Sammlung der Majorität des Herrenhauses gab der Ministerpräsident Auersperg beruhigende Erklärungen über seine und des Kultusministers Berufung an das kaiserliche Hoflagcr in Pesch ab. Der Ministerpräsident theilte mit, daß die fragliche Berufung zunächst durch falsche Allarmnachrichten veranlaßt worden sei, welche über die Vorfälle am 21. März an das kaiserliche Hoflager gesendet wurden. Er erklärte, daß die Sanktion der konfessionellen Gesetze niemals fraglich gewesen, und die Besorgnisse der Bevölkerung unbegründet seien. — Die Presse meldet: Die römische Kurie habe in einem Memorandum die Vorschläge der Negierung betreffs der Revision des Konkordats abgelehnt.
Paris, 28. März. Die Triumphe, welche der Partikularismus in Süddeutschland bei den Wahlen zum Zollparlament davongetragen, werden hier sehr bemerkt. Da die Pariser Presse selbstverständlich zum größten Theile der Einigung Deutschlands feindlich gesinnt ist, so ist sie höchlich befriedigt von diesem Er- gebniß, „welches", wie ein der Regierung ergebenes halblibernles Blatt sich ausdrückt, „alle unsere Hoffnungen übertrifft." Es sei die definitive Derurtheilung aller Plane der Absorption Süd- deurschlands durch Preußen, die Billigung und Weihe der Ansichten und Ziele der französischen Regierung; dieses Resultat müsse nothwendig zu der von Frankreich stets gewünschten Bildung eines unabhängigen süddeutschen Bundes führen u. s. w. Für die Kandidaten in Württemberg hat der Moniteur eine sehr einfache Klassifikation. Er theilt sie nämlich ein in ministerielle und in nationalliberale und benachrichtigt feine Leser, daß sämmt- liche ministerielle Kandidaten gewählt seien.
Die häufigen Ohnmächten des Kaisers Napoleon sind Folge eines tiefen Leidens, das einmal plötzlich den Tod herbeiführcn kann. Den französischen und englischen Aerztcn ist das längst' kein Geheimniß mehr und nur das Eine ist fraglich, warum sie gerade jetzt die Sache ansplaudern. Auch die Constitution des Kronprinzen soll so wenig Dauer versprechen wie die französische.
Dalle und ihre Folgen. (Fortsetzung)
„Um Gottcswilleu, Alter, Du wirst keine Rede halten wollen?" rief die Meisterin besorgt — aber schon hatte der Meister begonnen:
„Hochachtbare Versammlung, — ingleichen werthgeschützte, ehrsame Handwerksmeister, Zunftgenossen, Frauen, Jungfrauen
und Junggesellen-. Wann gleich, nachdem der Herr
Doctor uns, ich meine dem Comite, eine Danksagung gemacht hat, noch dazu in Reimen, wozu auch ich gehöre, denn ich war schon im Jahre 1836 im Vorstand, so sagen wir auch ihm unfern Dank und große Hochachtung.
Der Herr Doctor hat uns so schön gesagt, wie ich cs nicht sagen kann, aber ich weiß es, wie wir Alle, daß es im menschlichen Leben gar viel Trauriges gibt.
Daher;, hochzuverehrende Versammlung, schlage ich vor, gradans weil ich nicht viel Worte machen kann, daß wir jetzt, wo wir so fröhlich beisammen sind, auch an die Armen denken wollen, die in diesen harten Wiuterläuften schwer mit Nahrung und Brand zu kämpfen haben. Wir haben früher einen Spruchreim gehabt, wann es ein langes, gelehrtes Gedicht gewesen wär', hätt' ich's nicht behalten können, denn ich bin ein schlichter Mann, es hat geheißen:
Trink und iß,
Der Armuth nicht vergiß.
Wir haben gegessen und wir haben gut gegessen, wir haben getrunken und wollen noch mehr trinken, also wir wollen auch der Armuth nicht vergessen."
So schloß der Redliche und legt jetzt ein blinkendes Zwei- guldenstück auf den Teller vor ihm, „Nachbar gebts weiter!"
„Balthasar, Du hast das Herz auf dem rechten Fleck," ruft der alte Küfer herüber, „so war's recht."
Und — „so ist's recht, tönt es weiter, und Gulden, halbe Gulden und -Sechser, je nach Stand und Vermögen, klirren auf den Teller, ja ein alter Junggeselle legt ganz schüchtern, damit es nicht zu auffallend sei, seinen Ducaten unter einen prahlenden Preußischen Thaler, welchen sein ehemaliger Besitzer mit der bewußten Miene eines Mannes, welcher es kann, auf den Teller geworfen hatte.
Das war auf dem Bürgercasinoball.
III
Die Folgen der Bälle.
Als das samstags-Wochcnblatt erschien, da stand unter den Inseraten:
„Freunden und Bekannten zeigen ihre heute geschehene Verlobung an:
Clcmentine Hagen,
Friedrich Reiter, Fabrikant.
Mutzheim, 18. Februar 18 . . ."
Dicht darunter stand:
„Bedürftige, insbesondere verschämte Hausarme mögen sich bei dem Bürgercasinovorstand, Metzgermeister Balthasar, kleiner Muckenplatz, wenden, um dort Beiträge von den aus dem letzten Balle gesammelten milden Spenden zu erhalten.
Mutzheim, 18. Februar 18 . . .
Das Comite des Bürgercasinoballes."
In der nächstfolgenden Spalte las man, in der Umrahmung fabelhafter Blumen und unter dem Schutze eines Altars, an welchem ein Genius, welcher nur etwas zu fett in Druckerschwärze gehalten war, lehnte:
„Ballblumcn, gepflückt auf den Friedensstätten der Erinnerung. Toast, gesprochen bei dem am 16. Febr. stattgefundenen Festdalle des hiesigen Bürgercasino, den theilnchmenden Theil- nehmern und Theilnehmerinnen als Gedenkblatt mehrerer wonniger Stunden gewidmet von der bescheidenen Muse eines ihrer Mitglieder."
So verschieden, wie diese drei Annoncen, so verschieden waren auch deren Folgen.
Folge der ersten war, daß das Reiter'sche und Hagen'sche Hans alle Brautschafts- und Visiten-Aufregungen durchmachen mußte, und daß Malwine Schellack von jetzt an nur noch „Lieder des verlassenen Mägdleins" am Clavier sang, gegen die Familie Reiter aber die gesammten Schellacks den Ton der Gönnerschaft noch um einige Noten höher anschlugen.
Folge der zweiten Annonce war ein Besuch der Frau Geheimen Öberrechnungsrath im Hause des Metzgermeisters.
„Kann ich nicht Meister Balthasar sprechen?" fragte die Dame so herablassend als möglich, „was sie schöne Bratwürste haben, und ganz allerliebste Jungen, sind das Ihre Kinder, mein lieber Balthasar?" fragte sie die erstaunte Metzgerin, welche nicht wußte, ob sie auf ihren Mann, die Bratwürste oder die Buben zu antworten habe ?
Der Meister war nicht wenig erstaunt, als die intmense Crinoline der Dame sich um den Ladentisch herum in das Hinterstübchen schob, wo er eben sein warmes Frühstück, Schweinc- rippchen, zu verzehren im Begriff stand.
„Bester Appetit, lieber Meister," sagte die Dame, „wenn man schon streng gearbeitet hat, kann man derartiges wohl vertragen. Als wir noch Equipage hielten, meinte der Geheime Oberrechnungsrath immer: darnach die Arbeit, darnach das Futter. Ich bin die Geheime Oberrechnungsrath Schellack, bester Mann, nicht von Schellack, das setzen die Leute immer so hinzu. Gnädige Frau sagte mir noch ohnlüngst der Friseur Süßmilch, gnädige Frau dürfen mir das nicht verübeln, da Sie aber immer
nur mit Adel verkehren-- bester Süßmilch, sagt ich ihm,
wir wollen nicht mehr gelten, als wir sind, und d'rum lieber Meister sagt' ich auch, nicht von Schellack." (Forts, s.)
— Michel. Warum finv aber die Schwaben sv hinterbeinig gegen Preußen und den Rordbund't Sie baden doch ein Bündniß abgeschlossen mit Preußen zum Ichutz und Trutz?
HanZ. Gerade deßwegen! Sieh, wcnn's Krieg gibt, sollen die Preußen den Schuß handhaben: im Frieden aber üben die Schwaben den Trutz aus. Sv verstehen sie das Schutz- und Trutzbündniß.
Michel. Ich glaube, ihr Trutze» wird wie alles Trutzcn nicht viel helfen.
Hans. Ich glaub's auch!
— Eine der ältesten und schönsten Eichen stand bei Neukirchen bei Seehausen in der Altmark. Sie hatte am stamme einen Umfang von 27 Fuß 4 Zoll, die schöne Krone hatte etwa 90 Fuß Durchmesser. Das Älter des Baumes wurde auf 900 Jahre geschätzt. Zum Leidwesen der weiten Umgegend, die auf den schönen Patriarchen stolz war, hat der Eigenthümer den Baum fällen lassen, weil er anfing, hohl zu werden.
Redaktion, Druck und Verlag dcr. W. G. Zaiser'schen Buchhandlung.