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Der Schwurgerichtshof Ulm verurtheilte die ledige Dienst- magd Angelika Weber von Merklingen, O.A. Blaubeuren, wegen Kindsmords zu 10 Jahren Zuchthaus. Die Verhandlungen wur­den geheim geführt. Wenn wir nicht irren, ist die Weber jene Rabenmutter, welche ihr Kind den Schweinen vorwarf. (S.Z.)

Karlsruhe, 27. März. Der Großherzog hat dem kön. württemb. Minister der auswärtigen Angelegenheiten, Freiherrn v. Varnbüler, das Großkreuz, dem königl. württemb. Geh.-Le- gatiousrath, Frhrn. v. Soden, das Kommenthurkreuz 2. Klasse, und dem königl. württemb. Finanzrath Riecke, sowie dem königl. württemb. Hauptmann v. Brandenstcin vom 7. Jnf.-Regiment das Ritterkreuz des Ordens vom Zähringer Löwen verliehen.

(St.-A.)

Gießen, 23. März. Großes Aufsehen erregt hier eine soeben erschienene kleine Schrift des Professors Leopold Schmid: Ultramontan oder katholisch: Die religiöse Grundfrage Deutsch­lands und der Christenheit," worin der Verfasser seinen Austritt aus derspecifisch-römischcn" Kirchengemeinschaft und seinenAn­schluß" an die evangelische Kirche erklärt. EinUebertritt" in letztere wird in Abrede gestellt. (St.-A.)

Berlin, 25. März. DieKreuzztg." meldet aus Paris: der kaiserl. Generaladjutant General 'F-rossard begibt sich in ge­heimer Mission nach Luxemburg. Zahlreiche Gerüchte von einem sranzösischerseits beabsichtigten Ankauf Luxemburgs erhalten sich. (Eine Luxemburger Corresp. der Allg. Ztg. stellt den Abschluß des Geschäftes als unzweifelhaft hin.) (V.Z.)

Berlin, 26. März. DieNordd. Allg. Zeitung" bestä­tigt heute die früher gemachte Mittheilung von der bald erfol­genden Publikation der Stadtverfassung für Frankfurt a. M. Danach beruft der König den ersten Bürgermeister aus drei in Vorschlag zu bringenden Kandidaten. Der zweite Bürgermeister wird unter Vorbehalt der königl. Bestätigung gewählt. Die übrigen Stadtbehörden sollen ohne Vorbehalt gewählt werden.

Berlin, 26. März. DieBerl. Börsenz." bestätigt heute die früher gebrachte Nachricht, wonach Frankfurt a. M. der Sitz einer Oberpostdirektion bleiben soll, welche auch das ehe­malige Herzogthum Nassau umfassen wird. In Kassel wird gleichfalls eine Oberpostdirektion für das ehemalige Kurfürsten- thum Hessen errichtet.

Die preußischen Postbeamten werden vom 1. April an durcheinander geworfen wie Kartenblätter. Die aus dem Neu­preußischen werden in das Altpreußische übersetzt und rungekehrt.

Berlin, 26. März. Der Reichstag hat heute die Artikel 6 bis 10 des Verfassungsentwurfs angenommen, aber das auf ein verantwortliches Bundesministerium abzielende Amendement mit 177 gegen 86 Stimmen abgelehnt. Der Art. 11 wurde mit einem Amendement des Abgeordneten Lette, wornach Staats­verträge auch die Genehmigung des Reichstages erfordern, an­genommen; dagegen der Art. 12 mit einem Amendement des Ab­geordneten Bennigsen, welches die Vereidigung des Bundeskanz­lers verlangt, mit 127 gegen 126 Stimmen verworfen.. Von konservativer Seite wird morgen der Art. 12 in seiner ursprüng­lichen Fassung als Amendement wieder eingebracht werden.

Berlin, 27. März. Der Reichstag hat in seiner heuti­gen Sitzung die Art. 13 bis 20 der Bundesverfassung angenom­men. Der in der gestrigen Sitzung verworfene Art. 12 wurde heute als Zusatz zu Art. 16 angenommen. Ein zu diesem Ar­tikel wieder eingebrachtes Amendement Bennigsens, betreffend verantwortliche Verwaltungschess, wurde abgelehnt, nachdem Graf Bismarck dasselbe als unannehmbar und das Derfassungs- werk gefährdend erklärt hatte. Der Art. 18 erhielt den Zusatz: Der Bundeskanzler übernimmt durch seine Gegenzeichnung die Verantwortlichkeit. (Schw. V.)

Berlin, 27. März. DieProvinzial-Korrespondenz" sagt, die Veröffentlichung der preußisch-süddeutschen Allianzver­träge sei erfolgt, um dem Volk das Bewußtsein dessen zu geben, was es an Grundlagen nationaler Einigung bereits besitzt, und um die weitere Arbeit zur Vervollständigung des nationalen Auf­baues zu fördern.

Kladderadatsch meint:Das deutsche Volk sagt zudem Vcrfassungsentwurfe des Norddeutschen Reichstags, was jener Schusterjunge zu seiner Meisterin sagte: Meesterin, was sind

Sic für 'ne gute Frau! Sie schmieren mir das Butterbrot» so gut, daß man es überall ansassen kann, man macht sich die Hand nicht fettig!" Meint Kladderadatsch, daß es nicht auf die Fettseite fallen könnte?

Hannover, 24. März. Die ganze preußische Flotte, schreibt die in Geestemünde erscheinende Provinzial-Zcitung, soll bis zum 1. April so hergerichtet sein, daß sic von da ab zu je­der Stunde in See gehen kann. Dieser Befehl ist auf allen preußischen Flottcnstationen eingetroffen. In Geestemünde wird in Folge dessen an der Fertigstellung der Schiffe so eifrig gear­beitet, daß inan selbst den Sonntag zu Hilfe nimmt.

Der König von Preußen wird bis Ende Mai zur Aus­stellung in Paris erwartet.

Man darf den Luxemburger Handel noch keineswegs als eine entschiedene Sache betrachten, in die man sich mit Re­signation zu ergeben hätte. Insbesondere scheint Preußen nicht im Mindesten geneigt, mir nichts dir nichts sich aus einer wich­tigen Stellung hinauskomplimcntiren zu lassen, die es kraft eines Rechrs einnimmt. Nach dem, was heute verlautet, ist jedenfalls die Sache noch nicht in ein entscheidendes Stadium gelangt. Ein Pariser Corr. der Jndependance schreibt: die Höfe von Paris und vom Haag hätten sich zwar verständigt, aber sie hätten den Abschluß des Geschäfts von der freiwilligen Zustimmung Preu­ßens abhängig gemacht. Die preußische Regierung weigere sich aber, ihre Fahne von der Festung Luxemburg zurückzuziehen. Bismark wenigstens habe zwar seinen per­sönlichen guten Willen betheuert, aber erklärt, er müsse die Sache dem Urtheil des Norddeutsches Bundes unterstellen, was einer absoluten Weigerung gleichkomme. (S. M.)

Paris, 24. März. Die luxemburgische Frage beherrscht noch immer die politische und die Börsen-Welt. Da die letzten Mittheilungen des Grasen Bismarck über diesen Gegenstand viel an Deutlichkeit zu wünschen übrig lassen, so entwickelt sich eine ungemeine Fruchtbarkeit an Hypothesen. Schwärmerische Ge- inüther glauben an ein gutwilliges Nachgeben Preußens; andere ineinen, es sei Napoleon nur um einen Anlaß zum Krieg zu thun. Sicher ist, daß der Kaiser jetzt keinen Krieg will, und daß ihm jede etwaige Lust dazu nicht besser verleidet werden kann, als wenn die Orleanisten in ihren Hetzereien fortfahren.

Paris, 24. März. Die Ausschmückung der süddeutschen Abtheilung im Ausstellnngsgebäude rückt sehr rasch vorwärts. Doch ist auch hier nicht'daran zu denken, daß alles bis zum 1. April fertig sein werde. Die Dekoration des bayerischen und des württembergischen Raums gehört unbestreitbar zu den schön­sten. Man hat durch die Thüren der verschiedenen Abthcilungen hindurch eine sehr hübsche Perspektive. Oberbaurath Leins, der morgen hier eintreffen wird, hat in seinen Anordnungen durch­aus guten Geschmack gezeigt. Der schwäbische Stolz ließ sich's- natürlich nicht nehmen, der Welt Namen wie Liszt, Etzel, Schel- ling, Hegel, Wächter, Schick, Schiller, Uhland und Kepler zu Gemüthe zu führen. Ich bin freilich überfragt, wenn ich sagen soll, was diese Sterne Schwabens gerade in der Abtheilung für Blechwaaren machen. In anderen Abtheilungen sind an ihrer Stelle sehr hübsche allegorische Figuren von Pilgram in Stutt­gart angebracht, welche die verschiedenen Gewerbe und Wissen­schaften darstellen. Bayern hat in seiner Miniatur-Ruhmeshalle die vier Namen Merz, Reichcnbach, Frauenhofer und lltzschnei- der verherrlicht. In der preußischen Abtheilung zieht jetzt die sehr geschmackvoll angeordnete landwirthschaftliche Ausstellung die allgemeine Aufmerksamkeit an. (A. A. Z.)

London, 24. März. Die Verträge mit Süddeutschland auch der württcmbergische ist nun bekannt werden hiev mit Genugthuung ausgenommen. Die Freundschaft mit Deutsch­land steht in schönster Blüthe, und namentlich Saturday Rewiew äußert sich mit rückhaltsloser Anerkennung über die Deutschen wie über Bismarks staatsmännische Befähigung.

New-'Jork, 25. März. Im Senat wurde eine Resolu­tion eingebracht, welche erklärt: die Gerechtigkeit verlange , Jesfer- son Davis entweder vor Gericht zu stellen, oder gegen Kaution freizulaffen.

Redaktion, Druck und Verlag der G. W. Zaiser'schen Buchhandlung.