ropa, lind kein Staar, der seine Selbstständigkeit sich erhalten will, darf sich dem entziehen.
Ter König vonBaier» ndet auch, fidaß Nürnberg eine rrunderschöne Stadt ist und die Nürnberger gescheidte, thätige und liebe Leute. Aus alter und »euer Zeit hat Nürnberger Kunst und Industrie Schatze aller Art aufgebäuft, daß der König kaum fertig wird, sie alle ;u sehen. Ban den berühmten Werkstätten der Industrie hat er drei besucht, die Zcltner'icke Ultramarin- fabrik, die Faber'sche Bleisiiftsabrik und die Cramer-Kletlscke Maschinenfabrik. — Die eifersüchtigen Fürther baten auch »m des Königs Besuch und rüsteten sich, aber ehe sie die Glucken läuteten und die Kanonen abschossen, war der König da, zu Pferde und nur mit einem Begleiter und überraschte den Bürgermeister in seiner Amtsstube und in den Schreibärmel». Sein erster Gang war in die Synagoge, wo ihm der alte Rabbiner am besten gefiel. Beim Heimrikt war ganz Fürth auf den Beinen und alles drängte sich, ihm die Hand zu schütteln. Der junge Fürst hat fast überschwängliche Liebe in Franken gefunden und hat sich vor- genommcn, sie zu verdiene», wen» er nach München zurückkommt.
SVcyer, 36. Nov. Verschiedenen Kalenderhändler» wurde, unter anderen die Hansirerlaubniß für den „katholischen Hjmmels- kalendcr von Dr. Jauner" ertheilt. Die k. Regierung hat nun durch Beschluß vom 24. d. mit Rücksicht auf den Inhalt dieses Kalenders, insbesondere auf die in demselben hervortrekende beleidigende und maßlose Gehässigkeit gegen andere Religionsgenos- senschasten, sich veranlaßt gesehen, diese Erlaubnis zurückzunehme» und sind die k. Bezirksämter angewiesen, sofort die Streichung des gedachten Kalenders auf den Erlaubuißscheincn zu bewirken.
Berjli», 6. Dez. (Abgeordnetenhaus.) Auf der Tagesordnung steht das Dotationsgesetz. Der Referent Staoenhagen sagt: Wir solle» heute eine» historischen Akt vollziehen, der im engsten Zusammenhänge siebt mit dem größeren historischen Akte, den unser ruhmreiches Heer vollzogen, indem es seine Sieges- laufbahn an der Donau und am Main durchschritt. Durch die Bewilligung der Dotationen wollen wir unsere Anerkennung ans- sprechni. Daß der Kronprinz und der Prinz Friedrich Karl nicht genannt worden, bedarf keiner Erlänternng; ebeino wenig, daß Graf Bismarck mit anfgeiiommen ist. Möge der Akt, den wir heute vollziehen, dem Vaterlande zu Segen und Ehre gereichen. ES fand keine Spezialdebatte statt. Der KonimiisionS. Antrag wird bei Namensaufruf mit 219 gegen 86 Stimmen angenommen. Die Fortschrittspartei, die Polen und die Katholiken stimmen dagegen. Dahlmann und Harkort enthielten sich der Abstimmung. Die Minister v. d. Heyd, Graf zu Eulcnbnrg »nd v. Selchow stimmten mit der Majorität.
Berlin, 6. Dez. Die Provinzial-Korrespondenz schreibt: Der von der preußischen Regierung entworfene BnnbeSverfaffnngs- entwurf wird in großen, feste» Zügen dahin streben, dem Be- dürfniß einheitlicher Macht und gemeinsamer nationaler Entwicklung zu entsprechen. Tic unerläßliche Verständigung der Regie, billigen ist bis zum naben Zusammentritte des Parlamentes möglichst zu fördern. Unmittelbar nach dem Schlüsse der Landtags- Session hat das preußische Volk die Abgeordneten znm Parlament zu wählen. — Hesseii-Darmstadt bat seinen hiesigen Gesandten, Hr. Hofmaiin. zum Bevollmächtigten für die Ministerkonferenz bezeichnet. Von der Absicht anderer Regierungen, ihre hiesigen Gesandten zu bezeichnen, scheint bis jetzt nichts bekannt.
Berlin, 7. Dezember. Gestern Abend beriethen die Fort- sLrittS-Partei, das linke Eentrnm und die nationale Fraktion ge. meinsam über de» Militär-Etat. Die Stimmung war überwiegend für ein der Regierung zu bewilligendes Panschquantum.
Hannover, 6. Dez. Gerüchte über Hanssiichnngeii und Verhaftungen durchschwirrte» heilte die Stadt. Gewiß ist so viel. Laß gestern Abend in den Häuser» zweier Mitglieder der calenberg- schen Ritterschaft, die sich in hervorragender Weise an de» welsi. scheu Agitationen betheiligten, des Präsidenten und Geheimenraths v. Alten und des Gutsbesitzers v. Alten-Hemmiiigen, Haussuchung gehalten wurde. Ebenso ist es Thatsache, daß ein hiesiger Kausmann, der bei allen welflischen Demonstrationen wenigstens äußerlich in den Vordergrund trat, heute Morgen von der Po- lizeibchörde in Hast genommen worden ist. Uebrigens haben die Belästigungen der Soldaten seit Publikation des (bereits mitge- »heilten) Erlasses vom 3. d. dem Anschein »ach aufgchört.
Eö heißt, Bismarck werde am Hofe in Wien energische Bor«
stellnngen gegen die „Umnieb»'" des Königs von Hannover machen.
Wien, 7. Dez. Die N. Fr. Presse schreibt: „Die Schluß. Verhandlungen de» östcrreichisch.französischen Handelsvertrages find beendigt. Die Mitglieder der französischen Kommission reisen in nächster Wo»c ab. Der Minister v. Beust gab den Kommissären ein Festmahl. Der Beginn der Wirksamkeit des Handelsvertrages ist auf den 1. Juni 1867 anbcraumt."
s Temperamente der Forstmänner.
(Fortsetzung.)
Der p hl eg ma ti sch e Forstmann ist dick, steht meist spät auf. so daß er von 36 Tagen im Monat au 26 kalten Morgen- kaffee trinkt, öffnet seine Postsachen, auch wenn 6'itissime auf dem Couvert steht, nie am Abend, um seine Nachrühe nicht zu gefährde», sondern frühestens am Morgen, nachdem die Morgen'- vseise in Brand ist, und mnß oft Ordnungsstrafen für versäume- Berichterstattung zahlen. Wenn er eine» Förster um 7 Uhr zum Rendezvous bestellt, wird derselbe gut ibun, erst um halb 9 Uhr sich eiiiznfiiidc», da er dann im beste» Falle noch eine Halde Stunde warten mnß, che der Gebieter iu, Revier mit seiner stattlichen Leibesfülle am Horizonte sichtbar wird. Gewöhnlich kommt er, wenn Jagd angesagt ist, am Ende des dritte» Treitstl)ö, und hat dann meist irgend ein Requisit, wie Pulvcrflasche oder' Sebrotbeiitel, ja einmal selbst das Gewehr vergesse». Er er» ^ weuu er mit einer Landwirthschafk gesegnet ist, stets abgeblä^^ He», da er den günstigen Zeitpnnkl der Ernte - stets stersäumb und mehrfache RegenIÜffe dazwischen kommen. Im Dienstackcr findet man eine reichliche Menge Quecken; sie sollen, so tröstet sich unser Mann, bei trockenen Jahren Len Acker vor Dürre bewahren. Tritt ein nasses Jahr aber zufällig eiu, »u». wenn erst mehr Zeit ist, deukt er, werde ich sie herauSeggeu lasse». Kurz überall kommt unser Freund zu spat, überall post t'ostum.
Ist ein solcher Mann mit einer Gefährtin ansgestattet, die rasch von Einschluß und energisch im Willen ist, dann hat diese ihre liebe Noth, namentlich i» Aurichtuilg, des MftkagStiichjö. Oft ist auch ganz umsonst gekocht, da der Gebieter bet einem benachbarten Gutsbesitzer ein Frühstück eingenommen oder wohl znin Miltagstlscke hängen geblieben ist, und die Laune der Hausfrau ist dann oft in Gefahr, von der rosensardenen Eonleur stark abznweiche». Ob die Kulturen sauber sind, ist unserem Phlegmatiker ziemlich gleich; auch scheint ihm der nicht strc .g innegehalkeiie Verband noch kein Grund znm Tadel. Ma» findet in Revieren mit Verwaltern von gedachter Tempcrauientsdisposi- tio» schlangenartig sich hiuwindende Pflaiizenreihen, schiesstehende Pflanzen, eine große »eben einem winzigen Schwächling. Sind nur die Pflanzen gesund und gut gesetzt, so denkt unser Held, aus die Nebensache kommt es nicht so streng an. Es ist dies aber ein meist nickt zutreffender Schluß, und wo äußere Sauberkeit den Eultnren fehlt, da ist gewöhnlich auch den Hauptfunda- menten des Gelingens keine Ausmcrksamkeit gewidmet. Auch das Aeußere unseres Helden entspricht seiner Gemüthsstimmung. Die UniforniSknöpfe sind entweder gar nicht oder mangelhaft geputzt, oft auch nur ein aliquoter Theil derselbe», und ma» bemerkt nicht selten, daß der znm Putzen verwendete Wiener Kalk noch auf mehreren Stellen deS grünen WaldrockeS hastet. Bart und Haare zeigen mangelnde Pflege und nach ihrer Länge und Struppigkeit zu urihcilen, darf man ans eine lang Abwesenheit von der Barbierstnbe des benachbarten KreiSstädtchens schließe».
Man findet gewöhnlich bei phlegmatischen Oberförstern im Gespann ein großes und ein kleines Pferd, ein dürres und ein dickes, oder oster zwei dürre, da die Controle über den den Hafer verkaufenden Kutscher fehlt. Der Waldwagen bat diverse Löcher in der Flechle, die Sitzkisten Mottenipuren und zerrissene Stelle», ja, wir kannten ejeneu, dessen Sitz nur in drei Riemen hing, da der vierte zerrissen war, und unser Held balancirte lieber acht Wochen ans diesen drei Riemen, als daß er den nickt ferne woh. iienden Sattler zur Heilung des Schadens requirirtc. ^ (Schluß folgt.)
Warum nennt man einen, der hingcrichtct werden soll, einen armen Sünder? — Weil noch nie ein ftcicher Sünder hingerichtet worden ist, war die Antwort.
Redaktion, Druck und Verlag der G. -W. ZLiser'fchen Buchhandlung.