Rom, 27. Sept. Die Kaiser!» Charlotte von Mexiko hat sich mit großer Feierlichkeit zum Papst begebe», um ihm ihre Huldigung darzubringen.
Triest, 28. Sept. Sickere Nachricht aus Konstantinopel.- Der Marquis v. Mousticr erwiderte vor seiner Abreise einer griechischen Abordnung, die ihm eine Dankadrcffe überreicht: Die moralische und geistige Entwicklung der griechischen Nation liege Frankreich am Herze», aber die allgemeine europäische Lage gestalte ihm nicht, die revolutionären Bewegungen gegen die Türkei zu unterstützen. HT. d.S. M.)
Paris, 26. Sept. Der Bries dc§ Kaisers, welcher die Resormvorschläge für das Militärwesen in Frankreich behandelt, ist vorzeitig ins Publikum gekommen. Es werden strenge Untersuchungen darüber gesührt, wer der Berräther des Geheimnisses sei. Man sagt, Prinz Napoleon selbst habe ein Exemplar dem Hrn. Emil Girardi» übergeben.
Paris, 27. Sept. Die hiesigen Blätter beschäftigen sick sehr viel mit den Angelegenheiten Deutschlands. Dabei fehlt cS auch nicht an pikanten Vermnthungen. So will z. B. die France wissen, daß der König von Preußen den Titel „König von Preußen und Westphalen" annebmen wird, weil Hannover und Kurhessen zum ehemaligen Königreich Westphalen gehört haben. Die gelb-rothe Farbe Hannovers würde bann zu den Farben der preußischen Fahne hinzngefügt werden und ein sckwarz- weiß-orange Trikolore bilden. — Wir lassen dahin gestellt, was Wahres an dieser Nachricht ist.
Marseille, 27. Sept. Marquis de Moustier ist hier an- gekommcn und sofort nach Biarritz weiter gereist.
London, 2ck. Sept. Rom wird in den nächsten paar Monaten die Aufmerksamkeit Europas wenigstens eben so sehr be- schuftigen, wie Berlin oder Wien, Paris oder Konstantinopel. Die römische Frage scheint aber sehr innig mit der Gesundheit des Kaisers Napoleon znsammcnzuhängen, ans dessen leidendem, wo nicht gefährlichem Umstande man nirgends mehr ein Geheim- uiß macht. Die Times fürchtet, cs möchten Ereignisse eintreten, die den festen Entschluß des Kaisers, den Grundsatz der Nichteinmischung auf Rom anznwcnden, durchkreuzen könnte». A» dem Gerüchte, daß dem hl. Bater in Malta ein Aspl angebote» worden oder daß cs seine Absicht sei, Rom zu verlassen, ist nach dem Daily Telegraph kein wahres Wort. Der Telepraph siebt mit großer Zuversicht einer friedliche» und befriedigende» Lösung entgegen ; der Papst werde ruhig in Roni bleiben, seiner weltlichen Herrschaft entsagen und den Schutz der italienische» Regierung annebmen. Seine geistliche Herrschaft wird dadurch an moralischer Reinheit und Macht gewinnen, der KatholiciSmuS in eine neue glänzende Aera fallen. Tic herrliche Wandlung werde sich im Laufe des kommenden WintcrS in Rom in Gegenwart vieler Tausende von englischen Touristen vollziehen. die dem heil. Vater die hochachtungsvollsten Glückwünsche darbringen werden. Aus welche» Quellen der Telegraph seine Prophezeiung schöpft, ist schwer zu sagen. Gewiß ist iudeß, daß ei» solcher Ausgang ganz England freuen würbe mir Ausnahme der Ultramontanen und des ultraprotestantischen Advcrliser, der nichts. Geringeres als eine Art Vorspiel znm jüngsten Gericht mit Erdbeben und Sphärenmusik erwartet, damit seine Auslegung der Apokalypse nicht zu Schanden werde. — Wie man dem Globe aus Paris schreibt, beschäftigen sich die dortigen Diplomaten fast mit nichts als der orientalischen Frage. Tie Gesandten Ocstreick'S. Eng- lands und Preußens werden sich alle i» Biarritz einfinden und am Lager des kaiserl. Patienten über das Schicksal des kranken Mannes und die Forderungen seiner Doktoren und Erben Rath halten.
St. Petersburg, 26. Sept. Es geht deS Gerücht, Mu- rawieff sei keines natürlichen Todes gestorben. Er habe nämlich sogar den Großfürsten Konstantin in die Untersuchung über das Attentat gegen den Kaiser verwickeln wollen, wcßbalb er denn ans künstliche Welse ans dem Wege geschafft worden sei.
I» Iowa, einem der Nordweststaaten der Union, tauschten vor einiger Zeit zwei Männer mit ihren Weibern, und der eine gab noch 1500 Doll, in den Handel. Die Leute in der Umgegend ärgerten sich darüber und trieben den Manu, der die 1500 Doll, empfing, aus dem County. Der Manu, der die 1500 Toll, für seine eingetauschte Frau bezahlt hatte, wurde nicht belästigt und durfte bleiben.
Balduin.
iForksetzung.)
Kranhoven eilte noch einmal zur Gräfin, welche abgewendet dagestanden batte. ,,Rührt Euch denn dieser Abschied nicht, pressen Euch diele Worte nickt Thränen aus, und seid Ihr ganz unempfindlich geworden? Ist Euer Wesen denn verwandelt und bezaubert von teuflischem Einfluß? Noch ist es Zeit, sprecht ein ^ Wort der Gnade, und der Greis wird verschont!" sagte er.
. Johanna vermochte kaum mehr, sich aufrecht zu erhalten.
^ „Je mehr Ihr redet, um so fester wird mein Entschluß. Glaubt i nicht, daß ich mich gängeln lassen will durch Euren Wille»! i Flandern kann groß und glücklich werden ohne die unwürdigen ! Gaukelspiele, die Ihr ersonnen/'
In diesem Augenblicke ertönte der Schall der Armensünder- glocke znm Zeichen, daß die Hinrichtung vollzogen wurde. Der gellende, ohrzerrcißendc Ton, wie ihn die damals noch sehr unvollkommenen kleinen Glocke» hervorbrachten, traf das Ohr der Gräfin und mit einem leisen Jammerruf brach sie halbohnmächtig auf einen Stuhl zusammen.
Wilhelm von Kranhoven aber, dessen letzte Hoffnung mit diesem To» entschwand, erhob sich wie ein ernster Richter. Sein Gesicht drückte nichts ans, als die unerbittlichste Strenge. „Nun denn," sagte er, „so ist cs denn geschehen, und keine Reue schützt Euch vor den Folgen dieser Tbat. Glaubt nicht, daß die Früchte süß sein werden, die Ihr erntet. Kleinliche Selbstsucht ist die Wurzel aller dieser Vorgänge, aber indem Ihr Flanderns Wohl hinmorde» laßt, erwächst ans ihr für Euch und Euren Verbündeten das sicherste Verderben."
Johanna hörte seine letzten Worte nicht mehr. Den Kops ans den Arm gelegt, den ein vor ihr stehender Tisch stützte, hatte sie die Besinnung verloren, und sie erwachte erst wieder, als veralte Kranhoven, der sie in der tiefsten Erbitterung verlassen batte,, die Halle wieder betrat. Wie im Traume vernahm sie die Worte,, die er mit starker Stimme svrach: „Hierher Träger! Setzt Eure Last nieder!"
Von einer furchtbar schmerzhaften Ahnung durchzuckt, erhob sich Johanna rasch, um sich zu entfernen. „Bleibt!" rief Wilhelm von Kranhoven, indem er sie znrückhielt, entfernt Euch nickt, bis Jbr gesehen, wie der Himmel sich an Euch gerächt hat. Tritt näher," rief er dann seinem Sohne zu, der im Hintergründe der Halle neben einer Bahre stand, die von vier Trägern bereingetrageu wurde; „kniee nieder mein Sohn, und lege dein Schwert zu den Füßen der Gräfin."
Hugo trat näher. Er verstand seinen Vater nicht ganz, da i er noch immer der Meinung war, die Gräfin habe die verbre- cherische Leidenschaft Aldenardc'S nickt getheilt. Als der Zweikampf beendet war, und der Getödtete von den Träger» forlge- tragen werden sollte, war gerade der alte Baron Kranhoven aus der Halle getreten und hatte mit einem Blicke das Vorgefallcue überschaut. Er befahl den Trägern und Hugo, ihm zn folgen, s und führte sie nun in die Halle,,wo Johanna halb ohnmächtig verweilte.
Hugo glaubte nun, sein Vater habe die Gräfin von Al- denarde's Vcrrälherei endlich, wenn auch zn spät überzeugt. Er beugte daher seine Kniee vor ihr, legte das Schwert vor ihr nieder und sprach mit bewegter Stimme: „Zn Euren Füßen, erlauchte Herrin, lege ick bas Schwert nieder, womit cs mir vergönnt war, den Verräther an Euch und Flandern zu bestrafen."
Johanna wußte nicht, ob sic wache oder träume. Sie konnte natürlicher Weise nicht anders vermnthen, als daß anf der Bahre der LeiÄnam deS Hingerichteten Eremiten liege. Aber dieser war doch vom Henker mit dem Strange getödtet worden, und nun, kniete Hugo von Kranhoven, einer der eifrigste» Anhänger des Vernrtheilkcii, vor ihr und sagte, er habe ihn mit dem Schwerte gerichtet. Nack Fassung ringend, entgegneke sie: „Ihr, Baron Hugo, und mit dem Schwerte? Wie soll ick das verstehen? Seit wann ist es Sitte, daß man gerichtete Verbrecher hierher dringt?"
Der unerbittliche Wilhelm von Kranhoven gieug hierauf nach der Bahre und, indem er sagte: „Seht nur her, edle Gräfin, denn was Euch hier geboten wird, habt Jbr sicher nicht erwartet," deckte er die Leiche ans.
zFortsetzung folgt.)
Revattron, Druck und Vertag der G. W. Zaiser'schen Buchhandlung.