hier ein seltsamer Straßenskandal zu. Der hiesige katholische Pfarrer Frhr. v. Linde, welcher in voller Amtstrackl mit der Hostie versehen über die Straße ging, um einen Kranke» zu be- snchen, wurde von einem Arbeiter nicht gegrüßt. Hierüber er. bost, fiel der geistliche Freiherr über den Grobian her nnd ver- arbeileie ihn so sehr mit seinen Fäusten, daß dem armen Menschen das Blut bald aus Mund nnd Nase hervorschoß. Der Vorfall ist gerichilich anhängig gemacht.
M ü nchen, 5. März. Von unserem Gerichisarzt Dr. F r a n k sind dieser Tage Ratten ans Trichinen untersucht worden. Es waren ;n diesem Zwecke Rallen in der Kürasfierkaserne nnd im Schlachidausc gefangen worben. Ratten ans der Kaserne, die vorzugsweise ihre Atzung in den Fniterbebältern und unter den Krippen der Pferde den Haber anssnche», also Getreide fressen, wurden trichinensrei befunden, letztere dagegen, die fast nur Fleisch bekommen, zeigten sich voll junger nnd alter Trichinen.
München, 10. März. Tie ehrwürdige Wittwe Friedrich List's ist eben ihrem Gatten ins Grab nachgesolgk; sie hat ihn um 19 Jahre nnd einige Monate überlebt.
Dem Schriflsetzerlehrling Franz Lnkas bei Stegen in Alfeld ist aus Grund seines jüngst verfaßten nnd Lurch den Hannoverschen Thierschntzverei» heransgegebenen Merkchens „Ucber Thierschutz" aus München die von dem Prinzen Adalbert von Baicrn gestiftete Medaille übersandt worden. Der AverS trägt die Anschrift: Grausamkeit gegen die Thiere verhärtet daS Herz auch gegen die Menschen. Als Anerkennung erwiesener Humanität vom Vereine gegen Thiergnälerei in München.
In Schlegel bei Zittau hat die Tischlers-Frau Hofmann in einem Ansall von Schwcrmnth sau der sie nack jeder Enlbiii- düng stets eine Zeit lang litt) in Abwesenheit ihres ManneS ihre beiden Kinder nnd sich selbst mittelst eines Rasinnesscrs getödtct, nachdem sie in einem biiiterlassenen Zettel ihren lieben Mann, ihre Eltern nnd Geschwister um Verzeihung gebeten, daß sie ihre Kinder ,,ans Liebe mitnahm."
BevölkernngdesZollvereins. DecPrenß. Staatsanz. veröffentlicht die Ergebnisse der Zählung der Vevölkernng deS Zollvereins im Jahre 1864- Ticselbe betrug 35.887,022 Köpfe (1834 nur 23,478,120), die sich wie folgt vertheilen: Preußen mit Zubehör 19,642,954, Lnrembcrg 202,937, Baien, mit Zubehör 4,813,076, Könige. Lachsen 2,343,994, Hannover mit Zubehör 1,943,772, Württemberg 1,748,328, Baden (mit Ausschluß von Konstanz, Waldshnt und der preußischen Garnison in Rastatt) 1,426,218, Knrhcffen (mit Ausschluß von Schmalkalden) 716,889, Großh. Hessen mit Zubehör 871,889, Thüring.-Verein 1,103,530, Braunschweig mit Zubehör 268,523, Oldenburg 244,407, Nassau 468.311, Frankfurt a. M. 92,244. Die Kops- antheilc betragen 36.152,834. Tie Bevölkerung hat seit 1861 allein im Großh. Hessen abgenommen, in allen anderen Vereinsstaaten ist sie gestiegen.
> Berlin, 7. März. Von der polnische» Grenze meldet man, daß dort die nach dem Ausland sich begebenden Reisenden wieder regelmäßig untersucht werden und daß man ihnen falls sie Silber und Gold bei sich führen, dieses abnimmt nnd ihnen Papiergeld dafür gibt.
Berlin, 10. März. Das Kammergericht erkannte henke in der Anklagesache gegen Tr. May wegen MajestätSbeleidignng, in contumaciam, auf einjähriges Gesänguiß und einjährigen Ehrverlust. (Frb.Z.)
Berlin, 12. März. Der König hielt heute eine längere Confercn; mit dem Ministerpräsidenten Grafen BiSmark, dem Chef des Gcneralstabs, General v. Mollke, dem Gcneraladjn- tante» v. AlvenSleben und dem Chef des Militärkabineks, General v. Treskow ab.
Berlin, 13. März. Ter Austausch der Ratifikationen deS italienischen Handelsvertrages hat gestern Abend stattgcfundcn. Italien hat die bekannte Erklärung, betreffend die Anerkennung Italiens, zu Protokoll gegeben. (T.d. Sckw. M.)
Mark!, der ungetreue Kassier der Kreditbank in Wien, ist wegen Unterschlagungen im Betrag von 450,000 fl. zu 4jähriger schwerer Kcrkerstrafe verurtheilt worden. In der Lotterie hat er nach und nach 1,365,000 fl. eingesetzt und 914,000 fl. wieder gewonnen; sein höchster Einsatz an einem Tage war 42,000 fl.
Ans Lattaro kommt die Nachricht, daß Montenegro lebhaft zum Kriege rüste.
Bukarest, 12. März. Bo» allen Seiten wird der tapfere Prinz Alexander von Hessen (östr. Feldmarschail, geb. 1823) als künftiger Fürst von Rumänien bezeichnet. Der Prinz wird jedoch diese Krone schwerlich annehmen. Allem Anschein nach geht man mit der rumänischen Krone gerade so hausiren, wie s. Z. mit der griechischen, um schließlich eine — Kinderei zu machen.
In Paris spricht man von einem vereitelten Attentat auf das Leben Napoleons. Der Mord sollte auf dem Maskenballe des Mariueministers anSgeführk werde» und wurde eine Stunde zuvor entdeckt. Sechs Italiener solle» verhaftet sein. - -
Das Co ld st re a m - G a r d e r eg j u, e n t ist eins der schönsten in England; es ist nach Irland geschickt worden, um die Fenier im Zaum zu halten. Sein Ansmarsch ans London war ein Scandal: die Leute waren angetrunken, daß sie kaum gehen konnten und den meisten hingen nickt ein, sondern zwei Lchätz- i chen — nnd von welcher Sorte! — am Arm. i Der Mann, der zuerst die Gvldminen in Kalifornien e»t- ! deckte, ein Greis Namens Johann Sutter, befindet sich j„ Wa- ! sbington, um bei der Regierung eine Unterstützung zu erbitten.
! Die Freigebigkeit, die er stets den Amerikanern, welche in das i Goldland eingewandert kamen, erwies, soll nickt wenig dazu bei- i getragen haben, daß er blutarm geworden ist. Er ist Sckweizer j von Geburt nnd leidet an Heimweh, und dieser Mann, der so ! viele Millionen durch seine Finger wandern sab, bettelt jetzt um i eine geringe Summe, um in sein Vaterland heimkehren zu können.
^ Einige Worte über den Verkauf von Hopfeu- > stangen.
In den Körpersckafls- nnd Prjvatwaldnngen rc. des Nagold- thals werden seit einiger Zeit bedeutende Mengen von Hopsen- stangcn ec. ausgenntzt nnd in den Handel gebracht.
Ter Anshieb von Stangen in erwachsenen oder mittelmä- . ßigen Waldungen gewährt dem Wald-Eigenthümer den Vortheil:
i aus Wald-Erzeugnissen, die von de» herrschenden Stau«
i gen nnd Stämme überschirmt werden nnd dadurch im
! Schatten ibrem natürlichen Tod entgegen gehen, schöne
! Preise zu gewinnen.
Nickt selten weiden aber bei diesen AuSlänterungcn Miß; brauche getrieben und schone, »och im beiten Zuwachs stehende ! Stangen zu Hopfenstangen re. auSgenützt, wovon man sich im z Walde wie ans den Handelsplätze» nnd ans dem Transport da- ! hin täglich überzeugen kann.
! Tie wirthschaftliche Hanptregel:
dem Waldboden seine Laub- und Moosdecke nicht zu entziehen, mit andern Worten: ihm seine» natürlichen Dünger nicht zu rauben (vergl. den»Anfsatz in Nr. 131 des Gesellschafters von 1865 über Waldstrennntznng und Duiigbereituiig),
den Holzbestand so geschlossen als möglich zu erhalten, um Nadel-, Laub- nnd Dürrholz-Abfall zu fördern und dadurch die Bodenfeuchtigkeit zu fördern, mittelbar schlankwüchsiges Ban- und Nutzholz zu erziehen, .
wird vielfältig durch den Aushieb von noch mit schön grünen Nadeln nnd Laub versehenen nnd im besten Zuwachs stehenden Stangen, zum Schaden des Waldes und der Casie des Eigen- lhümers, hintangesctzt aus Verblendung für scheinbaren Gewinn, der im Augenblick der Nutzung sich barbietet.
Stangen, die von den herrschenden Bäumen übcrschirmt werden, verlieren im Schatten ihre Nadeln und Lebenskraft —> solche, die noch grünen, nickt — nnd gehören zum Hvlzbestand als lebende Pflanzen. Wenn nun Letztere zur Nutzung gebraucht werden, entstehe» Lücken im Holzbestand nnd die oben berührten Nachtheile treten ein.
Der Wald-Eigenthümer bringt nicht selten Stangen ec. zur Nutzung, aus denen er durch Vcrwerthnng pro Stück 20—24 kr. in Aussicht hat, später aber beim Eintritt der natürlichen oder kaufmännischen Haubarkeit des Waldes möglicher Weife eben so viel Gulden per Stamm als Ban- und Nutzholz lösen würde, daher nur dürre nnd dem natürlichen Tod nahe stehende Stangen ein Gegenstand-der Durchforstungen sein sollten. 6l.
Redaktion, Druck und Verlag der G. W. Zarser'schen Buchhandlung.