Berlin. 16. Nov. Im AbgeorduetcuWlS"u5erreiUse"7?7r' FiUanzminißer eine» Gesetzeseiilwurs, betreffend Doialione» »in preußische Heerführer des letzten Kriegs. Es werden zn diesem Zweck 1'/, Mill. Tbaler eins de» Kriegsentschädigungen pfrlangt..

Am Morgen des FriedenSscsteS erschien: in dem kvnig'l. Pa­lais zu Berlin eine Bauernfrau mit einem Sack und verlangte de» König zu spreche». Als man sie bedeutete, der König lasse keine Kraue» vor, entgegnete sie, daß er mit ihr wohl eine Ans- »ahme machen werde. rLie wurde vorgelaffen. Als sie den Kö­nig sah, warf sie sich aus die Kniee. Nicht dock, Mütterchen, heute beugen wir unsere Kuiee vor Gott, der uns so gnädig ge­führt hak. Doch erzählt mir, was Euch zn mir geführt hat. Lieber Herr König, begann die Bauersfrau, zwei Söhne von mir haben den Keldzng mitgciuachk und sind frisch und gesund, heimgekebrt. Nun bringe ich unserem guten LandeSvatcr ans Dankbarkeit an dem bentigen Friedensfeste eitlen Gänsebraten und wünsche, daß er recht gut schmecken möge. Der König nahm das Geschenk an und befahl, daß der Brate» auf die Tafel komme. Er entließ darauf die Frau mit einem reichen Geschenke und trug ihr herzliche Grüße an ihre Löhne ans, die er nicht vergessen werde. An der Familicnta'fxl gab der König die Ge- schichte und die Gans zum Besten.

Köln, 14. Nov. Ter von den Astronomen bestimmt er- wartete Stcrnschnuppenschwarm ist hier vergangene Nacht bei kla­rem Himmel beobachtet worden. Fünf Stunde» lang schaffen Tausende von Raketen in langen, hellglänzende», rotb-, gelb- und violektfarbigen Streifen bunt durcheinander, sämmtlich i» der Richtung von Osten »ach Westen. Der Anblick ist wunderschön und fesselnd gewesen. Den letzten Sternschnuppensall dieser Art beobachtete man am 13. Novbr. 1833, und Alexander v. Hum­boldt hat festgestelli, daß dieses Phänomen sich alle 33 Jahre wiederholen muß, da die Erde nach Verlauf so langer Zeit im- wer wieder in den Bereich dieses Gewirdels kleiner Erdkörper gelangt. (Köln. Zig.)-

Zum warnenden Exempel wurde ein Badearzt in Schlei neu, der einer wunderschönen Patientin, aber leider verheirathc- rcu Frau eine» Kuß applizirte, V. N W. zu 100 Thlrn. Strafe verurtheilt. Eine Ohrfeige im kurzen mündlichen Verfahre» hatte er ohnehin schon dahin.

Schleswig-Holstein. Der König von Dänemark freut sich, laut feiner Thronrede bei der staktgesundenen Eröffnung deS Reichstages, bereits auf die Rückgabe Nvrdschleswigs an Däne­mark. Wir hoffen, und die Schleswiger rhuu alles Mögliche, um bei Deutschland zu bleiben, daß diese Freude eine vergebliche sein werde. Bei Preußen sind sie doch in deutschen Händen, aber wieder dänisch, nein, das wäre eine Schmach für Deutschland.

Florenz, 12. Nov. Das BlattJl Paese" veröffent­licht Folgendes: Man theilt uns aus guter Ouclle eine Nachricht mit, deren Bedeutung Jedermann klar sein wird. Sobald der letzte Franzose Civitavecchia verlassen hat, wird in Rom und in den Provinzen, die noch der päpstlichen Macht »nlerkhan sind, die Bevölkerung in der größten Ruhe zu einem Plebiszit schrei- ten, NM zu erklären, daß die Römer zum Königreich Italien mit dem konstitutionellen Scepker des Königs Victor Emanuel II. und seiner Nachkomme» gehöre» wollen.

Paris, 15. Nov. Heute ist das NamenSsest der Kaiserin; 150 Kisten mit theils riesigen Blumensträußen, Angebinde der Eingeladcnen, der Diplomaten der kaiserlichen Garde sind nach Compiegne abgegangen. Unter dem TitelDie Oberkriegs- kommisfion" bringt der Constilutiouell einen Artikel, dessen Zweck zu sein scheint, die Nation einfach ans eine Steigerung der Mi- litärlaste» vorzubereiten. Um diese» Eindruck zu verwischen, sagt diePatrie" diesen Abend, daß es sich nicht, wie gewisse Blät­ter behaupten, darum handle, das Land in ein bewaffnetes La­ger zu verwandet», sondern Frankreich zu gestatten, stets die größte Militärnation des Kontinents und die erste civilisircnde Nation der Welt zu sein.

Paris. Nach den bis jetzt ergangenen Weisungen hat der Abzug des französischen Expeditionskorps von Rom dedachemenkS« weise nach Maßgabe der Civita Vecchia verlassenden Transport- Pakelboote zu geschehen. Am 5. Dez. wird General Montebello mit seinem Stabe Rom verlassen und dann General Polhöl allein mit einer halben Brigade in der Engelsburg bis zum 15. znrück- blcibcn. An diesem Tage, Mittags um 12 Uhr, wird die fran-

Hischc' Fahne genau nach den vorgeschriebenen Ordre? von der EngelSburg Herabgenomnien, aber sofort wieder aufgezogen wer­den, und dann durch sämmtliche Kanonen des Forts mit 101

Schuß salutirt; daraus definitiv herabgcnvmmen, wird sie von

dem päpstlichen Banner ersetzt, das nnn seinerseits durch die

französischen Kanonen mit 101 Salutschuß begrüßt werben soll. Während dessen hat General PolbLs dem päpstlichen General

Kurten die Schlüssel der Eugelsbnrg zn überreiche», worauf die römisch-französische Legion von AntibeS unter Oberst d'Argy als Besatzung i» das Fort Angelo cinzieht. Es ist somit alles bis sin daS kleinste Details bereits geordnet und zwischen beide» Thei- len vereinbart; an ei» längeres Verbleibe» der Franzose» i» Rom wird mithin selbst in hiesigen militärischen Kreisen nicht mehr gedacht.

Paris. Der Kaiser und der Prinz Napoleon sind wieder die beste» Freunde. Es ist bereits abgemacht, daß der kaiserliche Prinz eine Patbcnstelle bei dem nächstens zn erwartenden neuen SprößÜug der junger« Linie übernehmen wird. Das Pferde­fleisch findet jetzt auch hier immer mehr Liebhaber. Es sind in kurzer Zeit schon 7 Pserdeschlachkereien entstanden, die durch einen von der Regierung bestellten Thierarzt überwacht werden. Sechs Etablissements beschäftigen sich ausschließlich mit der Fabrikation von Pferdeflcisch-Würsten, die indeß zur Hälfte mit Schweine­fleisch gefüllt werden. Außerdem gibt es drei Pferdefleisch-Re­staurationen, die namentlich eine gute Bouillon liefern.

London, 16. Nov. Faktisch ist der diplomatische Verkehr mit Sachsen bereits beendigt, nachdem der hiesige sächsische Ge­sandte, kürzlich, eine Urlaubsreife antretend, die Leitung der säch­sischen Geschäfte dem preußischen Botschafter, Grasen Bernstorff, übergeben hat.

London, 16. Nov. Einem Gerücht zufolge ist der Prinz Wales an einem Sturz vom Pferde gestorben. (Prinz Albert Eduard, der älteste Sohn der Königin Viktoria, ist 1841 ge- boren, vermählte sich im Mai 1863 mit Alexandra, der Tochter des Königs Christian IX. von Dänemark, und hat zwei Söhne. Wir geben diese Nachricht, die sich selbst als Gerücht gibt, »a- türlich unter allem Vorbehalt. Der Prinz befindet sich in St. Petersburg bei der Hochzeit seiner Schwägerin.) (S. M.)

In England hat man den Plan, eine Eisenbahnverbin­dung zwischen England und Frankreich mittelst eines Tunnels zwischen Calais und Dover herznstellcn.

Allerlei.

«Eine originelle Abbisite.) Nekrologisten wisse» zahllose Anektoden von dem berühmten Comiker Beckmann zu erzählen. Wir lasse» eine der gelungenere» hier folgen, die sich zu jener Zeit zukrug, zu der Beckmann noch in Berlin wirkte. Eines Tages ließ er sich von Freunden verleiten, eine» heimischen Recensenten, eine in Berlin stadtbekannte Figur, wenn wir nick irren Namens Fränkel, aus der Bühne zu persifliren und stell:, ihn in Maske und Gesten so getreu dar, daß daS Publikum am SchluffeFränkel heraus!" ries. Der Journalist klagte und Beckmann wurde verurtheilt, de» Beleidigten in dessen Wohnung vor geladene» Zeugen »m Verzeihung zu bitten. Zur bestimmte» Stunde harrte Fränkel in, Kreise seiner Familie und einer Unzahl von hierzu invibirten Verwandten und Bekannte» des ankommen- den Büßers, aber Viertelstunde um Viertelstunde schlich mit bleier­nem Schritt durch den Salon und Beckmann kam nicht. Endlich ging die Thüre auf, Beckmann steckte den Kops herein und fragte: Wohnt hier Herr Maier?"O nein, antwortete Fränkel,der wohnt daneben."Ah, daun bitt ich um Verzeihung!" sagte Beckmann, sich rasch wieder entfernend, nachdem er sich znm gro- i ßcn Aerger des Herrn Fränkel und zur schallenden Erheiterung der Anderen der ihm anterlegten Buße pünktlich entledigt hatte.

Ein Prakticus.Warum behalten Sic Ihre Cigarre immer so lange noch in der Hand, ohne sie anzuzündcn?"Ich lasse sie immer noch etwas ablager».

R ä t h s e l.

Zwei Silben Hab' ich; alle beide zeigen Dir Glieder an, di« deinem Leide eigen;

Doch hast du sie zum Ganzen erst verbunden,

So schlagen sie dem Leibe höchstens Wunden.

Redaktion, Druck und Verlag der G. W. Zaiser'schen Buchhandlung.