T a g e s - A e u i g k c i t e n.
Slullgark, 13. Dez. Diese Nackt ging der Präsident des K. Oberkribunals v. Bezzenberger, lebenslängliches Mitglied der Kammer der SkanbeSherre», mit Tod ab. Die letzte Arbeit dieses gelehrten Juristen, der besonders als Kriminalist eine» bedeutenden Ruf genoß, war der nun den Ständen vorliegende Entwurf einer neuen Strafprozessordnung. Präsident v. Bezzen- berger erreichte ein Alter von 72 Jahren.
Stuttgart. Hör! ig und dieLticrlen werden in der Frühe des Samstag Morgens bingerichtet.
Horb, 12. Dez. ,Es kann nicht genug gewarnt werben, das Einsteigen i» die Eil'enbabn, wenn dieselbe bereits im Gängelst, zu unterlassen. Diejenigen, welche gestern mit dem Mittagszug von Horb Stuttgart zu fuhren, mußten sich von der Gefahr, der man sich dabei anssetzk, zu ihrem anfängliche» Entsetzen überzeugen. Auf der Station Eyach wollte ei» armer, alter Zwiebel- dändler. als sich der Zug schon in Bewegung gesetzt hatte, noch cinsteigen. Passagiere und Kondukteure riefe» ihm zu, dies zu unterlasse». Unglücklicherweise war er nbelhörig. Er erwischte die Stange des Eisenbahnwagens, der Fuß verfehlte aber den Tritt, und schon wurde er eine Strecke weit geschleift. Einen Augenblick noch, und er wäre von einer Mauer und dem Wagen zerquetscht worden. In diesem letzten Augenblick faßt ihn der her- beigeeilte Kondukteur Neher an seinem armseligen Gewand, ein kräftiger Zug, und — Mide liegen mit einander auf dem Trottoir zu Boden. Thrä»^der Rührung waren der Dank des armen Mannes, als er vom ersten Schrecken sich erholt hatte und '.i dem Wagen sich nun geborgen wußte.
In Gmünd hat sich ein Weib, das auf dem Bahnzng einen Regenschirm entwendet hatte, wegen dieses Vergehens in der Rems ersäuft.
Mergentheim, 10. De;. Die Tanber-Ztg. enthält beule sine Warnung an Ouartierträgcr, in ihrer Ungeduld ihre Billete nicht an Wucherer zu verkaufen, da denselben volle Entschädigung für die preußische Einquartierung in bestimmter Aussicht stehe und es sich mit dtr Auszahlung nur noch um einige Wochen Handel» könne. Es scheint dem Blatt ein Fall vsrziifchwcben, wornach einem Ouartierträger. der 60 st. z» fordern batte, um dieser paar Wochen willen nur 27 fl. geboten worden waren.
Karlsruhe, 10. Dez. Vorgestern Abend traf der Herzog von Angnstenbnrg mit dem wiirtlcmbergischen Zuge bier ein und übernachtete im Gasthof zum Erbprinzen. Gestern Morgen reiste er wieder ab, wie wir höre», nach Baden, wo er den laufenden Winter ziiznbnngen gedenkt. iB.L.)
Darmstadl, 9. Dez. Die „Darmst. Ztg." widerlegt in einem offiziösen Artikel die Beschuldigung der preußischen ministeriellen Presse, daß von alle» Regierungen des norddeutsche» Bundes die hessische sich am säumigsten i» der Ernennung eines Kommissärs zu de» Verfassungsverhandlungcn gezeigt habe. — Ter Großherzog wird die Provinz Oberbcffen besuchen und ist bereits heute eine große Anzahl von Hoswagen nach Friedberg befördert worden, wohin sich der Großherzog morgen begibt. Die Beamten der neu erworbenen Orte werden dort ihre Aufwartung zu macken haben und wird der Großherzog ,vo» da ans auch Nauheim besuchen. ,
Der Kurfürst von Hessen wird nachträglich bei 'einem Volke beliebt und populär. Man höre folgende Geschichte. Ein Bäuerlein halte Heu nach Hanau zu fahren in den dortigen Schloß- Hof. Vor den Wagen halte eS eine abgelebte Mähre gespannt, die, als sie mit Mühe und Nold den Schloßhof erreicht hatte, ! in Folge der Uebermüdnng nicht mehr im Stande war, zu frcf- ^ sen. Der Kurfürst siehts und läßt sich sofort nach dem Pferde . und den Verhältnissen des Bäuerleins erkundigen. AlS ihm Be- ^ richt erstattet war, befahl er, dem Bäuerlein ein Pferd aus dem , kurfürstlichen Marstall zu geben, damit die alle Mähre von ihrem l, schwere!! Dienste erlöst werden könne. Dem Bauer wurden, 's noch ehe er die Stadl verlassen, für bas geschenkte Pferd 300 fl. i geboten; natürlich hütete er sich sehr wohl, die unerwartete Gabe sofort wieder loSznschlagen. >
In Zeulenroda (Reuß) mußte ein Mann aus dem Stadt- > vogteigefängniffe in bas Irrenhaus i» Roda gebracht werden. > Eines Verbrechens angeklagt, hatte er mehrere Jahre in Unter. ^ nchnngShaft gesessen, die Kleider waren ihm am Leib verfault, >
sein Körper mit Ungeziefer überfäet. Entdeckt wurde der U». glückliche Lurch den dortigen Oberpredigcr, der über ihn nach Greiz berichtete. Es wird nun untersnchk, ob der Man» geisteS- krank ins Gefängniß gebracht oder in ihm es geworden ist.
Berlin, 12. Dez. Die Beratbunge» über die Verfassung des Norddeutschen Bundes beginne» am 15. Dezember; Graf Bismalk und v. Savigny vertreten Preußen.
Berlin. 12. Dez. I» der heutige» Sitzung des Abge. ordnelenhauses erklärte vor Bewilligung' beS Bergverwaltungs» etals der Handelsminister positiv, die Regierung beabsichtige nicht, die Saarbrücker Kohlenbergwerke an eine Privatgesellschaft zu vnkaufen. — Die „Prov.-Korresp." hofft, daß die in Hannover ergriffenen Maßregeln zur Warnung dienen werden, und daß die volle Strenge unnöthig sein wird, wozu jedoch die Regierung eventuell entschlossen sei.
Wien, 9- Dez. Die Kosten der Umändernng der bisherigen Gewehre in Hinterlsdungsgewehre und die Anschaffung von 420,000 neuen Gewebre» nach dem Ramington'schen System werden ans 13,690,000 fl. veranschlagt.
Wien, 12. Dez. Die heutige Presse vernimmt, daß der Bruch zwischen der Pforte und Griechenland unvermeidlich geworden sei. Ans den jonischen Inseln herrscht bedenkliche Gäh. rund, ans Cephalonia sind schwere Ruhestörungen vorgefallen.
Der oberste Militär-Jnstizseuat in Wien bat sich in folgender Welse über Benedek ausgesprochen. ,,Der Oberfeldherr sei in keiner Weise durch böbern Einfluß gebemmt oder beirrt, er sei der ihm gestellten große» Aufgabe nicht gewachsen gewesen, in seinen Planen und Anordnungen hätten Mißgriffe statt- gesunden, die nach den Regeln der Kriegskunst nicht zu recht- fertigen gewesen; die Untersuchung habe bargethan, baß er bei allen hervorragenden Soldateutngenden nicht der geniale Feldherr sei, de» die Ereignisse gefordert. Es gebe aber kein Gesetzbuch, welches den Mangel höchster geistiger Begabung straffällig erkläre."
Pcsth, 11. Dez. In Deputtttcnkreisen sind seit gestern Gerüchte verbreitet über eine große Ministerkrisis, die Belcrcdi Mid Benst. ja das ganze System umfaßt.
Will sich die östreichische Regierung schon wieder aufs Pferd setzen's Sie macht große Pferdekänfe in Ungarn.
Das Gerücht spricht von einem Duell zwischen dem Grasen Elam-GallaS und Benedek.
Florenz, 1l. Dez. Auch eine nordamerikanischc Fregätle ist vor Civika-Vecchia erschienen.
Florenz, 12. Dez. Die Jtalie schreibt: Jeder Gedanke an eine Abreise des Papstes scheint aufgegeben. Nom ist ruhig.
Paris, 13. Dez. Der Moniteur schreibt: Nach einem Telegramm beS Generals Bazaine ans Mexiko den 3. Dez. befindet sich Maximilian noch in Mexiko, eine Entscheidung hat derselbe noch nicht getroffen. (T. d.S. M.>
Die Engländer suchen ganz Irland nach Feniers ans. Diese Feniers sind eine 'tut Jnng-Jrland, die ihre grüne Insel von England losreißen wollen. Ihr Häuptling, ein kühner, kluger Man», entkam voriges Jahr ans dem Gefängniß nach Amerika und warb dort Hunbertlaulende von Bnndesgenosfcn und nun geht die Verschwörung zwischen Irland und Amerika hin und her und wird den Engländern sehr bedenklich. Ueberall Haussuchungen »ach Leute», Waffen und Unterdrncknngsmaßregeln.
New-Jork, 1. Dez. Nach Telegrammen aus Washington ist die UniouSregiernng vollkommen befriedigt von der Absicht Napoleons, leine Truppen aus Mexiko zurückzuziehen. Sherman» wirb am 28. die Havana verlasse». Aus Mexiko bat man Nachrichten bis znm 25. Nov. Das Gepäck Maximilians ist in Vera- Cruz angekommcn. Maximilian ist in Orizaba geblieben. (S.M.)
Viersilbige Charade.
Bist du nicht, was die ersten sagen.
So bist du weder gut noch groß.
Die beiden letzten Silben tragen Des Lebens Keim in ihrem Schooß.
Das Ganze wurzelt in dem Rechte Der alten, längst vergangnen Zeit,
Und ward dem heutigen Geschlechtc Gar oft der Grund zu Zank und Streit.
Redaktion, Druck und Verlag der G. W. Zaiser'schen Buchhandlung.