E I, g e s - ?! e u i ü n c l t e n.

Aus Bayern, 12. Mai, wird dem weimar'schen Blatte Deutschland" folgender Vorfall mitgcthcilt: Der katholische Pfarrer in Altcubuch bei Marklheideufcld hatte seiueu Bauern eine Adresse gegen das Schulgesetz vorgelegt, und ihnen in münd­licher Belehrung das Ruchlose dieses Gesetzes uachzmveiscn ge­sucht. Der Lehrer, dem das Gesetz gefüllt, legte eine Adresse für dasselbe aus und wies den Bauern nach, das; der Pfarrer sie be­logen habe. Am nächsten Sonntag konnte der Pfarrer in der Predigt seinen Zorn nicht bewältigen. Nach einigen heftigen Ausfällen über die gottlose Zeit und das gottlose Schulgesetz rief er ans:Jener, der berufen ist, miP mir die Jugend zu er­ziehen, ist für die Entchristlichniig der Lchnle, und hat mich^ja mich, der Lüge bczüchligt. Armer Lehrer aus deiner Orgel! Ja, dieser Mensch trete hervor und verantworte sich! Gr trete her­vor!" Nach längerem Schelten und wiederholter Aufforderung trat wirklich der Lehrer vor und antwortete:Ja, Hem Pfarrer, Sic haben gelogen! Doch ist hier nicht der Ort, die Sache aus­einander zu setzen." Wie nun der Pfarrer zu schimpfen sort- fuhr, zog der Lehrer die Register und übertünte ihn mit der Or­gel, dajsder Pfarrer endlich die Kanzel verlassen mußte.

Berlin, 18. Mai. Die heutige Debatte im Zollparla­ment über die von Bambcrger Angebrachte Resolution wegen der verschiedenen Beslenrnng hat eine unerwartet wichtige und inte­ressante politische Debatte herbeigefnhrt. Graf Bismarck, der bis jetzt während der ganzen Session nicht das Wort genommen hatte, trat mit beredten Worten für die Kompetenz des Parla­ments in der vorliegenden Frage ein und hielt dieselbe zweimal dem hessischen Kommissär Hofmann gegenüber aufrecht. Man wurde an die Zeit erinnert, als Graf Bismarck im Reichstage Hrn. v. Dalwigk dcsavouirle, da dieser behauptet, daß der Ein­tritt Hcssen-Darmstadts in den nordd. Bund Preußen nur Ver­legenheiten bereiten würde. Gewiß nicht ohne besondere Absicht hat Gras Bismarck gerade setzt an sein Rundschreiben vom i. Sept. erinnert und daraus hingewiesen, daß Preußen und der Nordbund keinerlei Druck, sei es auch nur durch Ucbcrredung, ans den Süden ansüben wolle, daß aber die Furcht in den deut­schen Herzen keinen Wicderhall finde. Diese Worte wurden im Parlament mit begeistertem Beifall ausgenommen, und sie werden in ganz Deutschland denselben Eindruck hervorbringeu. Die Veranlassung zu der Rede Bismarcks gab hauptsächlich Probst, welcher dringend vor einer Ueberschreiiung der Kompetenz des Zollparlaments warnte. Die südd. Abgeordneten, sagte er, sä­hen strikt darauf, daß diese Kompetenz nicht erweitert werde. Befolge mau einen andern Weg, so werde das keine guten Fol­gen haben, namentlich mit Rücksicht auf das Ausland. Als be­sonders bedeutsam muß außer der höchst eindrucksvollen Rede Bismarcks hcrvorgehobcn werden, daß die parlikularistische südd. Fraktion heute in gänzliche Jsolirung versetzt wurde, indem so­wohl die Konservativen als die Fortschrittspartei sie offen des­avouieren; daß die antinationale hessische Regierung so gründlich in die Schranken zurückgewiesen wurde; daß die nationale Par­tei Süddeutschlands in ihrem glänzendsten Redner, Dr. Volk von Augsburg, so trefflich zum Worte kam. Derselbe ließ sich näm­lich in folgender Weise ans: Wir Süddeutsche, so höre ich im­mer sagen. Nun, m. H., jetzt steht ein Süddeutscher vor Ihnen, der einer andern Richtung angehört. Sie (zu der südd. Frak­tion), m. H., befinden sich allerdings in der Majorität; wenn man aber die Stimmen zusammenzählt, die bei den Wahlen in ganz Süddeutschland abgegeben worden sind, so würde es frag­lich fein, wer die Majorität hat, Ihre Partei o^cr die meinige. Daß es zu der heutigen Debatte gekommen ist, beklage ich nicht; wo die Luft so rolitifch geschwängert war, wie hier, mußte man sich aussprechen, fei es bei dieser, oder bei einer andern Gele­genheit. Und daß wir uns ausgesprochen, ist gut, denn erst nachdem man sich ausgesprochen, kann man sich verständigen. Und wir werden einig werden, wir werden es werden, weil wir es müssen. Wir wollen Alle einen und denselben Berg hin­auf und wir werden hinauf kommen. Man har auf Oesterreich hingewiesen. Ich kenne Oestreich, habe viele Freunde dort; man ist dort überzeugt, daß die Operation von 1866 nöthig war, um dem Bundestag ein Ende zu machen und den jungen deut­schen Staat zu gründen. Gerade durch die Trennung von Deutsch­

land hat das deutsche Element in Oesterreich nur gewonnen. (Bravo!) Die Stammeseigenthümlichkeitcn sind bei uns zu stark, sie erhalten sich von selbst. In Bayern sind Altbayern, Schwa­ben, Pfälzer, Franken w. schon lange zu Einem Staate verei­nigt, was hat es ihren iLtammeseigenthümlichkeiteu geschadet? Schließen wir uns dem Ganzen au, warten wir nicht, bis die Ereignisse uns zwingen. Stark sind wir nur, wenn wir zum Ganzen gehören; das Ganze ist ein schützendes Dach für Alle. Thun wir das Nörhige zur Zeit, und fürchten wir das Ausland nicht, wenn es sich um unsere inneren Angelegenheiten handelt. Es ist jetzt Frühling geworden in Deutschland, wirft man auch da und dors mit Schneebällen, so scheint die Sonne doch so heiß, daß der Schnee bald geschmolzen sein wird. (LebhafterBeifall.) lieber diese Rede Völks sagt die Kln. Z.:Es war das unbe­dingt eine der eindruckvoUslen Reden, die bisher in den Räumen des Zollparlaments gehalten worden; sie bildete den wärmsten Moment der Debatte und machte auf allen Seiten des Hauses einen ergreifenden Eindruck gerade durch ihren geringen Aufwand au Pathos und durch den Volkston, der durch die etwas schwä­bische Mundart des Redners noch ein Relief erhielt. Von allen Seiten wurde Völk, als er von der Tribüne auf seiueu Platz zurückgekehrt war, umdrüngt und zu seinem Erfolge beglückwünscht, selbst der alte Herr v. Frankeuberg-Ludwigsdorf kam heran und drückte ihm augenscheinlich bewegt die Hand.

Geismar, 13. Mai.Das war ein schrecklicher Tag", so sprach gewiß mancher Hausvater heute Abend, vielleicht mit Thräueu in den Augen zu den Seinen. Erst am Montage ent­lud sich ein furchtbarer Wolkeubruch in der Nähe des in einem Thale gelegenen Dorfes, so daß der untere Theil desselben in einer Viertelstunde gänzlich in Wasser gesetzt war; doch konnten die Unglücklichen wenigstens noch aus ihren Wohnungen flüchten. Heute sollten wir Schrecklicheres sehen. Zur selben Stunde um ',s2 Uhr schloß ein Zfaches Gewitter das Dorf abermals ein, ohne zu weichen. Gegen 2 Uhr schon hörte man das Jammern und Hilferufen der Unglücklichen im untern Dorfe. Doch Nie­mand konnte ihnen Helfen. Das Wasser war zu furchtbar und so schnell gekommen, daß nur wenige hatten fliehen können. 4 Fuß hoch standen die Gebäude in Wasser. Das erste Haus brach zusammen, als kaum eine Minute lang der Hausvater händeringend es verlassen hatte und fast bis zur Brust im Was­ser gehend Rettung suchte. Es verschwand in den Fluthen. Ein Glück, daß die Kinder des Schwerbetroffenen nicht zu Hause waren. Das zweite Hans wurde von dem Strom unten durch­brochen und blieb gerettet, während das dritte mit seiner wohl 7 Fuß hohen Mauer Widerstand leistete, doch in seinem Holze wich. Balken, Bäume, Wagen, Pflüge, Fässer rc. rc. alles führte das reißende Element mit sich fort; erst gegen 4 Uhr wich das Gewitter. Ein Menschenleben ist, Gott Dank! nicht zu bekla­gen, doch der Lchaden in Dorf und Feld, zumal da anfänglich Hagel mir dein Regen verbunden war, läßt sich vorläufig noch nicht bestimmen. Auch in der Umgegend, in Ketten, Spahl, Apselbnch, Geisa und Motzlar hat das Wasser einen furchtbaren Schaden angerichtet. (Dz.)

Die Beobachtung der Sonnen finstern vom 18. Au­gust dieses Jahres ist von mehreren Regierungen beabsichtigt. Die Curie schickt den berühmten Pater Secchi ab, England und Frankreich richten schon Stationen in Indien und Cochinchina her, und auch beim norddeutschen Reichstag ist eine Petition des Dr. Bernstein eingelansen, um Bewilligung einer Summe zu obenge­nanntem Zweck. Graf Bismarck soll geäußert haben, wenn ihm von einem bewährten Astronomen ein verständiger Plan und ein Ueberschlag der Kosten vorgelcgt würde, aus denen erhelle, daß sich mir einer Summe von circa 10,000 Thlr. etwas Erkleckli­ches erreichen lasse, so sei er geneigt, sich in diesem Sinne zu verwenden. Daraus hin ist der Direktor der hiesigen Sternwarte, Prof. Förster, bereits mit der Ausarbeitung eines Entwurfs be­schäftigt, der hoffentlich nicht erfolglos bleiben wird. Die be­vorstehende totale Sonnenfinsternis; ist zu Beobachtungen sehr günstig, da sie, bei großem scheinbarem Durchmesser des Mondes und kleinem Durchmesser der Sonne, welche um diese Zeit noch in der Nähe ihres Apogeums sich befindet, eine lange Dauer ge­währt und überdieß die möglichst günstigen Bedingungen für Be­obachtung der Protuberanzen, der Sonnenflecken, der Beschaffen­heit des Sonnenlichtes u. s. w. darbietet. Die Spektralanalyse