksgenosse ist daran unmittelbar beteiligt, gibt er doch mit seinen Spenden die Mittel für die Sol- dntenbetreuung. Den Ehrenbürgern der Nation zusätzlich zu ihrer vorbildlichen Versorgung in den Lazaretten eine Betreuung zu geben, ist ein Auftrag, der von der nationalsozialistischen Volks- Wohlfahrt mit aller Verantwortung in stolzer Verpflichtung geübt wird
Neuer Kindergarten des Kreisamts fiir Botkswohifahrt
in Bad Teinach
Im Cafe Rohteuscher in Bad Teinach wurde vom Kreisamt für Volkswohlfahrt ein Kinder garten eingerichtet. Er dient der Entlastung der Mutter, die im Arbeitseinsatz stehen, und nimmt Kleinkinder und Schulkinder auf. Ta die Zeit zu Feiern nicht angetan ist, ging die Erössnung am Montag ohne alle Feierlichkeit vor sich. Den Km dergarten betreut eine ausgcbildete Kindergartenkraft, nämlich Frl. Gretel Tauth. In dieser Kindertagesstätte sind die Kinder in bester Obhut, und die Mütter können bernhigt ihrer Tages urbcit nachgehcn.
Drei Personen nach Genntz von Bohnensalat gestorben
in Grötzmgen bei Pforzheim
Nach dem Genuß von Bohnensalat, der von ein- gcdünstcten Bohnen aus einem undicht gewordenen Einmachglas zubereitet war, erkrankten mehrere Mitglieder einer Familie in Gröhingen bei Pforzheim. Eine 31 Jahre alte Frau und zwei Kinder im Alter von 4 und 1 Jahr sind bereits gestorben, während eine weitere Frau noch schwer krank darniederlegt.
Dieser Fall mahnt erneut zur größten Vorsicht bei aufgcgangencn Einkochgläsern. In Zweifelsfällen ist es besser, den Inhalt wegzuschütten oder wenigstens das Gemüse noch einmal aufzukochcn, um die Pilzbakterien abzutöten, als sich der Gefahr schwerer Vergiftungen auszusetzen.
Einschränkung der Fahrgelderstattung "'
Zur Vereinfachung der Verwaltnngsarbeit der Deutschen Reichsbahn ist auch das Fahrgclderstat- lungsverfahrcn eingeschränkt worden. Ans Grund entsprechender Aenderungen der Eisenbahnver- «hrsordnung werden vom 18. September ab Hahrgeldbetruge unter zehn Reichsmark bei einem Fahrausweis 3. Klasse und unter 20 RM. bei «uiem Fahrausweis 1. oder 2. Klasse nicht mehr »erstattet. Anträgen auf Erstattung des Fahr- Preisunterschieds, weil der Ressende eine fiebrigere Klasse benutzt hat, wird nicht mehr ent- gbrochen, auch wenn der Unterschied mehr als AO RM. bzw. 20 NM. beträgt. Die bisherige Ver- Waltungsgebühr von 10 v. H. des Erstattungsbe- träges (mindestens 20 Pfg., höchstens zwei RM.), Mvre etwaige Postgebühren für die Zustellung des Ertrags werden vom Erstattungsbetrag nicht wehr abgezogen.
An der Fahrgelderstattung im internatio - 5° len Verkehr, sowie an der Rücknahme un- »enutzler Fahrausweise innerhalb der GeltnngS- Ändert Ausgabestellen wird nichts ge-
Schüht euch vor Bordwassrnbeschuß!
verbrecherische Methode der feindlichen Ter- ^.sAegkr, die Zivilbevölkerung im Tiefflug mit ^orowaffcn anzugreifen, verlangt gerade auf ^ Land von jedem einzelnen erhöhte Wach- »annett, da ja nicht immer die Bevölkerung durch imegeralarm zu lnstschnhmäßigem Verhalten kufgefordert werden kann.
?"hen feindlicher Flugzeugs auch einzel-
^bUWMSichlNLi. Hw «ft plötzlich ^um Tief-
fing ansetzen, muß jeder söf'örst Schutz und Deckungsuchen. Bei der hohen Geschwindigkeit der Jagdmaschinen ist es ganz verkehrt, weiter entfernte Deckungen aufzusuchen; richtig dagegen ist, sofort in Deckung zu gehen und dabei jede, auch die geringste Dcckungsmöglichkeit, wie Bäume, Gräben, Feldraine, Ackerfurchen usw. aus- zunutzen. Während des Angriffs ist jede Bewegung gefährlich, da Le dich dem Feind verrät. Helle und sonstige auffällige Kleidung ist zu vermeiden, oder bei Angriffen rasch abzulegen. Das wichtigste aber ist, rasch in Deckung zu gehen; von der Schnelligkeit können Leben und Gesundheit ab- hängen. Jede Neugier ist fehl am Platz!
Ei« Schulauftrag des OKH.
DaS „Hilf mit!"-Werk der deutschen Erzieher führt in Verbindung mit dem OKH. als Auftakt für den Sandkastenpreis 1944/45 und zur Förderung des Modellbaus von Heereswaffen an den deutschen Schulen einen Schaufensterwettbewerb durch. Jeder Kreisbeauftragte des „Hilfmit!"- Werkes erhält im Auftrag des OKH. das nunmehr erschienene Werkmaterial vom Heer „Grenadiere — Panzer — Kanonen" zur Verteilung an die Schulen und an die KLV.-Lager. Damit sollen in den Schaufenstern Sand« kastenarbeiten schaubildähnlich aufgebaut werden, die den Kampf unseres Heres, insbesondere unserer Infanterie darstellen. Die dem Werkmaterial beigelegte Broschüre enthält Anregungen und Ausführungsbeispiele in großer Zahl.
Stalingradkämpfer gelten als gefangen
Laut Beschluß des Amtsgerichts in Düren wird dem Antrag einer Ehefrau auf Todeserklärung ihres Mannes, der im Kampfraum Stalingrad eingesetzt war und seither als vermißt gilt, nicht
slaligegebdn. Eine namhafte Zahl von Staüngrab- kämpfern geriet in russische Gesangenjchast. Die Sowjetunion lehnt jedoch, entgegen dem Kriegsbrauch. die Bekanntgabe der Namen der in ihrer Gewalt befindlichen Kriegsgefangenen ab. Es mutz somit mit der Möglichkeit gerechnet werden, daß der Ehemann der Antragsteller!» in Gefangenschaft geriet und noch lebt. '
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Notbeleuchtung ist nicht nur für den eigenen Luftschutzräum, sondern z. B. auch dafür bereit- jmstellen. wenn in einem dunklen Treppenhaus (Lei Versagen des Lichtstroms) eine Eimerkctte gebildet werden muß. andernfalls würde der Inhalt der Eimer zum großen Teil verschüttet werden und die Sclbstschuhkräfte zu Schaden kommen können. Taschenlampen reichen nicht aus. weil Batterien sehr knapp sind und man außerdem beide Hände sreihabcn muß.
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Neuenbürg. Oberstabsarzt Dr. B. Kern und Oberfeuerwerker Karl Silbereisen wurden mit dem Kriegsverdienstkrenz 1. Kl. mit Schwertern ausgezeichnet.
Pforzheim. Der Architekt H. Holl von hier war einer Aufforderung zur Notdienstleistung nicht nachgekommen. Er wurde deshalb ins Gerichtsgefängnis eingelicfert.
Pforzheim. Beim Versand durch Eisenbahntransport kam ein Sack „Stainmetzmehl" der Le- bensmittelhandlnng Karl Dollinger hier mit seinem unteren Teil mit einer ausgelaufenen giftigen Flüssigkeit in Berührung. Von diesem Mehl gelangte ohne Kenntnis dieses Sachverhaltes ein Teil während der 64. Lebensmittelzuteilungsperiode zum Verkauf. Bei einer Familie sind nach dem Genuß von Speisen ans diesem Mehl vier Personen unter Vergiftungserscheinungen erkrankt.
Vieh- und Schwrinemarkt in Calw
Bei dem am Mittwoch abgehaltenen Vieh- und Schweinemarkt in Calw waren insgesamt 30 Stück Rindvieh zugeführt. Darunter befanden sich 1 Stier, 8 Kühe. 6 Kalbinnen und 15 Stück Jungvieh. Bezahlt wurden für Kühe 600—1000 RM., für Kalbinnen 590—850 RM., für Jungvieh 195 bis 325 RM., für Stiere 589 RM. je pro Stück. — Auf dem Schweinemarkt waren 5 Läufer und 88 Stück Milchschweine zugeführt. Bezahlt wurden für Läufer 60—70 und für Milchschweine 30—65 RM. Pro Stück
Gestorbene: Fritz Rueff, 33 I., Spielberg (Schlaganfall); Maria Schaible, 55 I., Gaugenwald (Unglücksfall); Otto Schenkel, 32 I., Flacht; Hermann Schäfer, 31 I., Gebershcim; Karl Wid- mann, 21 I., Heimsheim; Otto Zehnder, 37 I., Münchingen; Christian Rometsch, Friseurmeister, 66 I., Mönsheim; Jakob Nüßle, Lokführer a. D., 61 I., Altenstcig; Karlheinz Leonhardt, 24 I., Freudenstadt; Karl Mettler, 31 I., Höfen an der Enz; Wilhelm Jakob Eitel, Holzhauer, 64 I., Wildbad; Otto Wagner, 31 I., Ditzingen; Erwin Eisenhardt, 39 I., Heimerdingen; Paul Jauß, 23 I., Weissach; Albert Eisen Hardt, Bäckermeister, 55 I., Ruteßheim.
Die neuen Arbeitskameradinnen
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Schon in der Schule war es immer ein span- nungsreicher Augenblick, wenn eine „Neue" die Klasse betrat. Im Handumdrehen wurde sie zum Mittelpunkt, alle Augen richteten sich auf sie, wägten und schätzten ab, und die ersten Worte der „Neuen", ihr ganzes Auftreten entschieden über ihre Ausnahme in die Klassengemeinschaft.
Nicht viel anders ist es jetzt, wenn wieder zahlreiche Frauen neu in den Arbeitsprozeß eingegliedert werden, sei es, daß sie bisher überhaupt noch nicht berufstätig gewesen sind oder aber ihren Arbeitsplatz mit einem kriegswichtigeren vertauschen mußten. Dachten wir früher daran, einer neuen Milschülerin vorzuwerfen, daß sie jetzt erst in unsere Schule käme? Oder fanden wir etwa Genugtuung dabei, daß sie jetzt unsere schwerere Schule besuchte, nachdem sie vorher leichteren Unterricht gehabt hatte? Versuchten wir nicht vielmehr, ihr die Umstellung zu erleichtern? Und halfen wir ihr nicht, wenn wir merkten, daß sie zunächst noch nicht so mitkam, wie wir anderen?
So werden auch die „alten" Arbeitskameradinnen — die übrigens ja auch einmal „neu" im Betrieb waren — den Neuen das Gefühl zu nehmen verstehen, als ob man im stillen triumphiere, daß sie nun auch an einem gewiß nicht immer leichten Arbeitsplatz unter Einsatz aller Kräfte Mitarbeiten müßten. Man freut sich über die neuen Mitarbeiterinnen, und diese Freude ist keine Schadenfreude, sondern entspringt dem logischen Bewußtsein, daß mehr Hände mehr schaffen, und daß, wenn alle sich ohne Ausnahme und Rücksichtnahme auf persönliche Wünsche voll einsetzen, die Kriegsanstrengungen nicht umsonst sein werden.
So nimmt jeder die neuen Arbeitskameradin- ncn im Betrieb ungeteilt freundlich auf. Biel Umstände können heute nicht mehr gemacht werden, das wäre auch jenen Frauen gegenüber ungerecht, die schon jahrelang, ohne viel Worte darüber zu verlieren, Kriegseinsatz leisten. Aber die neuen Frauen werden spüren, daß man es gut mit ihnen meint. Vorarbeiter und Meister genau so, wie die Nachbarinneil rechts und links, die mit ein paar Worten oder Handgriffen helfend eingreifen, wenn es noch nicht gleich so klappen will. Und je schneller die „Neuen" versuchen, sich in die Betriebsgemeinschaft einzufinden und mit innerer Bereitschaft an alle Aufgaben heranzugehen, und nicht etwa auf irgendwelche Rücksichtnahme zu pochen, um so eher wird man sie anerkennen und dementsprechend einschätzeu.
Auch hierbei lassen sich Parallelen zn den Män
nern ziehen: neue Jahrgänge von Soldaten, junge Freiwillige, aber auch ältere, bislang UK.-Gestellte, rücken jetzt zur Truppe ein. Wenn die Stunde der Bewährung da ist, wird sie weder Vorgesetzter noch Kamerad fragen, wie lange bist du schon Soldat? Einzig und allein darauf kommt es an, daß er seinen Mann steht und in allen Situationen Haltung zeigt.
So wird auch für die neuen berufstätigen Frauen die erste Zeit der Arbeitseinweisung und Umstellung die schwerste sein. Viele von ihnen werden erst Erfahrungen machen müssen, wie man Berufs- und Haushaltspflichten miteinander verbinden kann, und es wird — das wollen wir offen betonen — für eine Frau schmerzlich sein, fest- zustellen, daß nun der betriebliche Einsatz, der lange Arbeitstag im Vordergrund steht, und für alles andere nur noch ein Mindestmaß an Zeit aufgebracht werden kann. Das ist unter den heutigen Kriegsumständen nicht zu ändern, und es liegt, wenn auch kein Trost, so doch ein mildernder Faktor darin, daß bei der gerechten Arbeits- Verteilung, die wir im totalen Krieg anstreben, jede Frau von den gleichen Maßnahmen betroffen wird, und es keine besser hat als die andere. Und Millionen Frauen haben es schon vorgemacht, wie man trotz Arbeit die Hausfrauenpflichten einteilt und erfüllt.
Selbst, wenn es nach außen hin auch noch hier und da so schiene: Wir alle wollen vor uns selbst nicht zu denen gehören, die es „besser" haben, sondern wir wollen vor allen Dingen ern gutes Gewissen besitzen, mit dem wir vor uns selbst, dem fleißigsten unserer Arbeitskameraden wie dem tapferen Soldaten bestehen können. Tenn nur an den Besten und Tüchtigsten wollen wir unsere Kräfte messen.
Alle Arbeit aber tragt sich leichter, wenn man sich nicht allein weiß. Das Wort von der Arbeitsgemeinschaft ist kein Schlagwort, sondern eine Notwendigkeit, die nicht nur zur äußeren Meisterung der Aufgaben, sondern auch zur inneren Einstellung zur Arbeit beiträgt. Zwischen den „Alten" und „Reuen" im Betrieb darf es keine Scheidewand geben, sondern sie müssen so schnell es geht, eine feste Einheit werden, wozu beide Seiten ihr Teil beitragen können: die einen, indem sie den anderen das Einleben erleichtern und sie vorbehaltlos in ihre Gemeinschaft ousnehmen, die anderen, indem sie von den „Alten" lernen und sich bereitwilligst dem neuen Leben anpassen.
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Mittlerweile setzte die Rückkehr des Eilboi ft mit der kurfürstlichen Resolution die Stadt ft. neue Besorgnis. Tenn die Landesregierung, ft welcher di, Bürgerschaft von Dresden in eiftft dringenden Supplik unmittelbar eingekomm . war, wollte vor Ueberwältigung des Mordbrrft ners von dem Aufenthalt des Junkers in Residenz nichts wissen; vielmehr verpflichtete den Landvogt, denselben da, wo er sei, weil ' irgendwo sein müsse, mit der Macht, die ihm - " Gebote stehe, zu beschirmen, wogegen sie der gsft ten Stadt Wittenberg zu ihrer Beruhigung ni> > bete, daß bereits ein Heerhaufen von fünfhundqft Mann unter Anführung des Prinzen Friedrft von Meißen im Anzuge sei, um sie vor den fern, > ren Belästigungen desselben zu beschützen. !
Ter Landvogt, der wohl einsah, daß eine R, : solution dieser Art das Volk keineswegs bernl! - gen konnte — denn nicht nur, daß mehrere klei V Vorteile, die der Roßhändler an verschieden^. Punkten vor der Stadt erfochten, über die Stär:, ^ zu der er herangewachsen, äußerst unangenehm Gerüchte verbreiteten: der Krieg, den er in d> Finsternis der Nacht durch verkleidetes Gesind ft mit Pech, Stroh und Schwefel führte, hätte, u . § erhört und beispiellos wie er war, selbst ein,/ größeren Schutz, als mit welchem der Prinz vft Meißen heranrückte, unwirksam machen können > der Landvogt, nach einer kurzen Ueberlegun entschloß sich, die Resolution, die er empfangcft ganz und gar zu unterdrücken. -
Er plackte bloß einen Brief, in welchem ih. der Prinz von Meißen seine Andrnft meldete, c' die Ecken der Stadt an; ein verdeckter Wage i . der beim Anbruch des Tages aus dem Hofe d> ^ Herrenzwingers kam, fuhr, von vier schwer kft > waffneten Reitern begleitet, auf die Straße ncft Leipzig hinaus, wobei die Reiter auf eine ui-i bestimmte Art verlauten ließen, daß es nach d " Pleißenburg gehe; und da das Volk über den heöft losen Junker, an dessen Dasein Feuer ui) Schwert gebunden, dergestalt beschwichtigt Waldrach er selbst mit einem Haufen von dreihunde x! Mann auf, um sich mit dem Prinzen Friede! ft von Meißen zu vereinigen. ft
Inzwischen war Kohlhaas in der Tat durch d - sonderbare Stellung, die er in der Welt eii, ^ nahm, auf hundertundneun Köpfe herangewacft sen; und da er auch in Jessen einen Vorrat a/i Waffen aufgetrieben und seine Schar auf dci vollständigste damit ausgerüstet hatte, so faßte e ii von dem doppelten Ungewitter, das auf ihn he anzog, benachrichtigt, den Entschluß, demselbe, mit der Schnelligkeit des Sturmwinds, che c > über ihn zusammenschlüge, zu begegnen. ft
Demnach griff er schon tags darauf den Pri,.,. zen von Meißen in einem nächtlichen Ueberfw» bei Mühlberg an, bei welchem Gefechte er zwcW zu seinem großen Leidwesen den Herse einbüßrir der gleich durch die ersten Schüsse an seiner Seift. zusammenstürzte, durch diesen Verlust erbitte,ßft aber in einem drei Stunden langen Kampfe dfttft Prinzen, unfähig, sich in dem Flecken zu sammeli? ft so zurichtete, daß ,er beim Anbruch des Tage/-, mehrerer schweren Wunden und einer gänzliches Unordnung seines Haufens wegen genötigt wa ft den Rückweg nach Dresden einzuschlagen. 'ft
Durch diesen Vorteil tollkühn gemacht, wandt ft er sich, ehe derselbe noch davon unterrichtet sei'i' konnte, zu dem Landvogt zurück, fiel ihn bei derft > Dorfe Damerow am Hellen Mittag auf freien ' Felde an und schlug sich, unter mörderischem Beruft lust zwar, aber mit gleichen Vorteilen, bis in di ft sinkende Nacht mit ihm herum. ft
Ja, er würde den Londvogt, der sich in de >ft Kirchhof zu Damerow geworfen hatte, am ander.ft Morgen unfehlbar mit dem Rest seines Haufen >ft Wiedel angegriffen haben, wenn derselbe nich,ft durch Kundschafter von der Niederlage, die desft Prinz bei Mühlberg erlitten, benachrichtigt wor.' den wäre und somit für ratsamer gehalten hättcftft gleichfalls,bis auf einen besseren Zeitpunkt nac.ft, Wittenberg zurückzukehren. !
Fünf Tage nach Zersprengung dieser beide, s . Haufen stand er vor Leipzig und steckte die Stad - > an drei Seiten in Brand.
Er nannte sich in dem Mandat, das er bei dicft!' ser Gelegenheit ausstreute, „einen Statthalter: Michaels, des Erzengels, der gekommen sei, oft ft allen, die in dieser Streitsache des Junkers Par?,! tei ergreifen würden, mit Feuer und Schwert dift Arglist, in welcher die ganze Welt versunken sei! ' zu bestrafen." Dabei rief er von dem Lütznest' Schloß aus, das er überrumpelt und worin er sic.f' festgesetzt hatte, das Volk auf, sich zur Errichtun g einer besseren Ordnung ^der Dinge an ihn anzu^ schließen, und das Mandat war mit einer Arft' von Verrückung nnterzeichnet: „Gegeben auf de,ft' Sitz unserer provisorischen Wcltreowrung, deiftft Erzschlosse zu Lützen." ft.
Das Glück der Einwohner von Leipzig wollt-,! daß das Feuer wegen eines anhaltenden Regem',ft der vom Himmel fiel, nicht um sich griff, de,/* gestalt, daß bet der Schnelligkeit der bestehende ft' Löschanstalten nur einige Kramläden, die um di ! « Pleißenburg lagen, in Flammen aufloderten. > ?
Gleichwohl war die Bestürzung in der Etat: s über das Dasein des rasenden Mordbrenners ui.!, s den Wahn, in welchem derselbe stand, daß ft Junker in Leipzig sei, unaussprechlich; und t > ein Haufen von hundertachtzig Reisigen, den m> , ' gegen ihn ausschickte, zersprengt in die Stadt ft rückkam, so blieb dem Magistrat, der den Re ^ tum der Stadt nicht aussetzen wollte, nichts an ft ü res übrig, als die Tore gänzlich zu sperren n , die Bürgerschaft Tag und Nacht außerhalb dft, Mauern Wachen zn lasten. '
(Fortsetzung soi