Hchwarzwald - Heimat

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M. .q nie i» der Geschichte der Völker war in der «Entscheidung einer Zeitenwende das Ringen um des Jahrhunderts Gestalt und das Leben der Völker ohne ernste Prüfungen und ohne schwere Krisen. Immer mutzte der ganze Einsatz erbracht aind das Letzte eingesetzt werden. Wir stehen heute einer solchen geschichtlichen Entscheidung, deren te ungeheure Entladung der nun seit füns Iah. en tobende neue, gröhere Weltkrieg ist. und wir dürfen ebensowenig erwarten, datz daS Schicksal hrns einen unverdienten Sieg schenkt, wie wir jauch nicht einen einzigen Augenblick daran zwei. Dein dürfen, datz am Ende unserer unter Opfern Wnd Schmerzen erbrachten großen Bewährung der Bieg stehen wird!

Die Krisen und Schwankungen, die kommen und Vergehen, gehören zum Ablaus einer geschichtlichen Entscheidung von solchen Ausmatzen, und sie sind t« einem höheren Sinn notwendig, um die Völ­ker bis auf den Kern ihres Wesens zu prüfen, enn bestehen wird nur und kann nur das wahr- aft würdige Volk!

So sind die Krisen und Schwankungen die Prüf, eine der Völker in ihrer großen Erprobung. Ein olk, das nicht durch die tiefste Gefahr unerschüt- jerten Mutes geschritten ist, könnte auch nicht jene letzten und tiefsten Kräfte der Tapferkeit in sich erwecken, die notwendig sind, in solcher Entschei. dungsstunde zu bestehen und den Sieg.vom uner- bittlich gerecht wägenden Schicksal zu verdienen. Eine Nation, deren höchste Tugend in allen Krisen und Schwankungen die unerschütterliche Bestän­digkeit seines Mutes, seiner Tapferkeit und seines unbeirrbaren Glaubens ist, wird immer und ewig besteben!

Der Feind rechnete nicht «it Hauptmann Rath

Das Ritterkreuz für kühne Entschlossenheit eines Schwarzwäldrrs

Schwerpunkt der Kämpfe am 23. Mai 1944 im Raum Pico-Pontecorvo, so hieß es im Wehrmacht­bericht vom 24. 5. 1944.

An Zahl überlegener Feind griff nach heftiger Artillerievorbereitung, von 20 Panzern unter

Infolge einer Störung im technischen Betrieb sind wir gezwungen, das Erscheinen unserer Schwarzwald-Wacht", die seither als Morgen­zeitung herauskam, vorübergehend auf denRach- mittagzu verlegen. Wir bitten unsere Bezieher, Welche nun verspätet in den Besitz ihres Blattes gelangen, um freundliche Nachsicht und hoffen, datz dieSchwarzwald-Wacht" in Bälde wieder in allen Gemeinden unseres Verbreitungsgebiets zur gewohnten Stunde zur Stelle sein wird.

Verlag derSchwarzwald-Wacht", GmbH Calw.

stützt, beiderseits der von Pico »ach Norden füh renden Straße an. Verbissen setzten sich dort die Grenadiere zur Wehr, aber schließlich mutzten sie doch der feindlichen Uebermacht weichen. Beson ders östlich der Straße stieß der Feind weit vor, schon hoffte er, sein nächstes Ziel, S. Giovanni, in Kürze zu erreichen. Doch er hatte die Rechnung ohne Hauptmann Rath gemacht. Dieser erkannte von seinem Gefechtsstand aus, wie die Dinge im Nachbarabschnitt standen, und entschloß sich sofort, dort einzugreifen.

Zwei Gruppen seiner württembergisch-badischen Grenadiere hat er zwar gerade nur zur Hand sein Bataillon stand ja^ selbst im Kampf aber er wußte, daß er sich auf seine Männer verlassen konnte. An ihrer Spitze warf er sich dem Feind . entgegen, drängte ihn Schritt für Schritt zurück und ritz durch sein Beispiel auch die Grenadiere im Nachbarabschnitt weiter mit vor. Nach schwe­ren Verlusten und nach Vernichtung von 4 Pan­zern mußte der Feind zurückgehen. Die entstandene Lücke wurde geschlossen, die Hauptkampflinie wie­

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der hergestellt, die Gefahr des drohenden Durch­bruchs auf S. Giovanni beseitigt.

An der Entschlossenheit und Tapferkeit des Hauptmann Rath scheiterte der Feind. Dem küh­nen, aktiven Offizier verlieh der Führer das Rit­terkreuz des Eisernen Kreuzes. Er wurde am 3. 8. 1910 in Aach, Kreis Freudenstadt, geboren; seine Ehefrau wohnt in Leonberg.

Weiterer Ausfall von Reisezügen

In Auswirkung der allgemeinen Urlaubssperre und des Wegfalls der Reisen auf Reichskleider­karte fallen ab 4. September vorläufig ungefähr 60 Schnell, und Eilzüge aus. Von dieser Ein­schränkung werden besonders folgende Strecken be­troffen: von Berlin nach Ostpreußen, Schlesien, Hamburg, München und dem Rheinland sowie vom Rheinland nach Hamburg, Mitteldeutschland und Wien, ferner von München nach Lindau und Tirol. Näheres auf den Bahnhöfen.

Ragolder Staütuachrichten

Am 6. September begeht Frau Christiane Fin - kenbeiner, Schmiedmeisterswitwe, Marktstr. 57, ihren 82. Geburtstag. Seit Jahren und Jahrzehn­ten lebt sie schon in Nagold und erfreut sich all­gemeiner Wertschätzung, namentlich bei der älte­ren Generation.

Achtet auf den Kartoffelkäfer

Da die Kartosfelkäferlarven in zwei bis drei Wochen in der Regel ausgewachsen sind und sich dann im Boden in 1020 Zentimeter Tiefe ver­puppen, um nach kurzer Zeit wieder als Jung­käser die Kartoffelstauden zu befallen, und die Käfer im Boden überwintern, muß bei der Kar­toffelernte auf dieses Ungeziefer besonders acht gegeben werden. Larven sind durch zwei schwarze Punktreihen an beiden Seiten deutlich zu erken­nen. Sie sind von roter, in ausgewachsenem Zu­stand orangeroter Farbe. Puppen, die sich nur im Boden befinden können, sind etwa einen Zenti­meter groß und fallen durch ihre orangerote Farbe auf. Funde sind in geeigneten Gefäßen sicher zu verwahren und auf dem Rathaus mit der Funk­meldung abzugeben. Zur Vernichtung übersehener Kartoffelkäfer, Larven oder Eigelege ist zu emp­fehlen, das Kartoffelkraut an Ort und Stelle zu verbrennen. Kartoffel- und Tomatenstöcke in den Hausgärten müssen von den Besitzern jeweils selbst abgesucht werden. Der regelmäßige Suchdienst entbindet niemand von der Pflicht, seine eigenen Grundstücke zu überwachen.

Unbekannte Gartenfreunde

Alle Schädlinge im Gemüsegarten müssen dauernd bekämpft werden. Dabei bedienen wir uns jedoch nicht nur mechanischer Maßnahmen und verwenden chemische Bekämpfungsmittel, son­dern wir müssen auch an unsere Gartennützlinge denken. Vor allem die Marienkäfer, die Flor­sliegen und die schneckenähnlichen Maden der Schwebfliegen sind eifrige Blattlansvertilger- Aber auch Schlupfwespenmaden haben in diesem Jahre sehr stark zur Bekämpfung der Blattlaus- Plage beigetragen. Bekannt ist auch, daß die Ma­den von Schlupfwespen und Raupenfliegen'ins­besondere in Weißlings- und Spinnerraupen

schmarotze» und Majjervermehrnngen dieser Schäd­linge zum Abklingen und Erlöschen bringen. Als Schneckenvertilger haben die Laufkäfer und Kurz­flügler eine nicht zu unterschätzende Bedeutung. Nach neueren Beobachtungen stellen diese sogar den Kartoffelkäfern und ihren Larven nach. Auch Raubwanzen können erhebliche Mengen von Schadinsekten vertilgen. Wir dürfen also nicht in den Fehler verfallen, alle Insekten als Schädlinge zu betrachten und zu vernichten, sondern wir müs­sen auch darauf bedacht sein, unsere Gartenfreunde kennenzulernen und zu schonen.

Wichtig für Mohnanbauer

Schon wiederholt wurde an dieser Stelle aus die Wichtigkeit der Erfassung von leeren Mohn­kapseln hingewiesen, da diese einen Wirkstoff ent­halten, der zur Herstellung wichtiger Arzneimittel verwendet wird. Verwertet werden Mohnkapseln, die ausgereift, trocken, gesund und von Heller Farbe sind. Einwandfreie Kapseln haben eine strohgelbe oder bläuliche Farbe und zeigen einen Horn- bis wachsartigen Glanz. Es ist gleichgültig, ob die Kapseln ganz oder zerschlagen find. Der anhängende Stengelanteil soll möglichst kurz sein. Nicht übernommen werden Kapseln, die dunkel bis schwarz anssehen, klamm, feucht, lederartig oder fleckig sind, Schimmelbildung zeigen oder muffig riechen.

Hausgehilfinnen nur für 4 Haushaltgruppen

Wie angekündigt, hat der Generalbevollmäch­tigte für den Arbeitseinsatz die totale Melde - Pflicht für Hausgehilfinnen angeord­net, um eine Bestandsaufnahme aller am 1. August 1944 noch in Haushaltungen beschäftigten Haus­gehilfinnen und -gehilfen, Hausangestellten und anderer Hausarbeitskräfte aller Art zu bekommen. Nach deren Ergebnis und den bereits bei den Ar­beitsämtern .vorhandenen Unterlagen erfolgt die Auskämmung der Haushalte auf entbehrliche Hausarbeitskräfte. Hausarbeitskräfte werden nur noch vier Gruppen von Haushalten belassen: 1. Haushalte mit mindestens drei Kindern unter 14 Jahren; 2. Haushalte, in denen die Hausfrau arbeitsunfähig krank ist oder besonders Pflege­bedürftige Personen, wie etwa Schwerversehrte, vorhanden sind; 3. Haushalte, in denen die Haus­frau voll berufstätig ist, etwa als Aerztin, als Kaufmannsfrau usw.; 4 Haushalte, in denen die Hausfrau aus anderen Gründen besonders belastet ist. In allen Fällen wird ein strenger Maßstab angelegt. In Zweifelsfällen wird die Stellung­nahme des Kreisleiters eingeholt, der sich bei der Prüfung der häuslichen Verhältnisse der Orts­gruppenleiter, der NS-Frauenschaft oder der NSV-Dienststellen bedient. Die meisten ausge­kämmten Kräfte gehen in die Rüstung. Nur wenige werden in anderen Haushalten eingesetzt, wo ein besonderer Notstand dies erfordert. Da­gegen soll das Haus- und landwirtschaftliche Pflichtjahr der schulentlassenen Mädchen beibehal- ten werden.

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MinderSbach. Dem Obergefreiten Otto Roth- fuß aus Mindersbach, z. Zt. in Italien, wurde das Kriegsvcrdienstkreuz II.Klasse mit Schwertern verliehen.

Haiterbach. Christine Schuon, geb. Heide Bauers-Witwe, vollendet am 6. 9. ihr 75. Lebens jahr. Bei guter Gesundheit verrichtet sie heute wi ehedem Hans- und Feldarbeit.

Ernte und Arbeit im Sp81fonnner»Garten

Der September ist der Erntemonat für Wiele Erzeugnisse unseres Gartens. Die Zeit des Wach­sens neigt sich langsam, aber merklich ihrem Ende zu. Da nicht selten gegen Ende September schon Nachtfröste eintreten, muß die Ernte von Tomaten, Bohnen, Gurken usw. mit Sorgfalt und rechtzeitig ausgeführt werden. Noch ein Gesichtspunkt muß uns zum Bewußtsein kommen: Wir müssen jetzt darauf bedacht sein, den augenblicklich vorhande­nen Vorrat an Gemüse und Obst als Dauerwaren haltbar zu machen; denn es folgen nun viele Mo­nate, in denen uns der Garten wenig oder nichts liefert. Also müssen wir jetzt konservieren, Marme­lade und Säfte Herstellen, ebenso Dörrprodukte.

Beim Ernten der Rüben wird der Schopf am Rnbenkopf abgeschnitten; hierauf läßt man die Schnittflächen trocknen und bewahrt die Rüben schließlich im Keller auf. Bei Schwarzwurzeln wird das Kraut einige Zentimeter lang an den Wurzeln gelassen; diese muß man sehr sorgfältig ernten, damit sie nicht brechen; sonst geht Saft Verloren. Nach dem Abräumen der Hülsenfrüchte­beete sucht man das Kraut nach etwa noch vor­handenen Schoten ab; sie werden aber in der Küche verwendet, da sie sich als Saatgut keines­wegs eignen. Das Kraut der Bohnen wird als wertvolle Gründüngung im Herbst untergegraben. Kohlstrünke dagegen müssen verbrannt werden; sie sind Träger von Schädlingen und Krankheiten (Kropfkrankheit!) und eignen sich darum auch keineswegs für den Komposthaufen. Vom Kohl erntet man nur die jeweils reifen Köpfe, damit sie nicht Platzen; was noch unreif ist, bleibt un­bedingt stehen und wird später geborgen. Tomaten bringen jetzt noch Haupterträge wie im Vormonat; nach starken Regenfällen platzen die Aepfel leicht. Blüten, die jetzt noch erscheinen, werden unter­drückt, sie bringen keine reifenden Früchte mehr. Bei Plötzlich eintretenden Frösten nimmt man die grünen Tomaten ab und legt sie zum Nachreifen in die warme Küche. Man kann auch die ganzen Pflanzen ausreißen und sie an einem warmen Ort aufhängen; es kommen dann immer noch eine größere Anzahl Früchte zur Reife. Sobald der Endiviensalat seinen normalen Ilmfang erreicht

hat, wird er partienweise zum Bleichen gebunden; gebleichte Endivien faulen sehr schnell.

Jetzt wird der Feldsalat gesät; man kann auch hier Folgesaaten machen, da auch spätere Aus­saaten noch Erfolg haben. Man wähle ein Beet, das möglichst unkroutfrei ist. Man kann auch ein Beet einige Zeit vorher saatfertig machen, ohne jedoch den Samen auszusäen; vielmehr wartet man, ob Unkrautsamen ausgeht, und beseitigt dann das Unkraut durch nochmaliges leichtes Durcharbciten. Die letzten Monatsrettiche (Eis­zapfen) werden ausgesät. Wir säen jetzt auch Spi­nat für den Frühlingsbedarf, am besten aus einem abgeernteten Kartoffelstück, das vorher nochmals durchgegraben wird. Winterkopfsalat wird nun ebenfalls ausgesät; er kann aber noch im Oktober verpflanzt werden. Er darf sich nicht zu weit ent­wickelt haben, weil er sonst im Frühjahr leichter in Samen schießt und im Winter unter der Wit­terung mehr leidet als kleine Pssanzen. Diese sol­len zum Schutz gegen kalte Winde in Rillen ver­tieft angepflanzt werden. Winterkopfsalat gedeiht nicht überall; man muß aus der Erfahrung lernen.

Sellerie sollte man jetzt alle 8 Tage jauchen. Uebcrall wird das Unkraut vernichtet, und zwar gründlich; es wird sonst im nächsten Jahr zur Plage. Unkraut, das besamt ist, darf nie auf den Komposthaufen geworfen werden; man ver­brenne es!

Noch ein Wort zum Anbau von Winterspinat! Erfolg mit Winterspinat hat man, wenn man ihn in den ersten Tagen des September aussät. So kann er sich im Herbst noch genügend entwickeln. Wenn irgend möglich, gebe man ihm eine Gabe Kali; dieses gibt den Pflanzen die nötige Winter­festigkeit. Wer frischen Stallmist auf ein solches Spinatbeet bringt, läuft Gefahr, daß ihm der Spinat fault.

Alle nicht verwertbaren Abfälle des Gartens werden auf den Komposthaufcn gebracht und lagenweise mit Kalk überstreut, damit der Kom- Poslhaufen kein Unterschlupf für Ungeziefer wird. Man vergesse auch nicht, den Komposthanfen im Herbst noch umznsetzen. 8.

Airasel kotiwsss

blovells von Heinrich von Kleist 8

Auf die befremdete Rückschrift des Roßkamms, worin dies seinen Grund habe, meldete ihm jener: daß der Junker Wenzel von Tronka mit zwei Äungherren, Hinz und Kunz von Tronka, ver­wandt sei, deren einer bei der Person des Herrn Mundschenk, der andere gar Kämmerer sei. riet ihm noch, er möchte ohne weitere Bemühun­gen bei der Rechtsinstanz seiner aus der Tronken- burg befindlichen Pferde wieder habhaft zu wer­den suchen, gab ihm zu verstehen, daß der Junker, der sich jetzt in der Hauptstadt aufhalte, seine Leute angewiesen zu haben scheine, sie ihm aus- zuliefern, und schloß mit dem Gesuch, ihn wenig- stens, falls er sich hiermit nicht beruhigen wolle, mit ferneren Aufträgen in dieser Sache zu ver­schonen.

Kohlhaas befand sich um diese Zeit gerade in Brandenburg, wo der Stadthauptmann Heinrich von Geusau, unter dessen Regierungsbezirk Kohl- haasenbrück gehörte, eben beschäftigt war, aus einem beträchtlichen Fonds, der der Stadt znge- fallen war, mehrere wohltätige Anstalten für Kranke und Arme einzurichten. Besonders war er bemüht, einen mineralischen Quell, der aus einem Dorf in der Gegend sprang und von dessen Heil- kräften man sich mehr, als die Zukunft nachher bewährte, versprach, für den Gebrauch der Brest­haften einzurichten; und da Kohlhaas ihm, wegen manchen Verkehrs, in dem er zur Zeit seines Aufenthalts am Hofe mit demselben gestanden hatte, bekannt war, so erlaubte er Hcrsen, dem Großknecht, dem ein Schmerz beim Atemholen über der Brust seit jenem schlimmen Tage auf der Tronkenburg zurückgeblieben war, die Wir­kung der kleinen, mit Dach und Einfassung ver­sehenen Heilquelle zu versuchen. Es traf sich, daß der Stadthauptmann eben am Rande des Kessels, in welchen Kohlhaas den Herse gelegt hatte, um einige Anordnungen zu treffen, als jener durch einen Boten, den ihm seine Frau nachschickte, den niederschlagenden Brief seines Rechtsgehilfen aus Dresden empfing. Der Stadthauptmann, der, während er mit dem Arzte sprach, bemerkte, daß Kohlhaas eine Träne auf den Brief, den er be­kommen und eröffnet hatte, fallen ließ, näherte sich ihm aus eine freundliche und herzliche Weise und fragte ihn, was für ein Unfall ihn betroffen; und da der Roßhändler ihm, ohne ihm zu ant­worten, den Brief überreichte, so klopfte ihm die­ser würdige Mann, dem die abscheuliche Unge­rechtigkeit, die man auf der Tronkenburg an ihm verübt hatte und an deren Folgen Herse eben, vielleicht auf die Lebenszeit, krank daniederlag, bekannt war, auf die Schulter und sagte ihm, er solle nicht mutlos sein; er werde ihm zu seiner Genugtung verhelfen.

Am Abend desselben Tages, da sich der Roßkamm seinem Befehl gemäß zu ihm aufs Schloß begeben hatte, sagte er ihm, daß er nur eine Supplik mit einer kurzen Darstellung des Vorfalls an den Kurfürsten von Brandenburg auffetzen, den Brief des Advokaten beilegen und wegen der Gewalttätigkeit, die man sich auf säch­sischem Gebiet gegen ihn erlaubt, den landesherr- lichen Schutz ausrufen möchte. Er versprach ihm, die Bittschrift unter einem anderen Paket, das schon bereit liege, in die Hände des Kurfürsten zu bringen, der seinethalber unfehlbar, wenn es die Verhältnisse zuließen, bei dem Kurfürsten von Sachsen einkommen würde; und mehr als eines solchen Schrittes bedürfe es nicht, um ihm bei dem Tribunal in Dresden den Künsten des Jun­kers und seines Anhanges zum Trotz Gerechtigkeit zu verschaffen.

Kohlhaas, lebhaft darüber erfreut, dankte dem Stadthauprmann für diesen neuen Beweis seiner Gewogenheit aufs herzlichste, sagte, es tue ihm nur leid, daß er nicht, ohne irgend Schritte in Dresden zu tun, seine Sache gleich in Berlin anhängig gemacht habe; und nachdem er in der Schreiberei des Stadtgerichts die Beschwerde ganz den Forderungen gemäß verfaßt und dem Stadt- Hauptmann übergeben hatte, kehrte er, beruhig- ter über den Ausgang seiner Geschichte als je, nach Kohlhaasenbrück zurück. Er hatte aber schon in wenig Wochen den Kummer, durch einen Gerichts- Herrn, der in Geschäften des Stadthanptmanns nach Potsdam ging, zu erfahren, daß der Kur­fürst die Supplik seinem Kanzler, dem Grafen Kallheim, übergeben habe und daß dieser nicht unmittelbar, wie es zweckmäßig schien, bei dem Hofe zu Dresden um Untersuchung und Bestra­fung der Gewalttat, sondern um vorläufige, nähere Information bei dem Junker von Tronka eingekommen sei. Der Gerichtsherr, der, vor Kohl- haasens Wohnung ini Wagen haltend, den Auf­trag zu haben schien, dem Roßhändler diese Er­öffnung zu machen, konnte ihm auf die betroffene Frage, wärum man also verfahren, keine befrie­digende Auskunft geben. Er fügte nur noch hinzu, der Stadthauptmann ließe ihm sagen, er nwchte sich in Geduld fassen, schien bedrängt, seine Reise fortzusetzen, und erst am Schluß der kurzen Un­terredung erriet Kohlhaas aus einigen hingewor- fenen Worten, daß der Graf Kallheim mit dem Hause derer von Tronka verschwägert sei.

Kohlhaas, der keine Freude mehr, weder an seiner Pferdezucht, noch an Haus und Hof, kaum an Weib und Kind hatte, durchharrte in trüber Ahndung der Zukunst den nächsten Mond; und ganz seiner Erwartung gemäß kam nach Verlauf dieser Zeit Herse, dem das Bad einige Linderung verschafft hatte, von Brandenburg zurück mit einem ein größeres Reskript begleitenden Schrei­ben des Stadthanptmanns, des Inhalts: Es tue ihm leid, daß er nichts in seiner Sache tun könne.

(Fortsetzung folgt)